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Hohberg, Wolf Helmhard von: Georgica Curiosa. Bd. 2. Nürnberg, 1682.

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Des Adelichen Land- und Feld-Lebens
[Spaltenumbruch] dennoch hoch gehalten/ sonderlich wann es fett ist/ im
November/ auch im Februario und Martio; im Brach-
monat laichet er.

Noch ist eine Art von Alten oder Nörflingen/
die in der Donau gefangen werden; zu Regenspurg
nennen sie die Fischer Frauen-Fisch; in Oesterreich
[Spaltenumbruch] heisst man sie Bratfisch/ weil sie meistentheils gebraten
werden/ haben ein wolgeschmack und gesundes Fleisch/
und werden allenthalben gern gekaufft; sind zimlich
groß/ werden zu zwey/ drey und mehr Pfunden gefun-
den/ deren giebt es auch in der Teya in Unter-Oester-
reich.

Cap. LXV.
Vom Perßling und Wäxfisch.
[Spaltenumbruch]

AUsonius nennet diesen Fisch nicht unbillich Deli-
cias mensarum,
weil er der gesündesten und edle-
sten Fische einer ist/ die in unsern Wassern ge-
funden werden; er ist ein Raubfisch von zweyerley Ar-
ten/ grösser und kleiner/ die ersten werden Wäxfische/
die kleinern Schrätzen und Perßling genennet/ hat
zwar keine Zähne/ aber rauche/ und wie eine eiserne Feile
scharffe Leffzen/ hat kleine aber harte Schuppen die er
ungern lässet/ ist am Leibe fleckicht/ sein hartes Fleisch
wird auch denen mit dem Fieber beladenen/ auch den
Kindbetterinnen erlaubt. Jm Auswärts/ gegen dem
Mertzen und April/ hebt er an zu laichen/ und ist einer
von den Fischen/ der sich bald und häuffig vermehret;
mit Angeln wird er sehr gefangen; wann man ihm
Weißfischlein/ oder ein wenig von gesottenen Krebsen
anquerdert/ beisst er gern an/ im Winter mag man
die in Hönig eingemachte Regenwürmer nehmen; er
wird auch in Seegen/ Zuggarnen und Reuschen in dem
Atter-See/ das gantze Jahr durch/ gefangen; wann er
Jemanden mit seinem scharffen auf den Rucken tragen-
den Stacheln verwundet/ heilet es sehr ungern; sie ha-
ben einen sehr grossen/ aber klein körnigen/ doch guten und
zum Essen bequemen Rogen; die Leber aber ist meisten-
theils pfinnig.

[Spaltenumbruch]

Gesnerus schreibet/ daß die Fischer an dem Genfer-
See in acht genommen/ wann sie Winterszeit Wäx-
fische fangen/ daß sie/ wann sie im Garn gezogen wer-
den/ ein rothes Blätterlein zum Maul heraus hangen
haben/ welches sie zwinget/ oben auf dem Wasser zu
schwimmen/ und glauben/ es geschehe aus Zorn oder
Unmuth darum/ weil sie gefangen sind.

Rondeletius vermeynt/ ihr Fleisch sey übel und hart
zu verdäuen/ wider der meisten Medicorum Meynung/
und will/ quod glutinosi succi non sint prorsus exper-
tes,
daß sie einen zähen und laimichten Safft in sich
hätten; man glaubt auch/ daß der Hecht sein guter
Freund sey/ und seine Wunden mit seinem Anrühren
heile. Jch hielte aber davor/ er könnte wol eher von dem
Perßling verwundet werden/ sonderlich wann er mit
seinem Bauch des Perßlings Rucken berühren solle.

Wann man ihn mit dem Angel will fangen/ muß
die Schnur nächst am Hacken mit Bley belegt werden/
sonst beisst er die Schnur leichtlich ab.

Die Steine/ so sie in den Köpfen haben/ sollen für
den Nierenstein und das Seitenstechen eine bewährte
Artzney seyn.

Cap. LXVI.
Von den Prächsen.
[Spaltenumbruch]

DJe Prächsen werden an etlichen Orten Blicken
genennt/ finden sich meistens Rogner darunter/
also daß etliche geglaubt/ es sey kein Milcher dar-
unter zu finden/ und er laiche mit andern Fischen. Jm
Boden-See werden sie von 10 Pfunden gefangen/ im
Atter-See aber 4 Pfündig/ werden mit Seegen gefan-
gen und mit dem Geer gestochen/ fast das gantze Jahr
hindurch.

Rondeletius und Jonstonus nennen ihn Cyprinum
latum,
sie lieben einen laimichten Grunde/ und wer-
den auf sandichtem Boden nicht leichtlich gesehen/ sind
auch nur gern in den Flüssen/ die gemach rinnen. Es
sind zweyerley Arten; die Steinprächsen werden grös-
ser/ haben rauhe Düpfelein bey dem Kopf und über dem
Rucken. Jm Zürcher-See/ sagt Gesnerus, werden sie
allein in dem obern Theil gefangen von wegen des Grun-
des/ der weiß und letticht ist.

Jm Königreich Polen/ soll einer einen Teich mit
diesen Fischen besetzt haben; als nun einmal der Eigen-
[Spaltenumbruch] thumer im Winter fischen wollen/ habe sich nicht ein
einiger gefunden/ ob gleich mit grossem Fleiß nachge-
sucht worden/ auf nächsten Früling aber/ sollen sie alle
wieder sich haben sehen lassen. Wann sie groß sind und
gebraten werden/ gehen sie noch wol hin/ sind sonst
weich/ und bey weiten nicht so wolgeschmack/ als die
Karpfen.

Bey den Märckern haben sie in der Oder/ Warth
und andern Wassern Bratfische/ die sie Gesen/ auch
andere/ die sie Zärten nennen/ die auch eine Verwand-
schafft mit diesem Fisch zu haben scheinen. Und schrei-
bet Colerus, daß in einem Dorff bey Oderberg/ Nider-
fine genannt/ Anno 1597 im Winter auf einmal 100
Tonnen Gesen/ Güstern/ Hechten/ Bleyen/ Plötzen
und Parsen gefangen worden/ die Gesen wird für einen
der besten Bratfische gehalten/ weiß mich zu erinnern
daß ich zu Landsberg an der Warth (als ich Anno 1637
daselbst in Garnison gewesen) etlichemal davon geges-
sen habe.

Cap.

Des Adelichen Land- und Feld-Lebens
[Spaltenumbruch] dennoch hoch gehalten/ ſonderlich wann es fett iſt/ im
November/ auch im Februario und Martio; im Brach-
monat laichet er.

Noch iſt eine Art von Alten oder Noͤrflingen/
die in der Donau gefangen werden; zu Regenſpurg
nennen ſie die Fiſcher Frauen-Fiſch; in Oeſterreich
[Spaltenumbruch] heiſſt man ſie Bratfiſch/ weil ſie meiſtentheils gebraten
werden/ haben ein wolgeſchmack und geſundes Fleiſch/
und werden allenthalben gern gekaufft; ſind zimlich
groß/ werden zu zwey/ drey und mehr Pfunden gefun-
den/ deren giebt es auch in der Teya in Unter-Oeſter-
reich.

Cap. LXV.
Vom Perßling und Waͤxfiſch.
[Spaltenumbruch]

AUſonius nennet dieſen Fiſch nicht unbillich Deli-
cias menſarum,
weil er der geſuͤndeſten und edle-
ſten Fiſche einer iſt/ die in unſern Waſſern ge-
funden werden; er iſt ein Raubfiſch von zweyerley Ar-
ten/ groͤſſer und kleiner/ die erſten werden Waͤxfiſche/
die kleinern Schraͤtzen und Perßling genennet/ hat
zwar keine Zaͤhne/ aber rauche/ und wie eine eiſerne Feile
ſcharffe Leffzen/ hat kleine aber harte Schuppen die er
ungern laͤſſet/ iſt am Leibe fleckicht/ ſein hartes Fleiſch
wird auch denen mit dem Fieber beladenen/ auch den
Kindbetterinnen erlaubt. Jm Auswaͤrts/ gegen dem
Mertzen und April/ hebt er an zu laichen/ und iſt einer
von den Fiſchen/ der ſich bald und haͤuffig vermehret;
mit Angeln wird er ſehr gefangen; wann man ihm
Weißfiſchlein/ oder ein wenig von geſottenen Krebſen
anquerdert/ beiſſt er gern an/ im Winter mag man
die in Hoͤnig eingemachte Regenwuͤrmer nehmen; er
wird auch in Seegen/ Zuggarnen und Reuſchen in dem
Atter-See/ das gantze Jahr durch/ gefangen; wann er
Jemanden mit ſeinem ſcharffen auf den Rucken tragen-
den Stacheln verwundet/ heilet es ſehr ungern; ſie ha-
ben einen ſehr groſſen/ aber klein koͤrnigen/ doch guten und
zum Eſſen bequemen Rogen; die Leber aber iſt meiſten-
theils pfinnig.

[Spaltenumbruch]

Geſnerus ſchreibet/ daß die Fiſcher an dem Genfer-
See in acht genommen/ wann ſie Winterszeit Waͤx-
fiſche fangen/ daß ſie/ wann ſie im Garn gezogen wer-
den/ ein rothes Blaͤtterlein zum Maul heraus hangen
haben/ welches ſie zwinget/ oben auf dem Waſſer zu
ſchwimmen/ und glauben/ es geſchehe aus Zorn oder
Unmuth darum/ weil ſie gefangen ſind.

Rondeletius vermeynt/ ihr Fleiſch ſey uͤbel und hart
zu verdaͤuen/ wider der meiſten Medicorum Meynung/
und will/ quod glutinoſi ſucci non ſint prorſus exper-
tes,
daß ſie einen zaͤhen und laimichten Safft in ſich
haͤtten; man glaubt auch/ daß der Hecht ſein guter
Freund ſey/ und ſeine Wunden mit ſeinem Anruͤhren
heile. Jch hielte aber davor/ er koͤnnte wol eher von dem
Perßling verwundet werden/ ſonderlich wann er mit
ſeinem Bauch des Perßlings Rucken beruͤhren ſolle.

Wann man ihn mit dem Angel will fangen/ muß
die Schnur naͤchſt am Hacken mit Bley belegt werden/
ſonſt beiſſt er die Schnur leichtlich ab.

Die Steine/ ſo ſie in den Koͤpfen haben/ ſollen fuͤr
den Nierenſtein und das Seitenſtechen eine bewaͤhrte
Artzney ſeyn.

Cap. LXVI.
Von den Praͤchſen.
[Spaltenumbruch]

DJe Praͤchſen werden an etlichen Orten Blicken
genennt/ finden ſich meiſtens Rogner darunter/
alſo daß etliche geglaubt/ es ſey kein Milcher dar-
unter zu finden/ und er laiche mit andern Fiſchen. Jm
Boden-See werden ſie von 10 Pfunden gefangen/ im
Atter-See aber 4 Pfuͤndig/ werden mit Seegen gefan-
gen und mit dem Geer geſtochen/ faſt das gantze Jahr
hindurch.

Rondeletius und Jonſtonus nennen ihn Cyprinum
latum,
ſie lieben einen laimichten Grunde/ und wer-
den auf ſandichtem Boden nicht leichtlich geſehen/ ſind
auch nur gern in den Fluͤſſen/ die gemach rinnen. Es
ſind zweyerley Arten; die Steinpraͤchſen werden groͤſ-
ſer/ haben rauhe Duͤpfelein bey dem Kopf und uͤber dem
Rucken. Jm Zuͤrcher-See/ ſagt Geſnerus, werden ſie
allein in dem obern Theil gefangen von wegen des Grun-
des/ der weiß und letticht iſt.

Jm Koͤnigreich Polen/ ſoll einer einen Teich mit
dieſen Fiſchen beſetzt haben; als nun einmal der Eigen-
[Spaltenumbruch] thumer im Winter fiſchen wollen/ habe ſich nicht ein
einiger gefunden/ ob gleich mit groſſem Fleiß nachge-
ſucht worden/ auf naͤchſten Fruͤling aber/ ſollen ſie alle
wieder ſich haben ſehen laſſen. Wann ſie groß ſind und
gebraten werden/ gehen ſie noch wol hin/ ſind ſonſt
weich/ und bey weiten nicht ſo wolgeſchmack/ als die
Karpfen.

Bey den Maͤrckern haben ſie in der Oder/ Warth
und andern Waſſern Bratfiſche/ die ſie Geſen/ auch
andere/ die ſie Zaͤrten nennen/ die auch eine Verwand-
ſchafft mit dieſem Fiſch zu haben ſcheinen. Und ſchrei-
bet Colerus, daß in einem Dorff bey Oderberg/ Nider-
fine genannt/ Anno 1597 im Winter auf einmal 100
Tonnen Geſen/ Guͤſtern/ Hechten/ Bleyen/ Ploͤtzen
und Parſen gefangen worden/ die Geſen wird fuͤr einen
der beſten Bratfiſche gehalten/ weiß mich zu erinnern
daß ich zu Landsberg an der Warth (als ich Anno 1637
daſelbſt in Garniſon geweſen) etlichemal davon gegeſ-
ſen habe.

Cap.
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[506/0524] Des Adelichen Land- und Feld-Lebens dennoch hoch gehalten/ ſonderlich wann es fett iſt/ im November/ auch im Februario und Martio; im Brach- monat laichet er. Noch iſt eine Art von Alten oder Noͤrflingen/ die in der Donau gefangen werden; zu Regenſpurg nennen ſie die Fiſcher Frauen-Fiſch; in Oeſterreich heiſſt man ſie Bratfiſch/ weil ſie meiſtentheils gebraten werden/ haben ein wolgeſchmack und geſundes Fleiſch/ und werden allenthalben gern gekaufft; ſind zimlich groß/ werden zu zwey/ drey und mehr Pfunden gefun- den/ deren giebt es auch in der Teya in Unter-Oeſter- reich. Cap. LXV. Vom Perßling und Waͤxfiſch. AUſonius nennet dieſen Fiſch nicht unbillich Deli- cias menſarum, weil er der geſuͤndeſten und edle- ſten Fiſche einer iſt/ die in unſern Waſſern ge- funden werden; er iſt ein Raubfiſch von zweyerley Ar- ten/ groͤſſer und kleiner/ die erſten werden Waͤxfiſche/ die kleinern Schraͤtzen und Perßling genennet/ hat zwar keine Zaͤhne/ aber rauche/ und wie eine eiſerne Feile ſcharffe Leffzen/ hat kleine aber harte Schuppen die er ungern laͤſſet/ iſt am Leibe fleckicht/ ſein hartes Fleiſch wird auch denen mit dem Fieber beladenen/ auch den Kindbetterinnen erlaubt. Jm Auswaͤrts/ gegen dem Mertzen und April/ hebt er an zu laichen/ und iſt einer von den Fiſchen/ der ſich bald und haͤuffig vermehret; mit Angeln wird er ſehr gefangen; wann man ihm Weißfiſchlein/ oder ein wenig von geſottenen Krebſen anquerdert/ beiſſt er gern an/ im Winter mag man die in Hoͤnig eingemachte Regenwuͤrmer nehmen; er wird auch in Seegen/ Zuggarnen und Reuſchen in dem Atter-See/ das gantze Jahr durch/ gefangen; wann er Jemanden mit ſeinem ſcharffen auf den Rucken tragen- den Stacheln verwundet/ heilet es ſehr ungern; ſie ha- ben einen ſehr groſſen/ aber klein koͤrnigen/ doch guten und zum Eſſen bequemen Rogen; die Leber aber iſt meiſten- theils pfinnig. Geſnerus ſchreibet/ daß die Fiſcher an dem Genfer- See in acht genommen/ wann ſie Winterszeit Waͤx- fiſche fangen/ daß ſie/ wann ſie im Garn gezogen wer- den/ ein rothes Blaͤtterlein zum Maul heraus hangen haben/ welches ſie zwinget/ oben auf dem Waſſer zu ſchwimmen/ und glauben/ es geſchehe aus Zorn oder Unmuth darum/ weil ſie gefangen ſind. Rondeletius vermeynt/ ihr Fleiſch ſey uͤbel und hart zu verdaͤuen/ wider der meiſten Medicorum Meynung/ und will/ quod glutinoſi ſucci non ſint prorſus exper- tes, daß ſie einen zaͤhen und laimichten Safft in ſich haͤtten; man glaubt auch/ daß der Hecht ſein guter Freund ſey/ und ſeine Wunden mit ſeinem Anruͤhren heile. Jch hielte aber davor/ er koͤnnte wol eher von dem Perßling verwundet werden/ ſonderlich wann er mit ſeinem Bauch des Perßlings Rucken beruͤhren ſolle. Wann man ihn mit dem Angel will fangen/ muß die Schnur naͤchſt am Hacken mit Bley belegt werden/ ſonſt beiſſt er die Schnur leichtlich ab. Die Steine/ ſo ſie in den Koͤpfen haben/ ſollen fuͤr den Nierenſtein und das Seitenſtechen eine bewaͤhrte Artzney ſeyn. Cap. LXVI. Von den Praͤchſen. DJe Praͤchſen werden an etlichen Orten Blicken genennt/ finden ſich meiſtens Rogner darunter/ alſo daß etliche geglaubt/ es ſey kein Milcher dar- unter zu finden/ und er laiche mit andern Fiſchen. Jm Boden-See werden ſie von 10 Pfunden gefangen/ im Atter-See aber 4 Pfuͤndig/ werden mit Seegen gefan- gen und mit dem Geer geſtochen/ faſt das gantze Jahr hindurch. Rondeletius und Jonſtonus nennen ihn Cyprinum latum, ſie lieben einen laimichten Grunde/ und wer- den auf ſandichtem Boden nicht leichtlich geſehen/ ſind auch nur gern in den Fluͤſſen/ die gemach rinnen. Es ſind zweyerley Arten; die Steinpraͤchſen werden groͤſ- ſer/ haben rauhe Duͤpfelein bey dem Kopf und uͤber dem Rucken. Jm Zuͤrcher-See/ ſagt Geſnerus, werden ſie allein in dem obern Theil gefangen von wegen des Grun- des/ der weiß und letticht iſt. Jm Koͤnigreich Polen/ ſoll einer einen Teich mit dieſen Fiſchen beſetzt haben; als nun einmal der Eigen- thumer im Winter fiſchen wollen/ habe ſich nicht ein einiger gefunden/ ob gleich mit groſſem Fleiß nachge- ſucht worden/ auf naͤchſten Fruͤling aber/ ſollen ſie alle wieder ſich haben ſehen laſſen. Wann ſie groß ſind und gebraten werden/ gehen ſie noch wol hin/ ſind ſonſt weich/ und bey weiten nicht ſo wolgeſchmack/ als die Karpfen. Bey den Maͤrckern haben ſie in der Oder/ Warth und andern Waſſern Bratfiſche/ die ſie Geſen/ auch andere/ die ſie Zaͤrten nennen/ die auch eine Verwand- ſchafft mit dieſem Fiſch zu haben ſcheinen. Und ſchrei- bet Colerus, daß in einem Dorff bey Oderberg/ Nider- fine genannt/ Anno 1597 im Winter auf einmal 100 Tonnen Geſen/ Guͤſtern/ Hechten/ Bleyen/ Ploͤtzen und Parſen gefangen worden/ die Geſen wird fuͤr einen der beſten Bratfiſche gehalten/ weiß mich zu erinnern daß ich zu Landsberg an der Warth (als ich Anno 1637 daſelbſt in Garniſon geweſen) etlichemal davon gegeſ- ſen habe. Cap.

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Zitationshilfe: Hohberg, Wolf Helmhard von: Georgica Curiosa. Bd. 2. Nürnberg, 1682, S. 506. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hohberg_georgica02_1682/524>, abgerufen am 19.04.2024.