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Hohberg, Wolf Helmhard von: Georgica Curiosa. Bd. 2. Nürnberg, 1682.

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Des Adelichen Land- und Feld-Lebens
[Spaltenumbruch] weckt es die erkältete Natur/ mit rothen Wein ge-
braucht/ dienet es für die rothe Ruhr.

Jn dem Hertzen der ältern Hirschen findet sich ein
Bein/ das die Jäger Hirsch-Creutz nennen/ das soll
eine sonderbare Eigenschafft haben/ das menschliche
Hertz zu bekräfftigen und wider alle Gifft zu bewahren/
die Lebensgeister zu stärcken/ den Mutterfraysigen
Weibern zu helffen und sie fruchtbar zu machen. Jn
den jüngern Hirschen findet sich nur eine Kruspel/ die
mit der Zeit zu einem harten Bein wird.

Das Hirschhorn ist einer herrlichen und dem Gifft
widerstehenden Tugend.

Der fürtreffliche Medicus Joh. Crato sagt/ daß
das Hirschhorn/ sonderlich von einem Spißhirschen/ der
zu rechter Zeit gefällt ist/ nicht weniger kräfftig sey/ das
Hertz zu stärcken/ und alles Gifft davon abzutreiben/ als
das Einhorn/ ausser/ daß man des Hirschhorns doppelt so
viel nehmen solle/ und sagt/ er habe es selbst offt bewährt
und recht befunden/ wie Camerarius in Horis subcisi-
vis Tom. 2. c.
97. bezeuget.

Diß bestättiget auch Loys Guyon Sieur de la
Nauche, en ses diverses Lecons lib. 3 c.
6. vermeynt
aber/ das rechte Horn von einem Spißhirschen sey kräff-
tiger als das lincke/ und sagt/ wann einem Unsinnigen
von diesem Horn geschaben/ 7 Gran täglich im weissen
Wein oder Melissen-Wasser auf 20 Tage lang einge-
geben wird/ so soll es besser werden. Und welcher 9
Gran dieses Pulvers in Limoni-Syrup nüchtern früh
einnimmt/ soll denselben Tage vor aller Infection ver-
sichert seyn; sey auch ein Praeservativ vor alles Gifft/
oder wer nur das Wasser trinckt/ darinnen diß Horn
gebrannt/ 24 Stund ist geweicht worden; daselbst kan
man von mehr Tugenden finden/ die ich Kürtze halber
hier unterlasse.

Die Sultz vom Hirschhorn wird auch für eine son-
derliche Hertzstärckung gelobt und gebraucht/ wie solche
auf allerley Weise zu machen/ besehe der günstige Leser
D. Joh. Andr. Graba, in seiner Beschreibung des Hir-
schens fol. 119. &c. Anno 1668 zu Jena gedruckt/ da-
selbst man auch/ wie das Hirschhorn zur Artzney recht zu-
zurichten/ das Magisterium und Solution desselben/
das Hirschkolben-Wasser/ item die Essenz, Tincto-
ren/ Saltz/ Geist/ Oel und Salben zu machen/ und wie
sie zu gebrauchen.

Das Hirschhertz wird zu Blätzlein geschnitten/ und
ein Hertzstärckendes Wasser daraus gebrannt/ sonder-
lich wann es frisch/ noch warm und blutig genommen
wird.

Boletus oder Fungus Cervinus wird geglaubt/ er
wachse ex commixtione cervorum libidinose congre-
dientium,
und sey daher irritamentum Veneris, so
doch beedes von vielen in Zweifel gezogen wird.

Der Hirschsprung aus den hintern Füssen gepulvert/
dienet wider die rothe Ruhr mit einem bequemen Vehi-
culo
eingegeben; soll auch wider den Stein und die
Colica dienen.

Hirschenfaisch oder Schweiß/ wie es die Weid-
leute nennen/ gedörrt und klein gerieben/ 2 Unzen davon
eingenommen/ dienet wider Gifft und allerley Blutflüs-
se; wird ein Wasser und Spiritus daraus destillirt/ wie
auch eine Quinta essentia, ein Oel und Balsam zu vie-
len Kranckheiten nützlich daraus zubereitet.

Die Hirnschal wird wider die Frayß eingenommen.

[Spaltenumbruch]

Die Lung hilfft wider die Schwindsucht; gedörrt/
zu Pulver gebrannt und eingenommen/ ist es den Hart-
athmenden gesund.

Die Magenlab in den Kälbern ist gut für das Gifft/
und heilet die Schlangenbiß. Das Unschlit erquickt
die müden Glieder.

Das Koth von einem Spißhirschen gedörrt und
gepulvert/ soll ein Secretum seyn/ wider die Wasser-
sucht.

Die Hirnschal vom Hirschen/ kan man als ein An-
tidotum
und fürtreffliche Artzney wider das Gifft also
zubereiten: Nimm die Hirnschal von einem frisch-ge-
fällten Hirschen/ indem er das Geweyhe aufsetzt/ nem-
lich von Ostern an/ biß er Zincken gewinnt/ und so lang
er noch die Kolben trägt/ ist er allwege gut. Diese gan-
tze Hirnschal zerhacke klein/ laß es dörr werden/ stoß sie
in einem Mörser aufs kleineste als möglich ist/ thue es
dann in eine zinnerne Schüssel/ geuß ein wol heisses
Wasser/ das doch nicht siedend ist/ daran/ daß es einen
oder zween zwerch Finger hoch über das Pulver gehe/
rühr es durcheinander/ und laß sich das Pulver eine
Weil zu Boden setzen/ so schwimmet das Unsaubere
oben auf/ darnach seyhe dasselbe davon ab/ und nimm
des besten Rosenwassers/ so du haben magst/ geuß es auf
das Pulver in die Schüssel/ damit das Wasser dieses
Pulver bedecke/ setze es zu einem Ofen/ und laß es ein-
trocknen/ daß es gar dürr werde/ dann thue es in einen
Mörser/ stoß es wieder klein/ und fähe es durch/ wie vor/
thue es wieder in die Schüssel/ geuß abermal Rosenwas-
ser daran/ wie vorhin/ rühr es wol/ setze es wieder zum
Ofen/ und laß es dürre werden/ stoß es wieder aufs klei-
neste/ und fähe es durch/ thue es in eine saubere Büch-
sen und behalts. Darnach nimm Krebsaugen/ zerstoß
sie auf das kleineste zu Pulver/ und fähe es durch ein
Tüchlein aufs allersubtileste/ und behalts in einer ab-
sonderlichen Püchse/ und so du es gebrauchen wilt/ so
nimm eines so viel dieser zweyen Pulver/ als des andern/
mische es durcheinander/ und reib es auf einem Reib-
stein wol zusammen. Dieses Pulver ist für alles Gifft
und Vergebung/ ausgenommen des Schmergels/ Dia-
mants und Glases/ aber was von Säfften/ Kräutern/
Würmen/ und dergleichen Gifft ist/ dieses alles zwin-
get es; ist auch gut für die Würm im Leib/ für den
Schwindel/ für die fallende Sucht/ Apoplexia und das
Fieber/ prodest Menstruosis, es benimmt auch alle
Flüsse im Haubt/ reiniget das Haubt/ Gehirn/ Sinn
und Gedächtnis/ und erhält solche biß ins Alter. Man
soll es den Kindern offt eingeben/ es treibt alle Würm
und Gifft aus ihnen. Wilt du es einnehmen/ so nimm
dieses vermischten Pulvers ein halb Quintlein auf ein-
mal/ in einem Löffel voll Rosenwasser ein/ zu Abends
wann du wilt schlaffen gehen/ und ruhe darauf; und des
Morgens nimm auch so viel/ und ruhe wieder darauf/
und decke dich zimlich zu/ so kämpffet es im Leib/ und
treibt alle Würm und Gifft aus/ der Dampff gehet auf
ins Haubt/ giebt Krafft dem Hirn/ und stärcket die Ge-
dächtnis. Auch ist diß Pulver gut einzunehmen/ so Je-
mand das Fieber hat/ so mans offt einnimmt/ verzehret
es und treibt aus die Unreinigkeit/ davon sich das Fieber
sammlet/ dienet auch wider Hundes-Biß und andere
Beschädigungen gifftiger Thier; doch soll mans allezeit
in Rosenwasser einnehmen. Jst aus einem guten Au-
thore
genommen/ dessen Namen mir aber abgefallen.

Galenus

Des Adelichen Land- und Feld-Lebens
[Spaltenumbruch] weckt es die erkaͤltete Natur/ mit rothen Wein ge-
braucht/ dienet es fuͤr die rothe Ruhr.

Jn dem Hertzen der aͤltern Hirſchen findet ſich ein
Bein/ das die Jaͤger Hirſch-Creutz nennen/ das ſoll
eine ſonderbare Eigenſchafft haben/ das menſchliche
Hertz zu bekraͤfftigen und wider alle Gifft zu bewahren/
die Lebensgeiſter zu ſtaͤrcken/ den Mutterfrayſigen
Weibern zu helffen und ſie fruchtbar zu machen. Jn
den juͤngern Hirſchen findet ſich nur eine Kruſpel/ die
mit der Zeit zu einem harten Bein wird.

Das Hirſchhorn iſt einer herrlichen und dem Gifft
widerſtehenden Tugend.

Der fuͤrtreffliche Medicus Joh. Crato ſagt/ daß
das Hirſchhorn/ ſonderlich von einem Spißhirſchen/ der
zu rechter Zeit gefaͤllt iſt/ nicht weniger kraͤfftig ſey/ das
Hertz zu ſtaͤrcken/ und alles Gifft davon abzutreiben/ als
das Einhorn/ auſſer/ daß man des Hirſchhorns doppelt ſo
viel nehmen ſolle/ und ſagt/ er habe es ſelbſt offt bewaͤhrt
und recht befunden/ wie Camerarius in Horis ſubciſi-
vis Tom. 2. c.
97. bezeuget.

Diß beſtaͤttiget auch Loys Guyon Sieur de la
Nauche, en ſes diverſes Leçons lib. 3 c.
6. vermeynt
aber/ das rechte Horn von einem Spißhirſchen ſey kraͤff-
tiger als das lincke/ und ſagt/ wann einem Unſinnigen
von dieſem Horn geſchaben/ 7 Gran taͤglich im weiſſen
Wein oder Meliſſen-Waſſer auf 20 Tage lang einge-
geben wird/ ſo ſoll es beſſer werden. Und welcher 9
Gran dieſes Pulvers in Limoni-Syrup nuͤchtern fruͤh
einnimmt/ ſoll denſelben Tage vor aller Infection ver-
ſichert ſeyn; ſey auch ein Præſervativ vor alles Gifft/
oder wer nur das Waſſer trinckt/ darinnen diß Horn
gebrannt/ 24 Stund iſt geweicht worden; daſelbſt kan
man von mehr Tugenden finden/ die ich Kuͤrtze halber
hier unterlaſſe.

Die Sultz vom Hirſchhorn wird auch fuͤr eine ſon-
derliche Hertzſtaͤrckung gelobt und gebraucht/ wie ſolche
auf allerley Weiſe zu machen/ beſehe der guͤnſtige Leſer
D. Joh. Andr. Graba, in ſeiner Beſchreibung des Hir-
ſchens fol. 119. &c. Anno 1668 zu Jena gedruckt/ da-
ſelbſt man auch/ wie das Hirſchhorn zur Artzney recht zu-
zurichten/ das Magiſterium und Solution deſſelben/
das Hirſchkolben-Waſſer/ item die Eſſenz, Tincto-
ren/ Saltz/ Geiſt/ Oel und Salben zu machen/ und wie
ſie zu gebrauchen.

Das Hirſchhertz wird zu Blaͤtzlein geſchnitten/ und
ein Hertzſtaͤrckendes Waſſer daraus gebrannt/ ſonder-
lich wann es friſch/ noch warm und blutig genommen
wird.

Boletus oder Fungus Cervinus wird geglaubt/ er
wachſe ex commixtione cervorum libidinoſè congre-
dientium,
und ſey daher irritamentum Veneris, ſo
doch beedes von vielen in Zweifel gezogen wird.

Der Hirſchſprung aus den hintern Fuͤſſen gepulvert/
dienet wider die rothe Ruhr mit einem bequemen Vehi-
culo
eingegeben; ſoll auch wider den Stein und die
Colica dienen.

Hirſchenfaiſch oder Schweiß/ wie es die Weid-
leute nennen/ gedoͤrrt und klein gerieben/ 2 Unzen davon
eingenommen/ dienet wider Gifft und allerley Blutfluͤſ-
ſe; wird ein Waſſer und Spiritus daraus deſtillirt/ wie
auch eine Quinta eſſentia, ein Oel und Balſam zu vie-
len Kranckheiten nuͤtzlich daraus zubereitet.

Die Hirnſchal wird wider die Frayß eingenommen.

[Spaltenumbruch]

Die Lung hilfft wider die Schwindſucht; gedoͤrrt/
zu Pulver gebrannt und eingenommen/ iſt es den Hart-
athmenden geſund.

Die Magenlab in den Kaͤlbern iſt gut fuͤr das Gifft/
und heilet die Schlangenbiß. Das Unſchlit erquickt
die muͤden Glieder.

Das Koth von einem Spißhirſchen gedoͤrrt und
gepulvert/ ſoll ein Secretum ſeyn/ wider die Waſſer-
ſucht.

Die Hirnſchal vom Hirſchen/ kan man als ein An-
tidotum
und fuͤrtreffliche Artzney wider das Gifft alſo
zubereiten: Nimm die Hirnſchal von einem friſch-ge-
faͤllten Hirſchen/ indem er das Geweyhe aufſetzt/ nem-
lich von Oſtern an/ biß er Zincken gewinnt/ und ſo lang
er noch die Kolben traͤgt/ iſt er allwege gut. Dieſe gan-
tze Hirnſchal zerhacke klein/ laß es doͤrꝛ werden/ ſtoß ſie
in einem Moͤrſer aufs kleineſte als moͤglich iſt/ thue es
dann in eine zinnerne Schuͤſſel/ geuß ein wol heiſſes
Waſſer/ das doch nicht ſiedend iſt/ daran/ daß es einen
oder zween zwerch Finger hoch uͤber das Pulver gehe/
ruͤhr es durcheinander/ und laß ſich das Pulver eine
Weil zu Boden ſetzen/ ſo ſchwimmet das Unſaubere
oben auf/ darnach ſeyhe daſſelbe davon ab/ und nimm
des beſten Roſenwaſſers/ ſo du haben magſt/ geuß es auf
das Pulver in die Schuͤſſel/ damit das Waſſer dieſes
Pulver bedecke/ ſetze es zu einem Ofen/ und laß es ein-
trocknen/ daß es gar duͤrr werde/ dann thue es in einen
Moͤrſer/ ſtoß es wieder klein/ und faͤhe es durch/ wie vor/
thue es wieder in die Schuͤſſel/ geuß abermal Roſenwaſ-
ſer daran/ wie vorhin/ ruͤhr es wol/ ſetze es wieder zum
Ofen/ und laß es duͤrre werden/ ſtoß es wieder aufs klei-
neſte/ und faͤhe es durch/ thue es in eine ſaubere Buͤch-
ſen und behalts. Darnach nimm Krebsaugen/ zerſtoß
ſie auf das kleineſte zu Pulver/ und faͤhe es durch ein
Tuͤchlein aufs allerſubtileſte/ und behalts in einer ab-
ſonderlichen Puͤchſe/ und ſo du es gebrauchen wilt/ ſo
nimm eines ſo viel dieſer zweyen Pulver/ als des andern/
miſche es durcheinander/ und reib es auf einem Reib-
ſtein wol zuſammen. Dieſes Pulver iſt fuͤr alles Gifft
und Vergebung/ ausgenommen des Schmergels/ Dia-
mants und Glaſes/ aber was von Saͤfften/ Kraͤutern/
Wuͤrmen/ und dergleichen Gifft iſt/ dieſes alles zwin-
get es; iſt auch gut fuͤr die Wuͤrm im Leib/ fuͤr den
Schwindel/ fuͤr die fallende Sucht/ Apoplexia und das
Fieber/ prodeſt Menſtruoſis, es benimmt auch alle
Fluͤſſe im Haubt/ reiniget das Haubt/ Gehirn/ Sinn
und Gedaͤchtnis/ und erhaͤlt ſolche biß ins Alter. Man
ſoll es den Kindern offt eingeben/ es treibt alle Wuͤrm
und Gifft aus ihnen. Wilt du es einnehmen/ ſo nimm
dieſes vermiſchten Pulvers ein halb Quintlein auf ein-
mal/ in einem Loͤffel voll Roſenwaſſer ein/ zu Abends
wann du wilt ſchlaffen gehen/ und ruhe darauf; und des
Morgens nimm auch ſo viel/ und ruhe wieder darauf/
und decke dich zimlich zu/ ſo kaͤmpffet es im Leib/ und
treibt alle Wuͤrm und Gifft aus/ der Dampff gehet auf
ins Haubt/ giebt Krafft dem Hirn/ und ſtaͤrcket die Ge-
daͤchtnis. Auch iſt diß Pulver gut einzunehmen/ ſo Je-
mand das Fieber hat/ ſo mans offt einnimmt/ verzehret
es und treibt aus die Unreinigkeit/ davon ſich das Fieber
ſammlet/ dienet auch wider Hundes-Biß und andere
Beſchaͤdigungen gifftiger Thier; doch ſoll mans allezeit
in Roſenwaſſer einnehmen. Jſt aus einem guten Au-
thore
genommen/ deſſen Namen mir aber abgefallen.

Galenus
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[610/0628] Des Adelichen Land- und Feld-Lebens weckt es die erkaͤltete Natur/ mit rothen Wein ge- braucht/ dienet es fuͤr die rothe Ruhr. Jn dem Hertzen der aͤltern Hirſchen findet ſich ein Bein/ das die Jaͤger Hirſch-Creutz nennen/ das ſoll eine ſonderbare Eigenſchafft haben/ das menſchliche Hertz zu bekraͤfftigen und wider alle Gifft zu bewahren/ die Lebensgeiſter zu ſtaͤrcken/ den Mutterfrayſigen Weibern zu helffen und ſie fruchtbar zu machen. Jn den juͤngern Hirſchen findet ſich nur eine Kruſpel/ die mit der Zeit zu einem harten Bein wird. Das Hirſchhorn iſt einer herrlichen und dem Gifft widerſtehenden Tugend. Der fuͤrtreffliche Medicus Joh. Crato ſagt/ daß das Hirſchhorn/ ſonderlich von einem Spißhirſchen/ der zu rechter Zeit gefaͤllt iſt/ nicht weniger kraͤfftig ſey/ das Hertz zu ſtaͤrcken/ und alles Gifft davon abzutreiben/ als das Einhorn/ auſſer/ daß man des Hirſchhorns doppelt ſo viel nehmen ſolle/ und ſagt/ er habe es ſelbſt offt bewaͤhrt und recht befunden/ wie Camerarius in Horis ſubciſi- vis Tom. 2. c. 97. bezeuget. Diß beſtaͤttiget auch Loys Guyon Sieur de la Nauche, en ſes diverſes Leçons lib. 3 c. 6. vermeynt aber/ das rechte Horn von einem Spißhirſchen ſey kraͤff- tiger als das lincke/ und ſagt/ wann einem Unſinnigen von dieſem Horn geſchaben/ 7 Gran taͤglich im weiſſen Wein oder Meliſſen-Waſſer auf 20 Tage lang einge- geben wird/ ſo ſoll es beſſer werden. Und welcher 9 Gran dieſes Pulvers in Limoni-Syrup nuͤchtern fruͤh einnimmt/ ſoll denſelben Tage vor aller Infection ver- ſichert ſeyn; ſey auch ein Præſervativ vor alles Gifft/ oder wer nur das Waſſer trinckt/ darinnen diß Horn gebrannt/ 24 Stund iſt geweicht worden; daſelbſt kan man von mehr Tugenden finden/ die ich Kuͤrtze halber hier unterlaſſe. Die Sultz vom Hirſchhorn wird auch fuͤr eine ſon- derliche Hertzſtaͤrckung gelobt und gebraucht/ wie ſolche auf allerley Weiſe zu machen/ beſehe der guͤnſtige Leſer D. Joh. Andr. Graba, in ſeiner Beſchreibung des Hir- ſchens fol. 119. &c. Anno 1668 zu Jena gedruckt/ da- ſelbſt man auch/ wie das Hirſchhorn zur Artzney recht zu- zurichten/ das Magiſterium und Solution deſſelben/ das Hirſchkolben-Waſſer/ item die Eſſenz, Tincto- ren/ Saltz/ Geiſt/ Oel und Salben zu machen/ und wie ſie zu gebrauchen. Das Hirſchhertz wird zu Blaͤtzlein geſchnitten/ und ein Hertzſtaͤrckendes Waſſer daraus gebrannt/ ſonder- lich wann es friſch/ noch warm und blutig genommen wird. Boletus oder Fungus Cervinus wird geglaubt/ er wachſe ex commixtione cervorum libidinoſè congre- dientium, und ſey daher irritamentum Veneris, ſo doch beedes von vielen in Zweifel gezogen wird. Der Hirſchſprung aus den hintern Fuͤſſen gepulvert/ dienet wider die rothe Ruhr mit einem bequemen Vehi- culo eingegeben; ſoll auch wider den Stein und die Colica dienen. Hirſchenfaiſch oder Schweiß/ wie es die Weid- leute nennen/ gedoͤrrt und klein gerieben/ 2 Unzen davon eingenommen/ dienet wider Gifft und allerley Blutfluͤſ- ſe; wird ein Waſſer und Spiritus daraus deſtillirt/ wie auch eine Quinta eſſentia, ein Oel und Balſam zu vie- len Kranckheiten nuͤtzlich daraus zubereitet. Die Hirnſchal wird wider die Frayß eingenommen. Die Lung hilfft wider die Schwindſucht; gedoͤrrt/ zu Pulver gebrannt und eingenommen/ iſt es den Hart- athmenden geſund. Die Magenlab in den Kaͤlbern iſt gut fuͤr das Gifft/ und heilet die Schlangenbiß. Das Unſchlit erquickt die muͤden Glieder. Das Koth von einem Spißhirſchen gedoͤrrt und gepulvert/ ſoll ein Secretum ſeyn/ wider die Waſſer- ſucht. Die Hirnſchal vom Hirſchen/ kan man als ein An- tidotum und fuͤrtreffliche Artzney wider das Gifft alſo zubereiten: Nimm die Hirnſchal von einem friſch-ge- faͤllten Hirſchen/ indem er das Geweyhe aufſetzt/ nem- lich von Oſtern an/ biß er Zincken gewinnt/ und ſo lang er noch die Kolben traͤgt/ iſt er allwege gut. Dieſe gan- tze Hirnſchal zerhacke klein/ laß es doͤrꝛ werden/ ſtoß ſie in einem Moͤrſer aufs kleineſte als moͤglich iſt/ thue es dann in eine zinnerne Schuͤſſel/ geuß ein wol heiſſes Waſſer/ das doch nicht ſiedend iſt/ daran/ daß es einen oder zween zwerch Finger hoch uͤber das Pulver gehe/ ruͤhr es durcheinander/ und laß ſich das Pulver eine Weil zu Boden ſetzen/ ſo ſchwimmet das Unſaubere oben auf/ darnach ſeyhe daſſelbe davon ab/ und nimm des beſten Roſenwaſſers/ ſo du haben magſt/ geuß es auf das Pulver in die Schuͤſſel/ damit das Waſſer dieſes Pulver bedecke/ ſetze es zu einem Ofen/ und laß es ein- trocknen/ daß es gar duͤrr werde/ dann thue es in einen Moͤrſer/ ſtoß es wieder klein/ und faͤhe es durch/ wie vor/ thue es wieder in die Schuͤſſel/ geuß abermal Roſenwaſ- ſer daran/ wie vorhin/ ruͤhr es wol/ ſetze es wieder zum Ofen/ und laß es duͤrre werden/ ſtoß es wieder aufs klei- neſte/ und faͤhe es durch/ thue es in eine ſaubere Buͤch- ſen und behalts. Darnach nimm Krebsaugen/ zerſtoß ſie auf das kleineſte zu Pulver/ und faͤhe es durch ein Tuͤchlein aufs allerſubtileſte/ und behalts in einer ab- ſonderlichen Puͤchſe/ und ſo du es gebrauchen wilt/ ſo nimm eines ſo viel dieſer zweyen Pulver/ als des andern/ miſche es durcheinander/ und reib es auf einem Reib- ſtein wol zuſammen. Dieſes Pulver iſt fuͤr alles Gifft und Vergebung/ ausgenommen des Schmergels/ Dia- mants und Glaſes/ aber was von Saͤfften/ Kraͤutern/ Wuͤrmen/ und dergleichen Gifft iſt/ dieſes alles zwin- get es; iſt auch gut fuͤr die Wuͤrm im Leib/ fuͤr den Schwindel/ fuͤr die fallende Sucht/ Apoplexia und das Fieber/ prodeſt Menſtruoſis, es benimmt auch alle Fluͤſſe im Haubt/ reiniget das Haubt/ Gehirn/ Sinn und Gedaͤchtnis/ und erhaͤlt ſolche biß ins Alter. Man ſoll es den Kindern offt eingeben/ es treibt alle Wuͤrm und Gifft aus ihnen. Wilt du es einnehmen/ ſo nimm dieſes vermiſchten Pulvers ein halb Quintlein auf ein- mal/ in einem Loͤffel voll Roſenwaſſer ein/ zu Abends wann du wilt ſchlaffen gehen/ und ruhe darauf; und des Morgens nimm auch ſo viel/ und ruhe wieder darauf/ und decke dich zimlich zu/ ſo kaͤmpffet es im Leib/ und treibt alle Wuͤrm und Gifft aus/ der Dampff gehet auf ins Haubt/ giebt Krafft dem Hirn/ und ſtaͤrcket die Ge- daͤchtnis. Auch iſt diß Pulver gut einzunehmen/ ſo Je- mand das Fieber hat/ ſo mans offt einnimmt/ verzehret es und treibt aus die Unreinigkeit/ davon ſich das Fieber ſammlet/ dienet auch wider Hundes-Biß und andere Beſchaͤdigungen gifftiger Thier; doch ſoll mans allezeit in Roſenwaſſer einnehmen. Jſt aus einem guten Au- thore genommen/ deſſen Namen mir aber abgefallen. Galenus

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Zitationshilfe: Hohberg, Wolf Helmhard von: Georgica Curiosa. Bd. 2. Nürnberg, 1682, S. 610. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hohberg_georgica02_1682/628>, abgerufen am 25.04.2024.