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Hohberg, Wolf Helmhard von: Georgica Curiosa. Bd. 2. Nürnberg, 1682.

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Zwölfftes Buch/ Holtz und Weidwerck.
[Spaltenumbruch] Waffen einen Griff/ der duckt sich dann/ sonderlich
wann er recht getroffen wird/ biß die Hund an ihn kom-
men/ denn fliehet er wieder fort/ unterdessen macht der
Vogel den andern Bund/ und etwan wol auch den drit-
ten/ biß der Has getäubt/ von den Hunden gefangen
wird. Diß ist meistentheils eine Art von den edlen Fal-
cken/ und ist ein schöner Adelicher Lust dabey zu seyn und
zuzusehen.

Der Habicht aber (welches ich doch selbst nicht ge-
sehen) gehet dem Hasen nieder auf der Erden nach/
giebt ihm einen starcken Griff/ und hält ihn fest mit den
rechten Waffen/ mit der Lincken aber ergreifft er die Er-
den so starck/ daß er den Hasen erhält/ es geschiehet a-
ber auch bißweilen wol/ daß ein starcker Has den Vogel
zersprenget/ daher man den Habicht mit dem Geschühe
vor diesem Fall verhüten muß; wann ein wilder Habicht
einen Hasen dergestalt fänget/ so soll sein erste Arbeit
seyn/ daß er ihm die Augen aushacket/ dann ist er sicher/
daß er ihm nicht mehr entfliehen kan.

Das Lerchen-Fälcklein/ wiewol es eine ungereim-
te Gesellschafft scheinet zu dem Hasen-Vogel/ wegen
seines geringen und kleinen Cörpers/ so ist es doch eine
edle Falcken-Art/ und was dem Leiblein abgehet/ das
Hertz überflüssig ersetzt/ ist einbekanntes schönes Vögelein/
und hat den Menschen lieb/ wo es einen Weidmann zu
Roß oder Fuß/ oder wo es Leute siehet/ die hetzen/ reiten
und Hunde bey sich führen/ denen folget es in der Höhe/
mit hin und wieder streichen nach/ damit wann eine Ler-
che aufgejagt wird/ sie solche fangen mögen; nach der
Schwalben fliegt kein Vogel schneller/ und ist schad/
daß dieser Vogel zum Baissen so hart und fast unmög-
lich abzurichten ist; dann ob er wol bald abgetragen
wird/ des Menschen bald gewohnet/ dem Luder oder Fe-
derspiel zufleugt; auch anfangs/ wann mans in einem
Zimmer mit einem Vogel probirt/ auf die Erden sitzt/
und ihm den Raub/ wie ein Sperber/ bescheidentlich
abnehmen lässet; so wird er doch diesen Brauch im Feld
nicht behalten; und sobald er im Feld auf eine Lerchen
geworffen wird/ und solche fängt/ begiebt er sich nicht auf
die Erden/ sondern führet meistentheils den Vogel/ so
bald er ihn in der Lufft ergriffen/ auf einen Baum/ und
weicht nicht von dannen/ biß er sich gesättigt hat; oder
setzt er sich schon auf die Erden/ sobald er den Weid-
mann merckt auf etliche Schritt annähern/ erhebt er
sich von stund an mit seiner Beute/ auf einen guten wei-
ten Wege davon/ und verzehrt seine Mahlzeit/ ehe der
Weidmann darzu gelangen kan.

Aus dieser Ursach wird er in unserm Lande wenig
zum Baissen gebraucht; ist aber nichts destoweniger zum
Weidwerck nützlich/ weil ihn die Lerchen und Wachteln
erschrecklich fürchten/ absonderlich die Lerchen/ welche
sonst auch genaturt sind/ gern in der Lufft herum zu strei-
chen/ wann sie diesem Fälcklein einmal entflogen sind/
so verstecken sie sich an das nächste beste Ort/ und lassen
sich eher einen Menschen mit der Hand aufheben/ als
daß sie wieder auffliegen solten; Man hat Exempel/ daß
sie den Leuten in die Säcke/ oder wo sie eine Oeffnung ge-
funden/ eingeflogen/ ja in brennende Back-Oefen/ in
die Brönne/ daß Herr Agostino Gallo der berühmte
[Spaltenumbruch] Brescianische Edelmann in seiner 19. Giornata della
Villa
sagt/ bey ihnen sey ein Sprichwort/ das sage:
Sparaviero da gentilhuomo, Astore da pover' huo-
mo, Falcon da' Signore, e Smerlino da Re;
und
erzehlt daselbst artliche Begebenheiten/ so sich dißfalls
zugetragen haben.

Ob dieses Lerchen-Fälcklein das rechte Schmer-
lein sey/ wird von etlichen in Zweifel gezogen/ denn die
Schmerlein lassen sich auf die Rebhüner abrichten/
welches von diesen nicht leicht geschehen mag/ weil sie zu
klein sind/ und schreibt Mr. d' Esparron part. 1. de la
Fauconnerie cap.
28. daß ihn die Türcken gar auf die
Kräniche abrichten/ und lassen ihrer wol 40 auf einmal
fliegen/ sey auch dieses bey des Türckischen Kaysers
Falcknerey sehr gebräuchig. Dieser Vogel fürchtet sich
sehr für der Kälte/ darum sind sie an einem temperirten
Ort zu halten/ auch muß man ihnen im Winter die
Stange mit Hasen-Beltzen füttern.

Das Lerchen-Fälcklein wird also gefangen: Man
brämet oder blendet eine Lerche/ hängt ihr an einen Fuß
ein subtiles mit Vogelleim bestrichenes Gäblein/ oder
nur einen Spahet mit Leim bestrichen/ und so man ein
Lerchen-Fälcklein merckt herum reviren/ lässet man die
Lerchen sachte fliegen/ die gehet den geraden Wege/
(wie alle blinde Vögel thun) übersich; und diese wird
von dem Fälcklein unfehlbar ersehen/ und im Stossen
schlägt das Gäblein übersich/ und wird das Fälcklein
vom Leim gefangen/ fällt mit samt der Lerchen herab/
den Leim mag man mit Aschen/ Seiffen und warmen
Wasser wieder ausputzen.

Weil er aber nicht zum Baissen gebraucht wird/ hat
es wenig zu bedeuten/ dann man führt ihn nur auf der
Hand/ geht oder reitet mit einem Hund ins Feld/ und
wann der Hund eine Lerche oder Wachtel auftreibet/ hat
man acht auf den Fall/ lässt das Fälcklein auf der Hand
flattern/ so wird der furchtsame Vogel gewiß nicht auf-
stehen/ und den kan man hernach mit dem Tyraß über-
ziehen.

Jch habe gesehen von Herrn Grafen Ott Friedri-
chen von Harrach/ damals Obristen über ein Regiment
zu Fuß/ einem freundlichen und leutseligen Herrn/ daß
er offtermals also mit einem Lerchen-Fälcklein und
Hund ins Feld geritten/ und wann der Hund eine
Wachtel oder Lerchen aufgetrieben/ und man zu dem
Fall kommen/ und das Fälcklein geschwungen hat/ da
hat einer zu Pferde ein von grüner Seiden gestricktes
Netzlein mit weiten Mäschen (wie man die Klebgärnlein
strickt) etwan ein Klaffter lang und breit/ an einem
langen Stecken geführt/ und den Vogel/ der in einer
Furch/ oder zwischen den Erdschrollen unbeweglich ge-
legen/ damit bedeckt/ wann sich der Vogel angerührt
empfunden/ und aufstehen wollen/ hat er sich in dem sub-
tilen Gärnlein alsobald verwickelt; ist er aber (aus
Furcht des Fälckleins) liegen blieben/ hat ihn einer mit
der Hand gefangen und aufgehoben. Jch habe auch
von andern gesehen/ sie auf solche Weise/ mit einer/ an
einem Stänglein angemachten Leim-Spindel also fan-
gen/ weil aber der Leim ein unsauber anhängiges Ding
ist/ ist es besser mit dem Fähnlein.

Cap.
O o o o

Zwoͤlfftes Buch/ Holtz und Weidwerck.
[Spaltenumbruch] Waffen einen Griff/ der duckt ſich dann/ ſonderlich
wann er recht getroffen wird/ biß die Hund an ihn kom-
men/ denn fliehet er wieder fort/ unterdeſſen macht der
Vogel den andern Bund/ und etwan wol auch den drit-
ten/ biß der Has getaͤubt/ von den Hunden gefangen
wird. Diß iſt meiſtentheils eine Art von den edlen Fal-
cken/ und iſt ein ſchoͤner Adelicher Luſt dabey zu ſeyn und
zuzuſehen.

Der Habicht aber (welches ich doch ſelbſt nicht ge-
ſehen) gehet dem Haſen nieder auf der Erden nach/
giebt ihm einen ſtarcken Griff/ und haͤlt ihn feſt mit den
rechten Waffen/ mit der Lincken aber ergreifft er die Er-
den ſo ſtarck/ daß er den Haſen erhaͤlt/ es geſchiehet a-
ber auch bißweilen wol/ daß ein ſtarcker Has den Vogel
zerſprenget/ daher man den Habicht mit dem Geſchuͤhe
vor dieſem Fall verhuͤten muß; wann ein wilder Habicht
einen Haſen dergeſtalt faͤnget/ ſo ſoll ſein erſte Arbeit
ſeyn/ daß er ihm die Augen aushacket/ dann iſt er ſicher/
daß er ihm nicht mehr entfliehen kan.

Das Lerchen-Faͤlcklein/ wiewol es eine ungereim-
te Geſellſchafft ſcheinet zu dem Haſen-Vogel/ wegen
ſeines geringen und kleinen Coͤrpers/ ſo iſt es doch eine
edle Falcken-Art/ und was dem Leiblein abgehet/ das
Heꝛtz uͤberfluͤſſig erſetzt/ iſt einbekañtes ſchoͤnes Voͤgelein/
und hat den Menſchen lieb/ wo es einen Weidmann zu
Roß oder Fuß/ oder wo es Leute ſiehet/ die hetzen/ reiten
und Hunde bey ſich fuͤhren/ denen folget es in der Hoͤhe/
mit hin und wieder ſtreichen nach/ damit wann eine Ler-
che aufgejagt wird/ ſie ſolche fangen moͤgen; nach der
Schwalben fliegt kein Vogel ſchneller/ und iſt ſchad/
daß dieſer Vogel zum Baiſſen ſo hart und faſt unmoͤg-
lich abzurichten iſt; dann ob er wol bald abgetragen
wird/ des Menſchen bald gewohnet/ dem Luder oder Fe-
derſpiel zufleugt; auch anfangs/ wann mans in einem
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und ihm den Raub/ wie ein Sperber/ beſcheidentlich
abnehmen laͤſſet; ſo wird er doch dieſen Brauch im Feld
nicht behalten; und ſobald er im Feld auf eine Lerchen
geworffen wird/ und ſolche faͤngt/ begiebt er ſich nicht auf
die Erden/ ſondern fuͤhret meiſtentheils den Vogel/ ſo
bald er ihn in der Lufft ergriffen/ auf einen Baum/ und
weicht nicht von dannen/ biß er ſich geſaͤttigt hat; oder
ſetzt er ſich ſchon auf die Erden/ ſobald er den Weid-
mann merckt auf etliche Schritt annaͤhern/ erhebt er
ſich von ſtund an mit ſeiner Beute/ auf einen guten wei-
ten Wege davon/ und verzehrt ſeine Mahlzeit/ ehe der
Weidmann darzu gelangen kan.

Aus dieſer Urſach wird er in unſerm Lande wenig
zum Baiſſen gebraucht; iſt aber nichts deſtoweniger zum
Weidwerck nuͤtzlich/ weil ihn die Lerchen und Wachteln
erſchrecklich fuͤrchten/ abſonderlich die Lerchen/ welche
ſonſt auch genaturt ſind/ gern in der Lufft herum zu ſtrei-
chen/ wann ſie dieſem Faͤlcklein einmal entflogen ſind/
ſo verſtecken ſie ſich an das naͤchſte beſte Ort/ und laſſen
ſich eher einen Menſchen mit der Hand aufheben/ als
daß ſie wieder auffliegen ſolten; Man hat Exempel/ daß
ſie den Leuten in die Saͤcke/ oder wo ſie eine Oeffnung ge-
funden/ eingeflogen/ ja in brennende Back-Oefen/ in
die Broͤnne/ daß Herr Agoſtino Gallo der beruͤhmte
[Spaltenumbruch] Breſcianiſche Edelmann in ſeiner 19. Giornata della
Villa
ſagt/ bey ihnen ſey ein Sprichwort/ das ſage:
Sparaviero da gentilhuomo, Aſtore da pover’ huo-
mo, Falcon da’ Signore, e Smerlino da Rè;
und
erzehlt daſelbſt artliche Begebenheiten/ ſo ſich dißfalls
zugetragen haben.

Ob dieſes Lerchen-Faͤlcklein das rechte Schmer-
lein ſey/ wird von etlichen in Zweifel gezogen/ denn die
Schmerlein laſſen ſich auf die Rebhuͤner abrichten/
welches von dieſen nicht leicht geſchehen mag/ weil ſie zu
klein ſind/ und ſchreibt Mr. d’ Eſparron part. 1. de la
Fauconnerie cap.
28. daß ihn die Tuͤrcken gar auf die
Kraͤniche abrichten/ und laſſen ihrer wol 40 auf einmal
fliegen/ ſey auch dieſes bey des Tuͤrckiſchen Kayſers
Falcknerey ſehr gebraͤuchig. Dieſer Vogel fuͤrchtet ſich
ſehr fuͤr der Kaͤlte/ darum ſind ſie an einem temperirten
Ort zu halten/ auch muß man ihnen im Winter die
Stange mit Haſen-Beltzen fuͤttern.

Das Lerchen-Faͤlcklein wird alſo gefangen: Man
braͤmet oder blendet eine Lerche/ haͤngt ihr an einen Fuß
ein ſubtiles mit Vogelleim beſtrichenes Gaͤblein/ oder
nur einen Spahet mit Leim beſtrichen/ und ſo man ein
Lerchen-Faͤlcklein merckt herum reviren/ laͤſſet man die
Lerchen ſachte fliegen/ die gehet den geraden Wege/
(wie alle blinde Voͤgel thun) uͤberſich; und dieſe wird
von dem Faͤlcklein unfehlbar erſehen/ und im Stoſſen
ſchlaͤgt das Gaͤblein uͤberſich/ und wird das Faͤlcklein
vom Leim gefangen/ faͤllt mit ſamt der Lerchen herab/
den Leim mag man mit Aſchen/ Seiffen und warmen
Waſſer wieder ausputzen.

Weil er aber nicht zum Baiſſen gebraucht wird/ hat
es wenig zu bedeuten/ dann man fuͤhrt ihn nur auf der
Hand/ geht oder reitet mit einem Hund ins Feld/ und
wann der Hund eine Lerche oder Wachtel auftreibet/ hat
man acht auf den Fall/ laͤſſt das Faͤlcklein auf der Hand
flattern/ ſo wird der furchtſame Vogel gewiß nicht auf-
ſtehen/ und den kan man hernach mit dem Tyraß uͤber-
ziehen.

Jch habe geſehen von Herꝛn Grafen Ott Friedri-
chen von Harrach/ damals Obriſten uͤber ein Regiment
zu Fuß/ einem freundlichen und leutſeligen Herrn/ daß
er offtermals alſo mit einem Lerchen-Faͤlcklein und
Hund ins Feld geritten/ und wann der Hund eine
Wachtel oder Lerchen aufgetrieben/ und man zu dem
Fall kommen/ und das Faͤlcklein geſchwungen hat/ da
hat einer zu Pferde ein von gruͤner Seiden geſtricktes
Netzlein mit weiten Maͤſchen (wie man die Klebgaͤrnlein
ſtrickt) etwan ein Klaffter lang und breit/ an einem
langen Stecken gefuͤhrt/ und den Vogel/ der in einer
Furch/ oder zwiſchen den Erdſchrollen unbeweglich ge-
legen/ damit bedeckt/ wann ſich der Vogel angeruͤhrt
empfunden/ und aufſtehen wollen/ hat er ſich in dem ſub-
tilen Gaͤrnlein alſobald verwickelt; iſt er aber (aus
Furcht des Faͤlckleins) liegen blieben/ hat ihn einer mit
der Hand gefangen und aufgehoben. Jch habe auch
von andern geſehen/ ſie auf ſolche Weiſe/ mit einer/ an
einem Staͤnglein angemachten Leim-Spindel alſo fan-
gen/ weil aber der Leim ein unſauber anhaͤngiges Ding
iſt/ iſt es beſſer mit dem Faͤhnlein.

Cap.
O o o o
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[657/0675] Zwoͤlfftes Buch/ Holtz und Weidwerck. Waffen einen Griff/ der duckt ſich dann/ ſonderlich wann er recht getroffen wird/ biß die Hund an ihn kom- men/ denn fliehet er wieder fort/ unterdeſſen macht der Vogel den andern Bund/ und etwan wol auch den drit- ten/ biß der Has getaͤubt/ von den Hunden gefangen wird. Diß iſt meiſtentheils eine Art von den edlen Fal- cken/ und iſt ein ſchoͤner Adelicher Luſt dabey zu ſeyn und zuzuſehen. Der Habicht aber (welches ich doch ſelbſt nicht ge- ſehen) gehet dem Haſen nieder auf der Erden nach/ giebt ihm einen ſtarcken Griff/ und haͤlt ihn feſt mit den rechten Waffen/ mit der Lincken aber ergreifft er die Er- den ſo ſtarck/ daß er den Haſen erhaͤlt/ es geſchiehet a- ber auch bißweilen wol/ daß ein ſtarcker Has den Vogel zerſprenget/ daher man den Habicht mit dem Geſchuͤhe vor dieſem Fall verhuͤten muß; wann ein wilder Habicht einen Haſen dergeſtalt faͤnget/ ſo ſoll ſein erſte Arbeit ſeyn/ daß er ihm die Augen aushacket/ dann iſt er ſicher/ daß er ihm nicht mehr entfliehen kan. Das Lerchen-Faͤlcklein/ wiewol es eine ungereim- te Geſellſchafft ſcheinet zu dem Haſen-Vogel/ wegen ſeines geringen und kleinen Coͤrpers/ ſo iſt es doch eine edle Falcken-Art/ und was dem Leiblein abgehet/ das Heꝛtz uͤberfluͤſſig erſetzt/ iſt einbekañtes ſchoͤnes Voͤgelein/ und hat den Menſchen lieb/ wo es einen Weidmann zu Roß oder Fuß/ oder wo es Leute ſiehet/ die hetzen/ reiten und Hunde bey ſich fuͤhren/ denen folget es in der Hoͤhe/ mit hin und wieder ſtreichen nach/ damit wann eine Ler- che aufgejagt wird/ ſie ſolche fangen moͤgen; nach der Schwalben fliegt kein Vogel ſchneller/ und iſt ſchad/ daß dieſer Vogel zum Baiſſen ſo hart und faſt unmoͤg- lich abzurichten iſt; dann ob er wol bald abgetragen wird/ des Menſchen bald gewohnet/ dem Luder oder Fe- derſpiel zufleugt; auch anfangs/ wann mans in einem Zimmer mit einem Vogel probirt/ auf die Erden ſitzt/ und ihm den Raub/ wie ein Sperber/ beſcheidentlich abnehmen laͤſſet; ſo wird er doch dieſen Brauch im Feld nicht behalten; und ſobald er im Feld auf eine Lerchen geworffen wird/ und ſolche faͤngt/ begiebt er ſich nicht auf die Erden/ ſondern fuͤhret meiſtentheils den Vogel/ ſo bald er ihn in der Lufft ergriffen/ auf einen Baum/ und weicht nicht von dannen/ biß er ſich geſaͤttigt hat; oder ſetzt er ſich ſchon auf die Erden/ ſobald er den Weid- mann merckt auf etliche Schritt annaͤhern/ erhebt er ſich von ſtund an mit ſeiner Beute/ auf einen guten wei- ten Wege davon/ und verzehrt ſeine Mahlzeit/ ehe der Weidmann darzu gelangen kan. Aus dieſer Urſach wird er in unſerm Lande wenig zum Baiſſen gebraucht; iſt aber nichts deſtoweniger zum Weidwerck nuͤtzlich/ weil ihn die Lerchen und Wachteln erſchrecklich fuͤrchten/ abſonderlich die Lerchen/ welche ſonſt auch genaturt ſind/ gern in der Lufft herum zu ſtrei- chen/ wann ſie dieſem Faͤlcklein einmal entflogen ſind/ ſo verſtecken ſie ſich an das naͤchſte beſte Ort/ und laſſen ſich eher einen Menſchen mit der Hand aufheben/ als daß ſie wieder auffliegen ſolten; Man hat Exempel/ daß ſie den Leuten in die Saͤcke/ oder wo ſie eine Oeffnung ge- funden/ eingeflogen/ ja in brennende Back-Oefen/ in die Broͤnne/ daß Herr Agoſtino Gallo der beruͤhmte Breſcianiſche Edelmann in ſeiner 19. Giornata della Villa ſagt/ bey ihnen ſey ein Sprichwort/ das ſage: Sparaviero da gentilhuomo, Aſtore da pover’ huo- mo, Falcon da’ Signore, e Smerlino da Rè; und erzehlt daſelbſt artliche Begebenheiten/ ſo ſich dißfalls zugetragen haben. Ob dieſes Lerchen-Faͤlcklein das rechte Schmer- lein ſey/ wird von etlichen in Zweifel gezogen/ denn die Schmerlein laſſen ſich auf die Rebhuͤner abrichten/ welches von dieſen nicht leicht geſchehen mag/ weil ſie zu klein ſind/ und ſchreibt Mr. d’ Eſparron part. 1. de la Fauconnerie cap. 28. daß ihn die Tuͤrcken gar auf die Kraͤniche abrichten/ und laſſen ihrer wol 40 auf einmal fliegen/ ſey auch dieſes bey des Tuͤrckiſchen Kayſers Falcknerey ſehr gebraͤuchig. Dieſer Vogel fuͤrchtet ſich ſehr fuͤr der Kaͤlte/ darum ſind ſie an einem temperirten Ort zu halten/ auch muß man ihnen im Winter die Stange mit Haſen-Beltzen fuͤttern. Das Lerchen-Faͤlcklein wird alſo gefangen: Man braͤmet oder blendet eine Lerche/ haͤngt ihr an einen Fuß ein ſubtiles mit Vogelleim beſtrichenes Gaͤblein/ oder nur einen Spahet mit Leim beſtrichen/ und ſo man ein Lerchen-Faͤlcklein merckt herum reviren/ laͤſſet man die Lerchen ſachte fliegen/ die gehet den geraden Wege/ (wie alle blinde Voͤgel thun) uͤberſich; und dieſe wird von dem Faͤlcklein unfehlbar erſehen/ und im Stoſſen ſchlaͤgt das Gaͤblein uͤberſich/ und wird das Faͤlcklein vom Leim gefangen/ faͤllt mit ſamt der Lerchen herab/ den Leim mag man mit Aſchen/ Seiffen und warmen Waſſer wieder ausputzen. Weil er aber nicht zum Baiſſen gebraucht wird/ hat es wenig zu bedeuten/ dann man fuͤhrt ihn nur auf der Hand/ geht oder reitet mit einem Hund ins Feld/ und wann der Hund eine Lerche oder Wachtel auftreibet/ hat man acht auf den Fall/ laͤſſt das Faͤlcklein auf der Hand flattern/ ſo wird der furchtſame Vogel gewiß nicht auf- ſtehen/ und den kan man hernach mit dem Tyraß uͤber- ziehen. Jch habe geſehen von Herꝛn Grafen Ott Friedri- chen von Harrach/ damals Obriſten uͤber ein Regiment zu Fuß/ einem freundlichen und leutſeligen Herrn/ daß er offtermals alſo mit einem Lerchen-Faͤlcklein und Hund ins Feld geritten/ und wann der Hund eine Wachtel oder Lerchen aufgetrieben/ und man zu dem Fall kommen/ und das Faͤlcklein geſchwungen hat/ da hat einer zu Pferde ein von gruͤner Seiden geſtricktes Netzlein mit weiten Maͤſchen (wie man die Klebgaͤrnlein ſtrickt) etwan ein Klaffter lang und breit/ an einem langen Stecken gefuͤhrt/ und den Vogel/ der in einer Furch/ oder zwiſchen den Erdſchrollen unbeweglich ge- legen/ damit bedeckt/ wann ſich der Vogel angeruͤhrt empfunden/ und aufſtehen wollen/ hat er ſich in dem ſub- tilen Gaͤrnlein alſobald verwickelt; iſt er aber (aus Furcht des Faͤlckleins) liegen blieben/ hat ihn einer mit der Hand gefangen und aufgehoben. Jch habe auch von andern geſehen/ ſie auf ſolche Weiſe/ mit einer/ an einem Staͤnglein angemachten Leim-Spindel alſo fan- gen/ weil aber der Leim ein unſauber anhaͤngiges Ding iſt/ iſt es beſſer mit dem Faͤhnlein. Cap. ❁ O o o o

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Zitationshilfe: Hohberg, Wolf Helmhard von: Georgica Curiosa. Bd. 2. Nürnberg, 1682, S. 657. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hohberg_georgica02_1682/675>, abgerufen am 25.04.2024.