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Hohberg, Wolf Helmhard von: Georgica Curiosa. Bd. 2. Nürnberg, 1682.

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Siebendes Buch/ Ackerbau.
[Spaltenumbruch]

Wo man ihnen nach dem Schober zu dreschen loh-
net/ muß man ihnen anfangs sagen/ wie viel Schöber
von jeder Sorten seyen in die Scheuren kommen/ da-
mit sie hernach nicht mehr daraus machen können.

Das Getrayd/ erst eingeführt/ ist zähe/ daher auch
hart aus dem Stroh völlig zu bringen/ ist also sonst
nichts/ als nur das Saamtrayd zu überpassen/ was gern
heraus fallen will.

Herr Agostino Gallo sagt/ wie das Saamgetrayd
am besten sey/ wann es zeitlich ausgepasst werde/ so sey
das Getrayd/ das man mahlen und backen will/ am be-
sten/ wann es kurtz vorhero/ ehe mans gebraucht/ aus-
gedroschen werde/ welcher Meynung auch Herr de Ser-
res
beypflichtet.

Die Schäppes (wie sie in Oesterreich das halb
ausgedroschne Stroh nennen) legt man beyseits und
[Spaltenumbruch] dreschts über eine Zeitlang; kan man dann fremdes
Saamtrayd haben/ ists so wol für den Acker/ als den
Hausvatter desto besser; Jm Winter/ bey grosser Kälte/
ist die beste Dresch-Zeit; die Drescher sollen wochent-
lich Rechenschafft geben/ wie viel Mändel sie angelegt/
damit ein Hausvatter wissen könne/ was ausgedro-
schen/ und was noch im Stadel ligt. So offt man aus-
messt und abträgt/ muß eine vertraute Person dabey seyn/
die alles so wol ins Drescher-als Kasten-Register auf-
schreibe und einzeichne; das Amm oder Spreuer müs-
sen vor das Vieh fleissig aufgehebt/ und auf den Win-
ter gespahret werden. Vor jedem Thor sollen zwo
Närben/ und zwey ungleiche Schlösser gelegt werden/
davon der Verwalter den einen/ der beste und vertrau-
teste Drescher aber den andern Schlüssel haben solle/
daß keiner ohne den andern hinein kan/ beede Theil vom
Verdacht zu befreyen.

Cap. XXXIX.
Wie das Stroh zu verwahren.
[Spaltenumbruch]

DJe Drescher sollen das lange Stroh/ alsobald es
aufgehebt wird/ von dem Rittstroh fleissig ab-
sondern/ das längste zu Schäben und Stroh-
bändern/ und das mittlere zu Dachschäben beyseits an
ein besonders Ort legen/ deßwegen rahtsam ist/ daß der
Stadel so groß sey/ daß man ein besonders Ort darin-
nen habe/ dahin man die Strohschäbe zum Gebrauch
ausschöbern möge; das Rüttstroh wird sonst auf einen
Boden/ oder ausgesonderten Ort/ im Winter dem Vieh
zu streuen aufbehalten; wo aber der Stadel so enge/ oder
sonst ein anderer Gebrauch ist/ werden sie auf grosse
Tristen/ allermassen wie das Korn und Heu an einer
Stangen aufgeschobert/ und also zum Dienst des
Viehes und der Streu verwahret/ muß aber an einem
lüfftigen/ nicht feuchten Ort seyn/ sonst verdirbts leicht-
lich. Viel sind der Meynung/ das Stroh also aufgescho-
bert und unter freyen Himmel erhalten/ sey milder und
dem Vieh zur Speise nützlicher und annemlicher/ als
das/ was in Scheuren und Böden erhalten wird/ in-
dem es die Lufft mürber und schmackhaffter mache/ wird
nicht so dämicht/ und von den Mäusen nicht so leicht an-
gegriffen/ kriegt keinen bösen Geschmack/ wie offt in den
Städeln und Böden/ wo die Lufft nicht durchdringen
mag/ leichtlich geschihet. Von aussenher werden die
Stoppeln zwar von Regen/ Wind und Wetter etwas
schwärtzlicht und entfärbt/ inwendig aber sind sie so
schön und geschlacht/ als eines/ das unterm Dach gele-
gen. Wann man das Uberdach desto grösser und ab-
hängiger macht/ kan auch der Regen so viel nicht scha-
den/ sonderlich/ wann oben auf der Gipffel des Dachs/
mit Leim/ und Kühbrod-Wasser incrustirt und ver-
wahrt wird/ so kans nicht leicht voneinander reissen/ und
widersteht dem Regen bester massen. Daher soll kein
guter Wirth Stroh von seiner Hauswirthschafft ver-
kauffen/ angesehen/ ers auf obvermeldte Art auch ausser
der Städel aufbehalten kan.

Weil das Stroh nicht alle Jahr gleich gerathet/
[Spaltenumbruch] und je mehr er seinem Viehe unterstreuen kan/ je mehr
Mist bekommt er; je mehr Mist er hat/ je besser kan er
auch seine Felder anbringen. Rockenstroh ist zu vielen
Sachen in der Hauswirthschafft dienlich/ sonderlich die
Häuser zu decken/ Schäbe und Bandseile zum Korn
anbinden zu machen; man brauchts auch in die Better/
und in die Gärten flochtet man Decken/ die Mistbette
im Auswärts/ des Frosts halber/ zu bedecken; Jtem die
Peltzer einzubinden/ weil sie eine sonderliche Art ha-
ben/ die Gewächse vor dem Frost zu bewahren. Sonder-
lich befördert das Stroh die Mastung/ wann den Mast-
schweinen offtmals frisches Stroh untergebreitet wird.
Jm Winter werden für die kalten Gewölb-Thüren
ströherne Däcken gemacht/ die lassen die Kälte nicht ein.
Allerley Kauffmanns-Wahren/ Glaser- und Hafner-
werck wird in Stroh eingewunden wol fortgebracht;
allerley Strohbänder braucht man im Garten/ die zar-
ten Bäumlein anzubinden. Es werden auch für die
Weiber Sommerhüte daraus/ und in den Nonnen-
Klöstern allerley schöne/ ausgeschnittene/ künstliche Sa-
chen davon verfertigt.

Waitzenstroh ist ein gutes Futter für die Kühe/ zur
Winters-Zeit/ den Pferden aber (halten etliche dafür)
solls ungesund seyn.

Wann man allerley Stroh/ ein jedes absonderlich/
zu Aschen brennt/ und ein Saltz daraus extrahirt/ die-
ses Saltz aber in ein Regenwasser infundirt/ und die
Frucht/ so in dem Stroh gewachsen ist darinnen wei-
chen lässet/ soll es verwunderlich zur Vermehrung und
Zusatz des Saamens/ wie auch oben gedacht worden/
helffen.

Das Stroh kan so wol vor Kält/ als vor Hitz be-
wahren/ wie dann das Obst davon so wol für den
Frost/ als das Eys vor dem Schmeltzen versi-
chert ist.

Gersten-Haber- und Wickenstroh ist nicht weni-
ger ein gutes Futter für das Vieh aufzuheben.

Cap.
Siebendes Buch/ Ackerbau.
[Spaltenumbruch]

Wo man ihnen nach dem Schober zu dreſchen loh-
net/ muß man ihnen anfangs ſagen/ wie viel Schoͤber
von jeder Sorten ſeyen in die Scheuren kommen/ da-
mit ſie hernach nicht mehr daraus machen koͤnnen.

Das Getrayd/ erſt eingefuͤhrt/ iſt zaͤhe/ daher auch
hart aus dem Stroh voͤllig zu bringen/ iſt alſo ſonſt
nichts/ als nur das Saamtrayd zu uͤberpaſſen/ was gern
heraus fallen will.

Herꝛ Agoſtino Gallo ſagt/ wie das Saamgetrayd
am beſten ſey/ wann es zeitlich ausgepaſſt werde/ ſo ſey
das Getrayd/ das man mahlen und backen will/ am be-
ſten/ wann es kurtz vorhero/ ehe mans gebraucht/ aus-
gedroſchen werde/ welcher Meynung auch Herꝛ de Ser-
res
beypflichtet.

Die Schaͤppes (wie ſie in Oeſterreich das halb
ausgedroſchne Stroh nennen) legt man beyſeits und
[Spaltenumbruch] dreſchts uͤber eine Zeitlang; kan man dann fremdes
Saamtrayd haben/ iſts ſo wol fuͤr den Acker/ als den
Hausvatter deſto beſſer; Jm Winter/ bey groſſer Kaͤlte/
iſt die beſte Dreſch-Zeit; die Dreſcher ſollen wochent-
lich Rechenſchafft geben/ wie viel Maͤndel ſie angelegt/
damit ein Hausvatter wiſſen koͤnne/ was ausgedro-
ſchen/ und was noch im Stadel ligt. So offt man aus-
meſſt und abtraͤgt/ muß eine vertraute Perſon dabey ſeyn/
die alles ſo wol ins Dreſcher-als Kaſten-Regiſter auf-
ſchreibe und einzeichne; das Amm oder Spreuer muͤſ-
ſen vor das Vieh fleiſſig aufgehebt/ und auf den Win-
ter geſpahret werden. Vor jedem Thor ſollen zwo
Naͤrben/ und zwey ungleiche Schloͤſſer gelegt werden/
davon der Verwalter den einen/ der beſte und vertrau-
teſte Dreſcher aber den andern Schluͤſſel haben ſolle/
daß keiner ohne den andern hinein kan/ beede Theil vom
Verdacht zu befreyen.

Cap. XXXIX.
Wie das Stroh zu verwahren.
[Spaltenumbruch]

DJe Dreſcher ſollen das lange Stroh/ alſobald es
aufgehebt wird/ von dem Rittſtroh fleiſſig ab-
ſondern/ das laͤngſte zu Schaͤben und Stroh-
baͤndern/ und das mittlere zu Dachſchaͤben beyſeits an
ein beſonders Ort legen/ deßwegen rahtſam iſt/ daß der
Stadel ſo groß ſey/ daß man ein beſonders Ort darin-
nen habe/ dahin man die Strohſchaͤbe zum Gebrauch
ausſchoͤbern moͤge; das Ruͤttſtroh wird ſonſt auf einen
Boden/ oder ausgeſonderten Ort/ im Winter dem Vieh
zu ſtreuen aufbehalten; wo aber der Stadel ſo enge/ oder
ſonſt ein anderer Gebrauch iſt/ werden ſie auf groſſe
Triſten/ allermaſſen wie das Korn und Heu an einer
Stangen aufgeſchobert/ und alſo zum Dienſt des
Viehes und der Streu verwahret/ muß aber an einem
luͤfftigen/ nicht feuchten Ort ſeyn/ ſonſt verdirbts leicht-
lich. Viel ſind der Meynung/ das Stroh alſo aufgeſcho-
bert und unter freyen Himmel erhalten/ ſey milder und
dem Vieh zur Speiſe nuͤtzlicher und annemlicher/ als
das/ was in Scheuren und Boͤden erhalten wird/ in-
dem es die Lufft muͤrber und ſchmackhaffter mache/ wird
nicht ſo daͤmicht/ und von den Maͤuſen nicht ſo leicht an-
gegriffen/ kriegt keinen boͤſen Geſchmack/ wie offt in den
Staͤdeln und Boͤden/ wo die Lufft nicht durchdringen
mag/ leichtlich geſchihet. Von auſſenher werden die
Stoppeln zwar von Regen/ Wind und Wetter etwas
ſchwaͤrtzlicht und entfaͤrbt/ inwendig aber ſind ſie ſo
ſchoͤn und geſchlacht/ als eines/ das unterm Dach gele-
gen. Wann man das Uberdach deſto groͤſſer und ab-
haͤngiger macht/ kan auch der Regen ſo viel nicht ſcha-
den/ ſonderlich/ wann oben auf der Gipffel des Dachs/
mit Leim/ und Kuͤhbrod-Waſſer incruſtirt und ver-
wahrt wird/ ſo kans nicht leicht voneinander reiſſen/ und
widerſteht dem Regen beſter maſſen. Daher ſoll kein
guter Wirth Stroh von ſeiner Hauswirthſchafft ver-
kauffen/ angeſehen/ ers auf obvermeldte Art auch auſſer
der Staͤdel aufbehalten kan.

Weil das Stroh nicht alle Jahr gleich gerathet/
[Spaltenumbruch] und je mehr er ſeinem Viehe unterſtreuen kan/ je mehr
Miſt bekommt er; je mehr Miſt er hat/ je beſſer kan er
auch ſeine Felder anbringen. Rockenſtroh iſt zu vielen
Sachen in der Hauswirthſchafft dienlich/ ſonderlich die
Haͤuſer zu decken/ Schaͤbe und Bandſeile zum Korn
anbinden zu machen; man brauchts auch in die Better/
und in die Gaͤrten flochtet man Decken/ die Miſtbette
im Auswaͤrts/ des Froſts halber/ zu bedecken; Jtem die
Peltzer einzubinden/ weil ſie eine ſonderliche Art ha-
ben/ die Gewaͤchſe vor dem Froſt zu bewahren. Sonder-
lich befoͤrdert das Stroh die Maſtung/ wann den Maſt-
ſchweinen offtmals friſches Stroh untergebreitet wird.
Jm Winter werden fuͤr die kalten Gewoͤlb-Thuͤren
ſtroͤherne Daͤcken gemacht/ die laſſen die Kaͤlte nicht ein.
Allerley Kauffmanns-Wahren/ Glaſer- und Hafner-
werck wird in Stroh eingewunden wol fortgebracht;
allerley Strohbaͤnder braucht man im Garten/ die zar-
ten Baͤumlein anzubinden. Es werden auch fuͤr die
Weiber Sommerhuͤte daraus/ und in den Nonnen-
Kloͤſtern allerley ſchoͤne/ ausgeſchnittene/ kuͤnſtliche Sa-
chen davon verfertigt.

Waitzenſtroh iſt ein gutes Futter fuͤr die Kuͤhe/ zur
Winters-Zeit/ den Pferden aber (halten etliche dafuͤr)
ſolls ungeſund ſeyn.

Wann man allerley Stroh/ ein jedes abſonderlich/
zu Aſchen brennt/ und ein Saltz daraus extrahirt/ die-
ſes Saltz aber in ein Regenwaſſer infundirt/ und die
Frucht/ ſo in dem Stroh gewachſen iſt darinnen wei-
chen laͤſſet/ ſoll es verwunderlich zur Vermehrung und
Zuſatz des Saamens/ wie auch oben gedacht worden/
helffen.

Das Stroh kan ſo wol vor Kaͤlt/ als vor Hitz be-
wahren/ wie dann das Obſt davon ſo wol fuͤr den
Froſt/ als das Eys vor dem Schmeltzen verſi-
chert iſt.

Gerſten-Haber- und Wickenſtroh iſt nicht weni-
ger ein gutes Futter fuͤr das Vieh aufzuheben.

Cap.
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[55/0073] Siebendes Buch/ Ackerbau. Wo man ihnen nach dem Schober zu dreſchen loh- net/ muß man ihnen anfangs ſagen/ wie viel Schoͤber von jeder Sorten ſeyen in die Scheuren kommen/ da- mit ſie hernach nicht mehr daraus machen koͤnnen. Das Getrayd/ erſt eingefuͤhrt/ iſt zaͤhe/ daher auch hart aus dem Stroh voͤllig zu bringen/ iſt alſo ſonſt nichts/ als nur das Saamtrayd zu uͤberpaſſen/ was gern heraus fallen will. Herꝛ Agoſtino Gallo ſagt/ wie das Saamgetrayd am beſten ſey/ wann es zeitlich ausgepaſſt werde/ ſo ſey das Getrayd/ das man mahlen und backen will/ am be- ſten/ wann es kurtz vorhero/ ehe mans gebraucht/ aus- gedroſchen werde/ welcher Meynung auch Herꝛ de Ser- res beypflichtet. Die Schaͤppes (wie ſie in Oeſterreich das halb ausgedroſchne Stroh nennen) legt man beyſeits und dreſchts uͤber eine Zeitlang; kan man dann fremdes Saamtrayd haben/ iſts ſo wol fuͤr den Acker/ als den Hausvatter deſto beſſer; Jm Winter/ bey groſſer Kaͤlte/ iſt die beſte Dreſch-Zeit; die Dreſcher ſollen wochent- lich Rechenſchafft geben/ wie viel Maͤndel ſie angelegt/ damit ein Hausvatter wiſſen koͤnne/ was ausgedro- ſchen/ und was noch im Stadel ligt. So offt man aus- meſſt und abtraͤgt/ muß eine vertraute Perſon dabey ſeyn/ die alles ſo wol ins Dreſcher-als Kaſten-Regiſter auf- ſchreibe und einzeichne; das Amm oder Spreuer muͤſ- ſen vor das Vieh fleiſſig aufgehebt/ und auf den Win- ter geſpahret werden. Vor jedem Thor ſollen zwo Naͤrben/ und zwey ungleiche Schloͤſſer gelegt werden/ davon der Verwalter den einen/ der beſte und vertrau- teſte Dreſcher aber den andern Schluͤſſel haben ſolle/ daß keiner ohne den andern hinein kan/ beede Theil vom Verdacht zu befreyen. Cap. XXXIX. Wie das Stroh zu verwahren. DJe Dreſcher ſollen das lange Stroh/ alſobald es aufgehebt wird/ von dem Rittſtroh fleiſſig ab- ſondern/ das laͤngſte zu Schaͤben und Stroh- baͤndern/ und das mittlere zu Dachſchaͤben beyſeits an ein beſonders Ort legen/ deßwegen rahtſam iſt/ daß der Stadel ſo groß ſey/ daß man ein beſonders Ort darin- nen habe/ dahin man die Strohſchaͤbe zum Gebrauch ausſchoͤbern moͤge; das Ruͤttſtroh wird ſonſt auf einen Boden/ oder ausgeſonderten Ort/ im Winter dem Vieh zu ſtreuen aufbehalten; wo aber der Stadel ſo enge/ oder ſonſt ein anderer Gebrauch iſt/ werden ſie auf groſſe Triſten/ allermaſſen wie das Korn und Heu an einer Stangen aufgeſchobert/ und alſo zum Dienſt des Viehes und der Streu verwahret/ muß aber an einem luͤfftigen/ nicht feuchten Ort ſeyn/ ſonſt verdirbts leicht- lich. Viel ſind der Meynung/ das Stroh alſo aufgeſcho- bert und unter freyen Himmel erhalten/ ſey milder und dem Vieh zur Speiſe nuͤtzlicher und annemlicher/ als das/ was in Scheuren und Boͤden erhalten wird/ in- dem es die Lufft muͤrber und ſchmackhaffter mache/ wird nicht ſo daͤmicht/ und von den Maͤuſen nicht ſo leicht an- gegriffen/ kriegt keinen boͤſen Geſchmack/ wie offt in den Staͤdeln und Boͤden/ wo die Lufft nicht durchdringen mag/ leichtlich geſchihet. Von auſſenher werden die Stoppeln zwar von Regen/ Wind und Wetter etwas ſchwaͤrtzlicht und entfaͤrbt/ inwendig aber ſind ſie ſo ſchoͤn und geſchlacht/ als eines/ das unterm Dach gele- gen. Wann man das Uberdach deſto groͤſſer und ab- haͤngiger macht/ kan auch der Regen ſo viel nicht ſcha- den/ ſonderlich/ wann oben auf der Gipffel des Dachs/ mit Leim/ und Kuͤhbrod-Waſſer incruſtirt und ver- wahrt wird/ ſo kans nicht leicht voneinander reiſſen/ und widerſteht dem Regen beſter maſſen. Daher ſoll kein guter Wirth Stroh von ſeiner Hauswirthſchafft ver- kauffen/ angeſehen/ ers auf obvermeldte Art auch auſſer der Staͤdel aufbehalten kan. Weil das Stroh nicht alle Jahr gleich gerathet/ und je mehr er ſeinem Viehe unterſtreuen kan/ je mehr Miſt bekommt er; je mehr Miſt er hat/ je beſſer kan er auch ſeine Felder anbringen. Rockenſtroh iſt zu vielen Sachen in der Hauswirthſchafft dienlich/ ſonderlich die Haͤuſer zu decken/ Schaͤbe und Bandſeile zum Korn anbinden zu machen; man brauchts auch in die Better/ und in die Gaͤrten flochtet man Decken/ die Miſtbette im Auswaͤrts/ des Froſts halber/ zu bedecken; Jtem die Peltzer einzubinden/ weil ſie eine ſonderliche Art ha- ben/ die Gewaͤchſe vor dem Froſt zu bewahren. Sonder- lich befoͤrdert das Stroh die Maſtung/ wann den Maſt- ſchweinen offtmals friſches Stroh untergebreitet wird. Jm Winter werden fuͤr die kalten Gewoͤlb-Thuͤren ſtroͤherne Daͤcken gemacht/ die laſſen die Kaͤlte nicht ein. Allerley Kauffmanns-Wahren/ Glaſer- und Hafner- werck wird in Stroh eingewunden wol fortgebracht; allerley Strohbaͤnder braucht man im Garten/ die zar- ten Baͤumlein anzubinden. Es werden auch fuͤr die Weiber Sommerhuͤte daraus/ und in den Nonnen- Kloͤſtern allerley ſchoͤne/ ausgeſchnittene/ kuͤnſtliche Sa- chen davon verfertigt. Waitzenſtroh iſt ein gutes Futter fuͤr die Kuͤhe/ zur Winters-Zeit/ den Pferden aber (halten etliche dafuͤr) ſolls ungeſund ſeyn. Wann man allerley Stroh/ ein jedes abſonderlich/ zu Aſchen brennt/ und ein Saltz daraus extrahirt/ die- ſes Saltz aber in ein Regenwaſſer infundirt/ und die Frucht/ ſo in dem Stroh gewachſen iſt darinnen wei- chen laͤſſet/ ſoll es verwunderlich zur Vermehrung und Zuſatz des Saamens/ wie auch oben gedacht worden/ helffen. Das Stroh kan ſo wol vor Kaͤlt/ als vor Hitz be- wahren/ wie dann das Obſt davon ſo wol fuͤr den Froſt/ als das Eys vor dem Schmeltzen verſi- chert iſt. Gerſten-Haber- und Wickenſtroh iſt nicht weni- ger ein gutes Futter fuͤr das Vieh aufzuheben. Cap.

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Zitationshilfe: Hohberg, Wolf Helmhard von: Georgica Curiosa. Bd. 2. Nürnberg, 1682, S. 55. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hohberg_georgica02_1682/73>, abgerufen am 25.04.2024.