Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hohberg, Wolf Helmhard von: Georgica Curiosa. Bd. 2. Nürnberg, 1682.

Bild:
<< vorherige Seite

Zwölfftes Buch/ Holtz und Weidwerck.
[Spaltenumbruch] gel bey sich/ sitzet in der Hütten/ und hat zwey Pfeifflein
von Gänsbeinen oder nur von Federkielen/ eines höher/
das ander gar ein wenig niederer gestimmet/ damit
nachahmet er mit dem letzten der Mäisen gemeinen Ruff/
mit dem ersten aber macht er bißweilen ihr Geschrey
(aber seltener) das die Weidleute ziziper nennen; und
der Kloben/ oder wol bißweilen zween/ stecken in einem
und dem andern Fenster. Wann nun die streichende
Mäisen diesen Ruff hören/ fliegen sie alsobald; der
gantz grün überzogenen Hütten zu/ und weil sie keine be-
quemere Stelle sich zu setzen finden können als den Klo-
ben/ setzen sie sich unbedachtsam auf den halb aufgetha-
nen Kloben/ daß sie mit dem vordern oder der hindern
[Spaltenumbruch] Zehen/ in die Klufft oder Spalte des Klobens eingreif-
fen. So bald der Jäger diese angekommene Gäste
mercket/ ziehet er das Schnürlein an/ das durch den
Kloben gehet/ und klemmet der Mäisen ihre Zehen so ve-
ste/ daß sie nicht ausreissen mag/ zuckt sie aber alsobald
durch das Fensterlein zu sich in die Hütten/ und die an-
dern Mäisen sind so thöricht/ daß sie diesen Betrug nie
mercken/ sondern je mehr die andern/ so gefangen und
gewürgt werden/ schreyen/ je begieriger und blinder
fliegen sie zu. Sie sind auch sonst mit offenen Häus-
lein/ darinnen ein Nußkern gerichtet ist/ leichtlich zu er-
haschen.

[Abbildung]
[Spaltenumbruch]

Jch habe bey Regenspurg einen artlichen Mäisen-
fang gesehen/ da der Jäger von Bartholomoei an/ biß
zu Ende des Septembris an den vordristen Bäumen ei-
nes Vorholtzes/ ohngefehr einer Elen oder zwey langes
Stängleins die beederseits mit Leimspindeln bestecket
waren/ in eine lange Stangen angebunden/ und solcher
vier/ fünff/ oder sechs an die äussersten Bäume also an-
gelähnet/ daß die Spindeln über die Bäume empor ge-
wesen; wann nun die kleinen Waldmäisen streichen/
und sich in die Höhe wegzufliegen begeben wollen/ hat
er entweder seinen Hut mit Gewalt in die Höhe geworf-
fen/ oder gepfiffen/ oder mit dem Munde wie ein Pferd
geprauset/ da haben ihnen die närrischen Vögel einen
Sperber eingebildet/ und weil in selbigem Feld für sie
keine andere Zuflucht als in den nächsten Bäumen war/
sind sie wie ein Sturm herab in die Leimspindel gefallen/
und hat damit manchen Tage über 500 offt auch auf
1000 Mäisen bekommen. Hab ihm selbst vielmal mit
Lust zugesehen.

[Spaltenumbruch]

Wann 10 oder mehr Mäisen an einem Leimbaum
gehangen/ hat man solche nur auf nächst dabey einge-
senckte Gabeln geleimet/ die Vögel abgenommen/ die
Federn abgebutzt/ und wieder aufgerichtet/ und haben die
Mäisen die gefangene angehenckte Vögel so wenig ge-
schiehen/ daß sie nur desto lieber/ (als ob sie ihnen helf-
fen wolten) aufgesessen.

Die Leimstange ist mit einem Bohrer 3 Finger
weit durchlöchert/ damit die Spindeln desto fester stecken
mögen/ sonst würden sie am herab-fallen in dem Gras
bald verderbt. Sie haben allzeit angemachten Leim
bey sich/ daß sie die abgezogene Spindel wieder erfri-
schen; nehmen nur einen Theil vom rechten Vogelleim/
zwey Theil Scheffel-Pech oder Fiechten-Pech/
und Lein-Oel/ und kochens also untereinander. Sind
aber meistentheils/ was sie fangen/ nur kleine Wald-
Mäislein/ wiewol auch Kohl- und anderer Art Mäisen
auch aufsitzen.

Cap.
X x x x

Zwoͤlfftes Buch/ Holtz und Weidwerck.
[Spaltenumbruch] gel bey ſich/ ſitzet in der Huͤtten/ und hat zwey Pfeifflein
von Gaͤnsbeinen oder nur von Federkielen/ eines hoͤher/
das ander gar ein wenig niederer geſtimmet/ damit
nachahmet er mit dem letzten der Maͤiſen gemeinen Ruff/
mit dem erſten aber macht er bißweilen ihr Geſchrey
(aber ſeltener) das die Weidleute ziziper nennen; und
der Kloben/ oder wol bißweilen zween/ ſtecken in einem
und dem andern Fenſter. Wann nun die ſtreichende
Maͤiſen dieſen Ruff hoͤren/ fliegen ſie alſobald; der
gantz gruͤn uͤberzogenen Huͤtten zu/ und weil ſie keine be-
quemere Stelle ſich zu ſetzen finden koͤnnen als den Klo-
ben/ ſetzen ſie ſich unbedachtſam auf den halb aufgetha-
nen Kloben/ daß ſie mit dem vordern oder der hindern
[Spaltenumbruch] Zehen/ in die Klufft oder Spalte des Klobens eingreif-
fen. So bald der Jaͤger dieſe angekommene Gaͤſte
mercket/ ziehet er das Schnuͤrlein an/ das durch den
Kloben gehet/ und klemmet der Maͤiſen ihre Zehen ſo ve-
ſte/ daß ſie nicht ausreiſſen mag/ zuckt ſie aber alſobald
durch das Fenſterlein zu ſich in die Huͤtten/ und die an-
dern Maͤiſen ſind ſo thoͤricht/ daß ſie dieſen Betrug nie
mercken/ ſondern je mehr die andern/ ſo gefangen und
gewuͤrgt werden/ ſchreyen/ je begieriger und blinder
fliegen ſie zu. Sie ſind auch ſonſt mit offenen Haͤus-
lein/ darinnen ein Nußkern gerichtet iſt/ leichtlich zu er-
haſchen.

[Abbildung]
[Spaltenumbruch]

Jch habe bey Regenſpurg einen artlichen Maͤiſen-
fang geſehen/ da der Jaͤger von Bartholomœi an/ biß
zu Ende des Septembris an den vordriſten Baͤumen ei-
nes Vorholtzes/ ohngefehr einer Elen oder zwey langes
Staͤngleins die beederſeits mit Leimſpindeln beſtecket
waren/ in eine lange Stangen angebunden/ und ſolcher
vier/ fuͤnff/ oder ſechs an die aͤuſſerſten Baͤume alſo an-
gelaͤhnet/ daß die Spindeln uͤber die Baͤume empor ge-
weſen; wann nun die kleinen Waldmaͤiſen ſtreichen/
und ſich in die Hoͤhe wegzufliegen begeben wollen/ hat
er entweder ſeinen Hut mit Gewalt in die Hoͤhe geworf-
fen/ oder gepfiffen/ oder mit dem Munde wie ein Pferd
geprauſet/ da haben ihnen die naͤrriſchen Voͤgel einen
Sperber eingebildet/ und weil in ſelbigem Feld fuͤr ſie
keine andere Zuflucht als in den naͤchſten Baͤumen war/
ſind ſie wie ein Sturm herab in die Leimſpindel gefallen/
und hat damit manchen Tage uͤber 500 offt auch auf
1000 Maͤiſen bekommen. Hab ihm ſelbſt vielmal mit
Luſt zugeſehen.

[Spaltenumbruch]

Wann 10 oder mehr Maͤiſen an einem Leimbaum
gehangen/ hat man ſolche nur auf naͤchſt dabey einge-
ſenckte Gabeln geleimet/ die Voͤgel abgenommen/ die
Federn abgebutzt/ und wieder aufgerichtet/ und haben die
Maͤiſen die gefangene angehenckte Voͤgel ſo wenig ge-
ſchiehen/ daß ſie nur deſto lieber/ (als ob ſie ihnen helf-
fen wolten) aufgeſeſſen.

Die Leimſtange iſt mit einem Bohrer 3 Finger
weit durchloͤchert/ damit die Spindeln deſto feſter ſtecken
moͤgen/ ſonſt wuͤrden ſie am herab-fallen in dem Gras
bald verderbt. Sie haben allzeit angemachten Leim
bey ſich/ daß ſie die abgezogene Spindel wieder erfri-
ſchen; nehmen nur einen Theil vom rechten Vogelleim/
zwey Theil Scheffel-Pech oder Fiechten-Pech/
und Lein-Oel/ und kochens alſo untereinander. Sind
aber meiſtentheils/ was ſie fangen/ nur kleine Wald-
Maͤislein/ wiewol auch Kohl- und anderer Art Maͤiſen
auch aufſitzen.

Cap.
X x x x
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0731" n="713"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Zwo&#x0364;lfftes Buch/ Holtz und Weidwerck.</hi></fw><lb/><cb/>
gel bey &#x017F;ich/ &#x017F;itzet in der Hu&#x0364;tten/ und hat zwey Pfeifflein<lb/>
von Ga&#x0364;nsbeinen oder nur von Federkielen/ eines ho&#x0364;her/<lb/>
das ander gar ein wenig niederer ge&#x017F;timmet/ damit<lb/>
nachahmet er mit dem letzten der Ma&#x0364;i&#x017F;en gemeinen Ruff/<lb/>
mit dem er&#x017F;ten aber macht er bißweilen ihr Ge&#x017F;chrey<lb/>
(aber &#x017F;eltener) das die Weidleute ziziper nennen; und<lb/>
der Kloben/ oder wol bißweilen zween/ &#x017F;tecken in einem<lb/>
und dem andern Fen&#x017F;ter. Wann nun die &#x017F;treichende<lb/>
Ma&#x0364;i&#x017F;en die&#x017F;en Ruff ho&#x0364;ren/ fliegen &#x017F;ie al&#x017F;obald; der<lb/>
gantz gru&#x0364;n u&#x0364;berzogenen Hu&#x0364;tten zu/ und weil &#x017F;ie keine be-<lb/>
quemere Stelle &#x017F;ich zu &#x017F;etzen finden ko&#x0364;nnen als den Klo-<lb/>
ben/ &#x017F;etzen &#x017F;ie &#x017F;ich unbedacht&#x017F;am auf den halb aufgetha-<lb/>
nen Kloben/ daß &#x017F;ie mit dem vordern oder der hindern<lb/><cb/>
Zehen/ in die Klufft oder Spalte des Klobens eingreif-<lb/>
fen. So bald der Ja&#x0364;ger die&#x017F;e angekommene Ga&#x0364;&#x017F;te<lb/>
mercket/ ziehet er das Schnu&#x0364;rlein an/ das durch den<lb/>
Kloben gehet/ und klemmet der Ma&#x0364;i&#x017F;en ihre Zehen &#x017F;o ve-<lb/>
&#x017F;te/ daß &#x017F;ie nicht ausrei&#x017F;&#x017F;en mag/ zuckt &#x017F;ie aber al&#x017F;obald<lb/>
durch das Fen&#x017F;terlein zu &#x017F;ich in die Hu&#x0364;tten/ und die an-<lb/>
dern Ma&#x0364;i&#x017F;en &#x017F;ind &#x017F;o tho&#x0364;richt/ daß &#x017F;ie die&#x017F;en Betrug nie<lb/>
mercken/ &#x017F;ondern je mehr die andern/ &#x017F;o gefangen und<lb/>
gewu&#x0364;rgt werden/ &#x017F;chreyen/ je begieriger und blinder<lb/>
fliegen &#x017F;ie zu. Sie &#x017F;ind auch &#x017F;on&#x017F;t mit offenen Ha&#x0364;us-<lb/>
lein/ darinnen ein Nußkern gerichtet i&#x017F;t/ leichtlich zu er-<lb/>
ha&#x017F;chen.</p><lb/>
            <figure/><lb/>
            <cb/>
            <p>Jch habe bey Regen&#x017F;purg einen artlichen Ma&#x0364;i&#x017F;en-<lb/>
fang ge&#x017F;ehen/ da der Ja&#x0364;ger von Bartholom&#x0153;i an/ biß<lb/>
zu Ende des <hi rendition="#aq">Septembris</hi> an den vordri&#x017F;ten Ba&#x0364;umen ei-<lb/>
nes Vorholtzes/ ohngefehr einer Elen oder zwey langes<lb/>
Sta&#x0364;ngleins die beeder&#x017F;eits mit Leim&#x017F;pindeln be&#x017F;tecket<lb/>
waren/ in eine lange Stangen angebunden/ und &#x017F;olcher<lb/>
vier/ fu&#x0364;nff/ oder &#x017F;echs an die a&#x0364;u&#x017F;&#x017F;er&#x017F;ten Ba&#x0364;ume al&#x017F;o an-<lb/>
gela&#x0364;hnet/ daß die Spindeln u&#x0364;ber die Ba&#x0364;ume empor ge-<lb/>
we&#x017F;en; wann nun die kleinen Waldma&#x0364;i&#x017F;en &#x017F;treichen/<lb/>
und &#x017F;ich in die Ho&#x0364;he wegzufliegen begeben wollen/ hat<lb/>
er entweder &#x017F;einen Hut mit Gewalt in die Ho&#x0364;he geworf-<lb/>
fen/ oder gepfiffen/ oder mit dem Munde wie ein Pferd<lb/>
geprau&#x017F;et/ da haben ihnen die na&#x0364;rri&#x017F;chen Vo&#x0364;gel einen<lb/>
Sperber eingebildet/ und weil in &#x017F;elbigem Feld fu&#x0364;r &#x017F;ie<lb/>
keine andere Zuflucht als in den na&#x0364;ch&#x017F;ten Ba&#x0364;umen war/<lb/>
&#x017F;ind &#x017F;ie wie ein Sturm herab in die Leim&#x017F;pindel gefallen/<lb/>
und hat damit manchen Tage u&#x0364;ber 500 offt auch auf<lb/>
1000 Ma&#x0364;i&#x017F;en bekommen. Hab ihm &#x017F;elb&#x017F;t vielmal mit<lb/>
Lu&#x017F;t zuge&#x017F;ehen.</p><lb/>
            <cb/>
            <p>Wann 10 oder mehr Ma&#x0364;i&#x017F;en an einem Leimbaum<lb/>
gehangen/ hat man &#x017F;olche nur auf na&#x0364;ch&#x017F;t dabey einge-<lb/>
&#x017F;enckte Gabeln geleimet/ die Vo&#x0364;gel abgenommen/ die<lb/>
Federn abgebutzt/ und wieder aufgerichtet/ und haben die<lb/>
Ma&#x0364;i&#x017F;en die gefangene angehenckte Vo&#x0364;gel &#x017F;o wenig ge-<lb/>
&#x017F;chiehen/ daß &#x017F;ie nur de&#x017F;to lieber/ (als ob &#x017F;ie ihnen helf-<lb/>
fen wolten) aufge&#x017F;e&#x017F;&#x017F;en.</p><lb/>
            <p>Die Leim&#x017F;tange i&#x017F;t mit einem Bohrer 3 Finger<lb/>
weit durchlo&#x0364;chert/ damit die Spindeln de&#x017F;to fe&#x017F;ter &#x017F;tecken<lb/>
mo&#x0364;gen/ &#x017F;on&#x017F;t wu&#x0364;rden &#x017F;ie am herab-fallen in dem Gras<lb/>
bald verderbt. Sie haben allzeit angemachten Leim<lb/>
bey &#x017F;ich/ daß &#x017F;ie die abgezogene Spindel wieder erfri-<lb/>
&#x017F;chen; nehmen nur einen Theil vom rechten Vogelleim/<lb/>
zwey Theil Scheffel-Pech oder Fiechten-Pech/<lb/>
und Lein-Oel/ und kochens al&#x017F;o untereinander. Sind<lb/>
aber mei&#x017F;tentheils/ was &#x017F;ie fangen/ nur kleine Wald-<lb/>
Ma&#x0364;islein/ wiewol auch Kohl- und anderer Art Ma&#x0364;i&#x017F;en<lb/>
auch auf&#x017F;itzen.</p>
          </div><lb/>
          <fw place="bottom" type="sig">&#x2741; <hi rendition="#fr">X x x x</hi></fw>
          <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#aq"> <hi rendition="#b"> <hi rendition="#g"> <hi rendition="#k">Cap.</hi> </hi> </hi> </hi> </fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[713/0731] Zwoͤlfftes Buch/ Holtz und Weidwerck. gel bey ſich/ ſitzet in der Huͤtten/ und hat zwey Pfeifflein von Gaͤnsbeinen oder nur von Federkielen/ eines hoͤher/ das ander gar ein wenig niederer geſtimmet/ damit nachahmet er mit dem letzten der Maͤiſen gemeinen Ruff/ mit dem erſten aber macht er bißweilen ihr Geſchrey (aber ſeltener) das die Weidleute ziziper nennen; und der Kloben/ oder wol bißweilen zween/ ſtecken in einem und dem andern Fenſter. Wann nun die ſtreichende Maͤiſen dieſen Ruff hoͤren/ fliegen ſie alſobald; der gantz gruͤn uͤberzogenen Huͤtten zu/ und weil ſie keine be- quemere Stelle ſich zu ſetzen finden koͤnnen als den Klo- ben/ ſetzen ſie ſich unbedachtſam auf den halb aufgetha- nen Kloben/ daß ſie mit dem vordern oder der hindern Zehen/ in die Klufft oder Spalte des Klobens eingreif- fen. So bald der Jaͤger dieſe angekommene Gaͤſte mercket/ ziehet er das Schnuͤrlein an/ das durch den Kloben gehet/ und klemmet der Maͤiſen ihre Zehen ſo ve- ſte/ daß ſie nicht ausreiſſen mag/ zuckt ſie aber alſobald durch das Fenſterlein zu ſich in die Huͤtten/ und die an- dern Maͤiſen ſind ſo thoͤricht/ daß ſie dieſen Betrug nie mercken/ ſondern je mehr die andern/ ſo gefangen und gewuͤrgt werden/ ſchreyen/ je begieriger und blinder fliegen ſie zu. Sie ſind auch ſonſt mit offenen Haͤus- lein/ darinnen ein Nußkern gerichtet iſt/ leichtlich zu er- haſchen. [Abbildung] Jch habe bey Regenſpurg einen artlichen Maͤiſen- fang geſehen/ da der Jaͤger von Bartholomœi an/ biß zu Ende des Septembris an den vordriſten Baͤumen ei- nes Vorholtzes/ ohngefehr einer Elen oder zwey langes Staͤngleins die beederſeits mit Leimſpindeln beſtecket waren/ in eine lange Stangen angebunden/ und ſolcher vier/ fuͤnff/ oder ſechs an die aͤuſſerſten Baͤume alſo an- gelaͤhnet/ daß die Spindeln uͤber die Baͤume empor ge- weſen; wann nun die kleinen Waldmaͤiſen ſtreichen/ und ſich in die Hoͤhe wegzufliegen begeben wollen/ hat er entweder ſeinen Hut mit Gewalt in die Hoͤhe geworf- fen/ oder gepfiffen/ oder mit dem Munde wie ein Pferd geprauſet/ da haben ihnen die naͤrriſchen Voͤgel einen Sperber eingebildet/ und weil in ſelbigem Feld fuͤr ſie keine andere Zuflucht als in den naͤchſten Baͤumen war/ ſind ſie wie ein Sturm herab in die Leimſpindel gefallen/ und hat damit manchen Tage uͤber 500 offt auch auf 1000 Maͤiſen bekommen. Hab ihm ſelbſt vielmal mit Luſt zugeſehen. Wann 10 oder mehr Maͤiſen an einem Leimbaum gehangen/ hat man ſolche nur auf naͤchſt dabey einge- ſenckte Gabeln geleimet/ die Voͤgel abgenommen/ die Federn abgebutzt/ und wieder aufgerichtet/ und haben die Maͤiſen die gefangene angehenckte Voͤgel ſo wenig ge- ſchiehen/ daß ſie nur deſto lieber/ (als ob ſie ihnen helf- fen wolten) aufgeſeſſen. Die Leimſtange iſt mit einem Bohrer 3 Finger weit durchloͤchert/ damit die Spindeln deſto feſter ſtecken moͤgen/ ſonſt wuͤrden ſie am herab-fallen in dem Gras bald verderbt. Sie haben allzeit angemachten Leim bey ſich/ daß ſie die abgezogene Spindel wieder erfri- ſchen; nehmen nur einen Theil vom rechten Vogelleim/ zwey Theil Scheffel-Pech oder Fiechten-Pech/ und Lein-Oel/ und kochens alſo untereinander. Sind aber meiſtentheils/ was ſie fangen/ nur kleine Wald- Maͤislein/ wiewol auch Kohl- und anderer Art Maͤiſen auch aufſitzen. Cap. ❁ X x x x

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hohberg_georgica02_1682
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hohberg_georgica02_1682/731
Zitationshilfe: Hohberg, Wolf Helmhard von: Georgica Curiosa. Bd. 2. Nürnberg, 1682, S. 713. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hohberg_georgica02_1682/731>, abgerufen am 20.04.2024.