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Hohberg, Wolf Helmhard von: Georgica Curiosa. Bd. 2. Nürnberg, 1682.

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Zwölfftes Buch/ Holtz und Weidwerck.
[Spaltenumbruch] und bedecke sie mit einem kleinern also auf gleiche Weise
geflochtenen Körblein/ und setze sie/ wo viel Spatzen
sind/ die machen mit ihrem Geschrey und Quicketzen die
Alten herab kommen/ und eine nach der andern oben in
die Reusen schlieffen/ die nimmer heraus mögen. In
questa maniera
(sagt er) se ne pigliano le centinaia
con spasso Indicibile.

Jtem sagt obgenannter Author, daß man zu
Nachts in Höltzern/ die nicht gar zu hoch sind/ die Dro-
scheln/ Amseln/ Fincken/ und dergleichen in Bäumen
aussitzendes Geflügel also fangen kan/ und nennet es
Uccellare con Frugnuolo, das ist/ sie nehmen eine La-
terne/ suchen/ wo sie die Vögel auf den Aesten erblicken/
die schiessen sie entweder mit Balestern/ wann sie hoch
sitzen/ oder schlagen sie mit Stecken/ die oben breit/ wie
eine kleine Schauffel sind/ herab.

P. Angelius Bargaeus beschreibet artlich lib. 1.
Ixevt:
wie die Kräyen eine die andere fänget/ folgen-
der Gestalt:

Cornicem, si quam cepere, supinam
Exponunt agro in medio, quem durus arator
Proscidit, & solidas invertit vomere glebas?
Namque, & dum queritur, vocesque integrat
amaras,
Accurrunt aliae, & sortem execrantut acer-
bam,
Ac partim circumvolitant, partim eminus
adstant,
Hortantes, se tollat humo, celeresque per
auras
Avolet, & tristes terras festina relinquat.
Ac dum omnes clamant, dum se versantque
feruntque,
Est aliqua interdum, quae sic miserata jacen-
tem
Accedit propius, nodosque ut rumpat ini-
quos,
Constrictam quibus esse videt, superinsilit
audax,
Nec sese vana pietatis imagine falli
Aspicit incautam, nam mox religata tenaci
Illius amplexu, clamoribus omnia rumpit,
Et scelus incusans, sociae obluctatur, & omni
Qua pote vi tantos conata evadere casus
Poscit opem, & frustra volucres implorat a-
micas.

Wer aber Droscheln/ Amseln/ und allerhand Vö-
gel bey Nachts fangen will/ der muß beobachten/ wo
sie sich des Abends in die Gehäge Hauffenweise aufzu-
setzen kommen; wann sie bestättiget sind/ gehet man des
Nachts hin/ und richtet an einem Ende des Gesträuchs
ein subtiles mit weiten Mäschen gestricktes Klebgarn
[Spaltenumbruch] auf/ und stellet eine Lätern oder Fackel hinter das Garn/
gehet auf das eine Ende des Gehäges/ und treibt die
Vögel mit Stecken und Spißruten nach und nach/ ge-
mächlich auf/ so fliegen sie dem Liecht zu/ und verwickeln
sich also in dem Garn; das muß aber beederseits etli-
che Klaffter weiter seyn/ als das Gehäge ist/ und
das Liecht muß in mitten nach der Proportion des
Netzes und des Gesträuches gerichtet werden.

Jn Franckreich werden an etlichen Orten die wil-
den Tauben/ wann sie im Herbst streichen/ auch also
gefangen. Wo kleine Wälder/ doch mit hohen Tannen/
Eychen und Föhren auf der Felder Anhöhe/ von andern
grossen Wäldern abgesondert stehen/ dahin die Tauben
gern ihre Nachtläger machen/ da gehet man erstlich
von weiten/ mit Becken/ Trommen/ Schlüsseln/ und
andern hellklingenden Sachen/ auch mit Fackeln und
Laternen/ und geht je länger je näher hinzu/ biß sie es
endlich gewohnen/ und nicht achten/ daß man letzlich
gar unter die Bäume kommt; endlich nimmt man
Schröt-Rohr/ und schiesset die Tauben in der Menge/
weilen sie nun den Schuß vor dem Getöß nicht hören
mögen/ so bleiben sie immer sitzen/ und wissen nicht wie
ihnen geschihet.

Jm Lerchenstrich/ haben sie in Jtalien eine Art/
mit Spiegeln sie zu betriegen und zu schiessen/ sie
machen und lassen ihnen drähen ein Stuck Holtz ohn-
gefähr zwey Spannen hoch und anderthalb Span-
nen dick/ daß es schier wie ein Oval, in der Mitten dick/
und an beeden Enden etwas schmähler werde/ doch
sechs-acht- oder zwölff-eckicht/ in der Mitten hohl/
der Länge nach/ von oben biß unten/ daß man es auf ei-
ner/ von der Erden etwan mehr als Ellen hoch erhöhe-
ten Stangen und Fuß anstecken kan; dieser gedrähete
Stock nun/ wird mit Spiegeln über und über besetzt/
und innwendig mit einer Schnur angefasset/ und also ge-
richtet/ daß wann man ihn ziehet/ er nicht anders als
wie ein Topff/ damit die Kinder spielen/ an seinen
Stangen-Fuß schnell und behend herum lauffet/ wann
nun die streichenden Lerchen in diesen gläntzenden her-
um rollenden Spiegeln ihr Ebenbild erblicken/ stechen
sie mit grosser Begierd/ gleich als blind darauff/ sammlen
sich Hauffenweiß hinzu/ schweben und flattern herum/
daß man sie mit einer Flinten leichtlich schiessen kan.

Wäre vielleicht bequemer/ wann man diesen Stock
etwas nidriger richten/ als wie ein Automaton von sich
selbst umgehen machen/ und darzu ein halbe Schlag-
wand über einen Bogen richten könte/ sie also im Flug
zu fangen/ so könte man Pulver und Bley erspahren/
und würden die Lerchen nicht also zerschossen und zerris-
sen/ wie offt durch die Schröte geschihet. Die armen
Vögel werden durch diese herum lauffende Spiegel al-
so geblendet und betäubet/ daß sie/ ob sie schon durch das
schiessen billich sollen erschreckt werden/ sie doch thun/
als hörten und sehen sie nichts/ also daß man viel nach
und nach fangen und bekommen kan.

Cap.
X x x x iij

Zwoͤlfftes Buch/ Holtz und Weidwerck.
[Spaltenumbruch] und bedecke ſie mit einem kleinern alſo auf gleiche Weiſe
geflochtenen Koͤrblein/ und ſetze ſie/ wo viel Spatzen
ſind/ die machen mit ihrem Geſchrey und Quicketzen die
Alten herab kommen/ und eine nach der andern oben in
die Reuſen ſchlieffen/ die nimmer heraus moͤgen. In
queſta maniera
(ſagt er) ſe ne pigliano le centinaia
con ſpaſſo Indicibile.

Jtem ſagt obgenannter Author, daß man zu
Nachts in Hoͤltzern/ die nicht gar zu hoch ſind/ die Dro-
ſcheln/ Amſeln/ Fincken/ und dergleichen in Baͤumen
auſſitzendes Gefluͤgel alſo fangen kan/ und nennet es
Uccellare con Frugnuolo, das iſt/ ſie nehmen eine La-
terne/ ſuchen/ wo ſie die Voͤgel auf den Aeſten erblicken/
die ſchieſſen ſie entweder mit Baleſtern/ wann ſie hoch
ſitzen/ oder ſchlagen ſie mit Stecken/ die oben breit/ wie
eine kleine Schauffel ſind/ herab.

P. Angelius Bargæus beſchreibet artlich lib. 1.
Ixevt:
wie die Kraͤyen eine die andere faͤnget/ folgen-
der Geſtalt:

Cornicem, ſi quam cepere, ſupinam
Exponunt agro in medio, quem durus arator
Proſcidit, & ſolidas invertit vomere glebas?
Namq́ue, & dum queritur, vocesq́ue integrat
amaras,
Accurrunt aliæ, & ſortem execrantut acer-
bam,
Ac partim circumvolitant, partim eminus
adſtant,
Hortantes, ſe tollat humo, celeresq́ue per
auras
Avolet, & triſtes terras feſtina relinquat.
Ac dum omnes clamant, dum ſe verſantq́ue
feruntq́ue,
Eſt aliqua interdum, quæ ſic miſerata jacen-
tem
Accedit propius, nodosq́ue ut rumpat ini-
quos,
Conſtrictam quibus eſſe videt, ſuperinſilit
audax,
Nec ſeſe vanâ pietatis imagine falli
Aſpicit incautam, nam mox religata tenaci
Illius amplexu, clamoribus omnia rumpit,
Et ſcelus incuſans, ſociæ obluctatur, & omni
Qua pote vi tantos conata evadere caſus
Poſcit opem, & fruſtrà volucres implorat a-
micas.

Wer aber Droſcheln/ Amſeln/ und allerhand Voͤ-
gel bey Nachts fangen will/ der muß beobachten/ wo
ſie ſich des Abends in die Gehaͤge Hauffenweiſe aufzu-
ſetzen kommen; wann ſie beſtaͤttiget ſind/ gehet man des
Nachts hin/ und richtet an einem Ende des Geſtraͤuchs
ein ſubtiles mit weiten Maͤſchen geſtricktes Klebgarn
[Spaltenumbruch] auf/ und ſtellet eine Laͤtern oder Fackel hinter das Garn/
gehet auf das eine Ende des Gehaͤges/ und treibt die
Voͤgel mit Stecken und Spißruten nach und nach/ ge-
maͤchlich auf/ ſo fliegen ſie dem Liecht zu/ und verwickeln
ſich alſo in dem Garn; das muß aber beederſeits etli-
che Klaffter weiter ſeyn/ als das Gehaͤge iſt/ und
das Liecht muß in mitten nach der Proportion des
Netzes und des Geſtraͤuches gerichtet werden.

Jn Franckreich werden an etlichen Orten die wil-
den Tauben/ wann ſie im Herbſt ſtreichen/ auch alſo
gefangen. Wo kleine Waͤlder/ doch mit hohen Tannen/
Eychen und Foͤhren auf der Felder Anhoͤhe/ von andern
groſſen Waͤldern abgeſondert ſtehen/ dahin die Tauben
gern ihre Nachtlaͤger machen/ da gehet man erſtlich
von weiten/ mit Becken/ Trommen/ Schluͤſſeln/ und
andern hellklingenden Sachen/ auch mit Fackeln und
Laternen/ und geht je laͤnger je naͤher hinzu/ biß ſie es
endlich gewohnen/ und nicht achten/ daß man letzlich
gar unter die Baͤume kommt; endlich nimmt man
Schroͤt-Rohr/ und ſchieſſet die Tauben in der Menge/
weilen ſie nun den Schuß vor dem Getoͤß nicht hoͤren
moͤgen/ ſo bleiben ſie immer ſitzen/ und wiſſen nicht wie
ihnen geſchihet.

Jm Lerchenſtrich/ haben ſie in Jtalien eine Art/
mit Spiegeln ſie zu betriegen und zu ſchieſſen/ ſie
machen und laſſen ihnen draͤhen ein Stuck Holtz ohn-
gefaͤhr zwey Spannen hoch und anderthalb Span-
nen dick/ daß es ſchier wie ein Oval, in der Mitten dick/
und an beeden Enden etwas ſchmaͤhler werde/ doch
ſechs-acht- oder zwoͤlff-eckicht/ in der Mitten hohl/
der Laͤnge nach/ von oben biß unten/ daß man es auf ei-
ner/ von der Erden etwan mehr als Ellen hoch erhoͤhe-
ten Stangen und Fuß anſtecken kan; dieſer gedraͤhete
Stock nun/ wird mit Spiegeln uͤber und uͤber beſetzt/
und innwendig mit einer Schnur angefaſſet/ uñ alſo ge-
richtet/ daß wann man ihn ziehet/ er nicht anders als
wie ein Topff/ damit die Kinder ſpielen/ an ſeinen
Stangen-Fuß ſchnell und behend herum lauffet/ wann
nun die ſtreichenden Lerchen in dieſen glaͤntzenden her-
um rollenden Spiegeln ihr Ebenbild erblicken/ ſtechen
ſie mit groſſer Begierd/ gleich als blind darauff/ ſam̃len
ſich Hauffenweiß hinzu/ ſchweben und flattern herum/
daß man ſie mit einer Flinten leichtlich ſchieſſen kan.

Waͤre vielleicht bequemer/ wann man dieſen Stock
etwas nidriger richten/ als wie ein Automaton von ſich
ſelbſt umgehen machen/ und darzu ein halbe Schlag-
wand uͤber einen Bogen richten koͤnte/ ſie alſo im Flug
zu fangen/ ſo koͤnte man Pulver und Bley erſpahren/
und wuͤrden die Lerchen nicht alſo zerſchoſſen und zerriſ-
ſen/ wie offt durch die Schroͤte geſchihet. Die armen
Voͤgel werden durch dieſe herum lauffende Spiegel al-
ſo geblendet und betaͤubet/ daß ſie/ ob ſie ſchon durch das
ſchieſſen billich ſollen erſchreckt werden/ ſie doch thun/
als hoͤrten und ſehen ſie nichts/ alſo daß man viel nach
und nach fangen und bekommen kan.

Cap.
X x x x iij
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[717/0735] Zwoͤlfftes Buch/ Holtz und Weidwerck. und bedecke ſie mit einem kleinern alſo auf gleiche Weiſe geflochtenen Koͤrblein/ und ſetze ſie/ wo viel Spatzen ſind/ die machen mit ihrem Geſchrey und Quicketzen die Alten herab kommen/ und eine nach der andern oben in die Reuſen ſchlieffen/ die nimmer heraus moͤgen. In queſta maniera (ſagt er) ſe ne pigliano le centinaia con ſpaſſo Indicibile. Jtem ſagt obgenannter Author, daß man zu Nachts in Hoͤltzern/ die nicht gar zu hoch ſind/ die Dro- ſcheln/ Amſeln/ Fincken/ und dergleichen in Baͤumen auſſitzendes Gefluͤgel alſo fangen kan/ und nennet es Uccellare con Frugnuolo, das iſt/ ſie nehmen eine La- terne/ ſuchen/ wo ſie die Voͤgel auf den Aeſten erblicken/ die ſchieſſen ſie entweder mit Baleſtern/ wann ſie hoch ſitzen/ oder ſchlagen ſie mit Stecken/ die oben breit/ wie eine kleine Schauffel ſind/ herab. P. Angelius Bargæus beſchreibet artlich lib. 1. Ixevt: wie die Kraͤyen eine die andere faͤnget/ folgen- der Geſtalt: Cornicem, ſi quam cepere, ſupinam Exponunt agro in medio, quem durus arator Proſcidit, & ſolidas invertit vomere glebas? Namq́ue, & dum queritur, vocesq́ue integrat amaras, Accurrunt aliæ, & ſortem execrantut acer- bam, Ac partim circumvolitant, partim eminus adſtant, Hortantes, ſe tollat humo, celeresq́ue per auras Avolet, & triſtes terras feſtina relinquat. Ac dum omnes clamant, dum ſe verſantq́ue feruntq́ue, Eſt aliqua interdum, quæ ſic miſerata jacen- tem Accedit propius, nodosq́ue ut rumpat ini- quos, Conſtrictam quibus eſſe videt, ſuperinſilit audax, Nec ſeſe vanâ pietatis imagine falli Aſpicit incautam, nam mox religata tenaci Illius amplexu, clamoribus omnia rumpit, Et ſcelus incuſans, ſociæ obluctatur, & omni Qua pote vi tantos conata evadere caſus Poſcit opem, & fruſtrà volucres implorat a- micas. Wer aber Droſcheln/ Amſeln/ und allerhand Voͤ- gel bey Nachts fangen will/ der muß beobachten/ wo ſie ſich des Abends in die Gehaͤge Hauffenweiſe aufzu- ſetzen kommen; wann ſie beſtaͤttiget ſind/ gehet man des Nachts hin/ und richtet an einem Ende des Geſtraͤuchs ein ſubtiles mit weiten Maͤſchen geſtricktes Klebgarn auf/ und ſtellet eine Laͤtern oder Fackel hinter das Garn/ gehet auf das eine Ende des Gehaͤges/ und treibt die Voͤgel mit Stecken und Spißruten nach und nach/ ge- maͤchlich auf/ ſo fliegen ſie dem Liecht zu/ und verwickeln ſich alſo in dem Garn; das muß aber beederſeits etli- che Klaffter weiter ſeyn/ als das Gehaͤge iſt/ und das Liecht muß in mitten nach der Proportion des Netzes und des Geſtraͤuches gerichtet werden. Jn Franckreich werden an etlichen Orten die wil- den Tauben/ wann ſie im Herbſt ſtreichen/ auch alſo gefangen. Wo kleine Waͤlder/ doch mit hohen Tannen/ Eychen und Foͤhren auf der Felder Anhoͤhe/ von andern groſſen Waͤldern abgeſondert ſtehen/ dahin die Tauben gern ihre Nachtlaͤger machen/ da gehet man erſtlich von weiten/ mit Becken/ Trommen/ Schluͤſſeln/ und andern hellklingenden Sachen/ auch mit Fackeln und Laternen/ und geht je laͤnger je naͤher hinzu/ biß ſie es endlich gewohnen/ und nicht achten/ daß man letzlich gar unter die Baͤume kommt; endlich nimmt man Schroͤt-Rohr/ und ſchieſſet die Tauben in der Menge/ weilen ſie nun den Schuß vor dem Getoͤß nicht hoͤren moͤgen/ ſo bleiben ſie immer ſitzen/ und wiſſen nicht wie ihnen geſchihet. Jm Lerchenſtrich/ haben ſie in Jtalien eine Art/ mit Spiegeln ſie zu betriegen und zu ſchieſſen/ ſie machen und laſſen ihnen draͤhen ein Stuck Holtz ohn- gefaͤhr zwey Spannen hoch und anderthalb Span- nen dick/ daß es ſchier wie ein Oval, in der Mitten dick/ und an beeden Enden etwas ſchmaͤhler werde/ doch ſechs-acht- oder zwoͤlff-eckicht/ in der Mitten hohl/ der Laͤnge nach/ von oben biß unten/ daß man es auf ei- ner/ von der Erden etwan mehr als Ellen hoch erhoͤhe- ten Stangen und Fuß anſtecken kan; dieſer gedraͤhete Stock nun/ wird mit Spiegeln uͤber und uͤber beſetzt/ und innwendig mit einer Schnur angefaſſet/ uñ alſo ge- richtet/ daß wann man ihn ziehet/ er nicht anders als wie ein Topff/ damit die Kinder ſpielen/ an ſeinen Stangen-Fuß ſchnell und behend herum lauffet/ wann nun die ſtreichenden Lerchen in dieſen glaͤntzenden her- um rollenden Spiegeln ihr Ebenbild erblicken/ ſtechen ſie mit groſſer Begierd/ gleich als blind darauff/ ſam̃len ſich Hauffenweiß hinzu/ ſchweben und flattern herum/ daß man ſie mit einer Flinten leichtlich ſchieſſen kan. Waͤre vielleicht bequemer/ wann man dieſen Stock etwas nidriger richten/ als wie ein Automaton von ſich ſelbſt umgehen machen/ und darzu ein halbe Schlag- wand uͤber einen Bogen richten koͤnte/ ſie alſo im Flug zu fangen/ ſo koͤnte man Pulver und Bley erſpahren/ und wuͤrden die Lerchen nicht alſo zerſchoſſen und zerriſ- ſen/ wie offt durch die Schroͤte geſchihet. Die armen Voͤgel werden durch dieſe herum lauffende Spiegel al- ſo geblendet und betaͤubet/ daß ſie/ ob ſie ſchon durch das ſchieſſen billich ſollen erſchreckt werden/ ſie doch thun/ als hoͤrten und ſehen ſie nichts/ alſo daß man viel nach und nach fangen und bekommen kan. Cap. X x x x iij

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Zitationshilfe: Hohberg, Wolf Helmhard von: Georgica Curiosa. Bd. 2. Nürnberg, 1682, S. 717. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hohberg_georgica02_1682/735>, abgerufen am 28.03.2024.