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Hohberg, Wolf Helmhard von: Georgica Curiosa. Bd. 2. Nürnberg, 1682.

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Zwölfftes Buch/ Holtz und Weidwerck.
Cap. CXXXVI.
Von den Papageyen und Sittich.
[Spaltenumbruch]

JCH hätte dieses Vogels zu gedencken wol unter-
lassen können; weil aber dergleichen Geflügel in
edlen Häusern wegen ihrer Schönheit/ und art-
lichen Gelehrlichkeit offtmals erhalten werden; solche
lang und über Menschengedencken manchmals leben/
auch nicht Jederman weiß/ damit recht um zu gehen/
habe ich derer eine kurtze Anregung thun wollen.

Der Papagey ist ein artlicher/ geschicklich- und ge-
schwätziger Vogel/ der nicht allein reden/ sondern auch al-
lerhand Stimmen der Thier/ als singen/ krayen/ bellen/
lachen/ weinen und dergleichen nachahmen kan; sind von
vielerley Grösse/ Farben und Arten unterschieden/ werden
aus Jndien die meisten von Cuba und Manacapan zu
uns überbracht; es gibt auch eine Art groß/ schön von
Farben/ aber etwas ungelerniger/ die man Jndianische
Raben heisset; auch sind etliche in der Tauben/ etliche
in der Kranwethsvögel/ auch etliche nur in der Schwal-
ben und Spatzen Grösse; je kleiner sie aber sind/ je ei-
nen längern Schweiff haben sie/ der Papagey hat et-
was sonderliches an sich/ daß er wie das Crocodill/ al-
lein den obern Theil des Schnabels bewegen kan/ hat
eine sehr dicke breite Zungen/ und in dem innersten
Theil des untern Schnabels eine Oeffnung/ fast einer
Erbsen weit/ auf dem Schnabel fängt er sich/ wann
er auf die Erden flieget/ und hilfft mit dem Schna-
bel dem gantzen Leib fort/ wann er ab- oder aufklet-
tert.

Wann er lernen soll/ muß man seinen Keficht be-
decken/ ihm einen Spiegel auswärts anhängen/ dar-
inn er sich besehen kan/ und muß ihm etliche Wort/ die
er lernen soll/ gegen den Abend/ wann sie gessen haben/
offt fürsagen/ auch Morgens wiederhohlen/ so vermeynt
er/ der Papagey im Spiegel thue solches/ und befleis-
set sich desto emsiger es nachzudichten/ am besten ge-
schihet dieses im Duncklen; eine Weibs- oder Kindes-
stimm wird er ehe nachsprechen/ als eines Mannes.

Sie trincken von Natur nicht/ aber baden sich
gerne/ und ist ihnen sehr nutz/ wann sie offt mit Wein
klein eingesprühet/ genetzt und also befeuchtet werden/
ihnen den Staub und das Ungeziefer zu vertreiben/
sie kriegen davon sehr schöne Federn/ dann sie lieben die
Sauberkeit/ sonst bekommen sie bald das Podagra/
und muß der Boden ihres Hauses allzeit über den
andern Tag heraus genommen/ ein anderer saube-
rer hinein gethan/ abgeputzt/ und also offt umgewech-
selt werden.

Jhre beste und gesündeste Speise/ ist Semmel zer-
brockt/ oder die Schmollen gantz davon/ die muß in
Wasser geweicht/ die übrige Feuchten wieder ausge-
druckt/ und also in ihr Nüschlein täglich gelegt werden;
theils weichen die Semmel auch in Wein oder Bier.
Mich hat aber ein Papagey-Händler versichert/ daß
ihnen das Wasser am gesündesten und besten sey/ sonst
können sie/ ohn allen Getranck/ gesund und frisch leben.
Gibt man ihnen aber Wasser oder Wein/ so schledern
[Spaltenumbruch] und trincken sie wol/ ist ihnen aber nicht gesund/ und
bekommen davon leicht den Durchfall. Sie fressen
auch sonst allerhand Obst/ Kesten/ Nüsse/ Aepfel/
Mandel/ Zucker; am besten und unschädlichsten aber
ist es ihnen/ man lasse sie bey Semmel und Wasser
verbleiben; gesaltzene Speise ist ihnen sehr schädlich/
und sollen davon verrecken. Wann sie recht gehalten
werden/ leben sie auf hundert/ und noch mehr
Jahr.

Die weissen Papagey/ und die grauen mit den ro-
then Schweiffen/ sind gelerniger als die andern/ wie-
wol sich auch unter den grünen etliche gute finden/ etli-
che aber lernen nichts/ schreyen und kirren nur/ daß ei-
nem die Ohren davon gellen.

Die Sittich reden nichts/ aber lachen und pfeiffen/
weinen auch/ der Gleichheit nach/ wie die kleinen Kin-
der/ wann sie kranck sind oder gestäupt werden/ sind
nicht viel grösser als eine Droschel/ aber langschweiffig/
gantz Grasgrün/ und am Leib etwas liechter; der
Schnabel und die Füsse sind röthlicht und Fleischfarb/
sonderlich auswärts/ inwendig sind sie etwas dunckeler.
Das Männlein hat um den Hals ein Ringlein gelb-
grünlicht.

Jhre Speise ist gleich den Papageyen geweichte
Semmel und anders Obst/ auch Hanff/ und Kerne
vom wilden Saffran; er lebt von zwölff biß funffzehen
Jahren/ wie D. Olina in seiner Uccelliera fol. 27. be-
zeuget.

Beedes Sittich und Papageyen sind einer fremden
Specht-Art/ weil sie (wie diese) nur vier Zähen/
vornen zwey und hinten zwey haben; die Füsse brauchen
sie wie der Mensch seine Hände/ und fressen ihre Spei-
se also/ daß sie die mit den Füssen zu ihren Munde lan-
gen.

Jn der Jndianischen Jnsul Gracchana (wie Ges-
nerus
meldet) werden sie gemästet/ und für ein Schleck-
bißlein gehalten/ und soll ihr Fleisch die Gelbsucht ver-
treiben.

Jn der West-Jndianischen Jnsul Cuba (wie Jan
de Laet
vermeldet) werden die Papageyen/ als gar
einfältige Vögel/ also gefangen: Man setzt einen Kna-
ben von 11 oder 12 Jahren auf einen Baum/ bedeckt
ihm das Haupt mit Gras/ Laubwerck oder Stroh/ se-
tzet ihm einen lebendigen Papagey auf die Hand/ den
der Knab auf den Kopff zwickt oder schlägt/ biß er
kläglich und laut zu schreyen anfängt/ da fliegen die wil-
den Papagey häuffig zu/ und setzen sich auf denselbigen
Baum/ entzwischen hat dieser Knab in der andern
Hand ein Stecklein mit einer Mäschen/ damit weiß er
mit geschwinder List/ bald dort/ bald da/ sie bey den
Kopff anzufassen/ und zu sich zu ziehen/ in einen Sack
zu werffen/ oder zu erwürgen/ und unter dem Baum
herab fallen zu lassen; also fangen sie/ so viel sie wollen/
und essen sie/ weil sie jung sind/ welches meistentheils
im Majo vorgenommen wird.

Cap.
Zwoͤlfftes Buch/ Holtz und Weidwerck.
Cap. CXXXVI.
Von den Papageyen und Sittich.
[Spaltenumbruch]

JCH haͤtte dieſes Vogels zu gedencken wol unter-
laſſen koͤnnen; weil aber dergleichen Gefluͤgel in
edlen Haͤuſern wegen ihrer Schoͤnheit/ und art-
lichen Gelehrlichkeit offtmals erhalten werden; ſolche
lang und uͤber Menſchengedencken manchmals leben/
auch nicht Jederman weiß/ damit recht um zu gehen/
habe ich derer eine kurtze Anregung thun wollen.

Der Papagey iſt ein artlicher/ geſchicklich- und ge-
ſchwaͤtziger Vogel/ der nicht allein reden/ ſondern auch al-
lerhand Stimmen der Thier/ als ſingen/ krayen/ bellen/
lachen/ weinen und dergleichen nachahmen kan; ſind von
vielerley Groͤſſe/ Farben und Arten unterſchieden/ werden
aus Jndien die meiſten von Cuba und Manacapan zu
uns uͤberbracht; es gibt auch eine Art groß/ ſchoͤn von
Farben/ aber etwas ungelerniger/ die man Jndianiſche
Raben heiſſet; auch ſind etliche in der Tauben/ etliche
in der Kranwethsvoͤgel/ auch etliche nur in der Schwal-
ben und Spatzen Groͤſſe; je kleiner ſie aber ſind/ je ei-
nen laͤngern Schweiff haben ſie/ der Papagey hat et-
was ſonderliches an ſich/ daß er wie das Crocodill/ al-
lein den obern Theil des Schnabels bewegen kan/ hat
eine ſehr dicke breite Zungen/ und in dem innerſten
Theil des untern Schnabels eine Oeffnung/ faſt einer
Erbſen weit/ auf dem Schnabel faͤngt er ſich/ wann
er auf die Erden flieget/ und hilfft mit dem Schna-
bel dem gantzen Leib fort/ wann er ab- oder aufklet-
tert.

Wann er lernen ſoll/ muß man ſeinen Keficht be-
decken/ ihm einen Spiegel auswaͤrts anhaͤngen/ dar-
inn er ſich beſehen kan/ und muß ihm etliche Wort/ die
er lernen ſoll/ gegen den Abend/ wann ſie geſſen haben/
offt fuͤrſagen/ auch Morgens wiederhohlen/ ſo vermeynt
er/ der Papagey im Spiegel thue ſolches/ und befleiſ-
ſet ſich deſto emſiger es nachzudichten/ am beſten ge-
ſchihet dieſes im Duncklen; eine Weibs- oder Kindes-
ſtimm wird er ehe nachſprechen/ als eines Mannes.

Sie trincken von Natur nicht/ aber baden ſich
gerne/ und iſt ihnen ſehr nutz/ wann ſie offt mit Wein
klein eingeſpruͤhet/ genetzt und alſo befeuchtet werden/
ihnen den Staub und das Ungeziefer zu vertreiben/
ſie kriegen davon ſehr ſchoͤne Federn/ dann ſie lieben die
Sauberkeit/ ſonſt bekommen ſie bald das Podagra/
und muß der Boden ihres Hauſes allzeit uͤber den
andern Tag heraus genommen/ ein anderer ſaube-
rer hinein gethan/ abgeputzt/ und alſo offt umgewech-
ſelt werden.

Jhre beſte und geſuͤndeſte Speiſe/ iſt Semmel zer-
brockt/ oder die Schmollen gantz davon/ die muß in
Waſſer geweicht/ die uͤbrige Feuchten wieder ausge-
druckt/ und alſo in ihr Nuͤſchlein taͤglich gelegt werden;
theils weichen die Semmel auch in Wein oder Bier.
Mich hat aber ein Papagey-Haͤndler verſichert/ daß
ihnen das Waſſer am geſuͤndeſten und beſten ſey/ ſonſt
koͤnnen ſie/ ohn allen Getranck/ geſund und friſch leben.
Gibt man ihnen aber Waſſer oder Wein/ ſo ſchledern
[Spaltenumbruch] und trincken ſie wol/ iſt ihnen aber nicht geſund/ und
bekommen davon leicht den Durchfall. Sie freſſen
auch ſonſt allerhand Obſt/ Keſten/ Nuͤſſe/ Aepfel/
Mandel/ Zucker; am beſten und unſchaͤdlichſten aber
iſt es ihnen/ man laſſe ſie bey Semmel und Waſſer
verbleiben; geſaltzene Speiſe iſt ihnen ſehr ſchaͤdlich/
und ſollen davon verrecken. Wann ſie recht gehalten
werden/ leben ſie auf hundert/ und noch mehr
Jahr.

Die weiſſen Papagey/ und die grauen mit den ro-
then Schweiffen/ ſind gelerniger als die andern/ wie-
wol ſich auch unter den gruͤnen etliche gute finden/ etli-
che aber lernen nichts/ ſchreyen und kirren nur/ daß ei-
nem die Ohren davon gellen.

Die Sittich reden nichts/ aber lachen und pfeiffen/
weinen auch/ der Gleichheit nach/ wie die kleinen Kin-
der/ wann ſie kranck ſind oder geſtaͤupt werden/ ſind
nicht viel groͤſſer als eine Droſchel/ aber langſchweiffig/
gantz Grasgruͤn/ und am Leib etwas liechter; der
Schnabel und die Fuͤſſe ſind roͤthlicht und Fleiſchfarb/
ſonderlich auswaͤrts/ inwendig ſind ſie etwas dunckeler.
Das Maͤnnlein hat um den Hals ein Ringlein gelb-
gruͤnlicht.

Jhre Speiſe iſt gleich den Papageyen geweichte
Semmel und anders Obſt/ auch Hanff/ und Kerne
vom wilden Saffran; er lebt von zwoͤlff biß funffzehen
Jahren/ wie D. Olina in ſeiner Uccelliera fol. 27. be-
zeuget.

Beedes Sittich und Papageyen ſind einer fremden
Specht-Art/ weil ſie (wie dieſe) nur vier Zaͤhen/
vornen zwey und hinten zwey haben; die Fuͤſſe brauchen
ſie wie der Menſch ſeine Haͤnde/ und freſſen ihre Spei-
ſe alſo/ daß ſie die mit den Fuͤſſen zu ihren Munde lan-
gen.

Jn der Jndianiſchen Jnſul Gracchana (wie Geſ-
nerus
meldet) werden ſie gemaͤſtet/ und fuͤr ein Schleck-
bißlein gehalten/ und ſoll ihr Fleiſch die Gelbſucht ver-
treiben.

Jn der Weſt-Jndianiſchen Jnſul Cuba (wie Jan
de Laet
vermeldet) werden die Papageyen/ als gar
einfaͤltige Voͤgel/ alſo gefangen: Man ſetzt einen Kna-
ben von 11 oder 12 Jahren auf einen Baum/ bedeckt
ihm das Haupt mit Gras/ Laubwerck oder Stroh/ ſe-
tzet ihm einen lebendigen Papagey auf die Hand/ den
der Knab auf den Kopff zwickt oder ſchlaͤgt/ biß er
klaͤglich und laut zu ſchreyen anfaͤngt/ da fliegen die wil-
den Papagey haͤuffig zu/ und ſetzen ſich auf denſelbigen
Baum/ entzwiſchen hat dieſer Knab in der andern
Hand ein Stecklein mit einer Maͤſchen/ damit weiß er
mit geſchwinder Liſt/ bald dort/ bald da/ ſie bey den
Kopff anzufaſſen/ und zu ſich zu ziehen/ in einen Sack
zu werffen/ oder zu erwuͤrgen/ und unter dem Baum
herab fallen zu laſſen; alſo fangen ſie/ ſo viel ſie wollen/
und eſſen ſie/ weil ſie jung ſind/ welches meiſtentheils
im Majo vorgenommen wird.

Cap.
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[719/0737] Zwoͤlfftes Buch/ Holtz und Weidwerck. Cap. CXXXVI. Von den Papageyen und Sittich. JCH haͤtte dieſes Vogels zu gedencken wol unter- laſſen koͤnnen; weil aber dergleichen Gefluͤgel in edlen Haͤuſern wegen ihrer Schoͤnheit/ und art- lichen Gelehrlichkeit offtmals erhalten werden; ſolche lang und uͤber Menſchengedencken manchmals leben/ auch nicht Jederman weiß/ damit recht um zu gehen/ habe ich derer eine kurtze Anregung thun wollen. Der Papagey iſt ein artlicher/ geſchicklich- und ge- ſchwaͤtziger Vogel/ der nicht allein reden/ ſondern auch al- lerhand Stimmen der Thier/ als ſingen/ krayen/ bellen/ lachen/ weinen und dergleichen nachahmen kan; ſind von vielerley Groͤſſe/ Farben und Arten unterſchieden/ werden aus Jndien die meiſten von Cuba und Manacapan zu uns uͤberbracht; es gibt auch eine Art groß/ ſchoͤn von Farben/ aber etwas ungelerniger/ die man Jndianiſche Raben heiſſet; auch ſind etliche in der Tauben/ etliche in der Kranwethsvoͤgel/ auch etliche nur in der Schwal- ben und Spatzen Groͤſſe; je kleiner ſie aber ſind/ je ei- nen laͤngern Schweiff haben ſie/ der Papagey hat et- was ſonderliches an ſich/ daß er wie das Crocodill/ al- lein den obern Theil des Schnabels bewegen kan/ hat eine ſehr dicke breite Zungen/ und in dem innerſten Theil des untern Schnabels eine Oeffnung/ faſt einer Erbſen weit/ auf dem Schnabel faͤngt er ſich/ wann er auf die Erden flieget/ und hilfft mit dem Schna- bel dem gantzen Leib fort/ wann er ab- oder aufklet- tert. Wann er lernen ſoll/ muß man ſeinen Keficht be- decken/ ihm einen Spiegel auswaͤrts anhaͤngen/ dar- inn er ſich beſehen kan/ und muß ihm etliche Wort/ die er lernen ſoll/ gegen den Abend/ wann ſie geſſen haben/ offt fuͤrſagen/ auch Morgens wiederhohlen/ ſo vermeynt er/ der Papagey im Spiegel thue ſolches/ und befleiſ- ſet ſich deſto emſiger es nachzudichten/ am beſten ge- ſchihet dieſes im Duncklen; eine Weibs- oder Kindes- ſtimm wird er ehe nachſprechen/ als eines Mannes. Sie trincken von Natur nicht/ aber baden ſich gerne/ und iſt ihnen ſehr nutz/ wann ſie offt mit Wein klein eingeſpruͤhet/ genetzt und alſo befeuchtet werden/ ihnen den Staub und das Ungeziefer zu vertreiben/ ſie kriegen davon ſehr ſchoͤne Federn/ dann ſie lieben die Sauberkeit/ ſonſt bekommen ſie bald das Podagra/ und muß der Boden ihres Hauſes allzeit uͤber den andern Tag heraus genommen/ ein anderer ſaube- rer hinein gethan/ abgeputzt/ und alſo offt umgewech- ſelt werden. Jhre beſte und geſuͤndeſte Speiſe/ iſt Semmel zer- brockt/ oder die Schmollen gantz davon/ die muß in Waſſer geweicht/ die uͤbrige Feuchten wieder ausge- druckt/ und alſo in ihr Nuͤſchlein taͤglich gelegt werden; theils weichen die Semmel auch in Wein oder Bier. Mich hat aber ein Papagey-Haͤndler verſichert/ daß ihnen das Waſſer am geſuͤndeſten und beſten ſey/ ſonſt koͤnnen ſie/ ohn allen Getranck/ geſund und friſch leben. Gibt man ihnen aber Waſſer oder Wein/ ſo ſchledern und trincken ſie wol/ iſt ihnen aber nicht geſund/ und bekommen davon leicht den Durchfall. Sie freſſen auch ſonſt allerhand Obſt/ Keſten/ Nuͤſſe/ Aepfel/ Mandel/ Zucker; am beſten und unſchaͤdlichſten aber iſt es ihnen/ man laſſe ſie bey Semmel und Waſſer verbleiben; geſaltzene Speiſe iſt ihnen ſehr ſchaͤdlich/ und ſollen davon verrecken. Wann ſie recht gehalten werden/ leben ſie auf hundert/ und noch mehr Jahr. Die weiſſen Papagey/ und die grauen mit den ro- then Schweiffen/ ſind gelerniger als die andern/ wie- wol ſich auch unter den gruͤnen etliche gute finden/ etli- che aber lernen nichts/ ſchreyen und kirren nur/ daß ei- nem die Ohren davon gellen. Die Sittich reden nichts/ aber lachen und pfeiffen/ weinen auch/ der Gleichheit nach/ wie die kleinen Kin- der/ wann ſie kranck ſind oder geſtaͤupt werden/ ſind nicht viel groͤſſer als eine Droſchel/ aber langſchweiffig/ gantz Grasgruͤn/ und am Leib etwas liechter; der Schnabel und die Fuͤſſe ſind roͤthlicht und Fleiſchfarb/ ſonderlich auswaͤrts/ inwendig ſind ſie etwas dunckeler. Das Maͤnnlein hat um den Hals ein Ringlein gelb- gruͤnlicht. Jhre Speiſe iſt gleich den Papageyen geweichte Semmel und anders Obſt/ auch Hanff/ und Kerne vom wilden Saffran; er lebt von zwoͤlff biß funffzehen Jahren/ wie D. Olina in ſeiner Uccelliera fol. 27. be- zeuget. Beedes Sittich und Papageyen ſind einer fremden Specht-Art/ weil ſie (wie dieſe) nur vier Zaͤhen/ vornen zwey und hinten zwey haben; die Fuͤſſe brauchen ſie wie der Menſch ſeine Haͤnde/ und freſſen ihre Spei- ſe alſo/ daß ſie die mit den Fuͤſſen zu ihren Munde lan- gen. Jn der Jndianiſchen Jnſul Gracchana (wie Geſ- nerus meldet) werden ſie gemaͤſtet/ und fuͤr ein Schleck- bißlein gehalten/ und ſoll ihr Fleiſch die Gelbſucht ver- treiben. Jn der Weſt-Jndianiſchen Jnſul Cuba (wie Jan de Laet vermeldet) werden die Papageyen/ als gar einfaͤltige Voͤgel/ alſo gefangen: Man ſetzt einen Kna- ben von 11 oder 12 Jahren auf einen Baum/ bedeckt ihm das Haupt mit Gras/ Laubwerck oder Stroh/ ſe- tzet ihm einen lebendigen Papagey auf die Hand/ den der Knab auf den Kopff zwickt oder ſchlaͤgt/ biß er klaͤglich und laut zu ſchreyen anfaͤngt/ da fliegen die wil- den Papagey haͤuffig zu/ und ſetzen ſich auf denſelbigen Baum/ entzwiſchen hat dieſer Knab in der andern Hand ein Stecklein mit einer Maͤſchen/ damit weiß er mit geſchwinder Liſt/ bald dort/ bald da/ ſie bey den Kopff anzufaſſen/ und zu ſich zu ziehen/ in einen Sack zu werffen/ oder zu erwuͤrgen/ und unter dem Baum herab fallen zu laſſen; alſo fangen ſie/ ſo viel ſie wollen/ und eſſen ſie/ weil ſie jung ſind/ welches meiſtentheils im Majo vorgenommen wird. Cap.

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Zitationshilfe: Hohberg, Wolf Helmhard von: Georgica Curiosa. Bd. 2. Nürnberg, 1682, S. 719. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hohberg_georgica02_1682/737>, abgerufen am 28.03.2024.