Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Holtei, Karl von: Die Vagabunden. Bd. 2. Breslau, 1852.

Bild:
<< vorherige Seite

Voraus überzeugt, es wird Jhnen an Muthe nicht
fehlen."

Das kann ich wahrlich vorher nicht versprechen,
mein Herr Lieutenant, entgegnete Anton. Jch habe
noch keinen recht klaren Begriff, von der Empfindung
die es hervorbringt, wenn man genöthiget wird, um-
zubringen, oder sich umbringen zu lassen. Aber ich
zweifle nicht, daß es eine artige, allerliebste Sache
sei, weil sie so lange in der Mode bleibt und so anhal-
tenden Beifall findet. Jch werde folglich zu
innigem Danke mich verpflichtet finden, wenn Jhre
Fürsorge mir Gelegenheit gönnen will, auch durch
diese Erfahrung meinen Lebenslauf zu bereichern.

"Sie sind ein Schalk, mein Lieber," sagte der Offi-
zier. "Doch wirkt Jhr Wesen und Benehmen so ver-
söhnend-freundlich, so beruhigend, daß ich jetzt schon
den verdrüßlichen Skandal minder schwarz betrachte,
als vor zehn Minuten, wo ich bei Jhnen eintrat.
Jch werde den vortheilhaften den Sie auf mich her-
vorgebracht, meinen Kameraden bestens schildern.
Vielleicht gelingt es unserer Mehreren, die Form zu
retten, ohne das Aeußerste herbeizuführen, vielleicht
läßt sich ein Knabenstreich, -- der obenein wie ich
fürchte, durch ein böses Weib provozirt wurde,

Voraus uͤberzeugt, es wird Jhnen an Muthe nicht
fehlen.“

Das kann ich wahrlich vorher nicht verſprechen,
mein Herr Lieutenant, entgegnete Anton. Jch habe
noch keinen recht klaren Begriff, von der Empfindung
die es hervorbringt, wenn man genoͤthiget wird, um-
zubringen, oder ſich umbringen zu laſſen. Aber ich
zweifle nicht, daß es eine artige, allerliebſte Sache
ſei, weil ſie ſo lange in der Mode bleibt und ſo anhal-
tenden Beifall findet. Jch werde folglich zu
innigem Danke mich verpflichtet finden, wenn Jhre
Fuͤrſorge mir Gelegenheit goͤnnen will, auch durch
dieſe Erfahrung meinen Lebenslauf zu bereichern.

„Sie ſind ein Schalk, mein Lieber,“ ſagte der Offi-
zier. „Doch wirkt Jhr Weſen und Benehmen ſo ver-
ſoͤhnend-freundlich, ſo beruhigend, daß ich jetzt ſchon
den verdruͤßlichen Skandal minder ſchwarz betrachte,
als vor zehn Minuten, wo ich bei Jhnen eintrat.
Jch werde den vortheilhaften den Sie auf mich her-
vorgebracht, meinen Kameraden beſtens ſchildern.
Vielleicht gelingt es unſerer Mehreren, die Form zu
retten, ohne das Aeußerſte herbeizufuͤhren, vielleicht
laͤßt ſich ein Knabenſtreich, — der obenein wie ich
fuͤrchte, durch ein boͤſes Weib provozirt wurde,

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0038" n="36"/>
Voraus u&#x0364;berzeugt, es wird Jhnen an Muthe nicht<lb/>
fehlen.&#x201C;</p><lb/>
        <p>Das kann ich wahrlich vorher nicht ver&#x017F;prechen,<lb/>
mein Herr Lieutenant, entgegnete Anton. Jch habe<lb/>
noch keinen recht klaren Begriff, von der Empfindung<lb/>
die es hervorbringt, wenn man geno&#x0364;thiget wird, um-<lb/>
zubringen, oder &#x017F;ich umbringen zu la&#x017F;&#x017F;en. Aber ich<lb/>
zweifle nicht, daß es eine artige, allerlieb&#x017F;te Sache<lb/>
&#x017F;ei, weil &#x017F;ie &#x017F;o lange in der Mode bleibt und &#x017F;o anhal-<lb/>
tenden Beifall findet. Jch werde folglich zu<lb/>
innigem Danke mich verpflichtet finden, wenn Jhre<lb/>
Fu&#x0364;r&#x017F;orge mir Gelegenheit go&#x0364;nnen will, auch durch<lb/>
die&#x017F;e Erfahrung meinen Lebenslauf zu bereichern.</p><lb/>
        <p>&#x201E;Sie &#x017F;ind ein Schalk, mein Lieber,&#x201C; &#x017F;agte der Offi-<lb/>
zier. &#x201E;Doch wirkt Jhr We&#x017F;en und Benehmen &#x017F;o ver-<lb/>
&#x017F;o&#x0364;hnend-freundlich, &#x017F;o beruhigend, daß ich jetzt &#x017F;chon<lb/>
den verdru&#x0364;ßlichen Skandal minder &#x017F;chwarz betrachte,<lb/>
als vor zehn Minuten, wo ich bei Jhnen eintrat.<lb/>
Jch werde den vortheilhaften den Sie auf mich her-<lb/>
vorgebracht, meinen Kameraden be&#x017F;tens &#x017F;childern.<lb/>
Vielleicht gelingt es un&#x017F;erer Mehreren, die Form zu<lb/>
retten, ohne das Aeußer&#x017F;te herbeizufu&#x0364;hren, vielleicht<lb/>
la&#x0364;ßt &#x017F;ich ein Knaben&#x017F;treich, &#x2014; der obenein wie ich<lb/>
fu&#x0364;rchte, durch ein bo&#x0364;&#x017F;es Weib provozirt wurde,<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[36/0038] Voraus uͤberzeugt, es wird Jhnen an Muthe nicht fehlen.“ Das kann ich wahrlich vorher nicht verſprechen, mein Herr Lieutenant, entgegnete Anton. Jch habe noch keinen recht klaren Begriff, von der Empfindung die es hervorbringt, wenn man genoͤthiget wird, um- zubringen, oder ſich umbringen zu laſſen. Aber ich zweifle nicht, daß es eine artige, allerliebſte Sache ſei, weil ſie ſo lange in der Mode bleibt und ſo anhal- tenden Beifall findet. Jch werde folglich zu innigem Danke mich verpflichtet finden, wenn Jhre Fuͤrſorge mir Gelegenheit goͤnnen will, auch durch dieſe Erfahrung meinen Lebenslauf zu bereichern. „Sie ſind ein Schalk, mein Lieber,“ ſagte der Offi- zier. „Doch wirkt Jhr Weſen und Benehmen ſo ver- ſoͤhnend-freundlich, ſo beruhigend, daß ich jetzt ſchon den verdruͤßlichen Skandal minder ſchwarz betrachte, als vor zehn Minuten, wo ich bei Jhnen eintrat. Jch werde den vortheilhaften den Sie auf mich her- vorgebracht, meinen Kameraden beſtens ſchildern. Vielleicht gelingt es unſerer Mehreren, die Form zu retten, ohne das Aeußerſte herbeizufuͤhren, vielleicht laͤßt ſich ein Knabenſtreich, — der obenein wie ich fuͤrchte, durch ein boͤſes Weib provozirt wurde,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/holtei_vagabunden02_1852
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/holtei_vagabunden02_1852/38
Zitationshilfe: Holtei, Karl von: Die Vagabunden. Bd. 2. Breslau, 1852, S. 36. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/holtei_vagabunden02_1852/38>, abgerufen am 25.04.2024.