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Holz, Arno: Das Buch der Zeit. Lieder eines Modernen. Zürich, 1886.

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Strophen.

Vita nostra brevis est!
War der Vorzeit weise Lehre --
Doch man haßt das Miserere,
Heut ist sie schon längst verwest!
Rollt die Zeit, rollt auch das Blut,
Heute leben wir wie morgen;
Unsre Teufel heißen Sorgen,
Unsre Götter Geld und Gut!
Jede Blüthe wird umkreist,
Jede Blume wird gebrochen
Und nach Monden schon und Wochen
Weiß man, was Blasirtheit heißt!
Stahl und Eisen, Blut und Dampf
Rollen, donnern, sieden, zischen
Und ein Wehruf gellt dazwischen:
Dieses Leben ist ein Kampf!

Strophen.

Vita nostra brevis est!
War der Vorzeit weiſe Lehre —
Doch man haßt das Miſerere,
Heut iſt ſie ſchon längſt verweſt!
Rollt die Zeit, rollt auch das Blut,
Heute leben wir wie morgen;
Unſre Teufel heißen Sorgen,
Unſre Götter Geld und Gut!
Jede Blüthe wird umkreist,
Jede Blume wird gebrochen
Und nach Monden ſchon und Wochen
Weiß man, was Blaſirtheit heißt!
Stahl und Eiſen, Blut und Dampf
Rollen, donnern, ſieden, ziſchen
Und ein Wehruf gellt dazwiſchen:
Dieſes Leben iſt ein Kampf!

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[372/0394] Strophen. Vita nostra brevis est! War der Vorzeit weiſe Lehre — Doch man haßt das Miſerere, Heut iſt ſie ſchon längſt verweſt! Rollt die Zeit, rollt auch das Blut, Heute leben wir wie morgen; Unſre Teufel heißen Sorgen, Unſre Götter Geld und Gut! Jede Blüthe wird umkreist, Jede Blume wird gebrochen Und nach Monden ſchon und Wochen Weiß man, was Blaſirtheit heißt! Stahl und Eiſen, Blut und Dampf Rollen, donnern, ſieden, ziſchen Und ein Wehruf gellt dazwiſchen: Dieſes Leben iſt ein Kampf!

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Zitationshilfe: Holz, Arno: Das Buch der Zeit. Lieder eines Modernen. Zürich, 1886, S. 372. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/holz_buch_1886/394>, abgerufen am 19.04.2024.