Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Holz, Arno; Schlaf, Johannes: Papa Hamlet. Übers. v. Bruno Franzius. Leipzig, 1889.

Bild:
<< vorherige Seite

reizende Ophelia hörte ihn nicht. Sie war
längst in ihrer Sophaecke eingeschlafen. Er
schrie jetzt, als ob er am Spiesse stak.

Der grosse Thienwiebel hatte natürlich erst
recht keine Zeit für den Schurken. Er hatte
den kleinen Ole Nissen, der jetzt kaum noch
seine kleinen, wasserblauen Augen aufhalten
konnte, vorn an seinem Rockkragen zu packen
bekommen und declamirte nur wieder:

"Er ist eine Elster, Horatio! Eine Elster!
Aber, wie ich Dir sagte, mit weitläufigen Be¬
sitzungen von -- Koth gesegnet!"


III.

Es war nicht anders! Aber er hegte Tauben¬
muth, der grosse Thienwiebel, ihm fehlte es
an Galle . . .

Er hatte seit kurzem -- er wusste nicht
wodurch? -- all seine Munterkeit eingebüsst,
seine gewohnten Uebungen aufgegeben, und es
stand in der That so übel um seine Gemüths¬
lage, dass die Erde, dieser treffliche Bau, ihm
nur ein kahles Vorgebirge schien. Dieser herr¬

reizende Ophelia hörte ihn nicht. Sie war
längst in ihrer Sophaecke eingeschlafen. Er
schrie jetzt, als ob er am Spiesse stak.

Der grosse Thienwiebel hatte natürlich erst
recht keine Zeit für den Schurken. Er hatte
den kleinen Ole Nissen, der jetzt kaum noch
seine kleinen, wasserblauen Augen aufhalten
konnte, vorn an seinem Rockkragen zu packen
bekommen und declamirte nur wieder:

„Er ist eine Elster, Horatio! Eine Elster!
Aber, wie ich Dir sagte, mit weitläufigen Be¬
sitzungen von — Koth gesegnet!“


III.

Es war nicht anders! Aber er hegte Tauben¬
muth, der grosse Thienwiebel, ihm fehlte es
an Galle . . .

Er hatte seit kurzem — er wusste nicht
wodurch? — all seine Munterkeit eingebüsst,
seine gewohnten Uebungen aufgegeben, und es
stand in der That so übel um seine Gemüths¬
lage, dass die Erde, dieser treffliche Bau, ihm
nur ein kahles Vorgebirge schien. Dieser herr¬

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0032" n="28"/>
reizende Ophelia hörte ihn nicht. Sie war<lb/>
längst in ihrer Sophaecke eingeschlafen. Er<lb/>
schrie jetzt, als ob er am Spiesse stak.</p><lb/>
          <p>Der grosse Thienwiebel hatte natürlich erst<lb/>
recht keine Zeit für den Schurken. Er hatte<lb/>
den kleinen Ole Nissen, der jetzt kaum noch<lb/>
seine kleinen, wasserblauen Augen aufhalten<lb/>
konnte, vorn an seinem Rockkragen zu packen<lb/>
bekommen und declamirte nur wieder:</p><lb/>
          <p>&#x201E;Er ist eine Elster, Horatio! Eine Elster!<lb/>
Aber, wie ich Dir sagte, mit weitläufigen Be¬<lb/>
sitzungen von &#x2014; Koth gesegnet!&#x201C;</p><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
        </div>
        <div n="2">
          <head>III.<lb/></head>
          <p>Es war nicht anders! Aber er hegte Tauben¬<lb/>
muth, der grosse Thienwiebel, ihm fehlte es<lb/>
an Galle . . .</p><lb/>
          <p>Er hatte seit kurzem &#x2014; er wusste nicht<lb/>
wodurch? &#x2014; all seine Munterkeit eingebüsst,<lb/>
seine gewohnten Uebungen aufgegeben, und es<lb/>
stand in der That so übel um seine Gemüths¬<lb/>
lage, dass die Erde, dieser treffliche Bau, ihm<lb/>
nur ein kahles Vorgebirge schien. Dieser herr¬<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[28/0032] reizende Ophelia hörte ihn nicht. Sie war längst in ihrer Sophaecke eingeschlafen. Er schrie jetzt, als ob er am Spiesse stak. Der grosse Thienwiebel hatte natürlich erst recht keine Zeit für den Schurken. Er hatte den kleinen Ole Nissen, der jetzt kaum noch seine kleinen, wasserblauen Augen aufhalten konnte, vorn an seinem Rockkragen zu packen bekommen und declamirte nur wieder: „Er ist eine Elster, Horatio! Eine Elster! Aber, wie ich Dir sagte, mit weitläufigen Be¬ sitzungen von — Koth gesegnet!“ III. Es war nicht anders! Aber er hegte Tauben¬ muth, der grosse Thienwiebel, ihm fehlte es an Galle . . . Er hatte seit kurzem — er wusste nicht wodurch? — all seine Munterkeit eingebüsst, seine gewohnten Uebungen aufgegeben, und es stand in der That so übel um seine Gemüths¬ lage, dass die Erde, dieser treffliche Bau, ihm nur ein kahles Vorgebirge schien. Dieser herr¬

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/holz_hamlet_1889
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/holz_hamlet_1889/32
Zitationshilfe: Holz, Arno; Schlaf, Johannes: Papa Hamlet. Übers. v. Bruno Franzius. Leipzig, 1889, S. 28. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/holz_hamlet_1889/32>, abgerufen am 29.03.2024.