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Holz, Arno; Schlaf, Johannes: Die Familie Selicke. Berlin, 1890.

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Zweiter Aufzug.


(Dasselbe Zimmer. Es ist Nacht, durch das verschneite Fenster
fällt voll das Mondlicht. Frau Selicke sitzt wieder neben
dem Bett und strickt, Toni arbeitet am Sophatisch, auf welchem
hinter dem grünen Schirm die Lampe brennt, Albert sitzt
neben ihr, liest, blättert und gähnt ab und zu, Walter steht
vor'm Fenster, die Arme auf das Fensterbrett gestützt.)
Walter (vom Fenster weg zu Frau Selicke hin): Mama!
Er kömmt immer noch nich!
Frau Selicke (müde, etwas weinerlich): Ach ja! ...
Na, heute können wir uns wieder mal auf was
gefasst machen.
Walter (sich an sie drängend, sie umfassend):
Mamchen! Biste wieder gut mit mir? ...
Ja? ... Mamchen!
Frau Selicke: Ja! ... Ja! ... Wenn Du nur
nicht immer so ungezogen wärst!
Walter: Ach Mamchen!
Frau Selicke: Ja! ... Ja! ... 's is schon
gut! .... Lass mich nur!
Walter (immer noch schmeichelnd): Sag, Mamchen!
Biste nu aber auch wirklich ganz gut mit mir?
Frau Selicke (lächelnd, abwehrend): Na ja! Ja,
Du Schlingel!
Walter: Armes Mamchen! (Küsst sie und stellt
sich dann wieder vor das Fenster hin. Nach einer
kleinen Pause, während welcher Albert sich zurück-
gelehnt, die Arme gereckt und laut gegähnt hat.)
Du,
Zweiter Aufzug.


(Dasselbe Zimmer. Es ist Nacht, durch das verschneite Fenster
fällt voll das Mondlicht. Frau Selicke sitzt wieder neben
dem Bett und strickt, Toni arbeitet am Sophatisch, auf welchem
hinter dem grünen Schirm die Lampe brennt, Albert sitzt
neben ihr, liest, blättert und gähnt ab und zu, Walter steht
vor’m Fenster, die Arme auf das Fensterbrett gestützt.)
Walter (vom Fenster weg zu Frau Selicke hin): Mama!
Er kömmt immer noch nich!
Frau Selicke (müde, etwas weinerlich): Ach ja! …
Na, heute können wir uns wieder mal auf was
gefasst machen.
Walter (sich an sie drängend, sie umfassend):
Mamchen! Biste wieder gut mit mir? …
Ja? … Mamchen!
Frau Selicke: Ja! … Ja! … Wenn Du nur
nicht immer so ungezogen wärst!
Walter: Ach Mamchen!
Frau Selicke: Ja! … Ja! … ’s is schon
gut! .... Lass mich nur!
Walter (immer noch schmeichelnd): Sag, Mamchen!
Biste nu aber auch wirklich ganz gut mit mir?
Frau Selicke (lächelnd, abwehrend): Na ja! Ja,
Du Schlingel!
Walter: Armes Mamchen! (Küsst sie und stellt
sich dann wieder vor das Fenster hin. Nach einer
kleinen Pause, während welcher Albert sich zurück-
gelehnt, die Arme gereckt und laut gegähnt hat.)
Du,
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[[45]/0067] Zweiter Aufzug. (Dasselbe Zimmer. Es ist Nacht, durch das verschneite Fenster fällt voll das Mondlicht. Frau Selicke sitzt wieder neben dem Bett und strickt, Toni arbeitet am Sophatisch, auf welchem hinter dem grünen Schirm die Lampe brennt, Albert sitzt neben ihr, liest, blättert und gähnt ab und zu, Walter steht vor’m Fenster, die Arme auf das Fensterbrett gestützt.) Walter (vom Fenster weg zu Frau Selicke hin): Mama! Er kömmt immer noch nich! Frau Selicke (müde, etwas weinerlich): Ach ja! … Na, heute können wir uns wieder mal auf was gefasst machen. Walter (sich an sie drängend, sie umfassend): Mamchen! Biste wieder gut mit mir? … Ja? … Mamchen! Frau Selicke: Ja! … Ja! … Wenn Du nur nicht immer so ungezogen wärst! Walter: Ach Mamchen! Frau Selicke: Ja! … Ja! … ’s is schon gut! .... Lass mich nur! Walter (immer noch schmeichelnd): Sag, Mamchen! Biste nu aber auch wirklich ganz gut mit mir? Frau Selicke (lächelnd, abwehrend): Na ja! Ja, Du Schlingel! Walter: Armes Mamchen! (Küsst sie und stellt sich dann wieder vor das Fenster hin. Nach einer kleinen Pause, während welcher Albert sich zurück- gelehnt, die Arme gereckt und laut gegähnt hat.) Du,

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Zitationshilfe: Holz, Arno; Schlaf, Johannes: Die Familie Selicke. Berlin, 1890, S. [45]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/holz_selicke_1890/67>, abgerufen am 28.03.2024.