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Holz, Arno; Schlaf, Johannes: Die Familie Selicke. Berlin, 1890.

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Frau Selicke: Ach, mein Herzchen! Aber, nicht
wahr? Du willst jetzt noch einnehmen?! Onkel
Kopelke ist ja da!
Linchen: On -- kel -- Ko -- pel -- ke?
Kopelke (hat sein rothbaumwollenes Schnupftuch ge-
zogen und schneuzt sich).
Frau Selicke (halb zu ihm zurückgewandt): Wollen
Sie se mal sehn? Ich misch' solange die
Tropfen!
(Lässt ihn an's Kopfende treten und mischt
während des Folgenden am Fussende des Bettes, auf
dem Nachttischchen, die Medizin).
Kopelke (hat sich jetzt ebenfalls über das Bett ge-
beugt. Täppisch-zärtlich):
Na, Lin'ken? Kennste
mir noch? Ach Jotteken doch, die Aermken!
Nich wah? Det -- watt doch mal. Kind, 'n
Oogenblickchen! -- Det ... thut doch nich weh? ...
Na, sehste!! Ick sag' ja! det ... det is Allens
man auswendig! Det 's janich so schlimm! Uf
de Woche kannste all dreist widder ufstehn!
Denn jehste for Mama'n bei'n Koofmann! Denn
jehste mit ihr uf 'n Marcht! Inholen! He?
Weesste noch? Uf 'n Pappelplatz? Der mit 't
Schielooge? "Jungens." sag' ick, "Bande!
Wehrt ihr wol det Meechen sind lassen?" Abber
da!! Heidi! Wat haste, wat kannste! ... Nich
wah? Nu nehmste abber ooch sauber in?
(Zu
Frau Selicke, während er diese an's Bett treten lässt):

Wat det Kind blos for'n Schwitz hat?!
Frau Selicke (besorgt): Ach Gott ja!
Kopelke (beruhigend): Abber det .. e .. wissen
Se! ... Det ... det is immer so! Det is
nu mal nich anders! Det ...
(Schneuzt sich
abermals).
Frau Selicke (kommt mit dem Löffel): Na, Linchen?
Ist Dir wieder besser?

Frau Selicke: Ach, mein Herzchen! Aber, nicht
wahr? Du willst jetzt noch einnehmen?! Onkel
Kopelke ist ja da!
Linchen: On — kel — Ko — pel — ke?
Kopelke (hat sein rothbaumwollenes Schnupftuch ge-
zogen und schneuzt sich).
Frau Selicke (halb zu ihm zurückgewandt): Wollen
Sie se mal sehn? Ich misch’ solange die
Tropfen!
(Lässt ihn an’s Kopfende treten und mischt
während des Folgenden am Fussende des Bettes, auf
dem Nachttischchen, die Medizin).
Kopelke (hat sich jetzt ebenfalls über das Bett ge-
beugt. Täppisch-zärtlich):
Na, Lin’ken? Kennste
mir noch? Ach Jotteken doch, die Aermken!
Nich wah? Det — watt doch mal. Kind, ’n
Oogenblickchen! — Det … thut doch nich weh? …
Na, sehste!! Ick sag’ ja! det … det is Allens
man auswendig! Det ’s janich so schlimm! Uf
de Woche kannste all dreist widder ufstehn!
Denn jehste for Mama’n bei’n Koofmann! Denn
jehste mit ihr uf ’n Marcht! Inholen! He?
Weesste noch? Uf ’n Pappelplatz? Der mit ’t
Schielooge? „Jungens.“ sag’ ick, „Bande!
Wehrt ihr wol det Meechen sind lassen?“ Abber
da!! Heidi! Wat haste, wat kannste! … Nich
wah? Nu nehmste abber ooch sauber in?
(Zu
Frau Selicke, während er diese an’s Bett treten lässt):

Wat det Kind blos for’n Schwitz hat?!
Frau Selicke (besorgt): Ach Gott ja!
Kopelke (beruhigend): Abber det .. e .. wissen
Se! … Det … det is immer so! Det is
nu mal nich anders! Det …
(Schneuzt sich
abermals).
Frau Selicke (kommt mit dem Löffel): Na, Linchen?
Ist Dir wieder besser?

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[12/0034] Frau Selicke: Ach, mein Herzchen! Aber, nicht wahr? Du willst jetzt noch einnehmen?! Onkel Kopelke ist ja da! Linchen: On — kel — Ko — pel — ke? Kopelke (hat sein rothbaumwollenes Schnupftuch ge- zogen und schneuzt sich). Frau Selicke (halb zu ihm zurückgewandt): Wollen Sie se mal sehn? Ich misch’ solange die Tropfen! (Lässt ihn an’s Kopfende treten und mischt während des Folgenden am Fussende des Bettes, auf dem Nachttischchen, die Medizin). Kopelke (hat sich jetzt ebenfalls über das Bett ge- beugt. Täppisch-zärtlich): Na, Lin’ken? Kennste mir noch? Ach Jotteken doch, die Aermken! Nich wah? Det — watt doch mal. Kind, ’n Oogenblickchen! — Det … thut doch nich weh? … Na, sehste!! Ick sag’ ja! det … det is Allens man auswendig! Det ’s janich so schlimm! Uf de Woche kannste all dreist widder ufstehn! Denn jehste for Mama’n bei’n Koofmann! Denn jehste mit ihr uf ’n Marcht! Inholen! He? Weesste noch? Uf ’n Pappelplatz? Der mit ’t Schielooge? „Jungens.“ sag’ ick, „Bande! Wehrt ihr wol det Meechen sind lassen?“ Abber da!! Heidi! Wat haste, wat kannste! … Nich wah? Nu nehmste abber ooch sauber in? (Zu Frau Selicke, während er diese an’s Bett treten lässt): Wat det Kind blos for’n Schwitz hat?! Frau Selicke (besorgt): Ach Gott ja! Kopelke (beruhigend): Abber det .. e .. wissen Se! … Det … det is immer so! Det is nu mal nich anders! Det … (Schneuzt sich abermals). Frau Selicke (kommt mit dem Löffel): Na, Linchen? Ist Dir wieder besser?

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Zitationshilfe: Holz, Arno; Schlaf, Johannes: Die Familie Selicke. Berlin, 1890, S. 12. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/holz_selicke_1890/34>, abgerufen am 25.04.2024.