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Holz, Arno; Schlaf, Johannes: Die Familie Selicke. Berlin, 1890.

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Haar einfach hinten übergekämmt. Dunkle, peinlich
saubere Kleidung, kein Pastoralschnitt. Die Thür
hinter sich schliessend zu Frau Selicke):
Verzeihen
Sie! Ich dachte ...
(Zum alten Kopelke, ihm die
Hand reichend)
Ah! 'n Abend, Herr Kopelke!
Wie geht's?
Kopelke (geschmeichelt): 'n Abend, werther junger
Herr! Och, ick danke! Immer noch uf een langet
un een kurzet Been! ... Is mich sehr anje-
nehm ... is mich sehr anjenehm ...
(Hört
nicht auf, Wendt's Hand zu schütteln).
Wendt (zu Frau Selicke rüber): Fräulein Toni wollte
doch heute etwas früher kommen?
Frau Selicke (die Achseln zuckend): Ja! Na --
Sie wissen ja! Wie das so is!
Kopelke (Wendt zublinzelnd und ihm scherzhaft mit
dem Finger drohend):
Freilein Toni? Na, wachten
Se man, Sie kleener Scheeker! ... Frau Se-
licken? Ick sage: passen Se mir ja uf die beeden
jungen Leite uf!
(Wieder zu Wendt) Det is mich
doch schon lange so? ... he? Sie?
Frau Selicke (lächelnd): Ach, lieber Gott, ja!
Wendt (der ebenfalls gelächelt hat, zum alten Kopelke):
Na, aber Scherz bei Seite! Ich wollte ihr mal
-- da sehn Sie mal! -- das da zeigen!
(Er hat
ein grosses, zusammengeknifftes Papier aus der inneren
Brusttasche gezogen und es dem alten Kopelke über-
reicht).
Kopelke: Oh! ... He! ... Na -- ick ... e ..
Se meen'n, ick soll det hier -- lesen, meen'n Se?
Wendt (aufmunternd): Gewiss, gewiss, Herr Kopelke!
Ich bitte Sie sogar darum!
Kopelke: Oh! ... He! ... Na, ick -- bin so
frei!
(Ist mit dem Papier zur Lampe getreten. Zu
Frau Selicke)
Man ... e ... Hab'n Se da nich wo
Ihre Brille, Frau Selicken?

Haar einfach hinten übergekämmt. Dunkle, peinlich
saubere Kleidung, kein Pastoralschnitt. Die Thür
hinter sich schliessend zu Frau Selicke):
Verzeihen
Sie! Ich dachte …
(Zum alten Kopelke, ihm die
Hand reichend)
Ah! ’n Abend, Herr Kopelke!
Wie geht’s?
Kopelke (geschmeichelt): ’n Abend, werther junger
Herr! Och, ick danke! Immer noch uf een langet
un een kurzet Been! … Is mich sehr anje-
nehm … is mich sehr anjenehm …
(Hört
nicht auf, Wendt’s Hand zu schütteln).
Wendt (zu Frau Selicke rüber): Fräulein Toni wollte
doch heute etwas früher kommen?
Frau Selicke (die Achseln zuckend): Ja! Na —
Sie wissen ja! Wie das so is!
Kopelke (Wendt zublinzelnd und ihm scherzhaft mit
dem Finger drohend):
Freilein Toni? Na, wachten
Se man, Sie kleener Scheeker! … Frau Se-
licken? Ick sage: passen Se mir ja uf die beeden
jungen Leite uf!
(Wieder zu Wendt) Det is mich
doch schon lange so? … he? Sie?
Frau Selicke (lächelnd): Ach, lieber Gott, ja!
Wendt (der ebenfalls gelächelt hat, zum alten Kopelke):
Na, aber Scherz bei Seite! Ich wollte ihr mal
— da sehn Sie mal! — das da zeigen!
(Er hat
ein grosses, zusammengeknifftes Papier aus der inneren
Brusttasche gezogen und es dem alten Kopelke über-
reicht).
Kopelke: Oh! … He! … Na — ick … e ..
Se meen’n, ick soll det hier — lesen, meen’n Se?
Wendt (aufmunternd): Gewiss, gewiss, Herr Kopelke!
Ich bitte Sie sogar darum!
Kopelke: Oh! … He! … Na, ick — bin so
frei!
(Ist mit dem Papier zur Lampe getreten. Zu
Frau Selicke)
Man … e … Hab’n Se da nich wo
Ihre Brille, Frau Selicken?

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Zitationshilfe: Holz, Arno; Schlaf, Johannes: Die Familie Selicke. Berlin, 1890, S. 15. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/holz_selicke_1890/37>, abgerufen am 29.03.2024.