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Huber, Therese: Bemerkungen über Holland aus dem Reisejournal einer deutschen Frau. Leipzig, 1811.

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die in Ost und West nun schlafen, nicht vergeb-
lich gelebt. Eine sanfte Stimme machte mich
hier aufmerksam. Um die nahe Petersinsel fuhr
ein Nachen her, ein junges Weib sang darin.
Ich hätte sie schon länger hören sollen, meine
Betrachtungen hatten mich daran verhindert,
jetzt waren es die letzten Worte von Theklas Ge-
sang, die ich vernahm: "ich habe gelebt und ge-
liebet." Sie schwieg, alles schwieg. Die
Schiffer hielten eine Weile mit ihren Rudern
inne, und meine Wehmuth ward zur himmli-
schen Ruhe. --



die in Oſt und Weſt nun ſchlafen, nicht vergeb-
lich gelebt. Eine ſanfte Stimme machte mich
hier aufmerkſam. Um die nahe Petersinſel fuhr
ein Nachen her, ein junges Weib ſang darin.
Ich haͤtte ſie ſchon laͤnger hoͤren ſollen, meine
Betrachtungen hatten mich daran verhindert,
jetzt waren es die letzten Worte von Theklas Ge-
ſang, die ich vernahm: „ich habe gelebt und ge-
liebet.“ Sie ſchwieg, alles ſchwieg. Die
Schiffer hielten eine Weile mit ihren Rudern
inne, und meine Wehmuth ward zur himmli-
ſchen Ruhe. —



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[30/0044] die in Oſt und Weſt nun ſchlafen, nicht vergeb- lich gelebt. Eine ſanfte Stimme machte mich hier aufmerkſam. Um die nahe Petersinſel fuhr ein Nachen her, ein junges Weib ſang darin. Ich haͤtte ſie ſchon laͤnger hoͤren ſollen, meine Betrachtungen hatten mich daran verhindert, jetzt waren es die letzten Worte von Theklas Ge- ſang, die ich vernahm: „ich habe gelebt und ge- liebet.“ Sie ſchwieg, alles ſchwieg. Die Schiffer hielten eine Weile mit ihren Rudern inne, und meine Wehmuth ward zur himmli- ſchen Ruhe. —

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Zitationshilfe: Huber, Therese: Bemerkungen über Holland aus dem Reisejournal einer deutschen Frau. Leipzig, 1811, S. 30. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/huber_reisejournal_1811/44>, abgerufen am 25.04.2024.