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Hufeland, Christoph Wilhelm: Die Kunst das menschliche Leben zu verlängern. Jena, 1797.

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sern Kindern, die sich nun freuen, einen
Theil der Wohlthaten erwiedern zu kön-
nen, die wir ihnen erzeigten. Die Kin-
der treten nun gleichsam in die Stelle
der Eltern, so wie unsre Schwäche uns
in den Stand der Kinder versezt. -- Der
Hagestolz hingegen macht sich dieser
weisen Einrichtung selbst verlustig. Wie
ein ausgestorbner Stamm steht er einsam
und verlassen da, und sucht vergebens
durch gedungene Hülfe sich die Stütze
und Sorgfalt zu verschaffen, die nur das
Werk des Naturtriebs und Naturbands
seyn kann.


Wirke so viel du willst, du wirst doch ewig
allein stehen.
Bis an das All die Natur dich, die Gewaltige,
knüpft.

Schiller.



VI.

ſern Kindern, die ſich nun freuen, einen
Theil der Wohlthaten erwiedern zu kön-
nen, die wir ihnen erzeigten. Die Kin-
der treten nun gleichſam in die Stelle
der Eltern, ſo wie unſre Schwäche uns
in den Stand der Kinder verſezt. — Der
Hageſtolz hingegen macht ſich dieſer
weiſen Einrichtung ſelbſt verluſtig. Wie
ein ausgeſtorbner Stamm ſteht er einſam
und verlaſſen da, und ſucht vergebens
durch gedungene Hülfe ſich die Stütze
und Sorgfalt zu verſchaffen, die nur das
Werk des Naturtriebs und Naturbands
ſeyn kann.


Wirke ſo viel du willſt, du wirſt doch ewig
allein ſtehen.
Bis an das All die Natur dich, die Gewaltige,
knüpft.

Schiller.



VI.
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[544/0572] ſern Kindern, die ſich nun freuen, einen Theil der Wohlthaten erwiedern zu kön- nen, die wir ihnen erzeigten. Die Kin- der treten nun gleichſam in die Stelle der Eltern, ſo wie unſre Schwäche uns in den Stand der Kinder verſezt. — Der Hageſtolz hingegen macht ſich dieſer weiſen Einrichtung ſelbſt verluſtig. Wie ein ausgeſtorbner Stamm ſteht er einſam und verlaſſen da, und ſucht vergebens durch gedungene Hülfe ſich die Stütze und Sorgfalt zu verſchaffen, die nur das Werk des Naturtriebs und Naturbands ſeyn kann. Wirke ſo viel du willſt, du wirſt doch ewig allein ſtehen. Bis an das All die Natur dich, die Gewaltige, knüpft. Schiller. VI.

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Zitationshilfe: Hufeland, Christoph Wilhelm: Die Kunst das menschliche Leben zu verlängern. Jena, 1797, S. 544. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hufeland_leben_1797/572>, abgerufen am 19.04.2024.