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Hufeland, Otto: Vorlesungen über physicalische Geographie von A. v. Humboldt. [G]eschrieben im Sommer 1829 durch Otto Hufeland. [Berlin], [ca. 1829]. [= Abschrift einer Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Sing-Akademie zu Berlin, 6.12.1827–27.3.1828.]

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genügend erklären; für welche die Emanationshypothese nicht ausreicht.
Man nimmt an, daß wenn das Licht in Undulationen besteht, und die Un-
dulation des einen Strahls das maximum von Elaevation bekommt auf dem-
selben Punkte, wo der andere das minimum bekommt, die eine Welle
die Wirkung der andern aufhebt und Dunkelheit entsteht. Wird dann
der eine Strahl um eine halbe Welle retardirt, so fällt ihr maxi-
mum
von Elevation auf denselben Punkt und sie addiren ihre Wir-
kung.

Die Wellenbewegung, welche zwei in eine Flüssigkeit geworfene
Steine erregen, kann als Gleichniß dienen: An denjenigen Stellen,
wo die entstandenen Kreise sich berühren, wird die Bewegung
entweder verstärkt oder aufgehoben, jenachdem der Wellenberg
oder das Wellenthal (die convexe oder concave Seite) zusammen-
stossen. So wie, wenn das Meer von Stürmen aufgewühlt wird,
die coincidirenden Wellen ihre Wirkung auf eine so schreckbare
Weise verdoppeln, so hemmen und vernichten sich dieselben, wenn
der convexe und concave Theil auf einander treibt. Es entsteht
Ruhe. Was bei der tropfbaren Flüssigkeit Ruhe ist, wird Fin-
sterniß bei dem Lichte. -

Da durch die uns umgebende gemengte Athmosphäre die Lichtwel-
len an entfernten Gestirnen unser Auge nicht mit vollkommen
gleicher Geschwindigkeit erreichen können, so entsteht durch ungleich
zusammentreffende Undulationen momentane Finsterniß oder er-
höhtes Licht; dieß erklärt das Funkeln der Sterne und ebendaher
findet diese Erscheinung in geringerm Maasse Statt bei denjeni-
gen, welche uns im Zenith stehen, indem nach dieser Richtung sie
uns näher stehen und das Aufeinanderstossen nicht aliquoter
Lichttheile weniger wahrscheinlich ist. Der größeren Reinheit der

genügend erklären; für welche die Emanationshypothese nicht ausreicht.
Man nim̃t an, daß wenn das Licht in Undulationen besteht, und die Un-
dulation des einen Strahls das maximum von Elaevation bekom̃t auf dem-
selben Punkte, wo der andere das minimum bekom̃t, die eine Welle
die Wirkung der andern aufhebt und Dunkelheit entsteht. Wird dañ
der eine Strahl um eine halbe Welle retardirt, so fällt ihr maxi-
mum
von Elevation auf denselben Punkt und sie addiren ihre Wir-
kung.

Die Wellenbewegung, welche zwei in eine Flüssigkeit geworfene
Steine erregen, kann als Gleichniß dienen: An denjenigen Stellen,
wo die entstandenen Kreise sich berühren, wird die Bewegung
entweder verstärkt oder aufgehoben, jenachdem der Wellenberg
oder das Wellenthal (die convexe oder concave Seite) zusam̃en-
stossen. So wie, weñ das Meer von Stürmen aufgewühlt wird,
die coincidirenden Wellen ihre Wirkung auf eine so schreckbare
Weise verdoppeln, so hemmen und vernichten sich dieselben, wenn
der convexe und concave Theil auf einander treibt. Es entsteht
Ruhe. Was bei der tropfbaren Flüssigkeit Ruhe ist, wird Fin-
sterniß bei dem Lichte. –

Da durch die uns umgebende gemengte Athmosphäre die Lichtwel-
len an entfernten Gestirnen unser Auge nicht mit vollkommen
gleicher Geschwindigkeit erreichen können, so entsteht durch ungleich
zusam̃entreffende Undulationen momentane Finsterniß oder er-
höhtes Licht; dieß erklärt das Funkeln der Sterne und ebendaher
findet diese Erscheinung in geringerm Maasse Statt bei denjeni-
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Lichttheile weniger wahrscheinlich ist. Der größeren Reinheit der

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[130/0134] genügend erklären; für welche die Emanationshypothese nicht ausreicht. Man nim̃t an, daß wenn das Licht in Undulationen besteht, und die Un- dulation des einen Strahls das maximum von Elaevation bekom̃t auf dem- selben Punkte, wo der andere das minimum bekom̃t, die eine Welle die Wirkung der andern aufhebt und Dunkelheit entsteht. Wird dañ der eine Strahl um eine halbe Welle retardirt, so fällt ihr maxi- mum von Elevation auf denselben Punkt u sie addiren ihre Wir- kung. Die Wellenbewegung, welche zwei in eine Flüssigkeit geworfene Steine erregen, kann als Gleichniß dienen: An denjenigen Stellen, wo die entstandenen Kreise sich berühren, wird die Bewegung entweder verstärkt oder aufgehoben, jenachdem der Wellenberg oder das Wellenthal /die convexe oder concave Seite/ zusam̃en- stossen. So wie, weñ das Meer von Stürmen aufgewühlt wird, die coincidirenden Wellen ihre Wirkung auf eine so schreckbare Weise verdoppeln, so hemmen u vernichten sich dieselben, wenn der convexe und concave Theil auf einander treibt. Es entsteht Ruhe. Was bei der tropfbaren Flüssigkeit Ruhe ist, wird Fin- sterniß bei dem Lichte. – Da durch die uns umgebende gemengte Athmosphäre die Lichtwel- len an entfernten Gestirnen unser Auge nicht mit vollkommen gleicher Geschwindigkeit erreichen können, so entsteht durch ungleich zusam̃entreffende Undulationen momentane Finsterniß oder er- höhtes Licht; dieß erklärt das Funkeln der Sterne und ebendaher findet diese Erscheinung in geringerm Maasse Statt bei denjeni- gen, welche uns im Zenith stehen, indem nach dieser Richtung sie uns näher stehen und das Aufeinanderstossen nicht aliquoter Lichttheile weniger wahrscheinlich ist. Der größeren Reinheit der

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Christian Thomas: Herausgeber
Tina Krell, Sandra Balck, Benjamin Fiechter, Christian Thomas: Bearbeiter
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Dieses Werk wurde auf der Grundlage der Transkription von [N. N.]: Physikalische Geographie. Vorgetragen von Alexander von Humboldt. [Berlin], [1827/28] anhand der Vorlage geprüft und korrigiert, nach XML/TEI P5 konvertiert und gemäß dem DTA-Basisformat kodiert.

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Zitationshilfe: Hufeland, Otto: Vorlesungen über physicalische Geographie von A. v. Humboldt. [G]eschrieben im Sommer 1829 durch Otto Hufeland. [Berlin], [ca. 1829]. [= Abschrift einer Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Sing-Akademie zu Berlin, 6.12.1827–27.3.1828.], S. 130. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hufeland_privatbesitz_1829/134>, abgerufen am 18.04.2024.