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Hufeland, Otto: Vorlesungen über physicalische Geographie von A. v. Humboldt. [G]eschrieben im Sommer 1829 durch Otto Hufeland. [Berlin], [ca. 1829]. [= Abschrift einer Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Sing-Akademie zu Berlin, 6.12.1827–27.3.1828.]

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auf Neuholland. Nur fand man, daß er sich ein wenig verspätet hatte,
und dieß führte auf die bewegungshemmende Eigenschaft des Aethers. Die-
ser Comet ist nun schon 5 mal beobachtet. - Der Hauptmann Biela in
Böhmen entdeckte später einen zweiten Cometen, der in 61/2 Jahren sei-
nen Weg um die Sonne zurücklegt. - Der berühmte Halley hatte die
Wiederkunft eines Cometen auf das Jahr 1757 vorhergesagt. Der Land-
mann Palitsch bei Dresden sahe diesen Cometen am 25 Decbr 1758
wirklich zuerst wieder. Es hatte sein letzter Umlauf 500 Tage länger
gedauert, als der von 1607 bis 1682, welche Perturbation die Astro-
nomen der Anziehungskraft des Jupiter und zuschreiben.

Von allen Cometen, welche beobachtet und deren Bahnen berechnet
worden, ist keiner unserer Erde so nahe gekommen, als der von Bie-
la
entdeckte, und allerdings könnte uns dieser gefährlich werden,
da man berechnet hat, daß einer dieseiner Knoten innerhalb
der Erdbahn liegt. Die große Leichtigkeit dieser Weltkörper kann
uns jedoch von aller Besorgniß befreien, denn man hat nachgewie-
sen, daß einer derselben, der von 1770, durch das Trabantensystem des
Jupiter gegangen ist, ohne dasselbe im mindesten in Unordnung zu
bringen. Ihre Dichtigkeit beträgt 1/5000 von der der Erde. Sie sind also
noch weit dünner, als die dünnste Luft, welche wir unter der Luft-
pumpe hervorbringen können.

Zu den merkwürdigsten, bisher noch keineswegs genügend erklärten Er-
scheinungen gehören die Aerolithen, jene größern und kleinern Stein-
massen, welche aus den Himmelsräumen zu uns herabkommen.
Chladni hat das Verdienst, auf dieses schon den Alten unter dem Na-
men von Steinregen bekannte Phänomen von neuem aufmerksam

auf Neuholland. Nur fand man, daß er sich ein wenig verspätet hatte,
und dieß führte auf die bewegungshemmende Eigenschaft des Aethers. Die-
ser Comet ist nun schon 5 mal beobachtet. – Der Hauptmann Biéla in
Böhmen entdeckte später einen zweiten Cometen, der in 6½ Jahren sei-
nen Weg um die Sonne zurücklegt. – Der berühmte Halley hatte die
Wiederkunft eines Cometen auf das Jahr 1757 vorhergesagt. Der Land-
mann Palitsch bei Dresden sahe diesen Cometen am 25 Decbr 1758
wirklich zuerst wieder. Es hatte sein letzter Umlauf 500 Tage länger
gedauert, als der von 1607 bis 1682, welche Perturbation die Astro-
nomen der Anziehungskraft des ♃ und ♄ zuschreiben.

Von allen Cometen, welche beobachtet und deren Bahnen berechnet
worden, ist keiner unserer Erde so nahe gekom̃en, als der von Bié-
la
entdeckte, und allerdings könnte uns dieser gefährlich werden,
da man berechnet hat, daß einer dieseiner Knoten innerhalb
der Erdbahn liegt. Die große Leichtigkeit dieser Weltkörper kann
uns jedoch von aller Besorgniß befreien, denn man hat nachgewie-
sen, daß einer derselben, der von 1770, durch das Trabantensystem des
Jupiter gegangen ist, ohne dasselbe im mindesten in Unordnung zu
bringen. Ihre Dichtigkeit beträgt 1/5000 von der der Erde. Sie sind also
noch weit dünner, als die düñste Luft, welche wir unter der Luft-
pumpe hervorbringen können.

Zu den merkwürdigsten, bisher noch keineswegs genügend erklärten Er-
scheinungen gehören die Aerolithen, jene größern und kleinern Stein-
massen, welche aus den Himmelsräumen zu uns herabkom̃en.
Chladni hat das Verdienst, auf dieses schon den Alten unter dem Na-
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[16/0020] auf Neuholland. Nur fand man, daß er sich ein wenig verspätet hatte, u dieß führte auf die bewegungshemmende Eigenschaft des Aethers. Die- ser Comet ist nun schon 5 mal beobachtet. – Der Hauptmann Biéla in Böhmen entdeckte später einen zweiten Cometen, der in 6½ Jahren sei- nen Weg um die Sonne zurücklegt. – Der berühmte Halley hatte die Wiederkunft eines Cometen auf das Jahr 1757 vorhergesagt. Der Land- mann Palitsch bei Dresden sahe diesen Cometen am 25 Decbr 1758 wirklich zuerst wieder. Es hatte sein letzter Umlauf 500 Tage länger gedauert, als der von 1607 bis 1682, welche Perturbation die Astro- nomen der Anziehungskraft des ♃ u ♄ zuschreiben. Von allen Cometen, welche beobachtet und deren Bahnen berechnet worden, ist keiner unserer Erde so nahe gekom̃en, als der von Bié- la entdeckte, und allerdings könnte uns dieser gefährlich werden, da man berechnet hat, daß einer dieseiner Knoten innerhalb der Erdbahn liegt. Die große Leichtigkeit dieser Weltkörper kann uns jedoch von aller Besorgniß befreien, denn man hat nachgewie- sen, daß einer derselben, der von 1770, durch das Trabantensystem des Jupiter gegangen ist, ohne dasselbe im mindesten in Unordnung zu bringen. Ihre Dichtigkeit beträgt 1/5000 von der der Erde. Sie sind also noch weit dünner, als die düñste Luft, welche wir unter der Luft- pumpe hervorbringen können. Zu den merkwürdigsten, bisher noch keineswegs genügend erklärten Er- scheinungen gehören die Aerolithen, jene größern u kleinern Stein- massen, welche aus den Himmelsräumen zu uns herabkom̃en. Chladni hat das Verdienst, auf dieses schon den Alten unter dem Na- men von Steinregen bekannte Phänomen von neuem aufmerksam

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Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Christian Thomas: Herausgeber
Tina Krell, Sandra Balck, Benjamin Fiechter, Christian Thomas: Bearbeiter
Nalan Lom: Bilddigitalisierung

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Dieses Werk wurde auf der Grundlage der Transkription von [N. N.]: Physikalische Geographie. Vorgetragen von Alexander von Humboldt. [Berlin], [1827/28] anhand der Vorlage geprüft und korrigiert, nach XML/TEI P5 konvertiert und gemäß dem DTA-Basisformat kodiert.

  • langes s (ſ): als s transkribiert
  • I/J: Lautwert transkribiert



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Zitationshilfe: Hufeland, Otto: Vorlesungen über physicalische Geographie von A. v. Humboldt. [G]eschrieben im Sommer 1829 durch Otto Hufeland. [Berlin], [ca. 1829]. [= Abschrift einer Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Sing-Akademie zu Berlin, 6.12.1827–27.3.1828.], S. 16. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hufeland_privatbesitz_1829/20>, abgerufen am 23.04.2024.