Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hufeland, Otto: Vorlesungen über physicalische Geographie von A. v. Humboldt. [G]eschrieben im Sommer 1829 durch Otto Hufeland. [Berlin], [ca. 1829]. [= Abschrift einer Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Sing-Akademie zu Berlin, 6.12.1827–27.3.1828.]

Bild:
<< vorherige Seite

auf den Schluß geführt, daß diese Knochen sämmtlich von den Hyänen, vor Ein-
tritt der zerstörenden Naturrevolution, zusammengetragen worden
sind, um mit denselben gleichzeitig ihr Grab zu finden. - Durch diese An-
nahme ist zugleich das Räthsel gelöst, wie zum Theil colossale Thiere
durch eine verhältnißmässig viel zu enge Oeffnung in diese Höhle
gelangen konnten. - Bukland hat zur Bestätigung seiner sinnreichen Hy-
pothese, assimilirte Theile in den Höhlen gefunden, die von den Wärtern
einer Menagerie in London sogleich für Excremente von Hyänen
erkannt wurden. -

[6. Vorlesung] [(17. Januar 1828)]

Wir gehen nun zur Betrachtung eines andern Theils des Natur-III. Climatologie

gemäldes, zur Betrachtung der flüssigen Hüllen des Erdkörpers, über: -
der Luft und des Meeres. Zuvörderst bemerke ich, daß der Zustand
der Körper, den man mit fest, tropfbar, flüssig oder gasförmig
zu bezeichnen pflegt, nur einen relativen Begriff ausdrückt, indem
ein und derselbe Körper alle diese Zustände zu durchgehen fähig ist.
So kennen wir Schwefel als festen Körper, der, der Wärme ausgesetzt,
schmilzt und bei noch größerer Hitze sich verflüchtigt. Das flüssige wird
durch das Feuer sublimirt und gefriert zu einem harten Körper bei 32°.
(So blieb auf der Reise von Parry gegen den Nordpol, während sei-
nes Aufenthalts auf Melville Island 4-5 Monate lang ununter-
brochen das gefroren, da das Thermometer stets 32° R. zeigte. Den-
noch fehlt es in jenen Gegenden nicht an Thieren, welche im Stande
sind, dieser Kälte zu widerstehen. Es leben dort Rennthiere, Hasen und
eine Art Ochsen, von dem Geruche ihrer Häute Muskusochsen genannt.)

Die Metalle insbesondere sind geeignet, diesen dreifachen Zustand

auf den Schluß geführt, daß diese Knochen säm̃tlich von den Hyänen, vor Ein-
tritt der zerstörenden Naturrevolution, zusam̃engetragen worden
sind, um mit denselben gleichzeitig ihr Grab zu finden. – Durch diese An-
nahme ist zugleich das Räthsel gelöst, wie zum Theil colossale Thiere
durch eine verhältnißmässig viel zu enge Oeffnung in diese Höhle
gelangen konnten. – Bukland hat zur Bestätigung seiner siñreichen Hy-
pothese, assimilirte Theile in den Höhlen gefunden, die von den Wärtern
einer Menagerie in London sogleich für Excremente von Hyänen
erkañt wurden. –

[6. Vorlesung] [(17. Januar 1828)]

Wir gehen nun zur Betrachtung eines andern Theils des Natur-III. Climatologie

gemäldes, zur Betrachtung der flüssigen Hüllen des Erdkörpers, über: –
der Luft und des Meeres. Zuvörderst bemerke ich, daß der Zustand
der Körper, den man mit fest, tropfbar, flüssig oder gasförmig
zu bezeichnen pflegt, nur einen relativen Begriff ausdrückt, indem
ein und derselbe Körper alle diese Zustände zu durchgehen fähig ist.
So kennen wir Schwefel als festen Körper, der, der Wärme ausgesetzt,
schmilzt und bei noch größerer Hitze sich verflüchtigt. Das flüssige ☿ wird
durch das Feuer sublimirt und gefriert zu einem harten Körper bei 32°−.
(So blieb auf der Reise von Parry gegen den Nordpol, während sei-
nes Aufenthalts auf Melville Island 4–5 Monate lang ununter-
brochen das ☿ gefroren, da das Thermometer stets 32° R.− zeigte. Den-
noch fehlt es in jenen Gegenden nicht an Thieren, welche im Stande
sind, dieser Kälte zu widerstehen. Es leben dort Reñthiere, Hasen und
eine Art Ochsen, von dem Geruche ihrer Häute Muskusochsen genañt.)

Die Metalle insbesondere sind geeignet, diesen dreifachen Zustand

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div type="session" n="5">
        <p><pb facs="#f0049" n="45"/>
auf den Schluß geführt, daß diese Knochen säm&#x0303;tlich von den Hyänen, vor Ein-<lb/>
tritt der zerstörenden Naturrevolution, zusam&#x0303;engetragen worden<lb/>
sind, um mit denselben gleichzeitig ihr Grab zu finden. &#x2013; Durch diese An-<lb/>
nahme ist zugleich das Räthsel gelöst, wie zum Theil colossale Thiere<lb/>
durch eine verhältnißmässig viel zu enge Oeffnung in diese Höhle<lb/>
gelangen konnten. &#x2013; <hi rendition="#aq"><persName ref="http://www.deutschestextarchiv.de/kosmos/person#gnd-116828315 http://d-nb.info/gnd/116828315">Bukland</persName></hi> hat zur Bestätigung seiner sin&#x0303;reichen Hy-<lb/>
pothese, assimilirte Theile in den Höhlen gefunden, die von den Wärtern<lb/>
einer Menagerie in <hi rendition="#aq">London</hi> sogleich für Excremente von Hyänen<lb/>
erkan&#x0303;t wurden. &#x2013;</p>
      </div><lb/>
      <div type="session" n="6">
        <head>
          <supplied resp="#BF">6. Vorlesung</supplied>
          <supplied resp="#CT">(<ref target="http://www.deutschestextarchiv.de/kosmos/gliederung"><date when="1828-01-17">17. Januar 1828</date></ref>)</supplied>
        </head><lb/>
        <p>Wir gehen nun zur Betrachtung eines andern Theils des Natur-<note place="right"><hi rendition="#u"><hi rendition="#aq">III.</hi> Climatologie</hi><lb/></note><lb/>
gemäldes, zur Betrachtung <hi rendition="#u">der flüssigen Hüllen des Erdkörpers</hi>, über: &#x2013;<lb/>
der Luft und des Meeres. Zuvörderst bemerke ich, daß der Zustand<lb/>
der Körper, den man mit fest, tropfbar, flüssig oder gasförmig<lb/>
zu bezeichnen pflegt, nur einen <hi rendition="#u">relativen Begriff</hi> ausdrückt, indem<lb/>
ein <choice><abbr>u</abbr><expan resp="#BF">und</expan></choice> derselbe Körper alle diese Zustände zu durchgehen fähig ist.<lb/>
So kennen wir Schwefel als festen Körper, der, der Wärme ausgesetzt,<lb/>
schmilzt <choice><abbr>u</abbr><expan resp="#BF">und</expan></choice> bei noch größerer Hitze sich verflüchtigt. Das flüssige &#x263F; wird<lb/>
durch das Feuer sublimirt <choice><abbr>u</abbr><expan resp="#BF">und</expan></choice> gefriert zu einem harten Körper bei 32°&#x2212;.<lb/><choice><orig>/</orig><reg resp="#CT">(</reg></choice>So blieb auf der Reise von <hi rendition="#aq"><persName ref="http://www.deutschestextarchiv.de/kosmos/person#gnd-116048166 http://d-nb.info/gnd/116048166">Parry</persName></hi> gegen den Nordpol, während sei-<lb/>
nes Aufenthalts auf <hi rendition="#aq">Melville Island</hi> 4&#x2013;5 Monate lang ununter-<lb/>
brochen das &#x263F; gefroren, da das Thermometer stets 32° R.&#x2212; zeigte. Den-<lb/>
noch fehlt es in jenen Gegenden nicht an Thieren, welche im Stande<lb/>
sind, dieser Kälte z<choice><sic>r</sic><corr resp="#TK">u</corr></choice> widerstehen. Es leben dort Ren&#x0303;thiere, Hasen <choice><abbr>u</abbr><expan resp="#BF">und</expan></choice><lb/>
eine Art Ochsen, von dem Geruche ihrer Häute Muskusochsen genan&#x0303;t.<choice><orig>/</orig><reg resp="#CT">)</reg></choice></p><lb/>
        <p>Die Metalle insbesondere sind geeignet, diesen dreifachen Zustand<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[45/0049] auf den Schluß geführt, daß diese Knochen säm̃tlich von den Hyänen, vor Ein- tritt der zerstörenden Naturrevolution, zusam̃engetragen worden sind, um mit denselben gleichzeitig ihr Grab zu finden. – Durch diese An- nahme ist zugleich das Räthsel gelöst, wie zum Theil colossale Thiere durch eine verhältnißmässig viel zu enge Oeffnung in diese Höhle gelangen konnten. – Bukland hat zur Bestätigung seiner siñreichen Hy- pothese, assimilirte Theile in den Höhlen gefunden, die von den Wärtern einer Menagerie in London sogleich für Excremente von Hyänen erkañt wurden. – 6. Vorlesung (17. Januar 1828) Wir gehen nun zur Betrachtung eines andern Theils des Natur- gemäldes, zur Betrachtung der flüssigen Hüllen des Erdkörpers, über: – der Luft und des Meeres. Zuvörderst bemerke ich, daß der Zustand der Körper, den man mit fest, tropfbar, flüssig oder gasförmig zu bezeichnen pflegt, nur einen relativen Begriff ausdrückt, indem ein u derselbe Körper alle diese Zustände zu durchgehen fähig ist. So kennen wir Schwefel als festen Körper, der, der Wärme ausgesetzt, schmilzt u bei noch größerer Hitze sich verflüchtigt. Das flüssige ☿ wird durch das Feuer sublimirt u gefriert zu einem harten Körper bei 32°−. /So blieb auf der Reise von Parry gegen den Nordpol, während sei- nes Aufenthalts auf Melville Island 4–5 Monate lang ununter- brochen das ☿ gefroren, da das Thermometer stets 32° R.− zeigte. Den- noch fehlt es in jenen Gegenden nicht an Thieren, welche im Stande sind, dieser Kälte zu widerstehen. Es leben dort Reñthiere, Hasen u eine Art Ochsen, von dem Geruche ihrer Häute Muskusochsen genañt./ III. Climatologie Die Metalle insbesondere sind geeignet, diesen dreifachen Zustand

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Christian Thomas: Herausgeber
Tina Krell, Sandra Balck, Benjamin Fiechter, Christian Thomas: Bearbeiter
Nalan Lom: Bilddigitalisierung

Weitere Informationen:

Dieses Werk wurde auf der Grundlage der Transkription von [N. N.]: Physikalische Geographie. Vorgetragen von Alexander von Humboldt. [Berlin], [1827/28] anhand der Vorlage geprüft und korrigiert, nach XML/TEI P5 konvertiert und gemäß dem DTA-Basisformat kodiert.

  • langes s (ſ): als s transkribiert
  • I/J: Lautwert transkribiert



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hufeland_privatbesitz_1829
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hufeland_privatbesitz_1829/49
Zitationshilfe: Hufeland, Otto: Vorlesungen über physicalische Geographie von A. v. Humboldt. [G]eschrieben im Sommer 1829 durch Otto Hufeland. [Berlin], [ca. 1829]. [= Abschrift einer Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Sing-Akademie zu Berlin, 6.12.1827–27.3.1828.], S. 45. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hufeland_privatbesitz_1829/49>, abgerufen am 28.03.2024.