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Hufeland, Otto: Vorlesungen über physicalische Geographie von A. v. Humboldt. [G]eschrieben im Sommer 1829 durch Otto Hufeland. [Berlin], [ca. 1829]. [= Abschrift einer Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Sing-Akademie zu Berlin, 6.12.1827–27.3.1828.]

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anzunehmen und die Metalloiden der Alcalien erscheinen flüssig selbst bei
einer sehr gemässigten Temperatur. So kennen wir das Wasser flüch-
tig als Wassergas und als Eis in so starrem Zustande, daß es am Nordpol
und auf hohen Bergen einen Theil der Gebirgsmassen des Erdkö[r]pers
auszumachen scheint.

I. Luft
Bei dem jedesmaligen Uebergang von einem Zustand zum andern
wird Wärme frei, die zuvor gebunden die Form bestimmt hat, unter der
ein Körper uns erscheint. Hierauf gründet sich die wohlthätige Entdeckung
von Prof. Leslie in Edinburg, welche das Metaittellittel an die Hand gibt,
mitten in der Tropenhitze Eis herbeizuschaffen, wenn auch keine hohen Berge
in der Nähe sind. Unter dem Recipienten der Luftpumpe macht er
das Wasser durch seine Verdunstung in wenig Minuten Minuten gefrieren,
indem er den entstehenden Wasserdampf durch zugleich unter die
Glocke gebrachte concentrirte Schwefelsäure absorbiren läßt und
dadurch den leeren Raum immer wieder herstellt, so daß die Ver-
dunstung unlunterbrochen schnell fortgehen kann. Sehr viele dieser Maschinen sind seitdem nach Ost- und West-Indien versendet worden und es
ist nur zu bedauern, daß die Erzeugung dieses Erfrischungsmittels
im Großen doch immer etwas zu theuer zu stehen kommt.

Gay Lussac hat gezeigt, daß die Wärmestrahlung des Bodens durch tro-
[ck]ene Luft gegen einen wolkenfreien Himmel die eigentliche Ursache
des sonderbaren Erkältungsprozesses ist, der den Dr Oudney vor Kälte
sterben ließ, mitten in Afrika, an der Grenze von Bornu unter
dem 13ten Breitengrade zu Ende December, in einem Lande, das nach
Barometermessungen nicht 1200 Fuß über dem Meeresspiegel erhaben
ist. - So verursacht trockene warme Luft gegen die befeuchtete Kugel
eines Thermometers geblasen ein augenblickliches und bedeutendes Sinken.

anzunehmen und die Metalloiden der Alcalien erscheinen flüssig selbst bei
einer sehr gemässigten Temperatur. So kennen wir das Wasser flüch-
tig als Wassergas und als Eis in so starrem Zustande, daß es am Nordpol
und auf hohen Bergen einen Theil der Gebirgsmassen des Erdkö[r]pers
auszumachen scheint.

I. Luft
Bei dem jedesmaligen Uebergang von einem Zustand zum andern
wird Wärme frei, die zuvor gebunden die Form bestim̃t hat, unter der
ein Körper uns erscheint. Hierauf gründet sich die wohlthätige Entdeckung
von Prof. Leslie in Edinburg, welche das Metaittellittel an die Hand gibt,
mitten in der Tropenhitze Eis herbeizuschaffen, weñ auch keine hohen Berge
in der Nähe sind. Unter dem Recipienten der Luftpumpe macht er
das Wasser durch seine Verdunstung in wenig Minuten Minuten gefrieren,
indem er den entstehenden Wasserdampf durch zugleich unter die
Glocke gebrachte concentrirte Schwefelsäure absorbiren läßt und
dadurch den leeren Raum immer wieder herstellt, so daß die Ver-
dunstung unlunterbrochen schnell fortgehen kann. Sehr viele dieser Maschinen sind seitdem nach Ost- und West-Indien versendet worden und es
ist nur zu bedauern, daß die Erzeugung dieses Erfrischungsmittels
im Großen doch immer etwas zu theuer zu stehen kommt.

Gay Lussac hat gezeigt, daß die Wärmestrahlung des Bodens durch tro-
[ck]ene Luft gegen einen wolkenfreien Himmel die eigentliche Ursache
des sonderbaren Erkältungsprozesses ist, der den Dr Oudney vor Kälte
sterben ließ, mitten in Afrika, an der Grenze von Bornu unter
dem 13ten Breitengrade zu Ende December, in einem Lande, das nach
Barometermessungen nicht 1200 Fuß über dem Meeresspiegel erhaben
ist. – So verursacht trockene warme Luft gegen die befeuchtete Kugel
eines Thermometers geblasen ein augenblickliches und bedeutendes Sinken.

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[46/0050] anzunehmen und die Metalloiden der Alcalien erscheinen flüssig selbst bei einer sehr gemässigten Temperatur. So kennen wir das Wasser flüch- tig als Wassergas u als Eis in so starrem Zustande, daß es am Nordpol und auf hohen Bergen einen Theil der Gebirgsmassen des Erdkörpers auszumachen scheint. Bei dem jedesmaligen Uebergang von einem Zustand zum andern wird Wärme frei, die zuvor gebunden die Form bestim̃t hat, unter der ein Körper uns erscheint. Hierauf gründet sich die wohlthätige Entdeckung von Prof. Leslie in Edinburg, welche das Metaittellittel an die Hand gibt, mitten in der Tropenhitze Eis herbeizuschaffen, weñ auch keine hohen Berge in der Nähe sind. Unter dem Recipienten der Luftpumpe macht er das Wasser durch seine Verdunstung in wenig Minuten Minuten gefrieren, indem er den entstehenden Wasserdampf durch zugleich unter die Glocke gebrachte concentrirte Schwefelsäure absorbiren läßt und dadurch den leeren Raum immer wieder herstellt, so daß die Ver- dunstung unlunterbrochen schnell fortgehen kann. Sehr viele dieser Ma- schienen sind seitdem nach Ost- u West-Indien versendet worden u es ist nur zu bedauern, daß die Erzeugung dieses Erfrischungsmittels im Großen doch immer etwas zu theuer zu stehen kommt. I. Luft Gay Lussac hat gezeigt, daß die Wärmestrahlung des Bodens durch tro- ckene Luft gegen einen wolkenfreien Himmel die eigentliche Ursache des sonderbaren Erkältungsprozesses ist, der den Dr Oudney vor Kälte sterben ließ, mitten in Afrika, an der Grenze von Bornu unter dem 13t BreitenGrade zu Ende December, in einem Lande, das nach Barometermessungen nicht 1200 Fuß über dem Meeresspiegel erhaben ist. – So verursacht trockene warme Luft gegen die befeuchtete Kugel eines Thermometers geblasen ein augenblickliches u bedeutendes Sinken.

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Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Christian Thomas: Herausgeber
Tina Krell, Sandra Balck, Benjamin Fiechter, Christian Thomas: Bearbeiter
Nalan Lom: Bilddigitalisierung

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Dieses Werk wurde auf der Grundlage der Transkription von [N. N.]: Physikalische Geographie. Vorgetragen von Alexander von Humboldt. [Berlin], [1827/28] anhand der Vorlage geprüft und korrigiert, nach XML/TEI P5 konvertiert und gemäß dem DTA-Basisformat kodiert.

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  • I/J: Lautwert transkribiert



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Zitationshilfe: Hufeland, Otto: Vorlesungen über physicalische Geographie von A. v. Humboldt. [G]eschrieben im Sommer 1829 durch Otto Hufeland. [Berlin], [ca. 1829]. [= Abschrift einer Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Sing-Akademie zu Berlin, 6.12.1827–27.3.1828.], S. 46. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hufeland_privatbesitz_1829/50>, abgerufen am 23.04.2024.