Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hug, Gallus Joseph: Die christliche Familie im Kampfe gegen feindliche Mächte. Vorträge über christliche Ehe und Erziehung. Freiburg (Schweiz), 1896.

Bild:
<< vorherige Seite

allem für das ewige Vaterland heranzuziehen. Denn auch
hier gilt Gottes Wort: "Suchet zuerst das Reich Gottes und
seine Gerechtigkeit, und alles übrige wird euch umsonst beige-
geben."
Wenn ihr nämlich euere Kinder nur für diese Welt
und nach den Grundsätzen des Zeitgeistes erziehet, werden sie
schon für dieses Leben unglücklich, wenn ihr aber die Jugend
für den Himmel erziehet, nach den Grundsätzen Jesu Christi,
werden sie das ewige Leben erlangen und irdisches Glück wird
als Beigabe umsonst gegeben. Wer daher nicht für den
Himmel erzieht, erzieht überhaupt gar nicht; denn als
schwacher Mensch versucht er das Unmögliche, den Umsturz
der ewigen Weltordnung Gottes.

Wenn ihr endlich bei der Erziehung Glück haben
wollet, so vergesset doch nie, daß der Mensch verdorben
zur Welt kommt mit mannigfaltigen Anlagen zum Bösen.
Auch da täuscht sich die Welt, der Christus ein Aergerniß
geworden. Sie leugnet nämlich die Erbsünde und um
dies leichter zu thun - die Verdorbenheit der Natur.
Daher will sie das Kind ruhig aufwachsen lassen, mit
allem was in ihm liegt und keimt. Ist das nicht die Zer-
störung jeder Erziehung? Ist das nicht der Anfang
der gebildeten Barbarei? Denn diese bösen Neigun-
gen kann Niemand leugnen, als wer die Arbeit scheut,
dieselben in den Kindern zu bekämpfen, oder wer nicht den
Muth hat, denselben in der eigenen Person zu widerstehen.
Freilich wenn Ehebruch, Unzucht, Verführung, Schändung
der eigenen Person, Trunksucht, feiner Betrug keine Sünde
und Schmach des Menschen mehr ist, sondern ein Bedürf-
niß der unverdorbenen Natur, und diese gesunde Sinnlich-
keit in mannigfacher Form gefeiert wird, dafür aber der
kindliche Glaube, die Frömmigkeit des Jünglings, die
Unschuld der Jungfrau, die Treue der Eheleute ein
Gegenstand des Spottes wird - dann lasse man nur den
Leidenschaften freien Spielraum - ihr aber beginnt erst

allem für das ewige Vaterland heranzuziehen. Denn auch
hier gilt Gottes Wort: „Suchet zuerst das Reich Gottes und
seine Gerechtigkeit, und alles übrige wird euch umsonst beige-
geben.“
Wenn ihr nämlich euere Kinder nur für diese Welt
und nach den Grundsätzen des Zeitgeistes erziehet, werden sie
schon für dieses Leben unglücklich, wenn ihr aber die Jugend
für den Himmel erziehet, nach den Grundsätzen Jesu Christi,
werden sie das ewige Leben erlangen und irdisches Glück wird
als Beigabe umsonst gegeben. Wer daher nicht für den
Himmel erzieht, erzieht überhaupt gar nicht; denn als
schwacher Mensch versucht er das Unmögliche, den Umsturz
der ewigen Weltordnung Gottes.

Wenn ihr endlich bei der Erziehung Glück haben
wollet, so vergesset doch nie, daß der Mensch verdorben
zur Welt kommt mit mannigfaltigen Anlagen zum Bösen.
Auch da täuscht sich die Welt, der Christus ein Aergerniß
geworden. Sie leugnet nämlich die Erbsünde und um
dies leichter zu thun – die Verdorbenheit der Natur.
Daher will sie das Kind ruhig aufwachsen lassen, mit
allem was in ihm liegt und keimt. Ist das nicht die Zer-
störung jeder Erziehung? Ist das nicht der Anfang
der gebildeten Barbarei? Denn diese bösen Neigun-
gen kann Niemand leugnen, als wer die Arbeit scheut,
dieselben in den Kindern zu bekämpfen, oder wer nicht den
Muth hat, denselben in der eigenen Person zu widerstehen.
Freilich wenn Ehebruch, Unzucht, Verführung, Schändung
der eigenen Person, Trunksucht, feiner Betrug keine Sünde
und Schmach des Menschen mehr ist, sondern ein Bedürf-
niß der unverdorbenen Natur, und diese gesunde Sinnlich-
keit in mannigfacher Form gefeiert wird, dafür aber der
kindliche Glaube, die Frömmigkeit des Jünglings, die
Unschuld der Jungfrau, die Treue der Eheleute ein
Gegenstand des Spottes wird – dann lasse man nur den
Leidenschaften freien Spielraum – ihr aber beginnt erst

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="18">
        <p><pb facs="#f0183" xml:id="H891_001_1896_pb0171_0001" n="171"/>
allem für das ewige Vaterland heranzuziehen. Denn auch<lb/>
hier gilt Gottes Wort: <q>&#x201E;Suchet zuerst das Reich Gottes und<lb/>
seine Gerechtigkeit, und alles übrige wird euch umsonst beige-<lb/>
geben.&#x201C;</q> Wenn ihr nämlich euere Kinder nur für diese Welt<lb/>
und nach den Grundsätzen des Zeitgeistes erziehet, werden sie<lb/>
schon für dieses Leben unglücklich, wenn ihr aber die Jugend<lb/>
für den Himmel erziehet, nach den Grundsätzen Jesu Christi,<lb/>
werden sie das ewige Leben erlangen und irdisches Glück wird<lb/>
als Beigabe umsonst gegeben. Wer daher nicht für den<lb/>
Himmel erzieht, erzieht überhaupt gar nicht; denn als<lb/>
schwacher Mensch versucht er das Unmögliche, den Umsturz<lb/>
der ewigen Weltordnung Gottes.</p>
        <p>Wenn ihr endlich bei der Erziehung Glück haben<lb/>
wollet, so vergesset doch nie, daß der Mensch verdorben<lb/>
zur Welt kommt mit mannigfaltigen Anlagen zum Bösen.<lb/>
Auch da täuscht sich die Welt, der Christus ein Aergerniß<lb/>
geworden. Sie leugnet nämlich die Erbsünde und um<lb/>
dies leichter zu thun &#x2013; die Verdorbenheit der Natur.<lb/>
Daher will sie das Kind ruhig aufwachsen lassen, mit<lb/>
allem was in ihm liegt und keimt. Ist das nicht die Zer-<lb/>
störung jeder Erziehung? Ist das nicht der Anfang<lb/>
der gebildeten Barbarei? Denn diese bösen Neigun-<lb/>
gen kann Niemand leugnen, als wer die Arbeit scheut,<lb/>
dieselben in den Kindern zu bekämpfen, oder wer nicht den<lb/>
Muth hat, denselben in der eigenen Person zu widerstehen.<lb/>
Freilich wenn Ehebruch, Unzucht, Verführung, Schändung<lb/>
der eigenen Person, Trunksucht, feiner Betrug keine Sünde<lb/>
und Schmach des Menschen mehr ist, sondern ein Bedürf-<lb/>
niß der unverdorbenen Natur, und diese gesunde Sinnlich-<lb/>
keit in mannigfacher Form gefeiert wird, dafür aber der<lb/>
kindliche Glaube, die Frömmigkeit des Jünglings, die<lb/>
Unschuld der Jungfrau, die Treue der Eheleute ein<lb/>
Gegenstand des Spottes wird &#x2013; dann lasse man nur den<lb/>
Leidenschaften freien Spielraum &#x2013; ihr aber beginnt erst<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[171/0183] allem für das ewige Vaterland heranzuziehen. Denn auch hier gilt Gottes Wort: „Suchet zuerst das Reich Gottes und seine Gerechtigkeit, und alles übrige wird euch umsonst beige- geben.“ Wenn ihr nämlich euere Kinder nur für diese Welt und nach den Grundsätzen des Zeitgeistes erziehet, werden sie schon für dieses Leben unglücklich, wenn ihr aber die Jugend für den Himmel erziehet, nach den Grundsätzen Jesu Christi, werden sie das ewige Leben erlangen und irdisches Glück wird als Beigabe umsonst gegeben. Wer daher nicht für den Himmel erzieht, erzieht überhaupt gar nicht; denn als schwacher Mensch versucht er das Unmögliche, den Umsturz der ewigen Weltordnung Gottes. Wenn ihr endlich bei der Erziehung Glück haben wollet, so vergesset doch nie, daß der Mensch verdorben zur Welt kommt mit mannigfaltigen Anlagen zum Bösen. Auch da täuscht sich die Welt, der Christus ein Aergerniß geworden. Sie leugnet nämlich die Erbsünde und um dies leichter zu thun – die Verdorbenheit der Natur. Daher will sie das Kind ruhig aufwachsen lassen, mit allem was in ihm liegt und keimt. Ist das nicht die Zer- störung jeder Erziehung? Ist das nicht der Anfang der gebildeten Barbarei? Denn diese bösen Neigun- gen kann Niemand leugnen, als wer die Arbeit scheut, dieselben in den Kindern zu bekämpfen, oder wer nicht den Muth hat, denselben in der eigenen Person zu widerstehen. Freilich wenn Ehebruch, Unzucht, Verführung, Schändung der eigenen Person, Trunksucht, feiner Betrug keine Sünde und Schmach des Menschen mehr ist, sondern ein Bedürf- niß der unverdorbenen Natur, und diese gesunde Sinnlich- keit in mannigfacher Form gefeiert wird, dafür aber der kindliche Glaube, die Frömmigkeit des Jünglings, die Unschuld der Jungfrau, die Treue der Eheleute ein Gegenstand des Spottes wird – dann lasse man nur den Leidenschaften freien Spielraum – ihr aber beginnt erst

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Weitere Informationen:

Dieses Werk stammt vom Projekt Digitization Lifecycle am Max-Planck-Institut für Bildungsforschung.

Anmerkungen zur Transkription:

Bei der Zeichenerkennung wurde nach Vorgabe des DLC modernisiert.

In Absprache mit dem MPI wurden die folgenden Aspekte der Vorlage nicht erfasst:

  • Bogensignaturen und Kustoden
  • Kolumnentitel
  • Auf Titelblättern wurde auf die Auszeichnung der Schriftgrößenunterscheide zugunsten der Identifizierung von titleParts verzichtet.
  • Bei Textpassagen, die als Abschnittsüberschrift ausgeweisen werden können, wird auf die zusätzliche Auszeichnung des Layouts verzichtet.
  • Keine Auszeichnung der Initialbuchstaben am Kapitelanfang.

Es wurden alle Anführungszeichen übernommen und die Zitate zusätzlich mit q ausgezeichnet.

Weiche und harte Zeilentrennungen werden identisch als 002D übernommen. Der Zeilenumbruch selbst über lb ausgezeichnet.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hug_familie_1896
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hug_familie_1896/183
Zitationshilfe: Hug, Gallus Joseph: Die christliche Familie im Kampfe gegen feindliche Mächte. Vorträge über christliche Ehe und Erziehung. Freiburg (Schweiz), 1896, S. 171. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hug_familie_1896/183>, abgerufen am 19.04.2024.