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Hugo, Gustav: Lehrbuch der Rechtsgeschichte bis auf unsre Zeiten. Berlin, 1790.

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Periode 3. Quellen.
(fiscus) hatte natürlich mehr Ausgaben, und
brauchte mehr Zuflüsse, als die Casse irgend
eines andern Römers, aber sie war noch
nicht dasselbe mit der Staats-Casse (aera-
rium
), und auch noch nicht wichtiger, als
dieses.

Sehr früh hatte er als Censor das Recht
bekommen, den Senat, seinen Reichsrath
zu formiren, und eben so erhielt er wie Cäsar
die tribunitia potestas, weil er als Patricier
nicht Tribun seyn konnte.

Der Staat war nun unstreitig keine Re-
publik mehr, aber die meisten deutschen
Schriftsteller sollten doch an die Verfassung
ihres Vaterlandes und an die Rechte ihres
gnädigsten Herrn denken, ehe sie so republi-
canisch schon den ersten August einen Despo-
ten nennen, und den despotischen Staat doch
noch nachher mehr als einmahl erst despotisch
werden lassen.

§. 85.

Die Regierungsform, die unter August
sich bildete, erhielt sich meist bis in das dritte
Jahrhundert, wo militairischer Despotismus
und die orientalischen Sitten sie verdrängten,
noch ehe Constantin die seinige einführte.

Die

Periode 3. Quellen.
(fiscus) hatte natuͤrlich mehr Ausgaben, und
brauchte mehr Zufluͤſſe, als die Caſſe irgend
eines andern Roͤmers, aber ſie war noch
nicht daſſelbe mit der Staats-Caſſe (aera-
rium
), und auch noch nicht wichtiger, als
dieſes.

Sehr fruͤh hatte er als Cenſor das Recht
bekommen, den Senat, ſeinen Reichsrath
zu formiren, und eben ſo erhielt er wie Caͤſar
die tribunitia poteſtas, weil er als Patricier
nicht Tribun ſeyn konnte.

Der Staat war nun unſtreitig keine Re-
publik mehr, aber die meiſten deutſchen
Schriftſteller ſollten doch an die Verfaſſung
ihres Vaterlandes und an die Rechte ihres
gnaͤdigſten Herrn denken, ehe ſie ſo republi-
caniſch ſchon den erſten Auguſt einen Deſpo-
ten nennen, und den deſpotiſchen Staat doch
noch nachher mehr als einmahl erſt deſpotiſch
werden laſſen.

§. 85.

Die Regierungsform, die unter Auguſt
ſich bildete, erhielt ſich meiſt bis in das dritte
Jahrhundert, wo militairiſcher Deſpotismus
und die orientaliſchen Sitten ſie verdraͤngten,
noch ehe Conſtantin die ſeinige einfuͤhrte.

Die
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[91/0103] Periode 3. Quellen. (fiscus) hatte natuͤrlich mehr Ausgaben, und brauchte mehr Zufluͤſſe, als die Caſſe irgend eines andern Roͤmers, aber ſie war noch nicht daſſelbe mit der Staats-Caſſe (aera- rium), und auch noch nicht wichtiger, als dieſes. Sehr fruͤh hatte er als Cenſor das Recht bekommen, den Senat, ſeinen Reichsrath zu formiren, und eben ſo erhielt er wie Caͤſar die tribunitia poteſtas, weil er als Patricier nicht Tribun ſeyn konnte. Der Staat war nun unſtreitig keine Re- publik mehr, aber die meiſten deutſchen Schriftſteller ſollten doch an die Verfaſſung ihres Vaterlandes und an die Rechte ihres gnaͤdigſten Herrn denken, ehe ſie ſo republi- caniſch ſchon den erſten Auguſt einen Deſpo- ten nennen, und den deſpotiſchen Staat doch noch nachher mehr als einmahl erſt deſpotiſch werden laſſen. §. 85. Die Regierungsform, die unter Auguſt ſich bildete, erhielt ſich meiſt bis in das dritte Jahrhundert, wo militairiſcher Deſpotismus und die orientaliſchen Sitten ſie verdraͤngten, noch ehe Conſtantin die ſeinige einfuͤhrte. Die

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Zitationshilfe: Hugo, Gustav: Lehrbuch der Rechtsgeschichte bis auf unsre Zeiten. Berlin, 1790, S. 91. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hugo_rechtsgeschichte_1790/103>, abgerufen am 29.03.2024.