Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hugo, Gustav: Lehrbuch der Rechtsgeschichte bis auf unsre Zeiten. Berlin, 1790.

Bild:
<< vorherige Seite
Periode 3. Quellen.
§. 98.

Cajus Cäsar war den größten Theil sei-
ner kurzen Regierung hindurch wirklich ver-
rückt, und deswegen ist weder sein Project,
dem Volke sein Stimmrecht bey den Wahlen
wieder zu geben, noch seine Versicherung,
keine Appellation anzunehmen, sehr wichtig.
Daß er der einzige Jurist in ganz Rom wer-
den wollte, darf man nicht für einen rasenden
Einfall halten, so lange man ganz ähnliche
Grundsätze sehr natürlich findet oder gar be-
wundert. Caligula sah die Nothwendigkeit
einer beständigen Ergänzung und Festsetzung
des Rechts von oben herab -- --.

§. 99.

Claudius war im Senate nicht so ver-
ächtlich, als in seiner Familie. Er gab das
erste Beyspiel eines Augusts, der alles was
sein Vorgänger gethan hatte, cassiren ließ.
Unter ihm stieg die Zahl der Prätoren auf 18,
weil zwey für Fidei-Commisse in Rom hin-
zukamen. Die Senatsschlüsse unter ihm sind:
Largianum über die Erbfolge in das Vermö-
gen eines Latinus, -- eines über die assigna-
tio libertorum,
-- ein oft widerholtes ne
aedisicia negotiationis causa diruerentur,
--
ein Claudianum, daß ein Sachwalter, der

nun
Periode 3. Quellen.
§. 98.

Cajus Caͤſar war den groͤßten Theil ſei-
ner kurzen Regierung hindurch wirklich ver-
ruͤckt, und deswegen iſt weder ſein Project,
dem Volke ſein Stimmrecht bey den Wahlen
wieder zu geben, noch ſeine Verſicherung,
keine Appellation anzunehmen, ſehr wichtig.
Daß er der einzige Juriſt in ganz Rom wer-
den wollte, darf man nicht fuͤr einen raſenden
Einfall halten, ſo lange man ganz aͤhnliche
Grundſaͤtze ſehr natuͤrlich findet oder gar be-
wundert. Caligula ſah die Nothwendigkeit
einer beſtaͤndigen Ergaͤnzung und Feſtſetzung
des Rechts von oben herab — —.

§. 99.

Claudius war im Senate nicht ſo ver-
aͤchtlich, als in ſeiner Familie. Er gab das
erſte Beyſpiel eines Auguſts, der alles was
ſein Vorgaͤnger gethan hatte, caſſiren ließ.
Unter ihm ſtieg die Zahl der Praͤtoren auf 18,
weil zwey fuͤr Fidei-Commiſſe in Rom hin-
zukamen. Die Senatsſchluͤſſe unter ihm ſind:
Largianum uͤber die Erbfolge in das Vermoͤ-
gen eines Latinus, — eines uͤber die aſſigna-
tio libertorum,
— ein oft widerholtes ne
aediſicia negotiationis cauſa diruerentur,

ein Claudianum, daß ein Sachwalter, der

nun
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <pb facs="#f0123" n="111"/>
            <fw place="top" type="header">Periode 3. Quellen.</fw><lb/>
            <div n="4">
              <head>§. 98.</head><lb/>
              <p><hi rendition="#fr">Cajus Ca&#x0364;&#x017F;ar</hi> war den gro&#x0364;ßten Theil &#x017F;ei-<lb/>
ner kurzen Regierung hindurch wirklich ver-<lb/>
ru&#x0364;ckt, und deswegen i&#x017F;t weder &#x017F;ein Project,<lb/>
dem Volke &#x017F;ein Stimmrecht bey den Wahlen<lb/>
wieder zu geben, noch &#x017F;eine Ver&#x017F;icherung,<lb/>
keine Appellation anzunehmen, &#x017F;ehr wichtig.<lb/>
Daß er der einzige Juri&#x017F;t in ganz Rom wer-<lb/>
den wollte, darf man nicht fu&#x0364;r einen ra&#x017F;enden<lb/>
Einfall halten, &#x017F;o lange man ganz a&#x0364;hnliche<lb/>
Grund&#x017F;a&#x0364;tze &#x017F;ehr natu&#x0364;rlich findet oder gar be-<lb/>
wundert. <hi rendition="#fr">Caligula</hi> &#x017F;ah die Nothwendigkeit<lb/>
einer be&#x017F;ta&#x0364;ndigen Erga&#x0364;nzung und Fe&#x017F;t&#x017F;etzung<lb/>
des Rechts von oben herab &#x2014; &#x2014;.</p>
            </div><lb/>
            <div n="4">
              <head>§. 99.</head><lb/>
              <p><hi rendition="#fr">Claudius</hi> war im Senate nicht &#x017F;o ver-<lb/>
a&#x0364;chtlich, als in &#x017F;einer Familie. Er gab das<lb/>
er&#x017F;te Bey&#x017F;piel eines Augu&#x017F;ts, der alles was<lb/>
&#x017F;ein Vorga&#x0364;nger gethan hatte, ca&#x017F;&#x017F;iren ließ.<lb/>
Unter ihm &#x017F;tieg die Zahl der Pra&#x0364;toren auf 18,<lb/>
weil zwey fu&#x0364;r Fidei-Commi&#x017F;&#x017F;e in Rom hin-<lb/>
zukamen. Die Senats&#x017F;chlu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e unter ihm &#x017F;ind:<lb/><hi rendition="#aq">Largianum</hi> u&#x0364;ber die Erbfolge in das Vermo&#x0364;-<lb/>
gen eines <hi rendition="#aq">Latinus,</hi> &#x2014; eines u&#x0364;ber die <hi rendition="#aq">a&#x017F;&#x017F;igna-<lb/>
tio libertorum,</hi> &#x2014; ein oft widerholtes <hi rendition="#aq">ne<lb/>
aedi&#x017F;icia negotiationis cau&#x017F;a diruerentur,</hi> &#x2014;<lb/>
ein <hi rendition="#aq">Claudianum,</hi> daß ein Sachwalter, der<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">nun</fw><lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[111/0123] Periode 3. Quellen. §. 98. Cajus Caͤſar war den groͤßten Theil ſei- ner kurzen Regierung hindurch wirklich ver- ruͤckt, und deswegen iſt weder ſein Project, dem Volke ſein Stimmrecht bey den Wahlen wieder zu geben, noch ſeine Verſicherung, keine Appellation anzunehmen, ſehr wichtig. Daß er der einzige Juriſt in ganz Rom wer- den wollte, darf man nicht fuͤr einen raſenden Einfall halten, ſo lange man ganz aͤhnliche Grundſaͤtze ſehr natuͤrlich findet oder gar be- wundert. Caligula ſah die Nothwendigkeit einer beſtaͤndigen Ergaͤnzung und Feſtſetzung des Rechts von oben herab — —. §. 99. Claudius war im Senate nicht ſo ver- aͤchtlich, als in ſeiner Familie. Er gab das erſte Beyſpiel eines Auguſts, der alles was ſein Vorgaͤnger gethan hatte, caſſiren ließ. Unter ihm ſtieg die Zahl der Praͤtoren auf 18, weil zwey fuͤr Fidei-Commiſſe in Rom hin- zukamen. Die Senatsſchluͤſſe unter ihm ſind: Largianum uͤber die Erbfolge in das Vermoͤ- gen eines Latinus, — eines uͤber die aſſigna- tio libertorum, — ein oft widerholtes ne aediſicia negotiationis cauſa diruerentur, — ein Claudianum, daß ein Sachwalter, der nun

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hugo_rechtsgeschichte_1790
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hugo_rechtsgeschichte_1790/123
Zitationshilfe: Hugo, Gustav: Lehrbuch der Rechtsgeschichte bis auf unsre Zeiten. Berlin, 1790, S. 111. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hugo_rechtsgeschichte_1790/123>, abgerufen am 24.04.2024.