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Hugo, Gustav: Lehrbuch der Rechtsgeschichte bis auf unsre Zeiten. Berlin, 1790.

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Periode 3. Studium.
quidem materia illa non magnopere pati-
tur) quam Latinitatis atque elegantiae
. Es
läßt sich auch sehr wohl erklären, warum sie
weit besser schrieben als ihre Zeitgenossen;
sie waren die ersten Köpfe, die angesehensten
Staatsmänner ihrer Nation, denn durch
Kriegsruhm konnte man sich unter den ruhi-
gen Regierungen weniger auszeichnen, und
Beredsamkeit, die Wissenschaft, welche sonst
der Jurisprudenz noch vorging, war nur im
Freystaate ganz unentbehrlich gewesen. Die-
se Männer nun bearbeiteten einen Theil der
Gelehrsamkeit, der allein das Latein zu sei-
ner Muttersprache hatte, während daß alle
andere wenigstens eben so gut aus Griechi-
schen Werken studiert werden konnten, und
wenn schon damahls eine gewisse Anhänglich-
keit an das Alte zur Jurisprudenz gehörte,
so mußte gerade die Ursache, wegen welcher
in unsern Zeiten die Rechtsgelehrten meist
schlechter sprechen, als ihre Zeitgenossen,
bey einer Sprache, die im Sinken war, da-
zu beytragen, daß die Juristen besser schrie-
ben, als ihre Zeitgenossen.

§. 123.

Saluius Julianus, der zweymahl das Con-
sulat bekleidete, war entweder ein Nachfol-
ger der alten Decemviren, oder er war nur

der
J 5

Periode 3. Studium.
quidem materia illa non magnopere pati-
tur) quam Latinitatis atque elegantiae
. Es
laͤßt ſich auch ſehr wohl erklaͤren, warum ſie
weit beſſer ſchrieben als ihre Zeitgenoſſen;
ſie waren die erſten Koͤpfe, die angeſehenſten
Staatsmaͤnner ihrer Nation, denn durch
Kriegsruhm konnte man ſich unter den ruhi-
gen Regierungen weniger auszeichnen, und
Beredſamkeit, die Wiſſenſchaft, welche ſonſt
der Jurisprudenz noch vorging, war nur im
Freyſtaate ganz unentbehrlich geweſen. Die-
ſe Maͤnner nun bearbeiteten einen Theil der
Gelehrſamkeit, der allein das Latein zu ſei-
ner Mutterſprache hatte, waͤhrend daß alle
andere wenigſtens eben ſo gut aus Griechi-
ſchen Werken ſtudiert werden konnten, und
wenn ſchon damahls eine gewiſſe Anhaͤnglich-
keit an das Alte zur Jurisprudenz gehoͤrte,
ſo mußte gerade die Urſache, wegen welcher
in unſern Zeiten die Rechtsgelehrten meiſt
ſchlechter ſprechen, als ihre Zeitgenoſſen,
bey einer Sprache, die im Sinken war, da-
zu beytragen, daß die Juriſten beſſer ſchrie-
ben, als ihre Zeitgenoſſen.

§. 123.

Saluius Julianus, der zweymahl das Con-
ſulat bekleidete, war entweder ein Nachfol-
ger der alten Decemviren, oder er war nur

der
J 5
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[137/0149] Periode 3. Studium. quidem materia illa non magnopere pati- tur) quam Latinitatis atque elegantiae. Es laͤßt ſich auch ſehr wohl erklaͤren, warum ſie weit beſſer ſchrieben als ihre Zeitgenoſſen; ſie waren die erſten Koͤpfe, die angeſehenſten Staatsmaͤnner ihrer Nation, denn durch Kriegsruhm konnte man ſich unter den ruhi- gen Regierungen weniger auszeichnen, und Beredſamkeit, die Wiſſenſchaft, welche ſonſt der Jurisprudenz noch vorging, war nur im Freyſtaate ganz unentbehrlich geweſen. Die- ſe Maͤnner nun bearbeiteten einen Theil der Gelehrſamkeit, der allein das Latein zu ſei- ner Mutterſprache hatte, waͤhrend daß alle andere wenigſtens eben ſo gut aus Griechi- ſchen Werken ſtudiert werden konnten, und wenn ſchon damahls eine gewiſſe Anhaͤnglich- keit an das Alte zur Jurisprudenz gehoͤrte, ſo mußte gerade die Urſache, wegen welcher in unſern Zeiten die Rechtsgelehrten meiſt ſchlechter ſprechen, als ihre Zeitgenoſſen, bey einer Sprache, die im Sinken war, da- zu beytragen, daß die Juriſten beſſer ſchrie- ben, als ihre Zeitgenoſſen. §. 123. Saluius Julianus, der zweymahl das Con- ſulat bekleidete, war entweder ein Nachfol- ger der alten Decemviren, oder er war nur der J 5

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Zitationshilfe: Hugo, Gustav: Lehrbuch der Rechtsgeschichte bis auf unsre Zeiten. Berlin, 1790, S. 137. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hugo_rechtsgeschichte_1790/149>, abgerufen am 28.03.2024.