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Hugo, Gustav: Lehrbuch der Rechtsgeschichte bis auf unsre Zeiten. Berlin, 1790.

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Theil I. bis Justinian.
Labeo, und 6 Bücher facta, oder Erzäh-
lungen von Rechtssachen, die im höchsten Ge-
richte, unter Direction des Kaisers selbst,
untersucht und entschieden worden waren.
Seine 5 Bücher receptae sententiae schränk-
ten sich auf ausgemachte Rechtssätze ein, und
deswegen wurden sie nachher allgemein als
Entscheidungs Norm vorgeschrieben. Wir ha-
ben noch Fragmente davon mit Gojarichs
Paraphrase, von Sichard, Cujas, Rit-
tershusen
und Schulting bekannt gemacht.

§. 128.

Auch Callistratus, Aelius Marcianus,
Florentinus, Licinius Rufinus, Aemilius
Macer,
und Herennius Modestinus, ein
Schüler Ulpians, von welchem wir auch
griechische Fragmente haben, lebten vor und
unter Alexander, denn nach seiner Zeit
kommt kein großer Rechtsgelehrter mehr vor.
Die Ursache, dieses Phänomens hat man
darin gesucht, daß nun die Auguste so häu-
fig die Stelle der Juristen vertreten, und
auf juristische Anfragen geantwortet hätten.
Allein wenn es auch wahr wäre, daß die
Auguste, welche so gerne neue Gesetze ga-
ben, auch für Privatleute in einzelen Sa-
chen sich am zugänglichsten zeigten, so könn-
te doch ein neuer oder gewöhnlicherer Weg,

Beleh-

Theil I. bis Juſtinian.
Labeo, und 6 Buͤcher facta, oder Erzaͤh-
lungen von Rechtsſachen, die im hoͤchſten Ge-
richte, unter Direction des Kaiſers ſelbſt,
unterſucht und entſchieden worden waren.
Seine 5 Buͤcher receptae ſententiae ſchraͤnk-
ten ſich auf ausgemachte Rechtsſaͤtze ein, und
deswegen wurden ſie nachher allgemein als
Entſcheidungs Norm vorgeſchrieben. Wir ha-
ben noch Fragmente davon mit Gojarichs
Paraphraſe, von Sichard, Cujas, Rit-
tershuſen
und Schulting bekannt gemacht.

§. 128.

Auch Calliſtratus, Aelius Marcianus,
Florentinus, Licinius Rufinus, Aemilius
Macer,
und Herennius Modeſtinus, ein
Schuͤler Ulpians, von welchem wir auch
griechiſche Fragmente haben, lebten vor und
unter Alexander, denn nach ſeiner Zeit
kommt kein großer Rechtsgelehrter mehr vor.
Die Urſache, dieſes Phaͤnomens hat man
darin geſucht, daß nun die Auguſte ſo haͤu-
fig die Stelle der Juriſten vertreten, und
auf juriſtiſche Anfragen geantwortet haͤtten.
Allein wenn es auch wahr waͤre, daß die
Auguſte, welche ſo gerne neue Geſetze ga-
ben, auch fuͤr Privatleute in einzelen Sa-
chen ſich am zugaͤnglichſten zeigten, ſo koͤnn-
te doch ein neuer oder gewoͤhnlicherer Weg,

Beleh-
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[144/0156] Theil I. bis Juſtinian. Labeo, und 6 Buͤcher facta, oder Erzaͤh- lungen von Rechtsſachen, die im hoͤchſten Ge- richte, unter Direction des Kaiſers ſelbſt, unterſucht und entſchieden worden waren. Seine 5 Buͤcher receptae ſententiae ſchraͤnk- ten ſich auf ausgemachte Rechtsſaͤtze ein, und deswegen wurden ſie nachher allgemein als Entſcheidungs Norm vorgeſchrieben. Wir ha- ben noch Fragmente davon mit Gojarichs Paraphraſe, von Sichard, Cujas, Rit- tershuſen und Schulting bekannt gemacht. §. 128. Auch Calliſtratus, Aelius Marcianus, Florentinus, Licinius Rufinus, Aemilius Macer, und Herennius Modeſtinus, ein Schuͤler Ulpians, von welchem wir auch griechiſche Fragmente haben, lebten vor und unter Alexander, denn nach ſeiner Zeit kommt kein großer Rechtsgelehrter mehr vor. Die Urſache, dieſes Phaͤnomens hat man darin geſucht, daß nun die Auguſte ſo haͤu- fig die Stelle der Juriſten vertreten, und auf juriſtiſche Anfragen geantwortet haͤtten. Allein wenn es auch wahr waͤre, daß die Auguſte, welche ſo gerne neue Geſetze ga- ben, auch fuͤr Privatleute in einzelen Sa- chen ſich am zugaͤnglichſten zeigten, ſo koͤnn- te doch ein neuer oder gewoͤhnlicherer Weg, Beleh-

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Zitationshilfe: Hugo, Gustav: Lehrbuch der Rechtsgeschichte bis auf unsre Zeiten. Berlin, 1790, S. 144. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hugo_rechtsgeschichte_1790/156>, abgerufen am 19.04.2024.