Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hugo, Gustav: Lehrbuch der Rechtsgeschichte bis auf unsre Zeiten. Berlin, 1790.

Bild:
<< vorherige Seite

Theil I. bis Justinian.
den Narses erfocht, ihm einiges Recht zu
Francicus und Alemannicus geben würde?

§. 145.

Die Eroberungen der Generale Justi-
nians
müßten seine Regierung für Histori-
ker wichtig machen, aber daß auch Perso-
nen, die von der Geschichte sonst so wenig
wissen, doch seinen Nahmen mit Ehrfurcht
nennen, kommt daher, weil unter ihm die
Sammlungen gemacht wurden, woraus wir
jetzt das Römische Recht am meisten studie-
ren sollten, und oft ganz allein, mit Zurückset-
zung reinerer Quellen, studieren. Eben die
Ursachen nähmlich, welche Valentinians III.
Citirgesetz veranlaßt, und welche das Breuia-
rium Alaricianum
nöthig gemacht hatten,
wirkten noch jetzt: Verfall der Litteratur
überhaupt und des Römischen Rechts insbe-
sondre, die Seltenheit der classischen Werke,
und die Ungewißheit bey ihrer Anwendung,
nach so vielen Constitutionen der Kaiser seit
Constantin, und bey dem Abstande, den
man in so vielfacher Rücksicht zwischen der
Lage des Volks, bey welchen dieses Recht
sich gebildet hatte, und des Volks, welches
nun darnach leben sollte, findet. Die ältere
ConstitutionenSammlung war 200 Jahre,
die neuere 100 Jahre alt; war es nicht eine

Idee,

Theil I. bis Juſtinian.
den Narſes erfocht, ihm einiges Recht zu
Francicus und Alemannicus geben wuͤrde?

§. 145.

Die Eroberungen der Generale Juſti-
nians
muͤßten ſeine Regierung fuͤr Hiſtori-
ker wichtig machen, aber daß auch Perſo-
nen, die von der Geſchichte ſonſt ſo wenig
wiſſen, doch ſeinen Nahmen mit Ehrfurcht
nennen, kommt daher, weil unter ihm die
Sammlungen gemacht wurden, woraus wir
jetzt das Roͤmiſche Recht am meiſten ſtudie-
ren ſollten, und oft ganz allein, mit Zuruͤckſet-
zung reinerer Quellen, ſtudieren. Eben die
Urſachen naͤhmlich, welche Valentinians III.
Citirgeſetz veranlaßt, und welche das Breuia-
rium Alaricianum
noͤthig gemacht hatten,
wirkten noch jetzt: Verfall der Litteratur
uͤberhaupt und des Roͤmiſchen Rechts insbe-
ſondre, die Seltenheit der claſſiſchen Werke,
und die Ungewißheit bey ihrer Anwendung,
nach ſo vielen Conſtitutionen der Kaiſer ſeit
Conſtantin, und bey dem Abſtande, den
man in ſo vielfacher Ruͤckſicht zwiſchen der
Lage des Volks, bey welchen dieſes Recht
ſich gebildet hatte, und des Volks, welches
nun darnach leben ſollte, findet. Die aͤltere
ConſtitutionenSammlung war 200 Jahre,
die neuere 100 Jahre alt; war es nicht eine

Idee,
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0180" n="168"/><fw place="top" type="header">Theil <hi rendition="#aq">I.</hi> bis Ju&#x017F;tinian.</fw><lb/>
den <hi rendition="#fr">Nar&#x017F;es</hi> erfocht, ihm einiges Recht zu<lb/><hi rendition="#aq">Francicus</hi> und <hi rendition="#aq">Alemannicus</hi> geben wu&#x0364;rde?</p>
            </div><lb/>
            <div n="4">
              <head>§. 145.</head><lb/>
              <p>Die Eroberungen der Generale <hi rendition="#fr">Ju&#x017F;ti-<lb/>
nians</hi> mu&#x0364;ßten &#x017F;eine Regierung fu&#x0364;r Hi&#x017F;tori-<lb/>
ker wichtig machen, aber daß auch Per&#x017F;o-<lb/>
nen, die von der Ge&#x017F;chichte &#x017F;on&#x017F;t &#x017F;o wenig<lb/>
wi&#x017F;&#x017F;en, doch &#x017F;einen Nahmen mit Ehrfurcht<lb/>
nennen, kommt daher, weil unter ihm die<lb/>
Sammlungen gemacht wurden, woraus wir<lb/>
jetzt das Ro&#x0364;mi&#x017F;che Recht am mei&#x017F;ten &#x017F;tudie-<lb/>
ren &#x017F;ollten, und oft ganz allein, mit Zuru&#x0364;ck&#x017F;et-<lb/>
zung reinerer Quellen, &#x017F;tudieren. Eben die<lb/>
Ur&#x017F;achen na&#x0364;hmlich, welche <hi rendition="#fr">Valentinians</hi> <hi rendition="#aq">III.</hi><lb/>
Citirge&#x017F;etz veranlaßt, und welche das <hi rendition="#aq">Breuia-<lb/>
rium Alaricianum</hi> no&#x0364;thig gemacht hatten,<lb/>
wirkten noch jetzt: Verfall der Litteratur<lb/>
u&#x0364;berhaupt und des Ro&#x0364;mi&#x017F;chen Rechts insbe-<lb/>
&#x017F;ondre, die Seltenheit der cla&#x017F;&#x017F;i&#x017F;chen Werke,<lb/>
und die Ungewißheit bey ihrer Anwendung,<lb/>
nach &#x017F;o vielen Con&#x017F;titutionen der Kai&#x017F;er &#x017F;eit<lb/><hi rendition="#fr">Con&#x017F;tantin,</hi> und bey dem Ab&#x017F;tande, den<lb/>
man in &#x017F;o vielfacher Ru&#x0364;ck&#x017F;icht zwi&#x017F;chen der<lb/>
Lage des Volks, bey welchen die&#x017F;es Recht<lb/>
&#x017F;ich gebildet hatte, und des Volks, welches<lb/>
nun darnach leben &#x017F;ollte, findet. Die a&#x0364;ltere<lb/>
Con&#x017F;titutionenSammlung war 200 Jahre,<lb/>
die neuere 100 Jahre alt; war es nicht eine<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Idee,</fw><lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[168/0180] Theil I. bis Juſtinian. den Narſes erfocht, ihm einiges Recht zu Francicus und Alemannicus geben wuͤrde? §. 145. Die Eroberungen der Generale Juſti- nians muͤßten ſeine Regierung fuͤr Hiſtori- ker wichtig machen, aber daß auch Perſo- nen, die von der Geſchichte ſonſt ſo wenig wiſſen, doch ſeinen Nahmen mit Ehrfurcht nennen, kommt daher, weil unter ihm die Sammlungen gemacht wurden, woraus wir jetzt das Roͤmiſche Recht am meiſten ſtudie- ren ſollten, und oft ganz allein, mit Zuruͤckſet- zung reinerer Quellen, ſtudieren. Eben die Urſachen naͤhmlich, welche Valentinians III. Citirgeſetz veranlaßt, und welche das Breuia- rium Alaricianum noͤthig gemacht hatten, wirkten noch jetzt: Verfall der Litteratur uͤberhaupt und des Roͤmiſchen Rechts insbe- ſondre, die Seltenheit der claſſiſchen Werke, und die Ungewißheit bey ihrer Anwendung, nach ſo vielen Conſtitutionen der Kaiſer ſeit Conſtantin, und bey dem Abſtande, den man in ſo vielfacher Ruͤckſicht zwiſchen der Lage des Volks, bey welchen dieſes Recht ſich gebildet hatte, und des Volks, welches nun darnach leben ſollte, findet. Die aͤltere ConſtitutionenSammlung war 200 Jahre, die neuere 100 Jahre alt; war es nicht eine Idee,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hugo_rechtsgeschichte_1790
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hugo_rechtsgeschichte_1790/180
Zitationshilfe: Hugo, Gustav: Lehrbuch der Rechtsgeschichte bis auf unsre Zeiten. Berlin, 1790, S. 168. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hugo_rechtsgeschichte_1790/180>, abgerufen am 19.04.2024.