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Hugo, Gustav: Lehrbuch der Rechtsgeschichte bis auf unsre Zeiten. Berlin, 1790.

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Theil I. bis Justinian.
sie den Pandecten und Institutionen oft wi-
derspreche.

§. 151.

Unglücklicher Weise hat man aber ge-
funden, daß selbst die zweyte Ausgabe, die
völlig mit den Pandecten und Institutionen
übereinstimmen sollte, hier und da von ih-
nen abweiche, und daß auch Institutionen
und Pandecten unter einander zuweilen unei-
nig seyen. Mannichfaltige Regeln hat man
aufgestellt, um zu bestimmen, was vorgehe,
wenn ein Regent bey der Absicht dasselbe zu
sagen, was er schon gesagt hat, aus mensch-
licher Schwachheit gerade das Gegentheil er-
klärt. Justinian selbst sagt N. 89. C. 7.
es stünden Constitutionen im Codex blos we-
gen der alten Processe, und N. 158. C. 1.
scheint er doch vorauszusetzen, daß alles, was
in derselben Sammlung enthalten sey, gleiche
Kraft habe. So viel ist wohl gewiß, daß
eine Abhandlung über die Rangordnung die-
ser drey Werke nicht das Mittel gewesen wä-
re, bey Justinian sich zu empfehlen, so we-
nig als eine Abhandlung über die Frage,
ob nun alles lauter Gesetze seyen was er hat-
te sammeln lassen.

§. 152.

Klar ist die Absicht zu ändern bey denje-
nigen Verordnungen Justinians, welche er

nach

Theil I. bis Juſtinian.
ſie den Pandecten und Inſtitutionen oft wi-
derſpreche.

§. 151.

Ungluͤcklicher Weiſe hat man aber ge-
funden, daß ſelbſt die zweyte Ausgabe, die
voͤllig mit den Pandecten und Inſtitutionen
uͤbereinſtimmen ſollte, hier und da von ih-
nen abweiche, und daß auch Inſtitutionen
und Pandecten unter einander zuweilen unei-
nig ſeyen. Mannichfaltige Regeln hat man
aufgeſtellt, um zu beſtimmen, was vorgehe,
wenn ein Regent bey der Abſicht daſſelbe zu
ſagen, was er ſchon geſagt hat, aus menſch-
licher Schwachheit gerade das Gegentheil er-
klaͤrt. Juſtinian ſelbſt ſagt N. 89. C. 7.
es ſtuͤnden Conſtitutionen im Codex blos we-
gen der alten Proceſſe, und N. 158. C. 1.
ſcheint er doch vorauszuſetzen, daß alles, was
in derſelben Sammlung enthalten ſey, gleiche
Kraft habe. So viel iſt wohl gewiß, daß
eine Abhandlung uͤber die Rangordnung die-
ſer drey Werke nicht das Mittel geweſen waͤ-
re, bey Juſtinian ſich zu empfehlen, ſo we-
nig als eine Abhandlung uͤber die Frage,
ob nun alles lauter Geſetze ſeyen was er hat-
te ſammeln laſſen.

§. 152.

Klar iſt die Abſicht zu aͤndern bey denje-
nigen Verordnungen Juſtinians, welche er

nach
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[178/0190] Theil I. bis Juſtinian. ſie den Pandecten und Inſtitutionen oft wi- derſpreche. §. 151. Ungluͤcklicher Weiſe hat man aber ge- funden, daß ſelbſt die zweyte Ausgabe, die voͤllig mit den Pandecten und Inſtitutionen uͤbereinſtimmen ſollte, hier und da von ih- nen abweiche, und daß auch Inſtitutionen und Pandecten unter einander zuweilen unei- nig ſeyen. Mannichfaltige Regeln hat man aufgeſtellt, um zu beſtimmen, was vorgehe, wenn ein Regent bey der Abſicht daſſelbe zu ſagen, was er ſchon geſagt hat, aus menſch- licher Schwachheit gerade das Gegentheil er- klaͤrt. Juſtinian ſelbſt ſagt N. 89. C. 7. es ſtuͤnden Conſtitutionen im Codex blos we- gen der alten Proceſſe, und N. 158. C. 1. ſcheint er doch vorauszuſetzen, daß alles, was in derſelben Sammlung enthalten ſey, gleiche Kraft habe. So viel iſt wohl gewiß, daß eine Abhandlung uͤber die Rangordnung die- ſer drey Werke nicht das Mittel geweſen waͤ- re, bey Juſtinian ſich zu empfehlen, ſo we- nig als eine Abhandlung uͤber die Frage, ob nun alles lauter Geſetze ſeyen was er hat- te ſammeln laſſen. §. 152. Klar iſt die Abſicht zu aͤndern bey denje- nigen Verordnungen Juſtinians, welche er nach

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Zitationshilfe: Hugo, Gustav: Lehrbuch der Rechtsgeschichte bis auf unsre Zeiten. Berlin, 1790, S. 178. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hugo_rechtsgeschichte_1790/190>, abgerufen am 25.04.2024.