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Hugo, Gustav: Lehrbuch der Rechtsgeschichte bis auf unsre Zeiten. Berlin, 1790.

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Periode 4. System.
einer Concubine indem man ihre Mutter hey-
rathete, die Kinder zu curiales machte, oder
indem der Kaiser die Gnade erwies. Man
verlohr sie nun auch durch hohe Würden des
Sohnes, sobald diese von der Gefahr de-
curio
zu werden befreyten, durch Emancipa-
tion bey dem Kaiser oder der Obrigkeit, wo-
bey nun erst von Belohnung des Vaters und
höchst wahrscheinlich auch nun erst von Ein-
willigung des Sohnes die Rede seyn konn-
te, -- nicht immer durch gestattete Adop-
tion und noch nie durch bloße Trennung des
Haushaltes.

§. 162.

3. Die Ehe ward nach den mißverstan-
denen Religionsbegriffen nicht mehr begün-
stigt; an die Stelle der lex caducaria trat
die Verordnung, daß wer zweymahl heyra-
the nicht Bischof werden könne, und daß wer
es thue, wenn er schon Kinder habe, auch
ohne Rücksicht auf das Trauerjahr, die freye
Disposition über sein eigenes Vermögen zum
Theil, und das Eigenthum an dem, was
vom verstorbenen Gatten herrührte, ganz
verlieren sollte. Das Verhältniß beyder Ehe-
leute gegen einander war nun beynahe unauf-
löslich, und doch behielt Justinian im Sa-
chenrechte die Grundsätze, welche bey der
willkührlichen Scheidung consequent gewesen

wa-

Periode 4. Syſtem.
einer Concubine indem man ihre Mutter hey-
rathete, die Kinder zu curiales machte, oder
indem der Kaiſer die Gnade erwies. Man
verlohr ſie nun auch durch hohe Wuͤrden des
Sohnes, ſobald dieſe von der Gefahr de-
curio
zu werden befreyten, durch Emancipa-
tion bey dem Kaiſer oder der Obrigkeit, wo-
bey nun erſt von Belohnung des Vaters und
hoͤchſt wahrſcheinlich auch nun erſt von Ein-
willigung des Sohnes die Rede ſeyn konn-
te, — nicht immer durch geſtattete Adop-
tion und noch nie durch bloße Trennung des
Haushaltes.

§. 162.

3. Die Ehe ward nach den mißverſtan-
denen Religionsbegriffen nicht mehr beguͤn-
ſtigt; an die Stelle der lex caducaria trat
die Verordnung, daß wer zweymahl heyra-
the nicht Biſchof werden koͤnne, und daß wer
es thue, wenn er ſchon Kinder habe, auch
ohne Ruͤckſicht auf das Trauerjahr, die freye
Diſpoſition uͤber ſein eigenes Vermoͤgen zum
Theil, und das Eigenthum an dem, was
vom verſtorbenen Gatten herruͤhrte, ganz
verlieren ſollte. Das Verhaͤltniß beyder Ehe-
leute gegen einander war nun beynahe unauf-
loͤslich, und doch behielt Juſtinian im Sa-
chenrechte die Grundſaͤtze, welche bey der
willkuͤhrlichen Scheidung conſequent geweſen

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[189/0201] Periode 4. Syſtem. einer Concubine indem man ihre Mutter hey- rathete, die Kinder zu curiales machte, oder indem der Kaiſer die Gnade erwies. Man verlohr ſie nun auch durch hohe Wuͤrden des Sohnes, ſobald dieſe von der Gefahr de- curio zu werden befreyten, durch Emancipa- tion bey dem Kaiſer oder der Obrigkeit, wo- bey nun erſt von Belohnung des Vaters und hoͤchſt wahrſcheinlich auch nun erſt von Ein- willigung des Sohnes die Rede ſeyn konn- te, — nicht immer durch geſtattete Adop- tion und noch nie durch bloße Trennung des Haushaltes. §. 162. 3. Die Ehe ward nach den mißverſtan- denen Religionsbegriffen nicht mehr beguͤn- ſtigt; an die Stelle der lex caducaria trat die Verordnung, daß wer zweymahl heyra- the nicht Biſchof werden koͤnne, und daß wer es thue, wenn er ſchon Kinder habe, auch ohne Ruͤckſicht auf das Trauerjahr, die freye Diſpoſition uͤber ſein eigenes Vermoͤgen zum Theil, und das Eigenthum an dem, was vom verſtorbenen Gatten herruͤhrte, ganz verlieren ſollte. Das Verhaͤltniß beyder Ehe- leute gegen einander war nun beynahe unauf- loͤslich, und doch behielt Juſtinian im Sa- chenrechte die Grundſaͤtze, welche bey der willkuͤhrlichen Scheidung conſequent geweſen wa-

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Zitationshilfe: Hugo, Gustav: Lehrbuch der Rechtsgeschichte bis auf unsre Zeiten. Berlin, 1790, S. 189. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hugo_rechtsgeschichte_1790/201>, abgerufen am 25.04.2024.