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Hugo, Gustav: Lehrbuch der Rechtsgeschichte bis auf unsre Zeiten. Berlin, 1790.

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Theil II. seit Justinian,
und für einen Beweis von dem Ansehen des-
selben hielte. Das Corpus iuris Canonici
ward durch die Correctores Romani revidirt,
aber Lancellotti's Institutionen waren nicht
so glücklich als die von Tribonian verfertig-
ten. Auch die neue Eintheilung des Lehen-
rechts von Cujas kam nun zu späth. Die
Quellen des einheimischen Rechts wurden nun
bekannter und es entstanden immer neue,
aber es war was unerhörtes, wenn Godenius
seinen Zuhörern über die Kaiserwahl etwas
vortrug "vt discant aliquid de cursibus mun-
di."

§. 197.

Die zweyte, Niederländische Periode
mag mit Hugo Grotius anfangen, nicht
wegen seines Werks über das Holländische
Recht, sondern weil das Buch, worin er
nur die Absicht hatte, ungerechte Kriege zu
verhindern, die Veranlassung zu einer neuen,
nach und nach immer mehr ausgebreiteten,
Branche der Jurisprudenz geworden ist.
Nur freylich verstand sich Grotius nicht ge-
nug auf das Demonstriren, um die Geschich-
te entbehren zu können. Grönewegen ist
dadurch bekannt, daß er sehr leicht einzele
Sätze des Römischen Rechts für nicht ange-
nommen hielt. Vinnius soll der erste von
den großen humanistischen Juristen in Hol-

land

Theil II. ſeit Juſtinian,
und fuͤr einen Beweis von dem Anſehen deſ-
ſelben hielte. Das Corpus iuris Canonici
ward durch die Correctores Romani revidirt,
aber Lancellotti’s Inſtitutionen waren nicht
ſo gluͤcklich als die von Tribonian verfertig-
ten. Auch die neue Eintheilung des Lehen-
rechts von Cujas kam nun zu ſpaͤth. Die
Quellen des einheimiſchen Rechts wurden nun
bekannter und es entſtanden immer neue,
aber es war was unerhoͤrtes, wenn Godenius
ſeinen Zuhoͤrern uͤber die Kaiſerwahl etwas
vortrug “vt discant aliquid de curſibus mun-
di.”

§. 197.

Die zweyte, Niederlaͤndiſche Periode
mag mit Hugo Grotius anfangen, nicht
wegen ſeines Werks uͤber das Hollaͤndiſche
Recht, ſondern weil das Buch, worin er
nur die Abſicht hatte, ungerechte Kriege zu
verhindern, die Veranlaſſung zu einer neuen,
nach und nach immer mehr ausgebreiteten,
Branche der Jurisprudenz geworden iſt.
Nur freylich verſtand ſich Grotius nicht ge-
nug auf das Demonſtriren, um die Geſchich-
te entbehren zu koͤnnen. Groͤnewegen iſt
dadurch bekannt, daß er ſehr leicht einzele
Saͤtze des Roͤmiſchen Rechts fuͤr nicht ange-
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[236/0248] Theil II. ſeit Juſtinian, und fuͤr einen Beweis von dem Anſehen deſ- ſelben hielte. Das Corpus iuris Canonici ward durch die Correctores Romani revidirt, aber Lancellotti’s Inſtitutionen waren nicht ſo gluͤcklich als die von Tribonian verfertig- ten. Auch die neue Eintheilung des Lehen- rechts von Cujas kam nun zu ſpaͤth. Die Quellen des einheimiſchen Rechts wurden nun bekannter und es entſtanden immer neue, aber es war was unerhoͤrtes, wenn Godenius ſeinen Zuhoͤrern uͤber die Kaiſerwahl etwas vortrug “vt discant aliquid de curſibus mun- di.” §. 197. Die zweyte, Niederlaͤndiſche Periode mag mit Hugo Grotius anfangen, nicht wegen ſeines Werks uͤber das Hollaͤndiſche Recht, ſondern weil das Buch, worin er nur die Abſicht hatte, ungerechte Kriege zu verhindern, die Veranlaſſung zu einer neuen, nach und nach immer mehr ausgebreiteten, Branche der Jurisprudenz geworden iſt. Nur freylich verſtand ſich Grotius nicht ge- nug auf das Demonſtriren, um die Geſchich- te entbehren zu koͤnnen. Groͤnewegen iſt dadurch bekannt, daß er ſehr leicht einzele Saͤtze des Roͤmiſchen Rechts fuͤr nicht ange- nommen hielt. Vinnius ſoll der erſte von den großen humaniſtiſchen Juriſten in Hol- land

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Zitationshilfe: Hugo, Gustav: Lehrbuch der Rechtsgeschichte bis auf unsre Zeiten. Berlin, 1790, S. 236. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hugo_rechtsgeschichte_1790/248>, abgerufen am 25.04.2024.