Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hugo, Gustav: Lehrbuch der Rechtsgeschichte bis auf unsre Zeiten. Berlin, 1790.

Bild:
<< vorherige Seite
Periode 2. System.
§. 71.

Die Ordnung des Edicts ist also die wah-
re Regel:

1. contra tabulas für einen suus oder
emancipatus, der im Testamente stillschwei-
gend übergangen war. Der suus war Civil-
Erbe, der emancipatus nicht; dieser durfte
also nicht, wie jener, die bonorum possessio
versäumen. Wer ausdrücklich enterbt war,
focht das Testament mit der querela inoffi-
ciosi
an, über welche die centumviri erkann-
ten. Auf jeden Fall war der Emancipirte
schuldig, wenn er die Nachtheile der Eman-
cipation nicht dulden wollte, auch die Vorthei-
le aufzugeben, und seinen Bruder an allem,
was er sich erworben hatte, Theil nehmen
zu lassen (Collatio).

2. secundum tabulas, auch wenn keine
mancipatio familiae vorgegangen war, so-
bald sich so viele Siegel fanden, als das Ge-
setz, man weiß nicht welches? erforderte.
Ein solches Testament konnte nur ein Römer,
ein paterfamilias pubes machen, oder eine
Römerinn mit Zuziehung ihres Tutor's. Auf
die lex Voconia, also auf das Geschlecht des
Erben, sah man nicht mehr.

3. ab intestato.

Vnde liberi, wie contra tabulas.

Vnde
E 4
Periode 2. Syſtem.
§. 71.

Die Ordnung des Edicts iſt alſo die wah-
re Regel:

1. contra tabulas fuͤr einen ſuus oder
emancipatus, der im Teſtamente ſtillſchwei-
gend uͤbergangen war. Der ſuus war Civil-
Erbe, der emancipatus nicht; dieſer durfte
alſo nicht, wie jener, die bonorum poſſeſſio
verſaͤumen. Wer ausdruͤcklich enterbt war,
focht das Teſtament mit der querela inoffi-
cioſi
an, uͤber welche die centumviri erkann-
ten. Auf jeden Fall war der Emancipirte
ſchuldig, wenn er die Nachtheile der Eman-
cipation nicht dulden wollte, auch die Vorthei-
le aufzugeben, und ſeinen Bruder an allem,
was er ſich erworben hatte, Theil nehmen
zu laſſen (Collatio).

2. ſecundum tabulas, auch wenn keine
mancipatio familiae vorgegangen war, ſo-
bald ſich ſo viele Siegel fanden, als das Ge-
ſetz, man weiß nicht welches? erforderte.
Ein ſolches Teſtament konnte nur ein Roͤmer,
ein paterfamilias pubes machen, oder eine
Roͤmerinn mit Zuziehung ihres Tutor’s. Auf
die lex Voconia, alſo auf das Geſchlecht des
Erben, ſah man nicht mehr.

3. ab inteſtato.

Vnde liberi, wie contra tabulas.

Vnde
E 4
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <pb facs="#f0083" n="71"/>
            <fw place="top" type="header">Periode 2. Sy&#x017F;tem.</fw><lb/>
            <div n="4">
              <head>§. 71.</head><lb/>
              <p>Die Ordnung des Edicts i&#x017F;t al&#x017F;o die wah-<lb/>
re Regel:</p><lb/>
              <p>1. <hi rendition="#aq">contra tabulas</hi> fu&#x0364;r einen <hi rendition="#aq">&#x017F;uus</hi> oder<lb/><hi rendition="#aq">emancipatus,</hi> der im Te&#x017F;tamente &#x017F;till&#x017F;chwei-<lb/>
gend u&#x0364;bergangen war. Der <hi rendition="#aq">&#x017F;uus</hi> war Civil-<lb/>
Erbe, der <hi rendition="#aq">emancipatus</hi> nicht; die&#x017F;er durfte<lb/>
al&#x017F;o nicht, wie jener, die <hi rendition="#aq">bonorum po&#x017F;&#x017F;e&#x017F;&#x017F;io</hi><lb/>
ver&#x017F;a&#x0364;umen. Wer ausdru&#x0364;cklich enterbt war,<lb/>
focht das Te&#x017F;tament mit der <hi rendition="#aq">querela inoffi-<lb/>
cio&#x017F;i</hi> an, u&#x0364;ber welche die <hi rendition="#aq">centumviri</hi> erkann-<lb/>
ten. Auf jeden Fall war der Emancipirte<lb/>
&#x017F;chuldig, wenn er die Nachtheile der Eman-<lb/>
cipation nicht dulden wollte, auch die Vorthei-<lb/>
le aufzugeben, und &#x017F;einen Bruder an allem,<lb/>
was er &#x017F;ich erworben hatte, Theil nehmen<lb/>
zu la&#x017F;&#x017F;en <hi rendition="#aq">(Collatio).</hi></p><lb/>
              <p>2. <hi rendition="#aq">&#x017F;ecundum tabulas,</hi> auch wenn keine<lb/><hi rendition="#aq">mancipatio familiae</hi> vorgegangen war, &#x017F;o-<lb/>
bald &#x017F;ich &#x017F;o viele Siegel fanden, als das Ge-<lb/>
&#x017F;etz, man weiß nicht welches? erforderte.<lb/>
Ein &#x017F;olches Te&#x017F;tament konnte nur ein Ro&#x0364;mer,<lb/>
ein <hi rendition="#aq">paterfamilias pubes</hi> machen, oder eine<lb/>
Ro&#x0364;merinn mit Zuziehung ihres Tutor&#x2019;s. Auf<lb/>
die <hi rendition="#aq">lex Voconia,</hi> al&#x017F;o auf das Ge&#x017F;chlecht des<lb/>
Erben, &#x017F;ah man nicht mehr.</p><lb/>
              <p>3. <hi rendition="#aq">ab inte&#x017F;tato.</hi></p><lb/>
              <p> <hi rendition="#c"><hi rendition="#aq">Vnde liberi,</hi> wie <hi rendition="#aq">contra tabulas.</hi></hi> </p><lb/>
              <fw place="bottom" type="sig">E 4</fw>
              <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#aq">Vnde</hi> </fw><lb/>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[71/0083] Periode 2. Syſtem. §. 71. Die Ordnung des Edicts iſt alſo die wah- re Regel: 1. contra tabulas fuͤr einen ſuus oder emancipatus, der im Teſtamente ſtillſchwei- gend uͤbergangen war. Der ſuus war Civil- Erbe, der emancipatus nicht; dieſer durfte alſo nicht, wie jener, die bonorum poſſeſſio verſaͤumen. Wer ausdruͤcklich enterbt war, focht das Teſtament mit der querela inoffi- cioſi an, uͤber welche die centumviri erkann- ten. Auf jeden Fall war der Emancipirte ſchuldig, wenn er die Nachtheile der Eman- cipation nicht dulden wollte, auch die Vorthei- le aufzugeben, und ſeinen Bruder an allem, was er ſich erworben hatte, Theil nehmen zu laſſen (Collatio). 2. ſecundum tabulas, auch wenn keine mancipatio familiae vorgegangen war, ſo- bald ſich ſo viele Siegel fanden, als das Ge- ſetz, man weiß nicht welches? erforderte. Ein ſolches Teſtament konnte nur ein Roͤmer, ein paterfamilias pubes machen, oder eine Roͤmerinn mit Zuziehung ihres Tutor’s. Auf die lex Voconia, alſo auf das Geſchlecht des Erben, ſah man nicht mehr. 3. ab inteſtato. Vnde liberi, wie contra tabulas. Vnde E 4

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hugo_rechtsgeschichte_1790
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hugo_rechtsgeschichte_1790/83
Zitationshilfe: Hugo, Gustav: Lehrbuch der Rechtsgeschichte bis auf unsre Zeiten. Berlin, 1790, S. 71. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hugo_rechtsgeschichte_1790/83>, abgerufen am 24.04.2024.