Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Humboldt, Alexander von: Beobachtungen über die Stärke und über die Neigung der magnetischen Kräfte, angestellt in Frankreich, der Schweiz, Italien und Deutschland. In: Annalen der Physik, Bd. 28, St. 3, (1808), S. 257-276.

Bild:
<< vorherige Seite

frühern Beobachtungen lehrten, dass eine Inclina-
tions-Nadel, welche in Paris in einer bestimmten
Zeit 245 Schwingungen macht, unter dem magneti-
schen Aequator in derselben Zeit nur 211 Schwin-
gungen vollendet. Da wir nun die Neigung und
die Zahl horizontaler Schwingungen unsrer Nadel
in Paris kannten, so liess sich daraus die Zahl der
Schwingungen berechnen, welche sie in Paris, und
dann auch die, welche sie unter dem magnetischen
Aequator gemacht haben würde, hätte sie sich an
beiden Orten in der wahren Richtung der magneti-
schen Kräfte befunden. Denn, voraus gesetzt, die
Intensitäten, welche an verschiedenen Orten durch
zwei Nadeln gegeben werden, sind einander pro-
portional, so müssen dieses auch die Zahlen ihrer
Schwingungen an jenen Orten während derselben
Zeit seyn.

Wir haben bei unsern Beobachtungen jedes
Mahl Sorge getragen, die Natur des Bodens und
die Höhe des Orts über der Meeresfläche zu be-
stimmen, und beide nehmen eigne Spalten in unsrer
Tabelle ein. Einige Gebirgsarten können ihrer Na-
tur nach gar keinen Einfluss auf die Magnetnadel
haben; andere dagegen wirken manchmahl auf sie
sehr stark, wie z. B. die Basalte und die Serpentine,
die nicht selten viel Eisen enthalten. Die Beobach-
tungen haben gelehrt, dass in weit grössern Hö-
hen, als bis zu welchen man sich auf Bergen er-
heben kann, die magnetische Kraft nicht bemerk-

frühern Beobachtungen lehrten, daſs eine Inclina-
tions-Nadel, welche in Paris in einer beſtimmten
Zeit 245 Schwingungen macht, unter dem magneti-
ſchen Aequator in derſelben Zeit nur 211 Schwin-
gungen vollendet. Da wir nun die Neigung und
die Zahl horizontaler Schwingungen unſrer Nadel
in Paris kannten, ſo lieſs ſich daraus die Zahl der
Schwingungen berechnen, welche ſie in Paris, und
dann auch die, welche ſie unter dem magnetiſchen
Aequator gemacht haben würde, hätte ſie ſich an
beiden Orten in der wahren Richtung der magneti-
ſchen Kräfte befunden. Denn, voraus geſetzt, die
Intenſitäten, welche an verſchiedenen Orten durch
zwei Nadeln gegeben werden, ſind einander pro-
portional, ſo müſſen dieſes auch die Zahlen ihrer
Schwingungen an jenen Orten während derſelben
Zeit ſeyn.

Wir haben bei unſern Beobachtungen jedes
Mahl Sorge getragen, die Natur des Bodens und
die Höhe des Orts über der Meeresfläche zu be-
ſtimmen, und beide nehmen eigne Spalten in unſrer
Tabelle ein. Einige Gebirgsarten können ihrer Na-
tur nach gar keinen Einfluſs auf die Magnetnadel
haben; andere dagegen wirken manchmahl auf ſie
ſehr ſtark, wie z. B. die Baſalte und die Serpentine,
die nicht ſelten viel Eiſen enthalten. Die Beobach-
tungen haben gelehrt, daſs in weit gröſsern Hö-
hen, als bis zu welchen man ſich auf Bergen er-
heben kann, die magnetiſche Kraft nicht bemerk-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0009" n="265"/>
frühern Beobachtungen lehrten, da&#x017F;s eine Inclina-<lb/>
tions-Nadel, welche in Paris in einer be&#x017F;timmten<lb/>
Zeit 245 Schwingungen macht, unter dem magneti-<lb/>
&#x017F;chen Aequator in der&#x017F;elben Zeit nur 211 Schwin-<lb/>
gungen vollendet. Da wir nun die Neigung und<lb/>
die Zahl horizontaler Schwingungen un&#x017F;rer Nadel<lb/>
in Paris kannten, &#x017F;o lie&#x017F;s &#x017F;ich daraus die Zahl der<lb/>
Schwingungen berechnen, welche &#x017F;ie in Paris, und<lb/>
dann auch die, welche &#x017F;ie unter dem magneti&#x017F;chen<lb/>
Aequator gemacht haben würde, hätte &#x017F;ie &#x017F;ich an<lb/>
beiden Orten in der wahren Richtung der magneti-<lb/>
&#x017F;chen Kräfte befunden. Denn, voraus ge&#x017F;etzt, die<lb/>
Inten&#x017F;itäten, welche an ver&#x017F;chiedenen Orten durch<lb/>
zwei Nadeln gegeben werden, &#x017F;ind einander pro-<lb/>
portional, &#x017F;o mü&#x017F;&#x017F;en die&#x017F;es auch die Zahlen ihrer<lb/>
Schwingungen an jenen Orten während der&#x017F;elben<lb/>
Zeit &#x017F;eyn.</p><lb/>
            <p>Wir haben bei un&#x017F;ern Beobachtungen jedes<lb/>
Mahl Sorge getragen, die Natur des Bodens und<lb/>
die Höhe des Orts über der Meeresfläche zu be-<lb/>
&#x017F;timmen, und beide nehmen eigne Spalten in un&#x017F;rer<lb/>
Tabelle ein. Einige Gebirgsarten können ihrer Na-<lb/>
tur nach gar keinen Einflu&#x017F;s auf die Magnetnadel<lb/>
haben; andere dagegen wirken manchmahl auf &#x017F;ie<lb/>
&#x017F;ehr &#x017F;tark, wie z. B. die Ba&#x017F;alte und die Serpentine,<lb/>
die nicht &#x017F;elten viel Ei&#x017F;en enthalten. Die Beobach-<lb/>
tungen haben gelehrt, da&#x017F;s in weit grö&#x017F;sern Hö-<lb/>
hen, als bis zu welchen man &#x017F;ich auf Bergen er-<lb/>
heben kann, die magneti&#x017F;che Kraft nicht bemerk-<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[265/0009] frühern Beobachtungen lehrten, daſs eine Inclina- tions-Nadel, welche in Paris in einer beſtimmten Zeit 245 Schwingungen macht, unter dem magneti- ſchen Aequator in derſelben Zeit nur 211 Schwin- gungen vollendet. Da wir nun die Neigung und die Zahl horizontaler Schwingungen unſrer Nadel in Paris kannten, ſo lieſs ſich daraus die Zahl der Schwingungen berechnen, welche ſie in Paris, und dann auch die, welche ſie unter dem magnetiſchen Aequator gemacht haben würde, hätte ſie ſich an beiden Orten in der wahren Richtung der magneti- ſchen Kräfte befunden. Denn, voraus geſetzt, die Intenſitäten, welche an verſchiedenen Orten durch zwei Nadeln gegeben werden, ſind einander pro- portional, ſo müſſen dieſes auch die Zahlen ihrer Schwingungen an jenen Orten während derſelben Zeit ſeyn. Wir haben bei unſern Beobachtungen jedes Mahl Sorge getragen, die Natur des Bodens und die Höhe des Orts über der Meeresfläche zu be- ſtimmen, und beide nehmen eigne Spalten in unſrer Tabelle ein. Einige Gebirgsarten können ihrer Na- tur nach gar keinen Einfluſs auf die Magnetnadel haben; andere dagegen wirken manchmahl auf ſie ſehr ſtark, wie z. B. die Baſalte und die Serpentine, die nicht ſelten viel Eiſen enthalten. Die Beobach- tungen haben gelehrt, daſs in weit gröſsern Hö- hen, als bis zu welchen man ſich auf Bergen er- heben kann, die magnetiſche Kraft nicht bemerk-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Weitere Informationen:

Eine weitere Fassung dieses Textes finden Sie in der Ausgabe Sämtliche Schriften digital (2021 ff.) der Universität Bern.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/humboldt_beobachtungen_1808
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/humboldt_beobachtungen_1808/9
Zitationshilfe: Humboldt, Alexander von: Beobachtungen über die Stärke und über die Neigung der magnetischen Kräfte, angestellt in Frankreich, der Schweiz, Italien und Deutschland. In: Annalen der Physik, Bd. 28, St. 3, (1808), S. 257-276, hier S. 265. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/humboldt_beobachtungen_1808/9>, abgerufen am 20.04.2024.