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Humboldt, Alexander von: Beobachtungen über die stündlichen Variationen des Barometers zwischen den Wendekreisen vom Meeresspiegel an, bis auf den Rücken Cordillera der Anden. In: Notizen aus dem Gebiete der Natur- und Heilkunde, Bd. 12, Nr. 247 von 1825 (1826), S. 65-71.

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sind nicht bekannt gemacht worden. Der Pater Alzate
spricht von den Stunden des Maximum und des Mi-
nimum
, die in Mexico beobachtet worden sind. (Ob-
serv. meteorolog. 1769.)

Auf der Reise von La Perouse machten de Lama-
non und Monges im Jahr 1785 von Stunde zu Stun-
de die ersten Beobachtungen, welche 3 Tage und 3 Nächte
unter dem Äquator fortgesetzt wurden. (Voyage de la
Perouse, 1797, t. 4, p. 257.)
Diese Beobachtungen
wurden 8 Jahre früher angestellt, als diejenigen von
Trail, Farguhar, Pearce und Balfour zu Calcutta, nur
daß letztere 2 Jahre früher, nämlich 1795 im 4. Ban-
de der asiatic researches bekannt gemacht wurden
und größere Celebrität erhielten. Hr. v. Humboldt
hat die Reihe seiner Beobachtungen in Verbindung mit
Bonpland den 18. Julius 1799 zu Cumana begon-
nen und sie 5 Jahre lang zwischen dem zwölften Grad
südlicher Breite und dem drei und zwanzigsten Grad
nördlicher Breite fortgesetzt. Zu den neuern Beobach-
tern muß auch Horsburgh in China und Jndien
(Phil. Transact., 1825 p. 173 und Nicholson, 1806,
t. 13, p. 16 u. 56); der Capitain Kater auf den
Ebenen von Mysore; Ramond in Auvergne; Langs-
dorff
und Horner auf Krusensterns Reise (Mem. de
l'Acad. de Petersb. 1809. t. I. p. 450.)
; Hr. v.
Eschwege in Brasilien (Journ. von Brasilien, t. I.,
p. 174 u. t. II. p. 142)
; Arago in Spanien und in
Frankreich (Annales de chim. et de phys. seit dem
Jahr 1816); Hr. v. Freycinet zu Rio de Janeiro
und im Südmeer; Simonoff zwischen dem 10° u. 30°
südlicher Breite, wo er im Jahre 1820 und 1821 mehr
als 4300 Beobachtungen gemacht hat; (Jwan Simonoff,
Beschreibung der Bellinghausischen Entdeckungsreise in das
südliche Eismeer, 1824, p. 33.); der Capitain Sabi-
ne
an den westlichen Küsten von Afrika; Boussin-
gault
und Rivero zu La Guayra und in den Cordil-
leren von Columbia; und Duperrey an den Küsten
von Peru gezählt werden.

Humboldt discutirt hierauf diese verschiedenen
Beobachtungen (und eine große Menge anderer, die wir
nicht anführen) in Bezug

1) auf die Fortdauer der Bewegungen;
2) auf die Epochen der Maxima und Minima und
der Dauer des stationären Zustandes;

3) auf die Extension der stündlichen Variationen.

Jhm in dieser wichtigen Arbeit, wo alle Thatsachen
geordnet, discutirt und mit der größten Sorgfalt ver-
glichen worden, zu folgen, ist für uns unmöglich. Alle
Schriftsteller, welche in der Folge über diesen Gegen-
stand schreiben wollen, sollten diese Vorarbeit benutzen,
wenn sie sich Arbeiten und unnützen Zeitverlust ersparen
wollen. Wir stellen hier für unsere Leser die Schluß-
folgerungen auf, zu denen der Verfasser gelangt ist, und
die Tabelle, welche über alle seine Forschungen einen
Ueberblick gewährt.

1) Die stündlichen Oscillationen des Barometers
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finden an allen Punkten der Erde und bis zu einer
Höhe von 2000 Toisen statt; sie sind periodisch und be-
stehen aus 2 aufsteigenden und 2 niedersteigenden Be-
wegungen, die innerhalb des Zeitraums eines Tages
statt finden. Die Zeitpunkte der Maxima und Minima
sind nicht gleich weit abstehend von einander. Sie las-
sen Abweichungen von 2 Stunden wahrnehmen. Das
Maximum des Morgens fällt zwischen 81/2 und 101/2 Uhr;
das Minimum des Nachmittags zwischen 3 und 5 Uhr;
das Maximum des Abends zwischen 9 und 11 Uhr und
das Minimum der Nacht zwischen 3 und 5 Uhr.

Jn der heißen Zone*) kann man für diese Zeitpunkte
annehmen 211/2, 16, 101/2, 16; und in der gemäßigten
Zone 201/2, 31/2, 91/2, 17. Diese Zahlen drücken nämlich
die Stunden aus, wenn man vom Mittag an zu zäh-
len beginnt.

2) Jn der gemäßigten Zone sind die Zeitpunkte des
Maximums des Morgens und des Minimums des Abends
im Winter dem wahren Mittag um 1 bis 2 Stunden
näher; als im Sommer. Beobachtungen über das Mi-
nimum nach Mitternacht fehlen, und Hr. v. Humboldt
ladet ein, dergleichen zu machen.

3) Jn der heißen Zone sind die Stunden für die
höchsten und niedrigsten Barometerstände am Meeres-
spiegel dieselben, wie auf 1300 bis 1400 Toisen hohen
Plateaux. Man versichert, daß dieses in einigen Thei-
len der gemäßigten Zone anders sey. Auf dem St.
Bernhardsberg z. B. fällt das Barometer zu denselben
Stunden, wo es zu Genf steigt.

4) Jn der Nähe der Maxima und der Minima
ist das Barometer, während einer mehr oder weniger
beträchtlichen Zeit, fast stationär. Diese Zeit variirt von
15 Minuten bis zu 2 Stunden.

5) Zwischen dem Äquator und den Parallelkreisen
von 15° nördlich und südlich, unterbrechen die stärksten
Winde, die Orkane, die Erdbeben, die auffallendsten
Wechsel der Temperatur und der Feuchtigkeit eben so
wenig den periodischen Eintritt der Variationen, als sie
sonst eine Modification bei ihnen hervorbringen. Jn
Jndien dagegen verbirgt blos die Regenzeit den Typus
der stündlichen Variationen auf dem Festlande, auf den
Küsten und in den Meerengen gänzlich.

6) Zwischen den Wendekreisen ist ein Tag und
eine Nacht ausreichend, um die äußersten Punkte und
die Dauer der Variationen kennen zu lernen. Jn den
Breiten von 44° und 48° kann man sie nur in einer
Zeit von 15 bis 20 Tagen ganz deutlich beobachten.

7) Die Extension der täglichen Variationen zu
denselben Stunden und in verschiedenen Monaten ist sich
nicht gleich. Sie nimmt auch in dem Maaße ab, wie
die Breite zunimmt (siehe die beigefügte Tabelle); end-
lich ist das Maximum des Morgens etwas höher, als

*) So steht im Original; welche Zahl zwischen 3 und 5 ge-
meint sey, läßt sich nach den aufgestellten Sätzen nicht mit
Wahrscheinlichkeit angeben.

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ſind nicht bekannt gemacht worden. Der Pater Alzate
ſpricht von den Stunden des Maximum und des Mi-
nimum
, die in Mexico beobachtet worden ſind. (Ob-
serv. metéorolog. 1769.)

Auf der Reiſe von La Pérouſe machten de Lama-
non und Mongès im Jahr 1785 von Stunde zu Stun-
de die erſten Beobachtungen, welche 3 Tage und 3 Naͤchte
unter dem Äquator fortgeſetzt wurden. (Voyage de la
Pérouse, 1797, t. 4, p. 257.)
Dieſe Beobachtungen
wurden 8 Jahre fruͤher angeſtellt, als diejenigen von
Trail, Farguhar, Pearce und Balfour zu Calcutta, nur
daß letztere 2 Jahre fruͤher, naͤmlich 1795 im 4. Ban-
de der asiatic researches bekannt gemacht wurden
und groͤßere Celebritaͤt erhielten. Hr. v. Humboldt
hat die Reihe ſeiner Beobachtungen in Verbindung mit
Bonpland den 18. Julius 1799 zu Cumana begon-
nen und ſie 5 Jahre lang zwiſchen dem zwoͤlften Grad
ſuͤdlicher Breite und dem drei und zwanzigſten Grad
noͤrdlicher Breite fortgeſetzt. Zu den neuern Beobach-
tern muß auch Horsburgh in China und Jndien
(Phil. Transact., 1825 p. 173 und Nicholson, 1806,
t. 13, p. 16 u. 56); der Capitain Kater auf den
Ebenen von Myſore; Ramond in Auvergne; Langs-
dorff
und Horner auf Kruſenſterns Reiſe (Mém. de
l'Acad. de Petersb. 1809. t. I. p. 450.)
; Hr. v.
Eſchwege in Braſilien (Journ. von Braſilien, t. I.,
p. 174 u. t. II. p. 142)
; Arago in Spanien und in
Frankreich (Annales de chim. et de phys. ſeit dem
Jahr 1816); Hr. v. Freycinet zu Rio de Janeiro
und im Suͤdmeer; Simonoff zwiſchen dem 10° u. 30°
ſuͤdlicher Breite, wo er im Jahre 1820 und 1821 mehr
als 4300 Beobachtungen gemacht hat; (Jwan Simonoff,
Beſchreibung der Bellinghauſiſchen Entdeckungsreiſe in das
ſuͤdliche Eismeer, 1824, p. 33.); der Capitain Sabi-
ne
an den weſtlichen Kuͤſten von Afrika; Boussin-
gault
und Rivero zu La Guayra und in den Cordil-
leren von Columbia; und Duperrey an den Kuͤſten
von Peru gezaͤhlt werden.

Humboldt discutirt hierauf dieſe verſchiedenen
Beobachtungen (und eine große Menge anderer, die wir
nicht anfuͤhren) in Bezug

1) auf die Fortdauer der Bewegungen;
2) auf die Epochen der Maxima und Minima und
der Dauer des ſtationaͤren Zuſtandes;

3) auf die Extenſion der ſtuͤndlichen Variationen.

Jhm in dieſer wichtigen Arbeit, wo alle Thatſachen
geordnet, discutirt und mit der groͤßten Sorgfalt ver-
glichen worden, zu folgen, iſt fuͤr uns unmoͤglich. Alle
Schriftſteller, welche in der Folge uͤber dieſen Gegen-
ſtand ſchreiben wollen, ſollten dieſe Vorarbeit benutzen,
wenn ſie ſich Arbeiten und unnuͤtzen Zeitverluſt erſparen
wollen. Wir ſtellen hier fuͤr unſere Leſer die Schluß-
folgerungen auf, zu denen der Verfaſſer gelangt iſt, und
die Tabelle, welche uͤber alle ſeine Forſchungen einen
Ueberblick gewaͤhrt.

1) Die ſtuͤndlichen Oscillationen des Barometers
[Spaltenumbruch]
finden an allen Punkten der Erde und bis zu einer
Hoͤhe von 2000 Toiſen ſtatt; ſie ſind periodiſch und be-
ſtehen aus 2 aufſteigenden und 2 niederſteigenden Be-
wegungen, die innerhalb des Zeitraums eines Tages
ſtatt finden. Die Zeitpunkte der Maxima und Minima
ſind nicht gleich weit abſtehend von einander. Sie laſ-
ſen Abweichungen von 2 Stunden wahrnehmen. Das
Maximum des Morgens faͤllt zwiſchen 8½ und 10½ Uhr;
das Minimum des Nachmittags zwiſchen 3 und 5 Uhr;
das Maximum des Abends zwiſchen 9 und 11 Uhr und
das Minimum der Nacht zwiſchen 3 und 5 Uhr.

Jn der heißen Zone*) kann man fuͤr dieſe Zeitpunkte
annehmen 21½, 16, 10½, 16; und in der gemaͤßigten
Zone 20½, 3½, 9½, 17. Dieſe Zahlen druͤcken naͤmlich
die Stunden aus, wenn man vom Mittag an zu zaͤh-
len beginnt.

2) Jn der gemaͤßigten Zone ſind die Zeitpunkte des
Maximums des Morgens und des Minimums des Abends
im Winter dem wahren Mittag um 1 bis 2 Stunden
naͤher; als im Sommer. Beobachtungen uͤber das Mi-
nimum nach Mitternacht fehlen, und Hr. v. Humboldt
ladet ein, dergleichen zu machen.

3) Jn der heißen Zone ſind die Stunden fuͤr die
hoͤchſten und niedrigſten Barometerſtaͤnde am Meeres-
ſpiegel dieſelben, wie auf 1300 bis 1400 Toiſen hohen
Plateaux. Man verſichert, daß dieſes in einigen Thei-
len der gemaͤßigten Zone anders ſey. Auf dem St.
Bernhardsberg z. B. faͤllt das Barometer zu denſelben
Stunden, wo es zu Genf ſteigt.

4) Jn der Naͤhe der Maxima und der Minima
iſt das Barometer, waͤhrend einer mehr oder weniger
betraͤchtlichen Zeit, faſt ſtationaͤr. Dieſe Zeit variirt von
15 Minuten bis zu 2 Stunden.

5) Zwiſchen dem Äquator und den Parallelkreiſen
von 15° noͤrdlich und ſuͤdlich, unterbrechen die ſtaͤrkſten
Winde, die Orkane, die Erdbeben, die auffallendſten
Wechſel der Temperatur und der Feuchtigkeit eben ſo
wenig den periodiſchen Eintritt der Variationen, als ſie
ſonſt eine Modification bei ihnen hervorbringen. Jn
Jndien dagegen verbirgt blos die Regenzeit den Typus
der ſtuͤndlichen Variationen auf dem Feſtlande, auf den
Kuͤſten und in den Meerengen gaͤnzlich.

6) Zwiſchen den Wendekreiſen iſt ein Tag und
eine Nacht ausreichend, um die aͤußerſten Punkte und
die Dauer der Variationen kennen zu lernen. Jn den
Breiten von 44° und 48° kann man ſie nur in einer
Zeit von 15 bis 20 Tagen ganz deutlich beobachten.

7) Die Extenſion der taͤglichen Variationen zu
denſelben Stunden und in verſchiedenen Monaten iſt ſich
nicht gleich. Sie nimmt auch in dem Maaße ab, wie
die Breite zunimmt (ſiehe die beigefuͤgte Tabelle); end-
lich iſt das Maximum des Morgens etwas hoͤher, als

*) So ſteht im Original; welche Zahl zwiſchen 3 und 5 ge-
meint ſey, laͤßt ſich nach den aufgeſtellten Saͤtzen nicht mit
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[0003] ſind nicht bekannt gemacht worden. Der Pater Alzate ſpricht von den Stunden des Maximum und des Mi- nimum, die in Mexico beobachtet worden ſind. (Ob- serv. metéorolog. 1769.) Auf der Reiſe von La Pérouſe machten de Lama- non und Mongès im Jahr 1785 von Stunde zu Stun- de die erſten Beobachtungen, welche 3 Tage und 3 Naͤchte unter dem Äquator fortgeſetzt wurden. (Voyage de la Pérouse, 1797, t. 4, p. 257.) Dieſe Beobachtungen wurden 8 Jahre fruͤher angeſtellt, als diejenigen von Trail, Farguhar, Pearce und Balfour zu Calcutta, nur daß letztere 2 Jahre fruͤher, naͤmlich 1795 im 4. Ban- de der asiatic researches bekannt gemacht wurden und groͤßere Celebritaͤt erhielten. Hr. v. Humboldt hat die Reihe ſeiner Beobachtungen in Verbindung mit Bonpland den 18. Julius 1799 zu Cumana begon- nen und ſie 5 Jahre lang zwiſchen dem zwoͤlften Grad ſuͤdlicher Breite und dem drei und zwanzigſten Grad noͤrdlicher Breite fortgeſetzt. Zu den neuern Beobach- tern muß auch Horsburgh in China und Jndien (Phil. Transact., 1825 p. 173 und Nicholson, 1806, t. 13, p. 16 u. 56); der Capitain Kater auf den Ebenen von Myſore; Ramond in Auvergne; Langs- dorff und Horner auf Kruſenſterns Reiſe (Mém. de l'Acad. de Petersb. 1809. t. I. p. 450.); Hr. v. Eſchwege in Braſilien (Journ. von Braſilien, t. I., p. 174 u. t. II. p. 142); Arago in Spanien und in Frankreich (Annales de chim. et de phys. ſeit dem Jahr 1816); Hr. v. Freycinet zu Rio de Janeiro und im Suͤdmeer; Simonoff zwiſchen dem 10° u. 30° ſuͤdlicher Breite, wo er im Jahre 1820 und 1821 mehr als 4300 Beobachtungen gemacht hat; (Jwan Simonoff, Beſchreibung der Bellinghauſiſchen Entdeckungsreiſe in das ſuͤdliche Eismeer, 1824, p. 33.); der Capitain Sabi- ne an den weſtlichen Kuͤſten von Afrika; Boussin- gault und Rivero zu La Guayra und in den Cordil- leren von Columbia; und Duperrey an den Kuͤſten von Peru gezaͤhlt werden. Humboldt discutirt hierauf dieſe verſchiedenen Beobachtungen (und eine große Menge anderer, die wir nicht anfuͤhren) in Bezug 1) auf die Fortdauer der Bewegungen; 2) auf die Epochen der Maxima und Minima und der Dauer des ſtationaͤren Zuſtandes; 3) auf die Extenſion der ſtuͤndlichen Variationen. Jhm in dieſer wichtigen Arbeit, wo alle Thatſachen geordnet, discutirt und mit der groͤßten Sorgfalt ver- glichen worden, zu folgen, iſt fuͤr uns unmoͤglich. Alle Schriftſteller, welche in der Folge uͤber dieſen Gegen- ſtand ſchreiben wollen, ſollten dieſe Vorarbeit benutzen, wenn ſie ſich Arbeiten und unnuͤtzen Zeitverluſt erſparen wollen. Wir ſtellen hier fuͤr unſere Leſer die Schluß- folgerungen auf, zu denen der Verfaſſer gelangt iſt, und die Tabelle, welche uͤber alle ſeine Forſchungen einen Ueberblick gewaͤhrt. 1) Die ſtuͤndlichen Oscillationen des Barometers finden an allen Punkten der Erde und bis zu einer Hoͤhe von 2000 Toiſen ſtatt; ſie ſind periodiſch und be- ſtehen aus 2 aufſteigenden und 2 niederſteigenden Be- wegungen, die innerhalb des Zeitraums eines Tages ſtatt finden. Die Zeitpunkte der Maxima und Minima ſind nicht gleich weit abſtehend von einander. Sie laſ- ſen Abweichungen von 2 Stunden wahrnehmen. Das Maximum des Morgens faͤllt zwiſchen 8½ und 10½ Uhr; das Minimum des Nachmittags zwiſchen 3 und 5 Uhr; das Maximum des Abends zwiſchen 9 und 11 Uhr und das Minimum der Nacht zwiſchen 3 und 5 Uhr. Jn der heißen Zone *) kann man fuͤr dieſe Zeitpunkte annehmen 21½, 16, 10½, 16; und in der gemaͤßigten Zone 20½, 3½, 9½, 17. Dieſe Zahlen druͤcken naͤmlich die Stunden aus, wenn man vom Mittag an zu zaͤh- len beginnt. 2) Jn der gemaͤßigten Zone ſind die Zeitpunkte des Maximums des Morgens und des Minimums des Abends im Winter dem wahren Mittag um 1 bis 2 Stunden naͤher; als im Sommer. Beobachtungen uͤber das Mi- nimum nach Mitternacht fehlen, und Hr. v. Humboldt ladet ein, dergleichen zu machen. 3) Jn der heißen Zone ſind die Stunden fuͤr die hoͤchſten und niedrigſten Barometerſtaͤnde am Meeres- ſpiegel dieſelben, wie auf 1300 bis 1400 Toiſen hohen Plateaux. Man verſichert, daß dieſes in einigen Thei- len der gemaͤßigten Zone anders ſey. Auf dem St. Bernhardsberg z. B. faͤllt das Barometer zu denſelben Stunden, wo es zu Genf ſteigt. 4) Jn der Naͤhe der Maxima und der Minima iſt das Barometer, waͤhrend einer mehr oder weniger betraͤchtlichen Zeit, faſt ſtationaͤr. Dieſe Zeit variirt von 15 Minuten bis zu 2 Stunden. 5) Zwiſchen dem Äquator und den Parallelkreiſen von 15° noͤrdlich und ſuͤdlich, unterbrechen die ſtaͤrkſten Winde, die Orkane, die Erdbeben, die auffallendſten Wechſel der Temperatur und der Feuchtigkeit eben ſo wenig den periodiſchen Eintritt der Variationen, als ſie ſonſt eine Modification bei ihnen hervorbringen. Jn Jndien dagegen verbirgt blos die Regenzeit den Typus der ſtuͤndlichen Variationen auf dem Feſtlande, auf den Kuͤſten und in den Meerengen gaͤnzlich. 6) Zwiſchen den Wendekreiſen iſt ein Tag und eine Nacht ausreichend, um die aͤußerſten Punkte und die Dauer der Variationen kennen zu lernen. Jn den Breiten von 44° und 48° kann man ſie nur in einer Zeit von 15 bis 20 Tagen ganz deutlich beobachten. 7) Die Extenſion der taͤglichen Variationen zu denſelben Stunden und in verſchiedenen Monaten iſt ſich nicht gleich. Sie nimmt auch in dem Maaße ab, wie die Breite zunimmt (ſiehe die beigefuͤgte Tabelle); end- lich iſt das Maximum des Morgens etwas hoͤher, als *) So ſteht im Original; welche Zahl zwiſchen 3 und 5 ge- meint ſey, laͤßt ſich nach den aufgeſtellten Saͤtzen nicht mit Wahrſcheinlichkeit angeben.

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Zitationshilfe: Humboldt, Alexander von: Beobachtungen über die stündlichen Variationen des Barometers zwischen den Wendekreisen vom Meeresspiegel an, bis auf den Rücken Cordillera der Anden. In: Notizen aus dem Gebiete der Natur- und Heilkunde, Bd. 12, Nr. 247 von 1825 (1826), S. 65-71, hier S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/humboldt_beobachtungen_1826/3>, abgerufen am 23.04.2024.