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Humboldt, Alexander von: Über die Hochebene von Bogota. In: Ders.: Kleinere Schriften. Erster Band. Geognostische und physikalische Erinnerungen. Stuttgart und Tübingen, 1853, S. 100-132.

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Mexico, Bogota, Quito, La Paz und Potosi nennt, so reihet man in dieser Folge Stationen an einander, die sich senkrecht zu Luftschichten von 2800 bis fast 12500 Fuß Höhe über der Meeresfläche erheben; meteorologische Warten, gewiß einst Sitze wissenschaftlicher Cultur, in welchen durch permanente Bewohnung die wichtigsten Aufschlüsse über den mittleren Zustand der Atmosphäre, nach Verschiedenheit der Höhe und geographischen Breite, erlangt werden können. Die asiatischen Bergländer zeigen uns höher bewohnte Dorfschaften und Meierhöfe am nördlichen Abhange des Himalaya, wie in West-Tübet am Kuen-lün und in dem Plateau von Pamer gegen den Bolor hin; aber keinesweges die Reihe großer Städte, denen ähnlich an Wichtigkeit und Größe, deren wir eben erwähnten. Kaschmir liegt nach Victor Jacquemont 5000, nach Hügel 5400 Fuß hoch; es erreicht also noch nicht die unbedeutende Höhe der Stadt Popayan. Der Paß, auf welchem der talentvolle Burnes zwischen Kabul und Balkh den Hindu-Kho (a stupendous chain of mountains, sagt er) bei dem alten Bamyan überschritt, ist auf dem höchsten Punkte fast tausend Fuß niedriger als das Straßenpflaster der oberen Stadt Potosi. Ob Hlassa die Höhe von La Paz erreicht, scheint mir, nach Temperatur-Verhältnissen, überaus zweifelhaft.

Die Erkenntniß der wunderbaren Gestaltung des Neuen Continents hat, seit der zweiten Hälfte des sechzehnten Jahrhunderts, zuerst alle großen Probleme der physischen Erdbeschreibung angeregt; sie hat auf das unwidersprechlichste diese Wissenschaft gegründet. Scharfsinnigen Beobachtern, wie dem Geographen von Amasea, war es freilich nicht entgangen, daß die Abnahme der Temperatur eben so

Mexico, Bogota, Quito, La Paz und Potosi nennt, so reihet man in dieser Folge Stationen an einander, die sich senkrecht zu Luftschichten von 2800 bis fast 12500 Fuß Höhe über der Meeresfläche erheben; meteorologische Warten, gewiß einst Sitze wissenschaftlicher Cultur, in welchen durch permanente Bewohnung die wichtigsten Aufschlüsse über den mittleren Zustand der Atmosphäre, nach Verschiedenheit der Höhe und geographischen Breite, erlangt werden können. Die asiatischen Bergländer zeigen uns höher bewohnte Dorfschaften und Meierhöfe am nördlichen Abhange des Himalaya, wie in West-Tübet am Kuen-lün und in dem Plateau von Pamer gegen den Bolor hin; aber keinesweges die Reihe großer Städte, denen ähnlich an Wichtigkeit und Größe, deren wir eben erwähnten. Kaschmir liegt nach Victor Jacquemont 5000, nach Hügel 5400 Fuß hoch; es erreicht also noch nicht die unbedeutende Höhe der Stadt Popayan. Der Paß, auf welchem der talentvolle Burnes zwischen Kabul und Balkh den Hindu-Kho (a stupendous chain of mountains, sagt er) bei dem alten Bamyan überschritt, ist auf dem höchsten Punkte fast tausend Fuß niedriger als das Straßenpflaster der oberen Stadt Potosi. Ob Hlassa die Höhe von La Paz erreicht, scheint mir, nach Temperatur-Verhältnissen, überaus zweifelhaft.

Die Erkenntniß der wunderbaren Gestaltung des Neuen Continents hat, seit der zweiten Hälfte des sechzehnten Jahrhunderts, zuerst alle großen Probleme der physischen Erdbeschreibung angeregt; sie hat auf das unwidersprechlichste diese Wissenschaft gegründet. Scharfsinnigen Beobachtern, wie dem Geographen von Amasea, war es freilich nicht entgangen, daß die Abnahme der Temperatur eben so

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[101/0003] Mexico, Bogota, Quito, La Paz und Potosi nennt, so reihet man in dieser Folge Stationen an einander, die sich senkrecht zu Luftschichten von 2800 bis fast 12500 Fuß Höhe über der Meeresfläche erheben; meteorologische Warten, gewiß einst Sitze wissenschaftlicher Cultur, in welchen durch permanente Bewohnung die wichtigsten Aufschlüsse über den mittleren Zustand der Atmosphäre, nach Verschiedenheit der Höhe und geographischen Breite, erlangt werden können. Die asiatischen Bergländer zeigen uns höher bewohnte Dorfschaften und Meierhöfe am nördlichen Abhange des Himalaya, wie in West-Tübet am Kuen-lün und in dem Plateau von Pamer gegen den Bolor hin; aber keinesweges die Reihe großer Städte, denen ähnlich an Wichtigkeit und Größe, deren wir eben erwähnten. Kaschmir liegt nach Victor Jacquemont 5000, nach Hügel 5400 Fuß hoch; es erreicht also noch nicht die unbedeutende Höhe der Stadt Popayan. Der Paß, auf welchem der talentvolle Burnes zwischen Kabul und Balkh den Hindu-Kho (a stupendous chain of mountains, sagt er) bei dem alten Bamyan überschritt, ist auf dem höchsten Punkte fast tausend Fuß niedriger als das Straßenpflaster der oberen Stadt Potosi. Ob Hlassa die Höhe von La Paz erreicht, scheint mir, nach Temperatur-Verhältnissen, überaus zweifelhaft. Die Erkenntniß der wunderbaren Gestaltung des Neuen Continents hat, seit der zweiten Hälfte des sechzehnten Jahrhunderts, zuerst alle großen Probleme der physischen Erdbeschreibung angeregt; sie hat auf das unwidersprechlichste diese Wissenschaft gegründet. Scharfsinnigen Beobachtern, wie dem Geographen von Amasea, war es freilich nicht entgangen, daß die Abnahme der Temperatur eben so

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Zitationshilfe: Humboldt, Alexander von: Über die Hochebene von Bogota. In: Ders.: Kleinere Schriften. Erster Band. Geognostische und physikalische Erinnerungen. Stuttgart und Tübingen, 1853, S. 100-132, hier S. 101. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/humboldt_bogota_1853/3>, abgerufen am 29.03.2024.