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Humboldt, Alexander von: Neue Entdeckungen [betr. Magnetberg am Fichtelgebirge.]. In: Allgemeine Literatur-Zeitung. Intelligenzblatt, Bd. 2, Nr. 68 (1797), Sp. 564-568.

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Blatt n. 38. 8. 323.) berührt. Es heisst dort ausdrücklich:
"der magnetische Gebirgsrücken gehört zu der Serpentin-
"steinformazion
. Er enthält sehr verschiedene Lagen von
"reinem lauchgrünen, an der Oberfläche verwitterten
"Serpentinstein, von Chloritschiefer, Hornblendschiefer,
"und Mittelgattungen die an Syenitschiefer und Topfstein
"grenzen -- Fossilien deren Zusammenbrechen dem practi-
"schen Geognosten nicht auffallend seyn kann." Ver-
muthlich war aber Herrn von Charpentier, als er seine
Anzeige abfasste, die meinige noch nicht zu Gesicht ge-
kommen und jenes kleine Missverständniss ist also von
selbst gehoben. Allerdings hätte ich in den Nachrichten,
welche ich in den ersten Tagen nach der Entdeckung
bekannt machte, die oryktognostischen Verhältnisse ge-
nauer bestimmen sollen; aber ich hielt es für wichtiger,
den Magnethügel, mit seinen invertirten Polen, mit sei-
nen parallellen Magnetaxen, mit seinem sich 22 Fuss weit
erstreckenden Wirkungskreise, als ein grosses geologisches
Phaenomen
zu schildern. -- Wenn jener vortreffliche
Mineraloge Stücke meines Fossils fand, welche keine
Polarität zeigten (die Stücke wurden doch an der Nadel
einer Boussole, od. mittelst Kork auf dem Wasser schwim-
mend untersucht?) so scheint mir daraus zu folgen, dass
wie im ganzen Gebirge, so auch im kleinen wirksame
u. unwirksame Massen gemengt sind. Durch sorgfältige
Vergleichungen habe ich zwischen beiden, wie zwischen
den mehr od. minder wirksamen, noch keine Verschie-
denheit der Mischung finden können. Im Ganzen sind,
nach Nicholson's Wage, die specifisch leichteren Stücke
die wirksamsten. Wenn man ausdrücklich solche aus-
wählt, in denen Magneteisen eingesprengt ist, und die-
selben, jedoch nicht allzufein zerpülvert, so zieht ein
schwacher Magnet, nicht etwa bloss die schwarzen Magnet-
Eisen-Körner, sondern auch jedes andere Stäubchen an
.
Splitterchen von 1/2 Linie Lange und Lin. Breite, wel-
che unter dem Hofmannischen Mikroskope (bey 312400
maliger Flächenvergrösserung) als vollkommen durchschei-
nende graulichweisse Schuppen erscheinen, in denen also
von Magneteisen nichts sinnlich wahrgenommen werden
kann
, zeigen deutliche Polarität, da sie dem genäherten
N. Pol eines Magnetstabes das eine, dem S. Pol das an-
dere Ende zukehren. Diese Thatsache ist mir von vielen
Physikern, die meine Versuche wiederholten, bestätigt
worden. Ich kann mich deshalb noch besonders auf das
Zeugniss der Herren Hofrathe Lichtenberg und Blumen-
bach
zu Göttingen, auch des Herrn Prof. Voigt zu Jena
berufen, welcher letztere rühmlichst bemüht ist, die Stär-
ke jener magnetischen Ziehkraft mathematisch zu bestim-
men. -- Da gegenwärtig das Interesse der Naturforscher
für den Magnetismus von neuem rege geworden ist, der
Ausdruck: magnetische Eigenschaft aber so oft missver-
standen wird, so nütze ich diese Gelegenheit, um auf
folgenden Unterschied der Erscheinungen aufmerksam zu
machen. es giebt 1) Stoffe welche den N. und S. Pol ei-
ner Magnetnadel gleich stark anziehen, also die Boussole
beunruhigen, ohne selbst Polarität zu zeigen und ohne Ei-
sen anzuziehen
. Dahin gehören (wie ein scharfsinniger
Mineraloge, Herr von Schlottheim mir bereits am 6ten
Jan. meldete) grüne Erde von Monte Baldo; dichter Feld-
spath von Rosswein, Serpentin o. Talkerde (auf Amianch)
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von Kosemütz, Bol von Strigau und die von Herrn Freies-
leben
beschriebene, räthselhafte Gebirgsart, in welcher
der Harzer Schillerspath liegt. Dahin gehören viele Ab-
änderungen der Jade, des Pechsteins und des Granits
vom Drachenfels bey Bonn, dahin gehören die Gebirgs-
arten, welche Herr von Charpentier aufführt. In mehre-
ren dieser Fossilien (im gepülverten Serpentin von Zobliz
und im Pechstein) habe ich durch den Magnet beträcht-
lich viel Magneteisen entdeckt. Doch entscheide ich nicht,
ob gerade dies jenes Beunruhigen der Boussole hervor-
bringt, da schwach oxydirtes Eisen ebenfalls auf dieselbe
wirkt und Brugmanns selbst ungefarbte wasserhelle Demante,
angebrannten Kork u. Kirschkerne vom Magnet gezogen sah.
(Dem Demant konnte sogar auf eine Zeitlang eine eigene
Polarität künstlich mitgetheilt werden.) 2) Stoffe, welche
die Boussole beunruhigen, keine Polarität zeigen, aber Ei-
sen anziehen
. Dahin gehören einige Abänderungen von
schwach wirkendem, aber sehr reinem Magneteisenstein
aus Schweden. 3) Stoffe welche Polarität zeigen und Ei-
sen anziehen
. Magneteisen. Kobalt. 4) Stoffe welche
eine starke Polarität zeigen, aber kein Eisen anziehen
.
Diese Eigenschaft zeigen am auffallendsten mein pola-
risierendes Fossil, in ungleich minderem Grade (in Hin-
sicht auf Ausdehnung des Wirkungskreises und Erhal-
tung der Polarität bey mechanischer Zerkleinung) der
Fichtelsche Serpentin von Pass Vulkan, von dem ich
mehrere Stücke untersucht, der Ingermanländische Labra-
dor nach Brugmanns, der Topfstein vom Wallis nach
Herrn v. Schlottheim, und einige abgeschlagene Stücke
vom Granit der Harzer Schnarther und Feuersteinklippe
nach Herrn Blumenbach. -- Wenn man eingesprengtes
Magneteisen für die Ursache der Polarität in dem neuen
magnetischen Hornblendegestein hält, so muss man, bey
dem geringen specifischen Gewichte, nach logischen Re-
geln annehmen, dass in dem Fossile eine überaus geringe
Masse mit einer überaus grossen Kraft und zwar mit ei-
ner Kraft enthalten sey, welche von der des uns bisher
bekannten Magneteisens verschieden ist. Wahrscheinlicher
möchte demnach (falls man es für unmöglich hält, dass die
magnetische Kraft an nicht-eisenhaltige, wie die electrische
an nicht-bernsteinhaltige Stoffe gebunden seyn kann) wahr-
scheinlicher möchte jene Polarisirende Eigenschaft in dem
oxydirten Eisen zu suchen seyn, womit das neue Fossil
tingirt ist. Wir sehen, dass wenn die Theile einer Ei-
senstange erschüttert werden, der ewig geladene magneti-
sche Erdball im Stande ist, seine Kraft in die Eisenstan-
ge überzutragen. Wie wenn jener grosse Magnetberg
seine polarisirende Eigenschaft einer Erderschütterung ver-
dankte? Diese Vermuthung, welche einer unserer er-
sten Physiker geäussert, gewinnt noch dadurch an Wahr-
scheinlichkeit, dass Erdstösse am Fichtelgebirge gar nicht
so überaus selten u. ungewöhnlich sind. Wurden nicht
alle Theile der Gebirgsmasse gleichstark erschüttert, so
musste die Kraft sich ungleich mittheilen. Kein Wunder
daher, dass Stücke unwirksam blieben, die mit den wirk-
samen gleiche Bestandtheile haben. -- Mögen doch
mehrere Physiker und Geognosten sich mit mir verei-
nigen, die magnetischen Erscheinungen, wie die electri-
schen, im Grossen und zwar in der freyen Natur
zu beobachten. Wie wichtige Entdeckungen lassen

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Blatt n. 38. 8. 323.) berührt. Es heiſst dort ausdrücklich:
„der magnetiſche Gebirgsrücken gehört zu der Serpentin-
„ſteinformazion
. Er enthält ſehr verſchiedene Lagen von
„reinem lauchgrünen, an der Oberfläche verwitterten
„Serpentinſtein, von Chloritſchiefer, Hornblendſchiefer,
„und Mittelgattungen die an Syenitſchiefer und Topfſtein
„grenzen — Foſſilien deren Zuſammenbrechen dem practi-
„ſchen Geognoſten nicht auffallend ſeyn kann.“ Ver-
muthlich war aber Herrn von Charpentier, als er ſeine
Anzeige abfaſste, die meinige noch nicht zu Geſicht ge-
kommen und jenes kleine Miſsverſtändniſs iſt alſo von
ſelbſt gehoben. Allerdings hätte ich in den Nachrichten,
welche ich in den erſten Tagen nach der Entdeckung
bekannt machte, die oryktognoſtiſchen Verhältniſſe ge-
nauer beſtimmen ſollen; aber ich hielt es für wichtiger,
den Magnethügel, mit ſeinen invertirten Polen, mit ſei-
nen parallellen Magnetaxen, mit ſeinem ſich 22 Fuſs weit
erſtreckenden Wirkungskreiſe, als ein groſses geologiſches
Phaenomen
zu ſchildern. — Wenn jener vortreffliche
Mineraloge Stücke meines Foſſils fand, welche keine
Polarität zeigten (die Stücke wurden doch an der Nadel
einer Bouſſole, od. mittelſt Kork auf dem Waſſer ſchwim-
mend unterſucht?) ſo ſcheint mir daraus zu folgen, daſs
wie im ganzen Gebirge, ſo auch im kleinen wirkſame
u. unwirkſame Maſſen gemengt ſind. Durch ſorgfältige
Vergleichungen habe ich zwiſchen beiden, wie zwiſchen
den mehr od. minder wirkſamen, noch keine Verſchie-
denheit der Miſchung finden können. Im Ganzen ſind,
nach Nicholſon's Wage, die ſpecifiſch leichteren Stücke
die wirkſamſten. Wenn man ausdrücklich ſolche aus-
wählt, in denen Magneteiſen eingeſprengt iſt, und die-
ſelben, jedoch nicht allzufein zerpülvert, ſo zieht ein
ſchwacher Magnet, nicht etwa bloſs die ſchwarzen Magnet-
Eiſen-Körner, ſondern auch jedes andere Stäubchen an
.
Splitterchen von ½ Linie Lange und Lin. Breite, wel-
che unter dem Hofmanniſchen Mikroſkope (bey 312400
maliger Flächenvergröſſerung) als vollkommen durchſchei-
nende graulichweiſſe Schuppen erſcheinen, in denen alſo
von Magneteiſen nichts ſinnlich wahrgenommen werden
kann
, zeigen deutliche Polarität, da ſie dem genäherten
N. Pol eines Magnetstabes das eine, dem S. Pol das an-
dere Ende zukehren. Dieſe Thatſache iſt mir von vielen
Phyſikern, die meine Verſuche wiederholten, beſtätigt
worden. Ich kann mich deshalb noch beſonders auf das
Zeugniſs der Herren Hofrathe Lichtenberg und Blumen-
bach
zu Göttingen, auch des Herrn Prof. Voigt zu Jena
berufen, welcher letztere rühmlichſt bemüht iſt, die Stär-
ke jener magnetiſchen Ziehkraft mathematiſch zu beſtim-
men. — Da gegenwärtig das Intereſſe der Naturforſcher
für den Magnetismus von neuem rege geworden iſt, der
Ausdruck: magnetiſche Eigenſchaft aber ſo oft miſsver-
ſtanden wird, ſo nütze ich dieſe Gelegenheit, um auf
folgenden Unterſchied der Erſcheinungen aufmerkſam zu
machen. es giebt 1) Stoffe welche den N. und S. Pol ei-
ner Magnetnadel gleich ſtark anziehen, alſo die Bouſſole
beunruhigen, ohne ſelbſt Polarität zu zeigen und ohne Ei-
ſen anzuziehen
. Dahin gehören (wie ein ſcharfſinniger
Mineraloge, Herr von Schlottheim mir bereits am 6ten
Jan. meldete) grüne Erde von Monte Baldo; dichter Feld-
ſpath von Roſswein, Serpentin o. Talkerde (auf Amianch)
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von Koſemütz, Bol von Strigau und die von Herrn Freies-
leben
beſchriebene, räthſelhafte Gebirgsart, in welcher
der Harzer Schillerſpath liegt. Dahin gehören viele Ab-
änderungen der Jade, des Pechſteins und des Granits
vom Drachenfels bey Bonn, dahin gehören die Gebirgs-
arten, welche Herr von Charpentier aufführt. In mehre-
ren dieſer Foſſilien (im gepülverten Serpentin von Zobliz
und im Pechſtein) habe ich durch den Magnet beträcht-
lich viel Magneteiſen entdeckt. Doch entſcheide ich nicht,
ob gerade dies jenes Beunruhigen der Bouſſole hervor-
bringt, da ſchwach oxydirtes Eiſen ebenfalls auf dieſelbe
wirkt und Brugmanns ſelbſt ungefarbte waſſerhelle Demante,
angebrannten Kork u. Kirſchkerne vom Magnet gezogen ſah.
(Dem Demant konnte ſogar auf eine Zeitlang eine eigene
Polarität künſtlich mitgetheilt werden.) 2) Stoffe, welche
die Bouſſole beunruhigen, keine Polarität zeigen, aber Ei-
ſen anziehen
. Dahin gehören einige Abänderungen von
ſchwach wirkendem, aber ſehr reinem Magneteiſenſtein
aus Schweden. 3) Stoffe welche Polarität zeigen und Ei-
ſen anziehen
. Magneteiſen. Kobalt. 4) Stoffe welche
eine ſtarke Polarität zeigen, aber kein Eiſen anziehen
.
Dieſe Eigenſchaft zeigen am auffallendſten mein pola-
riſierendes Foſſil, in ungleich minderem Grade (in Hin-
ſicht auf Ausdehnung des Wirkungskreiſes und Erhal-
tung der Polarität bey mechaniſcher Zerkleinung) der
Fichtelſche Serpentin von Paſs Vulkan, von dem ich
mehrere Stücke unterſucht, der Ingermanländiſche Labra-
dor nach Brugmanns, der Topfſtein vom Wallis nach
Herrn v. Schlottheim, und einige abgeſchlagene Stücke
vom Granit der Harzer Schnarther und Feuerſteinklippe
nach Herrn Blumenbach. — Wenn man eingeſprengtes
Magneteiſen für die Urſache der Polarität in dem neuen
magnetiſchen Hornblendegeſtein hält, ſo muſs man, bey
dem geringen ſpecifiſchen Gewichte, nach logiſchen Re-
geln annehmen, daſs in dem Foſſile eine überaus geringe
Maſſe mit einer überaus groſsen Kraft und zwar mit ei-
ner Kraft enthalten ſey, welche von der des uns bisher
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möchte demnach (falls man es für unmöglich hält, daſs die
magnetiſche Kraft an nicht-eiſenhaltige, wie die electriſche
an nicht-bernſteinhaltige Stoffe gebunden ſeyn kann) wahr-
ſcheinlicher möchte jene Polariſirende Eigenſchaft in dem
oxydirten Eiſen zu ſuchen ſeyn, womit das neue Foſſil
tingirt iſt. Wir ſehen, daſs wenn die Theile einer Ei-
ſenſtange erſchüttert werden, der ewig geladene magneti-
ſche Erdball im Stande iſt, ſeine Kraft in die Eiſenſtan-
ge überzutragen. Wie wenn jener groſse Magnetberg
ſeine polariſirende Eigenſchaft einer Erderſchütterung ver-
dankte? Dieſe Vermuthung, welche einer unſerer er-
ſten Phyſiker geäuſſert, gewinnt noch dadurch an Wahr-
ſcheinlichkeit, daſs Erdſtöſse am Fichtelgebirge gar nicht
ſo überaus ſelten u. ungewöhnlich ſind. Wurden nicht
alle Theile der Gebirgsmaſſe gleichſtark erſchüttert, ſo
muſste die Kraft ſich ungleich mittheilen. Kein Wunder
daher, daſs Stücke unwirkſam blieben, die mit den wirk-
ſamen gleiche Beſtandtheile haben. — Mögen doch
mehrere Phyſiker und Geognoſten ſich mit mir verei-
nigen, die magnetiſchen Erſcheinungen, wie die electri-
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[0003] Blatt n. 38. 8. 323.) berührt. Es heiſst dort ausdrücklich: „der magnetiſche Gebirgsrücken gehört zu der Serpentin- „ſteinformazion. Er enthält ſehr verſchiedene Lagen von „reinem lauchgrünen, an der Oberfläche verwitterten „Serpentinſtein, von Chloritſchiefer, Hornblendſchiefer, „und Mittelgattungen die an Syenitſchiefer und Topfſtein „grenzen — Foſſilien deren Zuſammenbrechen dem practi- „ſchen Geognoſten nicht auffallend ſeyn kann.“ Ver- muthlich war aber Herrn von Charpentier, als er ſeine Anzeige abfaſste, die meinige noch nicht zu Geſicht ge- kommen und jenes kleine Miſsverſtändniſs iſt alſo von ſelbſt gehoben. Allerdings hätte ich in den Nachrichten, welche ich in den erſten Tagen nach der Entdeckung bekannt machte, die oryktognoſtiſchen Verhältniſſe ge- nauer beſtimmen ſollen; aber ich hielt es für wichtiger, den Magnethügel, mit ſeinen invertirten Polen, mit ſei- nen parallellen Magnetaxen, mit ſeinem ſich 22 Fuſs weit erſtreckenden Wirkungskreiſe, als ein groſses geologiſches Phaenomen zu ſchildern. — Wenn jener vortreffliche Mineraloge Stücke meines Foſſils fand, welche keine Polarität zeigten (die Stücke wurden doch an der Nadel einer Bouſſole, od. mittelſt Kork auf dem Waſſer ſchwim- mend unterſucht?) ſo ſcheint mir daraus zu folgen, daſs wie im ganzen Gebirge, ſo auch im kleinen wirkſame u. unwirkſame Maſſen gemengt ſind. Durch ſorgfältige Vergleichungen habe ich zwiſchen beiden, wie zwiſchen den mehr od. minder wirkſamen, noch keine Verſchie- denheit der Miſchung finden können. Im Ganzen ſind, nach Nicholſon's Wage, die ſpecifiſch leichteren Stücke die wirkſamſten. Wenn man ausdrücklich ſolche aus- wählt, in denen Magneteiſen eingeſprengt iſt, und die- ſelben, jedoch nicht allzufein zerpülvert, ſo zieht ein ſchwacher Magnet, nicht etwa bloſs die ſchwarzen Magnet- Eiſen-Körner, ſondern auch jedes andere Stäubchen an. Splitterchen von ½ Linie Lange und [FORMEL] Lin. Breite, wel- che unter dem Hofmanniſchen Mikroſkope (bey 312400 maliger Flächenvergröſſerung) als vollkommen durchſchei- nende graulichweiſſe Schuppen erſcheinen, in denen alſo von Magneteiſen nichts ſinnlich wahrgenommen werden kann, zeigen deutliche Polarität, da ſie dem genäherten N. Pol eines Magnetstabes das eine, dem S. Pol das an- dere Ende zukehren. Dieſe Thatſache iſt mir von vielen Phyſikern, die meine Verſuche wiederholten, beſtätigt worden. Ich kann mich deshalb noch beſonders auf das Zeugniſs der Herren Hofrathe Lichtenberg und Blumen- bach zu Göttingen, auch des Herrn Prof. Voigt zu Jena berufen, welcher letztere rühmlichſt bemüht iſt, die Stär- ke jener magnetiſchen Ziehkraft mathematiſch zu beſtim- men. — Da gegenwärtig das Intereſſe der Naturforſcher für den Magnetismus von neuem rege geworden iſt, der Ausdruck: magnetiſche Eigenſchaft aber ſo oft miſsver- ſtanden wird, ſo nütze ich dieſe Gelegenheit, um auf folgenden Unterſchied der Erſcheinungen aufmerkſam zu machen. es giebt 1) Stoffe welche den N. und S. Pol ei- ner Magnetnadel gleich ſtark anziehen, alſo die Bouſſole beunruhigen, ohne ſelbſt Polarität zu zeigen und ohne Ei- ſen anzuziehen. Dahin gehören (wie ein ſcharfſinniger Mineraloge, Herr von Schlottheim mir bereits am 6ten Jan. meldete) grüne Erde von Monte Baldo; dichter Feld- ſpath von Roſswein, Serpentin o. Talkerde (auf Amianch) von Koſemütz, Bol von Strigau und die von Herrn Freies- leben beſchriebene, räthſelhafte Gebirgsart, in welcher der Harzer Schillerſpath liegt. Dahin gehören viele Ab- änderungen der Jade, des Pechſteins und des Granits vom Drachenfels bey Bonn, dahin gehören die Gebirgs- arten, welche Herr von Charpentier aufführt. In mehre- ren dieſer Foſſilien (im gepülverten Serpentin von Zobliz und im Pechſtein) habe ich durch den Magnet beträcht- lich viel Magneteiſen entdeckt. Doch entſcheide ich nicht, ob gerade dies jenes Beunruhigen der Bouſſole hervor- bringt, da ſchwach oxydirtes Eiſen ebenfalls auf dieſelbe wirkt und Brugmanns ſelbſt ungefarbte waſſerhelle Demante, angebrannten Kork u. Kirſchkerne vom Magnet gezogen ſah. (Dem Demant konnte ſogar auf eine Zeitlang eine eigene Polarität künſtlich mitgetheilt werden.) 2) Stoffe, welche die Bouſſole beunruhigen, keine Polarität zeigen, aber Ei- ſen anziehen. Dahin gehören einige Abänderungen von ſchwach wirkendem, aber ſehr reinem Magneteiſenſtein aus Schweden. 3) Stoffe welche Polarität zeigen und Ei- ſen anziehen. Magneteiſen. Kobalt. 4) Stoffe welche eine ſtarke Polarität zeigen, aber kein Eiſen anziehen. Dieſe Eigenſchaft zeigen am auffallendſten mein pola- riſierendes Foſſil, in ungleich minderem Grade (in Hin- ſicht auf Ausdehnung des Wirkungskreiſes und Erhal- tung der Polarität bey mechaniſcher Zerkleinung) der Fichtelſche Serpentin von Paſs Vulkan, von dem ich mehrere Stücke unterſucht, der Ingermanländiſche Labra- dor nach Brugmanns, der Topfſtein vom Wallis nach Herrn v. Schlottheim, und einige abgeſchlagene Stücke vom Granit der Harzer Schnarther und Feuerſteinklippe nach Herrn Blumenbach. — Wenn man eingeſprengtes Magneteiſen für die Urſache der Polarität in dem neuen magnetiſchen Hornblendegeſtein hält, ſo muſs man, bey dem geringen ſpecifiſchen Gewichte, nach logiſchen Re- geln annehmen, daſs in dem Foſſile eine überaus geringe Maſſe mit einer überaus groſsen Kraft und zwar mit ei- ner Kraft enthalten ſey, welche von der des uns bisher bekannten Magneteiſens verſchieden iſt. Wahrſcheinlicher möchte demnach (falls man es für unmöglich hält, daſs die magnetiſche Kraft an nicht-eiſenhaltige, wie die electriſche an nicht-bernſteinhaltige Stoffe gebunden ſeyn kann) wahr- ſcheinlicher möchte jene Polariſirende Eigenſchaft in dem oxydirten Eiſen zu ſuchen ſeyn, womit das neue Foſſil tingirt iſt. Wir ſehen, daſs wenn die Theile einer Ei- ſenſtange erſchüttert werden, der ewig geladene magneti- ſche Erdball im Stande iſt, ſeine Kraft in die Eiſenſtan- ge überzutragen. Wie wenn jener groſse Magnetberg ſeine polariſirende Eigenſchaft einer Erderſchütterung ver- dankte? Dieſe Vermuthung, welche einer unſerer er- ſten Phyſiker geäuſſert, gewinnt noch dadurch an Wahr- ſcheinlichkeit, daſs Erdſtöſse am Fichtelgebirge gar nicht ſo überaus ſelten u. ungewöhnlich ſind. Wurden nicht alle Theile der Gebirgsmaſſe gleichſtark erſchüttert, ſo muſste die Kraft ſich ungleich mittheilen. Kein Wunder daher, daſs Stücke unwirkſam blieben, die mit den wirk- ſamen gleiche Beſtandtheile haben. — Mögen doch mehrere Phyſiker und Geognoſten ſich mit mir verei- nigen, die magnetiſchen Erſcheinungen, wie die electri- ſchen, im Groſsen und zwar in der freyen Natur zu beobachten. Wie wichtige Entdeckungen laſſen ſich (3) Y 2

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Zitationshilfe: Humboldt, Alexander von: Neue Entdeckungen [betr. Magnetberg am Fichtelgebirge.]. In: Allgemeine Literatur-Zeitung. Intelligenzblatt, Bd. 2, Nr. 68 (1797), Sp. 564-568, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/humboldt_neue_1797/3>, abgerufen am 23.04.2024.