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Humboldt, Alexander von: Von den Zweifeln, welche über den Flächeninhalt des jetzigen mexicanischen Gebiets erhoben worden sind. In: Zeitschrift für allgemeine Erdkunde, Bd. 4 (1858), S. [169]-172.

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Ueber den Flächeninhalt des jetzigen mexicanischen Gebiets.
mexicanischen Archive schickte. Um aber nichts zu vernachlässigen,
was die Genauigkeit der Areal-Berechnung von Oltmanns bekräftigen
konnte, habe ich den mir sehr befreundeten, so erfolgreich thätigen
Astronomen Dr. Bruhns, Adjuncten der Königl. Sternwarte zu Ber-
lin, ersucht, die Quadrirung des Prof. Oltmanns vom Jahre 1809 auf
derselben Karte zu wiederholen. Die Resultate, welche Dr. Bruhns
erhalten hat, stimmen bis auf die Intendencias von Merida und Texas,
wegen der unbestimmten Grenzen, vollkommen mit den Angaben von
Oltmanns überein; auch compensirten sich die Differenzen: da sie
auf 2000 Quadrat-Lieues in Merida positiv, in Texas um fast eben so
viel negativ waren. "Das von Oltmanns gefundene Areal von 118,478
Quadrat-Lieues, zu 25 auf 1°," sagt Dr. Bruhns, "sind 133,122
Quadrat-Leguas, zu 261/2 auf den Grad; und der große Unterschied
zwischen Ihren Zahlen und denen von Don Lucas Alaman liegt, wie
der vormalige mexicanische Minister selbst sagte, in den ehemals so
unbestimmten Grenzen von Ober-Californien, Neu-Mexico und Texas.
Diese drei Provinzen sind in Ihrem Werke nur als
Neu-Californienmit2,125,
Neu-Mexico- 5,709,
Texas- 10,948,
zusammenmit18,782

Quadrat-Lieues, zu 25 auf den Grad, = 21,104 Quadrat-Leguas, zu 261/2
auf den Grad, bezeichnet: so daß das große Oregon-Gebiet, Utah und
das Great Basin, wie alles Innere von Ober-Californien zwischen dem
Rio Colorado und Rio del Norte als uncolonisirte Wildnisse unbeachtet
blieben. Zieht man nun diese 21,102 Quadrat-Leguas von den für ganz
Neu-Spanien angenommenen 133,122 ab, so bleiben 112,018 Quadrat-
Leguas übrig. Macht man dieselbe Operation mit der vollständigen,
auch alles Uncultivirte und Unbewohnte umfassenden Angabe von Don
Lucas Alaman für die drei Provinzen von
Ober-Californien49,851,
Neu-Mexico29,200,
Texas ohne Coahuila25,796,
zusammen 104,847 Quadrat-Leguas;

so bleiben für Neu-Spanien ohne die im Tractat von Guadalupe ab-
getretene Bodenfläche 111,165 Quadrat-Leguas: und der ganze Unter-
schied zwischen Ihren Angaben (den Berechnungen Ihrer Karte von
Oltmanns im Jahre 1809 und mir im Jahre 1857) und der Angabe
Alaman's reducirt sich auf 853 Quadrat-Leguas, d. i. auf weniger als
des ganzen Areals."

Das Areal der Republik Mexico wird nach der Länderabtretung im

Bevölkerung der Stadt Mexico wird dort nur zu 170,000 angegeben, was um so
auffallender ist, als man dieselbe schon 1803 zu 187,000 schätzte.

Ueber den Flächeninhalt des jetzigen mexicanischen Gebiets.
mexicanischen Archive schickte. Um aber nichts zu vernachlässigen,
was die Genauigkeit der Areal-Berechnung von Oltmanns bekräftigen
konnte, habe ich den mir sehr befreundeten, so erfolgreich thätigen
Astronomen Dr. Bruhns, Adjuncten der Königl. Sternwarte zu Ber-
lin, ersucht, die Quadrirung des Prof. Oltmanns vom Jahre 1809 auf
derselben Karte zu wiederholen. Die Resultate, welche Dr. Bruhns
erhalten hat, stimmen bis auf die Intendencias von Merida und Texas,
wegen der unbestimmten Grenzen, vollkommen mit den Angaben von
Oltmanns überein; auch compensirten sich die Differenzen: da sie
auf 2000 Quadrat-Lieues in Merida positiv, in Texas um fast eben so
viel negativ waren. „Das von Oltmanns gefundene Areal von 118,478
Quadrat-Lieues, zu 25 auf 1°,“ sagt Dr. Bruhns, „sind 133,122
Quadrat-Leguas, zu 26½ auf den Grad; und der große Unterschied
zwischen Ihren Zahlen und denen von Don Lucas Alaman liegt, wie
der vormalige mexicanische Minister selbst sagte, in den ehemals so
unbestimmten Grenzen von Ober-Californien, Neu-Mexico und Texas.
Diese drei Provinzen sind in Ihrem Werke nur als
Neu-Californienmit2,125,
Neu-Mexico- 5,709,
Texas- 10,948,
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Quadrat-Lieues, zu 25 auf den Grad, = 21,104 Quadrat-Leguas, zu 26½
auf den Grad, bezeichnet: so daß das große Oregon-Gebiet, Utah und
das Great Basin, wie alles Innere von Ober-Californien zwischen dem
Rio Colorado und Rio del Norte als uncolonisirte Wildnisse unbeachtet
blieben. Zieht man nun diese 21,102 Quadrat-Leguas von den für ganz
Neu-Spanien angenommenen 133,122 ab, so bleiben 112,018 Quadrat-
Leguas übrig. Macht man dieselbe Operation mit der vollständigen,
auch alles Uncultivirte und Unbewohnte umfassenden Angabe von Don
Lucas Alaman für die drei Provinzen von
Ober-Californien49,851,
Neu-Mexico29,200,
Texas ohne Coahuila25,796,
zusammen 104,847 Quadrat-Leguas;

so bleiben für Neu-Spanien ohne die im Tractat von Guadalupe ab-
getretene Bodenfläche 111,165 Quadrat-Leguas: und der ganze Unter-
schied zwischen Ihren Angaben (den Berechnungen Ihrer Karte von
Oltmanns im Jahre 1809 und mir im Jahre 1857) und der Angabe
Alaman's reducirt sich auf 853 Quadrat-Leguas, d. i. auf weniger als
des ganzen Areals.“

Das Areal der Republik Mexico wird nach der Länderabtretung im

Bevölkerung der Stadt Mexico wird dort nur zu 170,000 angegeben, was um so
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[171/0004] Ueber den Flächeninhalt des jetzigen mexicanischen Gebiets. mexicanischen Archive schickte. Um aber nichts zu vernachlässigen, was die Genauigkeit der Areal-Berechnung von Oltmanns bekräftigen konnte, habe ich den mir sehr befreundeten, so erfolgreich thätigen Astronomen Dr. Bruhns, Adjuncten der Königl. Sternwarte zu Ber- lin, ersucht, die Quadrirung des Prof. Oltmanns vom Jahre 1809 auf derselben Karte zu wiederholen. Die Resultate, welche Dr. Bruhns erhalten hat, stimmen bis auf die Intendencias von Merida und Texas, wegen der unbestimmten Grenzen, vollkommen mit den Angaben von Oltmanns überein; auch compensirten sich die Differenzen: da sie auf 2000 Quadrat-Lieues in Merida positiv, in Texas um fast eben so viel negativ waren. „Das von Oltmanns gefundene Areal von 118,478 Quadrat-Lieues, zu 25 auf 1°,“ sagt Dr. Bruhns, „sind 133,122 Quadrat-Leguas, zu 26½ auf den Grad; und der große Unterschied zwischen Ihren Zahlen und denen von Don Lucas Alaman liegt, wie der vormalige mexicanische Minister selbst sagte, in den ehemals so unbestimmten Grenzen von Ober-Californien, Neu-Mexico und Texas. Diese drei Provinzen sind in Ihrem Werke nur als Neu-Californien mit 2,125, Neu-Mexico - 5,709, Texas - 10,948, zusammen mit 18,782 Quadrat-Lieues, zu 25 auf den Grad, = 21,104 Quadrat-Leguas, zu 26½ auf den Grad, bezeichnet: so daß das große Oregon-Gebiet, Utah und das Great Basin, wie alles Innere von Ober-Californien zwischen dem Rio Colorado und Rio del Norte als uncolonisirte Wildnisse unbeachtet blieben. Zieht man nun diese 21,102 Quadrat-Leguas von den für ganz Neu-Spanien angenommenen 133,122 ab, so bleiben 112,018 Quadrat- Leguas übrig. Macht man dieselbe Operation mit der vollständigen, auch alles Uncultivirte und Unbewohnte umfassenden Angabe von Don Lucas Alaman für die drei Provinzen von Ober-Californien 49,851, Neu-Mexico 29,200, Texas ohne Coahuila 25,796, zusammen 104,847 Quadrat-Leguas; so bleiben für Neu-Spanien ohne die im Tractat von Guadalupe ab- getretene Bodenfläche 111,165 Quadrat-Leguas: und der ganze Unter- schied zwischen Ihren Angaben (den Berechnungen Ihrer Karte von Oltmanns im Jahre 1809 und mir im Jahre 1857) und der Angabe Alaman's reducirt sich auf 853 Quadrat-Leguas, d. i. auf weniger als [FORMEL] des ganzen Areals.“ Das Areal der Republik Mexico wird nach der Länderabtretung im 1) 1) Bevölkerung der Stadt Mexico wird dort nur zu 170,000 angegeben, was um so auffallender ist, als man dieselbe schon 1803 zu 187,000 schätzte.

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Zitationshilfe: Humboldt, Alexander von: Von den Zweifeln, welche über den Flächeninhalt des jetzigen mexicanischen Gebiets erhoben worden sind. In: Zeitschrift für allgemeine Erdkunde, Bd. 4 (1858), S. [169]-172, S. 171. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/humboldt_zweifeln_1858/4>, abgerufen am 19.04.2024.