Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hunold, Christian Friedrich: Die Edle Bemühung müssiger Stunden. Hamburg, 1702.

Bild:
<< vorherige Seite

und Galante Gedichte.
Denn die reinen Freundschaffts-Kertzen
Brennen mir auch wunder-schön/
Und das angenehme Schertzen
Läst mich höchst-vergnüget sehn.

Doch ich mehre meine Pein/
Wenn ich alle Lust erzehle/
Drum so sag' ich nur allein/
Lebe wohl/ du liebste Seele!
Kont' ich dich dahin begleiten/
So verspräch' ich mir gewiß
Wieder tausend Lieblichkeiten/
Und mein vorges Paradies.
Als er sie im Schlaffe küs-
sete.
DEr Schönheit Meisterstück/ verliebter Eigensinn
Sucht' ihren Uberdruß im Schlaffe zu versüssen/
Sie striche Quaal und Schmertz des treuen Damons hin/
Um lieber gar den Tod als seinen Mund zu küssen.
Die Sinnen schlossen sich mit ihren Augen zu/
Und Venus hilfft sie selbst in ihre Ruhe wiegen!
Denn/ schöne grausame/ sprach sie/ entschläffest du/
Soll Damon seinen Wunsch gar bald vergnüget kriegen.
Wie nun der strenge Geist auff Phantasien lieff/
Und auch in Traume nicht die Liebe wolte leiden/
Erwachte Damons Lust/ da sein Vergnügen schlieff/
Und konte sich genug auff ihren Lippen weiden.
So wohl nahm Damons Durst die Kühlungs-Zeit in acht/
So artig wuste sich die Venus auch zu rächen;
Denn wo der Gärtner nicht bey seinen Blumen wacht/
So kan ein schlauer Dieb die schönsten Rosen brechen.
Es war ihr sprödes Thun mit rechter Müntz bezahlt/
Verlachte sie zuvor sein sehnliches Verlangen/
So hat sein Freuden-Stern auch nie so schön gestrahlt/
Als da vor einen Kuß er tausend hat empfangen.
Drum
B 5

und Galante Gedichte.
Denn die reinen Freundſchaffts-Kertzen
Brennen mir auch wunder-ſchoͤn/
Und das angenehme Schertzen
Laͤſt mich hoͤchſt-vergnuͤget ſehn.

Doch ich mehre meine Pein/
Wenn ich alle Luſt erzehle/
Drum ſo ſag' ich nur allein/
Lebe wohl/ du liebſte Seele!
Kont' ich dich dahin begleiten/
So verſpraͤch' ich mir gewiß
Wieder tauſend Lieblichkeiten/
Und mein vorges Paradies.
Als er ſie im Schlaffe kuͤſ-
ſete.
DEr Schoͤnheit Meiſterſtuͤck/ verliebter Eigenſinn
Sucht' ihren Uberdruß im Schlaffe zu verſuͤſſen/
Sie ſtriche Quaal und Schmertz des treuen Damons hin/
Um lieber gar den Tod als ſeinen Mund zu kuͤſſen.
Die Sinnen ſchloſſen ſich mit ihren Augen zu/
Und Venus hilfft ſie ſelbſt in ihre Ruhe wiegen!
Denn/ ſchoͤne grauſame/ ſprach ſie/ entſchlaͤffeſt du/
Soll Damon ſeinen Wunſch gar bald vergnuͤget kriegen.
Wie nun der ſtrenge Geiſt auff Phantaſien lieff/
Und auch in Traume nicht die Liebe wolte leiden/
Erwachte Damons Luſt/ da ſein Vergnuͤgen ſchlieff/
Und konte ſich genug auff ihren Lippen weiden.
So wohl nahm Damons Durſt die Kuͤhlungs-Zeit in acht/
So artig wuſte ſich die Venus auch zu raͤchen;
Denn wo der Gaͤrtner nicht bey ſeinen Blumen wacht/
So kan ein ſchlauer Dieb die ſchoͤnſten Roſen brechen.
Es war ihr ſproͤdes Thun mit rechter Muͤntz bezahlt/
Verlachte ſie zuvor ſein ſehnliches Verlangen/
So hat ſein Freuden-Stern auch nie ſo ſchoͤn geſtrahlt/
Als da vor einen Kuß er tauſend hat empfangen.
Drum
B 5
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <lg type="poem">
            <lg n="3">
              <pb facs="#f0035" n="25"/>
              <fw place="top" type="header">und <hi rendition="#aq">Galante</hi> <hi rendition="#fr">Gedichte</hi>.</fw><lb/>
              <l>Denn die reinen Freund&#x017F;chaffts-Kertzen</l><lb/>
              <l>Brennen mir auch wunder-&#x017F;cho&#x0364;n/</l><lb/>
              <l>Und das angenehme Schertzen</l><lb/>
              <l>La&#x0364;&#x017F;t mich ho&#x0364;ch&#x017F;t-vergnu&#x0364;get &#x017F;ehn.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="4">
              <l>Doch ich mehre meine Pein/</l><lb/>
              <l>Wenn ich alle Lu&#x017F;t erzehle/</l><lb/>
              <l>Drum &#x017F;o &#x017F;ag' ich nur allein/</l><lb/>
              <l>Lebe wohl/ du lieb&#x017F;te Seele!</l><lb/>
              <l>Kont' ich dich dahin begleiten/</l><lb/>
              <l>So ver&#x017F;pra&#x0364;ch' ich mir gewiß</l><lb/>
              <l>Wieder tau&#x017F;end Lieblichkeiten/</l><lb/>
              <l>Und mein vorges Paradies.</l>
            </lg>
          </lg>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head><hi rendition="#b"><hi rendition="#in">A</hi>ls er &#x017F;ie im <hi rendition="#in">S</hi>chlaffe ku&#x0364;&#x017F;-</hi><lb/>
&#x017F;ete.</head><lb/>
          <lg type="poem">
            <l><hi rendition="#in">D</hi>Er Scho&#x0364;nheit Mei&#x017F;ter&#x017F;tu&#x0364;ck/ verliebter Eigen&#x017F;inn</l><lb/>
            <l>Sucht' ihren Uberdruß im Schlaffe zu ver&#x017F;u&#x0364;&#x017F;&#x017F;en/</l><lb/>
            <l>Sie &#x017F;triche Quaal und Schmertz des treuen Damons hin/</l><lb/>
            <l>Um lieber gar den Tod als &#x017F;einen Mund zu ku&#x0364;&#x017F;&#x017F;en.</l><lb/>
            <l>Die Sinnen &#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ich mit ihren Augen zu/</l><lb/>
            <l>Und Venus hilfft &#x017F;ie &#x017F;elb&#x017F;t in ihre Ruhe wiegen!</l><lb/>
            <l>Denn/ &#x017F;cho&#x0364;ne grau&#x017F;ame/ &#x017F;prach &#x017F;ie/ ent&#x017F;chla&#x0364;ffe&#x017F;t du/</l><lb/>
            <l>Soll Damon &#x017F;einen Wun&#x017F;ch gar bald vergnu&#x0364;get kriegen.</l><lb/>
            <l>Wie nun der &#x017F;trenge Gei&#x017F;t auff Phanta&#x017F;ien lieff/</l><lb/>
            <l>Und auch in Traume nicht die Liebe wolte leiden/</l><lb/>
            <l>Erwachte Damons Lu&#x017F;t/ da &#x017F;ein Vergnu&#x0364;gen &#x017F;chlieff/</l><lb/>
            <l>Und konte &#x017F;ich genug auff ihren Lippen weiden.</l><lb/>
            <l>So wohl nahm Damons Dur&#x017F;t die Ku&#x0364;hlungs-Zeit in acht/</l><lb/>
            <l>So artig wu&#x017F;te &#x017F;ich die Venus auch zu ra&#x0364;chen;</l><lb/>
            <l>Denn wo der Ga&#x0364;rtner nicht bey &#x017F;einen Blumen wacht/</l><lb/>
            <l>So kan ein &#x017F;chlauer Dieb die &#x017F;cho&#x0364;n&#x017F;ten Ro&#x017F;en brechen.</l><lb/>
            <l>Es war ihr &#x017F;pro&#x0364;des Thun mit rechter Mu&#x0364;ntz bezahlt/</l><lb/>
            <l>Verlachte &#x017F;ie zuvor &#x017F;ein &#x017F;ehnliches Verlangen/</l><lb/>
            <l>So hat &#x017F;ein Freuden-Stern auch nie &#x017F;o &#x017F;cho&#x0364;n ge&#x017F;trahlt/</l><lb/>
            <l>Als da vor einen Kuß er tau&#x017F;end hat empfangen.</l><lb/>
            <fw place="bottom" type="sig">B 5</fw>
            <fw place="bottom" type="catch">Drum</fw><lb/>
          </lg>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[25/0035] und Galante Gedichte. Denn die reinen Freundſchaffts-Kertzen Brennen mir auch wunder-ſchoͤn/ Und das angenehme Schertzen Laͤſt mich hoͤchſt-vergnuͤget ſehn. Doch ich mehre meine Pein/ Wenn ich alle Luſt erzehle/ Drum ſo ſag' ich nur allein/ Lebe wohl/ du liebſte Seele! Kont' ich dich dahin begleiten/ So verſpraͤch' ich mir gewiß Wieder tauſend Lieblichkeiten/ Und mein vorges Paradies. Als er ſie im Schlaffe kuͤſ- ſete. DEr Schoͤnheit Meiſterſtuͤck/ verliebter Eigenſinn Sucht' ihren Uberdruß im Schlaffe zu verſuͤſſen/ Sie ſtriche Quaal und Schmertz des treuen Damons hin/ Um lieber gar den Tod als ſeinen Mund zu kuͤſſen. Die Sinnen ſchloſſen ſich mit ihren Augen zu/ Und Venus hilfft ſie ſelbſt in ihre Ruhe wiegen! Denn/ ſchoͤne grauſame/ ſprach ſie/ entſchlaͤffeſt du/ Soll Damon ſeinen Wunſch gar bald vergnuͤget kriegen. Wie nun der ſtrenge Geiſt auff Phantaſien lieff/ Und auch in Traume nicht die Liebe wolte leiden/ Erwachte Damons Luſt/ da ſein Vergnuͤgen ſchlieff/ Und konte ſich genug auff ihren Lippen weiden. So wohl nahm Damons Durſt die Kuͤhlungs-Zeit in acht/ So artig wuſte ſich die Venus auch zu raͤchen; Denn wo der Gaͤrtner nicht bey ſeinen Blumen wacht/ So kan ein ſchlauer Dieb die ſchoͤnſten Roſen brechen. Es war ihr ſproͤdes Thun mit rechter Muͤntz bezahlt/ Verlachte ſie zuvor ſein ſehnliches Verlangen/ So hat ſein Freuden-Stern auch nie ſo ſchoͤn geſtrahlt/ Als da vor einen Kuß er tauſend hat empfangen. Drum B 5

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hunold_gedichte_1702
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hunold_gedichte_1702/35
Zitationshilfe: Hunold, Christian Friedrich: Die Edle Bemühung müssiger Stunden. Hamburg, 1702, S. 25. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hunold_gedichte_1702/35>, abgerufen am 24.04.2024.