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Hunold, Christian Friedrich: Die Edle Bemühung müssiger Stunden. Hamburg, 1702.

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Schertzhaffte
Dergleichen über ihre Untreu.
KAn wohl ein sterblicher von mehrern Unglück wissen?
Wenn mein Vergnügen stirbt so leben Angst und Noth:
Mein Licht verbirget sich/ doch nicht die Finsternissen/
Mein Leben selber flieht/ so martert mich der Todt.
Das Liebste will mein Feind/ die Feinde Freunde werden
Die Furien sind da/ die weil mein Engel fleucht/
Die Meisterin verbannt den Schüler von der Erden/
Weil er den Griffel nicht mit puren Gold bestreicht/
Doch dein Magnet ist falsch wenn er nur Gold will ziehen/
Wie zog er denn zu vor auch Fleisch und Blut an sich?
Die Nadel darf sich sonst nach Norden nur bemühen
Und hier ist Kupffer mehr als kostbar Ertz vor dich.
Doch kan man schlecht Metal nicht auch zu Golde machen?
Ach ja wer mit den Stein der Weisen ist beglückt:
Und hab' ich diesen nicht? Erinnre dich mit lachen
Wie offt du ihn so wohl mit deiner Hand gedrückt.
Doch dein Gedächtniß ist dem Monde gleich zu schätzen/
Es nimmet bey mir ab/ bey andern wird es voll.
Nun will der Geist den Leib in gleichen grade setzen
Und deinem Hochmuth dient nur fremder Liebes-Zoll.
Die Venus kan mich zwar nicht ihren Stiff-Sohn nennen
Sie lässet der Natur die steiffen Zügel nach.
Doch Hymens Fackel darf bey solcher Gluth nicht brennen/
Der Juno Tempel weißt den Weg zum Schlaff-Gemach.
Ach köndte meine Hand so kostbar Weyrauch streuen/
So würde mir dein Schooß noch zum Altar gereicht:
Ich müste Gold-Tinctur/ wie Perlen Tropffen speyen/
Weil Lieb und Gelbesucht nur bey den Mitteln weicht.
Doch fülle nur die Hand/ und hüte dich für Pillen
Die nach neun Monate die Würckung lassen sehn/
Die Mässigkeit kan auch den Liebes-Hunger stillen/
Sonst wird Verrähterey durch eine Wieg' entstehn.
Nun
Schertzhaffte
Dergleichen uͤber ihre Untreu.
KAn wohl ein ſterblicher von mehrern Ungluͤck wiſſen?
Wenn mein Vergnuͤgen ſtirbt ſo leben Angſt und Noth:
Mein Licht verbirget ſich/ doch nicht die Finſterniſſen/
Mein Leben ſelber flieht/ ſo martert mich der Todt.
Das Liebſte will mein Feind/ die Feinde Freunde werden
Die Furien ſind da/ die weil mein Engel fleucht/
Die Meiſterin verbannt den Schuͤler von der Erden/
Weil er den Griffel nicht mit puren Gold beſtreicht/
Doch dein Magnet iſt falſch wenn er nur Gold will ziehen/
Wie zog er denn zu vor auch Fleiſch und Blut an ſich?
Die Nadel darf ſich ſonſt nach Norden nur bemuͤhen
Und hier iſt Kupffer mehr als koſtbar Ertz vor dich.
Doch kan man ſchlecht Metal nicht auch zu Golde machen?
Ach ja wer mit den Stein der Weiſen iſt begluͤckt:
Und hab' ich dieſen nicht? Erinnre dich mit lachen
Wie offt du ihn ſo wohl mit deiner Hand gedruͤckt.
Doch dein Gedaͤchtniß iſt dem Monde gleich zu ſchaͤtzen/
Es nimmet bey mir ab/ bey andern wird es voll.
Nun will der Geiſt den Leib in gleichen grade ſetzen
Und deinem Hochmuth dient nur fremder Liebes-Zoll.
Die Venus kan mich zwar nicht ihren Stiff-Sohn nennen
Sie laͤſſet der Natur die ſteiffen Zuͤgel nach.
Doch Hymens Fackel darf bey ſolcher Gluth nicht brennen/
Der Juno Tempel weißt den Weg zum Schlaff-Gemach.
Ach koͤndte meine Hand ſo koſtbar Weyrauch ſtreuen/
So wuͤrde mir dein Schooß noch zum Altar gereicht:
Ich muͤſte Gold-Tinctur/ wie Perlen Tropffen ſpeyen/
Weil Lieb und Gelbeſucht nur bey den Mitteln weicht.
Doch fuͤlle nur die Hand/ und huͤte dich fuͤr Pillen
Die nach neun Monate die Wuͤrckung laſſen ſehn/
Die Maͤſſigkeit kan auch den Liebes-Hunger ſtillen/
Sonſt wird Verraͤhterey durch eine Wieg' entſtehn.
Nun
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[94/0104] Schertzhaffte Dergleichen uͤber ihre Untreu. KAn wohl ein ſterblicher von mehrern Ungluͤck wiſſen? Wenn mein Vergnuͤgen ſtirbt ſo leben Angſt und Noth: Mein Licht verbirget ſich/ doch nicht die Finſterniſſen/ Mein Leben ſelber flieht/ ſo martert mich der Todt. Das Liebſte will mein Feind/ die Feinde Freunde werden Die Furien ſind da/ die weil mein Engel fleucht/ Die Meiſterin verbannt den Schuͤler von der Erden/ Weil er den Griffel nicht mit puren Gold beſtreicht/ Doch dein Magnet iſt falſch wenn er nur Gold will ziehen/ Wie zog er denn zu vor auch Fleiſch und Blut an ſich? Die Nadel darf ſich ſonſt nach Norden nur bemuͤhen Und hier iſt Kupffer mehr als koſtbar Ertz vor dich. Doch kan man ſchlecht Metal nicht auch zu Golde machen? Ach ja wer mit den Stein der Weiſen iſt begluͤckt: Und hab' ich dieſen nicht? Erinnre dich mit lachen Wie offt du ihn ſo wohl mit deiner Hand gedruͤckt. Doch dein Gedaͤchtniß iſt dem Monde gleich zu ſchaͤtzen/ Es nimmet bey mir ab/ bey andern wird es voll. Nun will der Geiſt den Leib in gleichen grade ſetzen Und deinem Hochmuth dient nur fremder Liebes-Zoll. Die Venus kan mich zwar nicht ihren Stiff-Sohn nennen Sie laͤſſet der Natur die ſteiffen Zuͤgel nach. Doch Hymens Fackel darf bey ſolcher Gluth nicht brennen/ Der Juno Tempel weißt den Weg zum Schlaff-Gemach. Ach koͤndte meine Hand ſo koſtbar Weyrauch ſtreuen/ So wuͤrde mir dein Schooß noch zum Altar gereicht: Ich muͤſte Gold-Tinctur/ wie Perlen Tropffen ſpeyen/ Weil Lieb und Gelbeſucht nur bey den Mitteln weicht. Doch fuͤlle nur die Hand/ und huͤte dich fuͤr Pillen Die nach neun Monate die Wuͤrckung laſſen ſehn/ Die Maͤſſigkeit kan auch den Liebes-Hunger ſtillen/ Sonſt wird Verraͤhterey durch eine Wieg' entſtehn. Nun

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Zitationshilfe: Hunold, Christian Friedrich: Die Edle Bemühung müssiger Stunden. Hamburg, 1702, S. 94. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hunold_gedichte_1702/104>, abgerufen am 29.03.2024.