Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hunold, Christian Friedrich: Die Edle Bemühung müssiger Stunden. Hamburg, 1702.

Bild:
<< vorherige Seite

Vermischte Gedichte
Was Wunders daß in sie die Liebe sich verliebet/
Und in der schönen Stadt auch ihren Handel übet/

Der Marckt ist angenehm/ noch mehr die schönen Waaren
Die nur mit einem Wort recht unvergleichlich sind
Wie soll die Liebe denn hier nicht zur Messe fahren
Ihr Auge bleibt allein bey schlechtern Sachen blind.
Drum hat sie überall die Laden aufgeschlagen
Und weiset was für Pracht sie mit Erstaunen küst.
Der Seelen Gleichheit wird zur Oberstell getragen/
Weil sie das feinste Guth in diesen Handel ist
Denn steht der Tugend-Bild/ den folgen Gold und Schätze/
Denn pragt der Schönheit Macht/ geringer Seelen-Netze.
Bey allen aber muß das Hertz im Handel gehen
Es ist ein wehrtes Pfand und dient zur Sicherheit.
Man läst den kauff dadurch auf festen Fusse stehen/
Und seufftzet nicht so leicht nach andrer Schätzbarkeit
Doch weil die Kauffmanschafft auch schlechte Waaren führet/
So ist der Liebes Gram auch schlim und wohl bestellt.
Hier ist verlegen Guth das schon der Moder rühret
Und das den Glantz allein durch falsche Schminck erhält.
Ein Zobel der den Wurm und Motten angenommen:
Ein solches Silber-Stück das nur von Lion kommen.
Wie nun die Waaren sind/ so muß das Geld auch klingen
Was ächt und herrlich ist/ das hat den besten Preiß
Und also muß das Guth auch gute Käuffer bringen
Wie wol auch Amor offt von schlimmen Käuffern weiß.
Denn wer nach Tugend mehr als Gold und Schönheit trachtet/
Der hält den Kauff gewiß und ist damit vergnügt/
Doch wer die Sinnen bloß den Schönen hat verpachtet/
Der sieht offt wie er was auff gutes Credo kriegt.
Ist nun der Wechsel starck und der Termin verflossen/
So macht ein Banqverott offt lauter Kinder-Possen.
Allein wo Lieb' und Treu den schönen Handel schliesset/
So fänget sich der Kauff mit süssen Blicken an.
Die

Vermiſchte Gedichte
Was Wunders daß in ſie die Liebe ſich verliebet/
Und in der ſchoͤnen Stadt auch ihren Handel uͤbet/

Der Marckt iſt angenehm/ noch mehr die ſchoͤnen Waaren
Die nur mit einem Wort recht unvergleichlich ſind
Wie ſoll die Liebe denn hier nicht zur Meſſe fahren
Ihr Auge bleibt allein bey ſchlechtern Sachen blind.
Drum hat ſie uͤberall die Laden aufgeſchlagen
Und weiſet was fuͤr Pracht ſie mit Erſtaunen kuͤſt.
Der Seelen Gleichheit wird zur Oberſtell getragen/
Weil ſie das feinſte Guth in dieſen Handel iſt
Denn ſteht der Tugend-Bild/ den folgen Gold und Schaͤtze/
Denn pragt der Schoͤnheit Macht/ geringer Seelen-Netze.
Bey allen aber muß das Hertz im Handel gehen
Es iſt ein wehrtes Pfand und dient zur Sicherheit.
Man laͤſt den kauff dadurch auf feſten Fuſſe ſtehen/
Und ſeufftzet nicht ſo leicht nach andrer Schaͤtzbarkeit
Doch weil die Kauffmanſchafft auch ſchlechte Waaren fuͤhret/
So iſt der Liebes Gram auch ſchlim und wohl beſtellt.
Hier iſt verlegen Guth das ſchon der Moder ruͤhret
Und das den Glantz allein durch falſche Schminck erhaͤlt.
Ein Zobel der den Wurm und Motten angenommen:
Ein ſolches Silber-Stuͤck das nur von Lion kommen.
Wie nun die Waaren ſind/ ſo muß das Geld auch klingen
Was aͤcht und herrlich iſt/ das hat den beſten Preiß
Und alſo muß das Guth auch gute Kaͤuffer bringen
Wie wol auch Amor offt von ſchlimmen Kaͤuffern weiß.
Denn wer nach Tugend mehr als Gold und Schoͤnheit trachtet/
Der haͤlt den Kauff gewiß und iſt damit vergnuͤgt/
Doch wer die Sinnen bloß den Schoͤnen hat verpachtet/
Der ſieht offt wie er was auff gutes Credo kriegt.
Iſt nun der Wechſel ſtarck und der Termin verfloſſen/
So macht ein Banqverott offt lauter Kinder-Poſſen.
Allein wo Lieb' und Treu den ſchoͤnen Handel ſchlieſſet/
So faͤnget ſich der Kauff mit ſuͤſſen Blicken an.
Die
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <lg type="poem">
            <lg n="1">
              <pb facs="#f0133" n="123"/>
              <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#fr">Vermi&#x017F;chte Gedichte</hi> </fw><lb/>
              <l>Was Wunders daß in &#x017F;ie die Liebe &#x017F;ich verliebet/</l><lb/>
              <l>Und in der &#x017F;cho&#x0364;nen Stadt auch ihren Handel u&#x0364;bet/</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="2">
              <l>Der Marckt i&#x017F;t angenehm/ noch mehr die &#x017F;cho&#x0364;nen Waaren</l><lb/>
              <l>Die nur mit einem Wort recht unvergleichlich &#x017F;ind</l><lb/>
              <l>Wie &#x017F;oll die Liebe denn hier nicht zur Me&#x017F;&#x017F;e fahren</l><lb/>
              <l>Ihr Auge bleibt allein bey &#x017F;chlechtern Sachen blind.</l><lb/>
              <l>Drum hat &#x017F;ie u&#x0364;berall die Laden aufge&#x017F;chlagen</l><lb/>
              <l>Und wei&#x017F;et was fu&#x0364;r Pracht &#x017F;ie mit Er&#x017F;taunen ku&#x0364;&#x017F;t.</l><lb/>
              <l>Der Seelen Gleichheit wird zur Ober&#x017F;tell getragen/</l><lb/>
              <l>Weil &#x017F;ie das fein&#x017F;te Guth in die&#x017F;en Handel i&#x017F;t</l><lb/>
              <l>Denn &#x017F;teht der Tugend-Bild/ den folgen Gold und Scha&#x0364;tze/</l><lb/>
              <l>Denn pragt der Scho&#x0364;nheit Macht/ geringer Seelen-Netze.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="3">
              <l>Bey allen aber muß das Hertz im Handel gehen</l><lb/>
              <l>Es i&#x017F;t ein wehrtes Pfand und dient zur Sicherheit.</l><lb/>
              <l>Man la&#x0364;&#x017F;t den kauff dadurch auf fe&#x017F;ten Fu&#x017F;&#x017F;e &#x017F;tehen/</l><lb/>
              <l>Und &#x017F;eufftzet nicht &#x017F;o leicht nach andrer Scha&#x0364;tzbarkeit</l><lb/>
              <l>Doch weil die Kauffman&#x017F;chafft auch &#x017F;chlechte Waaren fu&#x0364;hret/</l><lb/>
              <l>So i&#x017F;t der Liebes Gram auch &#x017F;chlim und wohl be&#x017F;tellt.</l><lb/>
              <l>Hier i&#x017F;t verlegen Guth das &#x017F;chon der Moder ru&#x0364;hret</l><lb/>
              <l>Und das den Glantz allein durch fal&#x017F;che Schminck erha&#x0364;lt.</l><lb/>
              <l>Ein Zobel der den Wurm und Motten angenommen:</l><lb/>
              <l>Ein &#x017F;olches Silber-Stu&#x0364;ck das nur von Lion kommen.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="4">
              <l>Wie nun die Waaren &#x017F;ind/ &#x017F;o muß das Geld auch klingen</l><lb/>
              <l>Was a&#x0364;cht und herrlich i&#x017F;t/ das hat den be&#x017F;ten Preiß</l><lb/>
              <l>Und al&#x017F;o muß das Guth auch gute Ka&#x0364;uffer bringen</l><lb/>
              <l>Wie wol auch Amor offt von &#x017F;chlimmen Ka&#x0364;uffern weiß.</l><lb/>
              <l>Denn wer nach Tugend mehr als Gold und Scho&#x0364;nheit trachtet/</l><lb/>
              <l>Der ha&#x0364;lt den Kauff gewiß und i&#x017F;t damit vergnu&#x0364;gt/</l><lb/>
              <l>Doch wer die Sinnen bloß den Scho&#x0364;nen hat verpachtet/</l><lb/>
              <l>Der &#x017F;ieht offt wie er was auff gutes <hi rendition="#aq">Credo</hi> kriegt.</l><lb/>
              <l>I&#x017F;t nun der Wech&#x017F;el &#x017F;tarck und der Termin verflo&#x017F;&#x017F;en/</l><lb/>
              <l>So macht ein Banqverott offt lauter Kinder-Po&#x017F;&#x017F;en.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="5">
              <l>Allein wo Lieb' und Treu den &#x017F;cho&#x0364;nen Handel &#x017F;chlie&#x017F;&#x017F;et/</l><lb/>
              <l>So fa&#x0364;nget &#x017F;ich der Kauff mit &#x017F;u&#x0364;&#x017F;&#x017F;en Blicken an.</l><lb/>
              <fw place="bottom" type="catch">Die</fw><lb/>
            </lg>
          </lg>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[123/0133] Vermiſchte Gedichte Was Wunders daß in ſie die Liebe ſich verliebet/ Und in der ſchoͤnen Stadt auch ihren Handel uͤbet/ Der Marckt iſt angenehm/ noch mehr die ſchoͤnen Waaren Die nur mit einem Wort recht unvergleichlich ſind Wie ſoll die Liebe denn hier nicht zur Meſſe fahren Ihr Auge bleibt allein bey ſchlechtern Sachen blind. Drum hat ſie uͤberall die Laden aufgeſchlagen Und weiſet was fuͤr Pracht ſie mit Erſtaunen kuͤſt. Der Seelen Gleichheit wird zur Oberſtell getragen/ Weil ſie das feinſte Guth in dieſen Handel iſt Denn ſteht der Tugend-Bild/ den folgen Gold und Schaͤtze/ Denn pragt der Schoͤnheit Macht/ geringer Seelen-Netze. Bey allen aber muß das Hertz im Handel gehen Es iſt ein wehrtes Pfand und dient zur Sicherheit. Man laͤſt den kauff dadurch auf feſten Fuſſe ſtehen/ Und ſeufftzet nicht ſo leicht nach andrer Schaͤtzbarkeit Doch weil die Kauffmanſchafft auch ſchlechte Waaren fuͤhret/ So iſt der Liebes Gram auch ſchlim und wohl beſtellt. Hier iſt verlegen Guth das ſchon der Moder ruͤhret Und das den Glantz allein durch falſche Schminck erhaͤlt. Ein Zobel der den Wurm und Motten angenommen: Ein ſolches Silber-Stuͤck das nur von Lion kommen. Wie nun die Waaren ſind/ ſo muß das Geld auch klingen Was aͤcht und herrlich iſt/ das hat den beſten Preiß Und alſo muß das Guth auch gute Kaͤuffer bringen Wie wol auch Amor offt von ſchlimmen Kaͤuffern weiß. Denn wer nach Tugend mehr als Gold und Schoͤnheit trachtet/ Der haͤlt den Kauff gewiß und iſt damit vergnuͤgt/ Doch wer die Sinnen bloß den Schoͤnen hat verpachtet/ Der ſieht offt wie er was auff gutes Credo kriegt. Iſt nun der Wechſel ſtarck und der Termin verfloſſen/ So macht ein Banqverott offt lauter Kinder-Poſſen. Allein wo Lieb' und Treu den ſchoͤnen Handel ſchlieſſet/ So faͤnget ſich der Kauff mit ſuͤſſen Blicken an. Die

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hunold_gedichte_1702
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hunold_gedichte_1702/133
Zitationshilfe: Hunold, Christian Friedrich: Die Edle Bemühung müssiger Stunden. Hamburg, 1702, S. 123. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hunold_gedichte_1702/133>, abgerufen am 19.04.2024.