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Immermann, Karl: Münchhausen. Bd. 1. Düsseldorf, 1838.

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Eilftes Capitel.

Worin der Freiherr seinen Abscheu vor
dem Laster des Lügens nicht allein aus-
spricht, sondern auch bethätigt
.


Was für ein schändliches Laster ist das Lügen!
Denn erstens kommt es leicht heraus, wenn Einer
zu arg flunkert, und zweitens kann Jemand, der
sich's angewöhnt hat, auch einmal die Wahrheit
sprechen, und Keiner glaubt sie ihm dann.

Daß mein Ahnherr, der Freiherr von Münch-
hausen auf Bodenwerder einmal in seinem Leben
die Wahrheit sagte, und Niemand ihm glauben
wollte, das hat bei dreihundert Menschen das
Leben gekostet.

Wie? riefen der Baron und seine Tochter aus
einem Munde.

Geschätzte Freunde und liebe Wirthe, mäßiget
Euer Erstaunen, versetzte der Gast, indem er, wie

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Eilftes Capitel.

Worin der Freiherr ſeinen Abſcheu vor
dem Laſter des Lügens nicht allein aus-
ſpricht, ſondern auch bethätigt
.


Was für ein ſchändliches Laſter iſt das Lügen!
Denn erſtens kommt es leicht heraus, wenn Einer
zu arg flunkert, und zweitens kann Jemand, der
ſich’s angewöhnt hat, auch einmal die Wahrheit
ſprechen, und Keiner glaubt ſie ihm dann.

Daß mein Ahnherr, der Freiherr von Münch-
hauſen auf Bodenwerder einmal in ſeinem Leben
die Wahrheit ſagte, und Niemand ihm glauben
wollte, das hat bei dreihundert Menſchen das
Leben gekoſtet.

Wie? riefen der Baron und ſeine Tochter aus
einem Munde.

Geſchätzte Freunde und liebe Wirthe, mäßiget
Euer Erſtaunen, verſetzte der Gaſt, indem er, wie

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Zitationshilfe: Immermann, Karl: Münchhausen. Bd. 1. Düsseldorf, 1838, S. [3]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/immermann_muenchhausen01_1838/11>, abgerufen am 19.04.2024.