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Immermann, Karl: Münchhausen. Bd. 1. Düsseldorf, 1838.

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Zweites Capitel.

Rath und Antheil
.


Indem er sich mit dem Knechte dem Hause
zuwandte, sah er, daß der Platz unter den Linden
schon wieder von neuen Gästen eingenommen war.
Diese hatten aber ein sehr verschiedenartiges Anse-
hen. Denn es saßen da drei bis vier Bauern,
seine nächsten Nachbarn, und neben ihnen saß ein
bildschönes Mädchen. Dieses bildschöne Mädchen
war die blonde Lisbeth, welche im Oberhofe genächti-
get hatte.

Ich werde mich nicht vermessen, ihre Schönheit
zu beschreiben; es käme dabei doch nur auf rothe
Wangen und blaue Augen hinaus, und diese aller-
liebsten Dinge, so frisch sie sich in der Wirklichkeit
halten, sind schwarz auf weiß etwas abgestanden.
Es denke sich daher jeder Leser seine jetzige oder
ehemalige Geliebte, und jede Leserin blicke in den

Zweites Capitel.

Rath und Antheil
.


Indem er ſich mit dem Knechte dem Hauſe
zuwandte, ſah er, daß der Platz unter den Linden
ſchon wieder von neuen Gäſten eingenommen war.
Dieſe hatten aber ein ſehr verſchiedenartiges Anſe-
hen. Denn es ſaßen da drei bis vier Bauern,
ſeine nächſten Nachbarn, und neben ihnen ſaß ein
bildſchönes Mädchen. Dieſes bildſchöne Mädchen
war die blonde Lisbeth, welche im Oberhofe genächti-
get hatte.

Ich werde mich nicht vermeſſen, ihre Schönheit
zu beſchreiben; es käme dabei doch nur auf rothe
Wangen und blaue Augen hinaus, und dieſe aller-
liebſten Dinge, ſo friſch ſie ſich in der Wirklichkeit
halten, ſind ſchwarz auf weiß etwas abgeſtanden.
Es denke ſich daher jeder Leſer ſeine jetzige oder
ehemalige Geliebte, und jede Leſerin blicke in den

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[267/0275] Zweites Capitel. Rath und Antheil. Indem er ſich mit dem Knechte dem Hauſe zuwandte, ſah er, daß der Platz unter den Linden ſchon wieder von neuen Gäſten eingenommen war. Dieſe hatten aber ein ſehr verſchiedenartiges Anſe- hen. Denn es ſaßen da drei bis vier Bauern, ſeine nächſten Nachbarn, und neben ihnen ſaß ein bildſchönes Mädchen. Dieſes bildſchöne Mädchen war die blonde Lisbeth, welche im Oberhofe genächti- get hatte. Ich werde mich nicht vermeſſen, ihre Schönheit zu beſchreiben; es käme dabei doch nur auf rothe Wangen und blaue Augen hinaus, und dieſe aller- liebſten Dinge, ſo friſch ſie ſich in der Wirklichkeit halten, ſind ſchwarz auf weiß etwas abgeſtanden. Es denke ſich daher jeder Leſer ſeine jetzige oder ehemalige Geliebte, und jede Leſerin blicke in den

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Zitationshilfe: Immermann, Karl: Münchhausen. Bd. 1. Düsseldorf, 1838, S. 267. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/immermann_muenchhausen01_1838/275>, abgerufen am 25.04.2024.