Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Immermann, Karl: Münchhausen. Bd. 1. Düsseldorf, 1838.

Bild:
<< vorherige Seite
Drittes Capitel.

Der Oberhof.


"Westphalen bestund aus einzelnen Höfen, deren
jeder seinen eigenthümlichen und freien Besitzer
hatte. Mehrere solcher Höfe machten eine Bauer-
schaft aus, die gewöhnlich den Namen des ältesten
und vornehmsten Hofes führte. Es gründet sich
in der ersten Anlage der Bauerschaften, daß der
älteste Hof auch der erste im Range bleiben und
der vornehmere werden mußte, wo von Zeit zu Zeit
die davon ausgegangenen Kinder, Enkel, Hausge-
nossen zusammenkamen und einige Tage feuerten
und zechten. Der Anfang, oder das Ende des
Sommers war die gewöhnliche Zeit dazu, wo jeder
Hofbesitzer etwas von seinen gezogenen Früchten
und auch wohl ein junges Stück Vieh zum Bauer-
mahl mitbrachte. Man besprach sich über man-
nichfaltige Gegenstände und nahm Rücksprache, Hei-

Immermann's Münchhausen 1. Th. 19
Drittes Capitel.

Der Oberhof.


„Weſtphalen beſtund aus einzelnen Höfen, deren
jeder ſeinen eigenthümlichen und freien Beſitzer
hatte. Mehrere ſolcher Höfe machten eine Bauer-
ſchaft aus, die gewöhnlich den Namen des älteſten
und vornehmſten Hofes führte. Es gründet ſich
in der erſten Anlage der Bauerſchaften, daß der
älteſte Hof auch der erſte im Range bleiben und
der vornehmere werden mußte, wo von Zeit zu Zeit
die davon ausgegangenen Kinder, Enkel, Hausge-
noſſen zuſammenkamen und einige Tage feuerten
und zechten. Der Anfang, oder das Ende des
Sommers war die gewöhnliche Zeit dazu, wo jeder
Hofbeſitzer etwas von ſeinen gezogenen Früchten
und auch wohl ein junges Stück Vieh zum Bauer-
mahl mitbrachte. Man beſprach ſich über man-
nichfaltige Gegenſtände und nahm Rückſprache, Hei-

Immermann’s Münchhauſen 1. Th. 19
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0297" n="289"/>
        <div n="2">
          <head><hi rendition="#g">Drittes Capitel</hi>.<lb/><milestone rendition="#hr" unit="section"/><hi rendition="#g">Der Oberhof</hi>.</head><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
          <p>&#x201E;We&#x017F;tphalen be&#x017F;tund aus einzelnen Höfen, deren<lb/>
jeder &#x017F;einen eigenthümlichen und freien Be&#x017F;itzer<lb/>
hatte. Mehrere &#x017F;olcher Höfe machten eine Bauer-<lb/>
&#x017F;chaft aus, die gewöhnlich den Namen des älte&#x017F;ten<lb/>
und vornehm&#x017F;ten Hofes führte. Es gründet &#x017F;ich<lb/>
in der er&#x017F;ten Anlage der Bauer&#x017F;chaften, daß der<lb/>
älte&#x017F;te Hof auch der er&#x017F;te im Range bleiben und<lb/>
der vornehmere werden mußte, wo von Zeit zu Zeit<lb/>
die davon ausgegangenen Kinder, Enkel, Hausge-<lb/>
no&#x017F;&#x017F;en zu&#x017F;ammenkamen und einige Tage feuerten<lb/>
und zechten. Der Anfang, oder das Ende des<lb/>
Sommers war die gewöhnliche Zeit dazu, wo jeder<lb/>
Hofbe&#x017F;itzer etwas von &#x017F;einen gezogenen Früchten<lb/>
und auch wohl ein junges Stück Vieh zum Bauer-<lb/>
mahl mitbrachte. Man be&#x017F;prach &#x017F;ich über man-<lb/>
nichfaltige Gegen&#x017F;tände und nahm Rück&#x017F;prache, Hei-<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">Immermann&#x2019;s Münchhau&#x017F;en 1. Th. 19</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[289/0297] Drittes Capitel. Der Oberhof. „Weſtphalen beſtund aus einzelnen Höfen, deren jeder ſeinen eigenthümlichen und freien Beſitzer hatte. Mehrere ſolcher Höfe machten eine Bauer- ſchaft aus, die gewöhnlich den Namen des älteſten und vornehmſten Hofes führte. Es gründet ſich in der erſten Anlage der Bauerſchaften, daß der älteſte Hof auch der erſte im Range bleiben und der vornehmere werden mußte, wo von Zeit zu Zeit die davon ausgegangenen Kinder, Enkel, Hausge- noſſen zuſammenkamen und einige Tage feuerten und zechten. Der Anfang, oder das Ende des Sommers war die gewöhnliche Zeit dazu, wo jeder Hofbeſitzer etwas von ſeinen gezogenen Früchten und auch wohl ein junges Stück Vieh zum Bauer- mahl mitbrachte. Man beſprach ſich über man- nichfaltige Gegenſtände und nahm Rückſprache, Hei- Immermann’s Münchhauſen 1. Th. 19

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/immermann_muenchhausen01_1838
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/immermann_muenchhausen01_1838/297
Zitationshilfe: Immermann, Karl: Münchhausen. Bd. 1. Düsseldorf, 1838, S. 289. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/immermann_muenchhausen01_1838/297>, abgerufen am 18.04.2024.