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Immermann, Karl: Münchhausen. Bd. 3. Düsseldorf, 1839.

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bekümmerte sich Niemand sonderlich. Der Bräu-
tigam half den Tisch im Flure decken. Die Braut
saß mit den beiden ihr treugebliebenen Brautjung-
fern für sich und in einiger Entfernung von den
übrigen Frauen unter den Linden im Hofe. Zu-
weilen und insoweit sie sich von ihrem Getränke
abmüssigen konnten, spielten die Musicanten, denen
ein besonderer Tisch im Baumgarten angewiesen wor-
den war, kurze Stücklein, ohne jedoch eine eigent-
liche Aufmerksamkeit zu erregen, denn die Meisten
hielten ihren Sinn nur auf die weißgedeckten
Tafeln geheftet, auf welchen nun die Mägde allge-
mach anzurichten begannen.

Der Brautvater hatte unterdessen von Neuem
Gelegenheit gehabt, seine Fassung zu erweisen.
Zwar, daß ihm der Diaconus, als er in den Hof
kam, verkündigte, die fremde Excellenz, welche er
so eben im Kruge becomplimentirt, sei von ihm
ungeachtet des Schrecks in der Kirche dennoch
veranlaßt worden, die Hochzeit zu besuchen, konnte
seinem Stolze nur behaglich seyn. Aber sonst ging
so Manches bei dem Plaisir, wie er für sich hin-
murmelte, nicht in der gehörigen Manier. Schon
daß seine Voraussagung eintraf und daß ihn bei

bekümmerte ſich Niemand ſonderlich. Der Bräu-
tigam half den Tiſch im Flure decken. Die Braut
ſaß mit den beiden ihr treugebliebenen Brautjung-
fern für ſich und in einiger Entfernung von den
übrigen Frauen unter den Linden im Hofe. Zu-
weilen und inſoweit ſie ſich von ihrem Getränke
abmüſſigen konnten, ſpielten die Muſicanten, denen
ein beſonderer Tiſch im Baumgarten angewieſen wor-
den war, kurze Stücklein, ohne jedoch eine eigent-
liche Aufmerkſamkeit zu erregen, denn die Meiſten
hielten ihren Sinn nur auf die weißgedeckten
Tafeln geheftet, auf welchen nun die Mägde allge-
mach anzurichten begannen.

Der Brautvater hatte unterdeſſen von Neuem
Gelegenheit gehabt, ſeine Faſſung zu erweiſen.
Zwar, daß ihm der Diaconus, als er in den Hof
kam, verkündigte, die fremde Excellenz, welche er
ſo eben im Kruge becomplimentirt, ſei von ihm
ungeachtet des Schrecks in der Kirche dennoch
veranlaßt worden, die Hochzeit zu beſuchen, konnte
ſeinem Stolze nur behaglich ſeyn. Aber ſonſt ging
ſo Manches bei dem Plaiſir, wie er für ſich hin-
murmelte, nicht in der gehörigen Manier. Schon
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[80/0094] bekümmerte ſich Niemand ſonderlich. Der Bräu- tigam half den Tiſch im Flure decken. Die Braut ſaß mit den beiden ihr treugebliebenen Brautjung- fern für ſich und in einiger Entfernung von den übrigen Frauen unter den Linden im Hofe. Zu- weilen und inſoweit ſie ſich von ihrem Getränke abmüſſigen konnten, ſpielten die Muſicanten, denen ein beſonderer Tiſch im Baumgarten angewieſen wor- den war, kurze Stücklein, ohne jedoch eine eigent- liche Aufmerkſamkeit zu erregen, denn die Meiſten hielten ihren Sinn nur auf die weißgedeckten Tafeln geheftet, auf welchen nun die Mägde allge- mach anzurichten begannen. Der Brautvater hatte unterdeſſen von Neuem Gelegenheit gehabt, ſeine Faſſung zu erweiſen. Zwar, daß ihm der Diaconus, als er in den Hof kam, verkündigte, die fremde Excellenz, welche er ſo eben im Kruge becomplimentirt, ſei von ihm ungeachtet des Schrecks in der Kirche dennoch veranlaßt worden, die Hochzeit zu beſuchen, konnte ſeinem Stolze nur behaglich ſeyn. Aber ſonſt ging ſo Manches bei dem Plaiſir, wie er für ſich hin- murmelte, nicht in der gehörigen Manier. Schon daß ſeine Vorausſagung eintraf und daß ihn bei

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Zitationshilfe: Immermann, Karl: Münchhausen. Bd. 3. Düsseldorf, 1839, S. 80. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/immermann_muenchhausen03_1839/94>, abgerufen am 29.03.2024.