Vollkommenheiten denjenigen Zusam- menhang der Dinge erwehlen, in wel- chem die gröste (*) Anzahl kan erhalten werden.
§. 3.
Vermöge dieses Satzes kan es sich zutragen, daß ein Mensch in dem jetzigen Zusammenhange der Dinge verlohren gehet, der in einem andern sich zur Gott- seeligkeit gelencket hätte.
§. 4.
Jndessen kan sich ein solcher über GOtt nicht beschwehren, wenn er ihm nur hin- längliche Gelegenheit giebt seine See- ligkeit zu suchen. Denn niemand kann von dem weisesten Schöpfer verlangen, daß er eines oder etlicher Menschen wegen solte ausserordentliche Dinge thun, durch deren Gelegenheit sie erhalten, aber eine noch weit grössere Menge in das Verder- ben gestürtzet würde.
§. 5.
(*) Wenn hier von der grösten Anzahl der Seeligen geredet wird, so vergleicht man sie nicht mit der Anzahl unseeliger Men- schen, sondern mit der Menge der See- ligen, die in einer jeden andern mögli- chen Verfassung der Welt könnte erhal- ten werden.
Vollkommenheiten denjenigen Zuſam- menhang der Dinge erwehlen, in wel- chem die groͤſte (*) Anzahl kan erhalten werden.
§. 3.
Vermoͤge dieſes Satzes kan es ſich zutragen, daß ein Menſch in dem jetzigen Zuſammenhange der Dinge verlohren gehet, der in einem andern ſich zur Gott- ſeeligkeit gelencket haͤtte.
§. 4.
Jndeſſen kan ſich ein ſolcher uͤber GOtt nicht beſchwehren, wenn er ihm nur hin- laͤngliche Gelegenheit giebt ſeine See- ligkeit zu ſuchen. Denn niemand kann von dem weiſeſten Schoͤpfer verlangen, daß er eines oder etlicher Menſchen wegen ſolte auſſerordentliche Dinge thun, durch deren Gelegenheit ſie erhalten, aber eine noch weit groͤſſere Menge in das Verder- ben geſtuͤrtzet wuͤrde.
§. 5.
(*) Wenn hier von der groͤſten Anzahl der Seeligen geredet wird, ſo vergleicht man ſie nicht mit der Anzahl unſeeliger Men- ſchen, ſondern mit der Menge der See- ligen, die in einer jeden andern moͤgli- chen Verfaſſung der Welt koͤnnte erhal- ten werden.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0017"n="13"/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><lb/>
Vollkommenheiten denjenigen Zuſam-<lb/>
menhang der Dinge erwehlen, in wel-<lb/>
chem die groͤſte <noteplace="foot"n="(*)">Wenn hier von der groͤſten Anzahl der<lb/>
Seeligen geredet wird, ſo vergleicht man<lb/>ſie nicht mit der Anzahl unſeeliger Men-<lb/>ſchen, ſondern mit der Menge der See-<lb/>
ligen, die in einer jeden andern moͤgli-<lb/>
chen Verfaſſung der Welt koͤnnte erhal-<lb/>
ten werden.</note> Anzahl kan erhalten<lb/>
werden.</p></div><lb/><divn="3"><head>§. 3.</head><lb/><p>Vermoͤge dieſes Satzes kan es ſich<lb/>
zutragen, daß ein Menſch in dem jetzigen<lb/>
Zuſammenhange der Dinge verlohren<lb/>
gehet, der in einem andern ſich zur Gott-<lb/>ſeeligkeit gelencket haͤtte.</p></div><lb/><divn="3"><head>§. 4.</head><lb/><p>Jndeſſen kan ſich ein ſolcher uͤber GOtt<lb/>
nicht beſchwehren, wenn er ihm nur <hirendition="#fr">hin-<lb/>
laͤngliche</hi> Gelegenheit giebt ſeine See-<lb/>
ligkeit zu ſuchen. Denn niemand kann<lb/>
von dem weiſeſten Schoͤpfer verlangen,<lb/>
daß er eines oder etlicher Menſchen wegen<lb/>ſolte auſſerordentliche Dinge thun, durch<lb/>
deren Gelegenheit ſie erhalten, aber eine<lb/>
noch weit groͤſſere Menge in das Verder-<lb/>
ben geſtuͤrtzet wuͤrde.</p></div><lb/><fwplace="bottom"type="catch">§. 5.</fw><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><lb/></div></div></body></text></TEI>
[13/0017]
Vollkommenheiten denjenigen Zuſam-
menhang der Dinge erwehlen, in wel-
chem die groͤſte (*) Anzahl kan erhalten
werden.
§. 3.
Vermoͤge dieſes Satzes kan es ſich
zutragen, daß ein Menſch in dem jetzigen
Zuſammenhange der Dinge verlohren
gehet, der in einem andern ſich zur Gott-
ſeeligkeit gelencket haͤtte.
§. 4.
Jndeſſen kan ſich ein ſolcher uͤber GOtt
nicht beſchwehren, wenn er ihm nur hin-
laͤngliche Gelegenheit giebt ſeine See-
ligkeit zu ſuchen. Denn niemand kann
von dem weiſeſten Schoͤpfer verlangen,
daß er eines oder etlicher Menſchen wegen
ſolte auſſerordentliche Dinge thun, durch
deren Gelegenheit ſie erhalten, aber eine
noch weit groͤſſere Menge in das Verder-
ben geſtuͤrtzet wuͤrde.
§. 5.
(*) Wenn hier von der groͤſten Anzahl der
Seeligen geredet wird, ſo vergleicht man
ſie nicht mit der Anzahl unſeeliger Men-
ſchen, ſondern mit der Menge der See-
ligen, die in einer jeden andern moͤgli-
chen Verfaſſung der Welt koͤnnte erhal-
ten werden.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbahrung antreffen. Bd. 1. Göttingen, 1741, S. 13. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen01_1741/17>, abgerufen am 24.04.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.