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Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbahrung antreffen. Bd. 1. Göttingen, 1741.

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§. 35.

Weil aber nicht alle Menschen gleichUnter-
schied der
Höllen-
Straffen.

weit in der Boßheit kommen, so können
auch die Folgen derselben nicht gleich hart
seyn. Wer seinen Leidenschafften mehr
nachhänget, wird auch mehr Unruhe von
denselben haben, und nach seinen Lastern
werden auch die äusseren Straffen einge-
richtet seyn. Christus bekräfftiget dieses,
wenn er Matth. 11. v. 22. spricht: Es wird
Tyro und Sidon erträglicher ergehen, als
denen, die seine Wunder gesehen, und sei-
ne Predigten gehöret, und sich doch nicht
gebessert. Woraus vollkommen klar ist,
daß der gerechte Ausspruch unsers Erlö-
sers dem einen mehr Straffe als dem an-
dern zuerkennen wird. Siehe auch Matth.
10. v. 15. Luc. 12. v. 47.

§. 36.

Nachdem wir nun einige Umstände desGOtt be-
weiset sich
bey Him-
mel und
Hölle als
das gü-
tigste We-
sen.

Himmels und der Hölle angeführet, so
wollen wir uns bemühen die Absichten, so
GOtt bey denselben hat, zu entdecken, und
sehen ob wir sie auf seine Haupt-Absicht,
so er bey Erschaffung der Creaturen ge-
habt, hinaus führen können. Wir haben

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§. 35.

Weil aber nicht alle Menſchen gleichUnter-
ſchied der
Hoͤllen-
Straffen.

weit in der Boßheit kommen, ſo koͤnnen
auch die Folgen derſelben nicht gleich hart
ſeyn. Wer ſeinen Leidenſchafften mehr
nachhaͤnget, wird auch mehr Unruhe von
denſelben haben, und nach ſeinen Laſtern
werden auch die aͤuſſeren Straffen einge-
richtet ſeyn. Chriſtus bekraͤfftiget dieſes,
wenn er Matth. 11. v. 22. ſpricht: Es wird
Tyro und Sidon ertraͤglicher ergehen, als
denen, die ſeine Wunder geſehen, und ſei-
ne Predigten gehoͤret, und ſich doch nicht
gebeſſert. Woraus vollkommen klar iſt,
daß der gerechte Ausſpruch unſers Erloͤ-
ſers dem einen mehr Straffe als dem an-
dern zuerkennen wird. Siehe auch Matth.
10. v. 15. Luc. 12. v. 47.

§. 36.

Nachdem wir nun einige Umſtaͤnde desGOtt be-
weiſet ſich
bey Him-
mel und
Hoͤlle als
das guͤ-
tigſte We-
ſen.

Himmels und der Hoͤlle angefuͤhret, ſo
wollen wir uns bemuͤhen die Abſichten, ſo
GOtt bey denſelben hat, zu entdecken, und
ſehen ob wir ſie auf ſeine Haupt-Abſicht,
ſo er bey Erſchaffung der Creaturen ge-
habt, hinaus fuͤhren koͤnnen. Wir haben

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M 5
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[185[181]/0217] §. 35. Weil aber nicht alle Menſchen gleich weit in der Boßheit kommen, ſo koͤnnen auch die Folgen derſelben nicht gleich hart ſeyn. Wer ſeinen Leidenſchafften mehr nachhaͤnget, wird auch mehr Unruhe von denſelben haben, und nach ſeinen Laſtern werden auch die aͤuſſeren Straffen einge- richtet ſeyn. Chriſtus bekraͤfftiget dieſes, wenn er Matth. 11. v. 22. ſpricht: Es wird Tyro und Sidon ertraͤglicher ergehen, als denen, die ſeine Wunder geſehen, und ſei- ne Predigten gehoͤret, und ſich doch nicht gebeſſert. Woraus vollkommen klar iſt, daß der gerechte Ausſpruch unſers Erloͤ- ſers dem einen mehr Straffe als dem an- dern zuerkennen wird. Siehe auch Matth. 10. v. 15. Luc. 12. v. 47. Unter- ſchied der Hoͤllen- Straffen. §. 36. Nachdem wir nun einige Umſtaͤnde des Himmels und der Hoͤlle angefuͤhret, ſo wollen wir uns bemuͤhen die Abſichten, ſo GOtt bey denſelben hat, zu entdecken, und ſehen ob wir ſie auf ſeine Haupt-Abſicht, ſo er bey Erſchaffung der Creaturen ge- habt, hinaus fuͤhren koͤnnen. Wir haben in GOtt be- weiſet ſich bey Him- mel und Hoͤlle als das guͤ- tigſte We- ſen. M 5

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Zitationshilfe: Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbahrung antreffen. Bd. 1. Göttingen, 1741, S. 185[181]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen01_1741/217>, abgerufen am 28.03.2024.