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Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbahrung antreffen. Bd. 1. Göttingen, 1741.

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daß der Jehova der eintzige und lebendige
GOtt sey, und vor allen andern Gotthei-
ten einen Vorzug habe. Dergleichen
aber war in der Vorstellung eines Him-
mels und der Hölle nicht enthalten. Sie
musten also hauptsächlich auf die Regie-
rung der gegenwärtigen Welt gewiesen
und durch das Glück und Unglück, welches
nach ihrem Verhalten über sie verhänget
wurde, und durch die Entdeckung künfti-
ger und geheimer Dinge überzeuget wer-
den, daß Jehova das eintzige höchste We-
sen sey, durch welchen die gantze Welt ent-
standen, und von dessen gnädigen Vorse-
hung alles Glück und Unglück komme.

Der vierte Grund-R
Zu einer Betrachtung über die
Absicht GOttes,
Warum er das Böse nicht allezeit
unmittelbahr strafet.
§. 1.

Man solte dencken, es würde weit
besser um die Welt stehen, wenn
GOtt allezeit das Böse unmittelbahr
strafte. Man solte dencken, es würde als-
denn Tugend und Glück an allen Orten in
der gantzen Welt blühen. Da wir aber
indessen finden, daß der weiseste Schöpfer

die
b 4





daß der Jehova der eintzige und lebendige
GOtt ſey, und vor allen andern Gotthei-
ten einen Vorzug habe. Dergleichen
aber war in der Vorſtellung eines Him-
mels und der Hoͤlle nicht enthalten. Sie
muſten alſo hauptſaͤchlich auf die Regie-
rung der gegenwaͤrtigen Welt gewieſen
und durch das Gluͤck und Ungluͤck, welches
nach ihrem Verhalten uͤber ſie verhaͤnget
wurde, und durch die Entdeckung kuͤnfti-
ger und geheimer Dinge uͤberzeuget wer-
den, daß Jehova das eintzige hoͤchſte We-
ſen ſey, durch welchen die gantze Welt ent-
ſtanden, und von deſſen gnaͤdigen Vorſe-
hung alles Gluͤck und Ungluͤck komme.

Der vierte Grund-R
Zu einer Betrachtung uͤber die
Abſicht GOttes,
Warum er das Boͤſe nicht allezeit
unmittelbahr ſtrafet.
§. 1.

Man ſolte dencken, es wuͤrde weit
beſſer um die Welt ſtehen, wenn
GOtt allezeit das Boͤſe unmittelbahr
ſtrafte. Man ſolte dencken, es wuͤrde als-
denn Tugend und Gluͤck an allen Orten in
der gantzen Welt bluͤhen. Da wir aber
indeſſen finden, daß der weiſeſte Schoͤpfer

die
b 4
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[23/0027] daß der Jehova der eintzige und lebendige GOtt ſey, und vor allen andern Gotthei- ten einen Vorzug habe. Dergleichen aber war in der Vorſtellung eines Him- mels und der Hoͤlle nicht enthalten. Sie muſten alſo hauptſaͤchlich auf die Regie- rung der gegenwaͤrtigen Welt gewieſen und durch das Gluͤck und Ungluͤck, welches nach ihrem Verhalten uͤber ſie verhaͤnget wurde, und durch die Entdeckung kuͤnfti- ger und geheimer Dinge uͤberzeuget wer- den, daß Jehova das eintzige hoͤchſte We- ſen ſey, durch welchen die gantze Welt ent- ſtanden, und von deſſen gnaͤdigen Vorſe- hung alles Gluͤck und Ungluͤck komme. Der vierte Grund-Riß Zu einer Betrachtung uͤber die Abſicht GOttes, Warum er das Boͤſe nicht allezeit unmittelbahr ſtrafet. §. 1. Man ſolte dencken, es wuͤrde weit beſſer um die Welt ſtehen, wenn GOtt allezeit das Boͤſe unmittelbahr ſtrafte. Man ſolte dencken, es wuͤrde als- denn Tugend und Gluͤck an allen Orten in der gantzen Welt bluͤhen. Da wir aber indeſſen finden, daß der weiſeſte Schoͤpfer die b 4

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Zitationshilfe: Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbahrung antreffen. Bd. 1. Göttingen, 1741, S. 23. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen01_1741/27>, abgerufen am 28.03.2024.