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Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbahrung antreffen. Bd. 1. Göttingen, 1741.

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daß die Freude, welche viele an dem Fe-könne an-
genehm
machen.

ste der Geburt Christi empfinden, und das
Vergnügen, so sie über die Weihnachts-
gesänge haben, blos eine Würckung der
Einbildungskraft sey, welche bey die-
sem Feste auf eine undeutliche Art die an-
genehme Empfindung wieder hervor brin-
get, welche wir ehemals bey dem Christ-
geschencke gehabt. Eben diese Einbil-
dungskraft scheinet auch die Ursach zu
seyn, warum uns diejenige Gegend so an-
genehm ist, in welcher wir sind erzogen
worden oder aber eine lange Zeit gewohnt
haben. Denn bey Erblickung derselben
werden auch einigermassen diejenigen
Vorstellungen wieder lebendig gemacht,
welche uns bey unserm Aufenthalt in der-
selben ehemals vergnüget haben. (*)

§. 10.

Hierauf gründe ich nun folgendenDie Ein-
bildungs-
kraft kan
auch so
gar durch

Satz: Die Einbildungskraft kan
uns eine Sache, die wir sonst lieb-
ten, und also der Natur der Seele



gar
(*) Von den Würckungen der Einbildungs-
kraft kan man auch nachlesen des seeligen
BUDDEUS Einleitung in die Moral-
Theologie
I. Theil, Cap. I. Abtheil. V.
§. IX. p.
182.
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daß die Freude, welche viele an dem Fe-koͤnne an-
genehm
machen.

ſte der Geburt Chriſti empfinden, und das
Vergnuͤgen, ſo ſie uͤber die Weihnachts-
geſaͤnge haben, blos eine Wuͤrckung der
Einbildungskraft ſey, welche bey die-
ſem Feſte auf eine undeutliche Art die an-
genehme Empfindung wieder hervor brin-
get, welche wir ehemals bey dem Chriſt-
geſchencke gehabt. Eben dieſe Einbil-
dungskraft ſcheinet auch die Urſach zu
ſeyn, warum uns diejenige Gegend ſo an-
genehm iſt, in welcher wir ſind erzogen
worden oder aber eine lange Zeit gewohnt
haben. Denn bey Erblickung derſelben
werden auch einigermaſſen diejenigen
Vorſtellungen wieder lebendig gemacht,
welche uns bey unſerm Aufenthalt in der-
ſelben ehemals vergnuͤget haben. (*)

§. 10.

Hierauf gruͤnde ich nun folgendenDie Ein-
bildungs-
kraft kan
auch ſo
gar durch

Satz: Die Einbildungskraft kan
uns eine Sache, die wir ſonſt lieb-
ten, und alſo der Natur der Seele



gar
(*) Von den Wuͤrckungen der Einbildungs-
kraft kan man auch nachleſen des ſeeligen
BUDDEUS Einleitung in die Moral-
Theologie
I. Theil, Cap. I. Abtheil. V.
§. IX. p.
182.
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[257[253]/0289] daß die Freude, welche viele an dem Fe- ſte der Geburt Chriſti empfinden, und das Vergnuͤgen, ſo ſie uͤber die Weihnachts- geſaͤnge haben, blos eine Wuͤrckung der Einbildungskraft ſey, welche bey die- ſem Feſte auf eine undeutliche Art die an- genehme Empfindung wieder hervor brin- get, welche wir ehemals bey dem Chriſt- geſchencke gehabt. Eben dieſe Einbil- dungskraft ſcheinet auch die Urſach zu ſeyn, warum uns diejenige Gegend ſo an- genehm iſt, in welcher wir ſind erzogen worden oder aber eine lange Zeit gewohnt haben. Denn bey Erblickung derſelben werden auch einigermaſſen diejenigen Vorſtellungen wieder lebendig gemacht, welche uns bey unſerm Aufenthalt in der- ſelben ehemals vergnuͤget haben. (*) koͤnne an- genehm machen. §. 10. Hierauf gruͤnde ich nun folgenden Satz: Die Einbildungskraft kan uns eine Sache, die wir ſonſt lieb- ten, und alſo der Natur der Seele gar Die Ein- bildungs- kraft kan auch ſo gar durch (*) Von den Wuͤrckungen der Einbildungs- kraft kan man auch nachleſen des ſeeligen BUDDEUS Einleitung in die Moral- Theologie I. Theil, Cap. I. Abtheil. V. §. IX. p. 182. R

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Zitationshilfe: Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbahrung antreffen. Bd. 1. Göttingen, 1741, S. 257[253]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen01_1741/289>, abgerufen am 28.03.2024.