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Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbahrung antreffen. Bd. 1. Göttingen, 1741.

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Sache nicht ein solches Leben und eine sol-
che Kraft gegeben, daß sie die unseeligen
Neigungen, welche unrichtige, undeutli-
che und sinnliche Vorstellungen gezeuget,
gleich in ihrer ersten Gebuhrt ersticket?

§. 13.

Ehe ich hierauf antworte, so ist nöthig,Erster
Vorbe-
reitungs-
Satz:
GOtt
kan keine
wider-
sprechen-
de Dinge
machen.

daß ich vorher einige Sätze aus den Wis-
senschaften der Vernunft entlehne und hier
anführe, damit aus denselben meine Ant-
wort herleiten könne. Der erste ist die-
ser: Die Allmacht GOttes kan die-
jenigen Dinge nicht würcklich ma-
chen, welche einen Widerspruch in
sich enthalten.
Z. E. Er kan kein tro-
ckenes Naß, keine helle Finsterniß, keine
kalte Hitze, kein Viereck, so nur drey Sei-
ten hat, machen. Weil diese Schrift
auch für solche verfertiget wird, welche
nicht studiret haben, so darf ich diese
Wahrheit aus den ersten und gewöhnli-
chen Gründen nicht herleiten, weil ich
sonst denen, die sich in der Metaphysick
nicht umgesehen, unverständlich seyn
würde. Jch will indessen einen andern
Beweiß hersetzen, welcher auch Ungelehr-
ten wird begreiflich seyn.

§. 14.

Ein vollkommener Wille, welchen ei-Beweiß
desselben.

ne unendliche Weisheit regieret, kan mit

sich





Sache nicht ein ſolches Leben und eine ſol-
che Kraft gegeben, daß ſie die unſeeligen
Neigungen, welche unrichtige, undeutli-
che und ſinnliche Vorſtellungen gezeuget,
gleich in ihrer erſten Gebuhrt erſticket?

§. 13.

Ehe ich hierauf antworte, ſo iſt noͤthig,Erſter
Vorbe-
reitungs-
Satz:
GOtt
kan keine
wider-
ſprechen-
de Dinge
machen.

daß ich vorher einige Saͤtze aus den Wiſ-
ſenſchaften der Vernunft entlehne und hier
anfuͤhre, damit aus denſelben meine Ant-
wort herleiten koͤnne. Der erſte iſt die-
ſer: Die Allmacht GOttes kan die-
jenigen Dinge nicht wuͤrcklich ma-
chen, welche einen Widerſpruch in
ſich enthalten.
Z. E. Er kan kein tro-
ckenes Naß, keine helle Finſterniß, keine
kalte Hitze, kein Viereck, ſo nur drey Sei-
ten hat, machen. Weil dieſe Schrift
auch fuͤr ſolche verfertiget wird, welche
nicht ſtudiret haben, ſo darf ich dieſe
Wahrheit aus den erſten und gewoͤhnli-
chen Gruͤnden nicht herleiten, weil ich
ſonſt denen, die ſich in der Metaphyſick
nicht umgeſehen, unverſtaͤndlich ſeyn
wuͤrde. Jch will indeſſen einen andern
Beweiß herſetzen, welcher auch Ungelehr-
ten wird begreiflich ſeyn.

§. 14.

Ein vollkommener Wille, welchen ei-Beweiß
deſſelben.

ne unendliche Weisheit regieret, kan mit

ſich
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[301[297]/0333] Sache nicht ein ſolches Leben und eine ſol- che Kraft gegeben, daß ſie die unſeeligen Neigungen, welche unrichtige, undeutli- che und ſinnliche Vorſtellungen gezeuget, gleich in ihrer erſten Gebuhrt erſticket? §. 13. Ehe ich hierauf antworte, ſo iſt noͤthig, daß ich vorher einige Saͤtze aus den Wiſ- ſenſchaften der Vernunft entlehne und hier anfuͤhre, damit aus denſelben meine Ant- wort herleiten koͤnne. Der erſte iſt die- ſer: Die Allmacht GOttes kan die- jenigen Dinge nicht wuͤrcklich ma- chen, welche einen Widerſpruch in ſich enthalten. Z. E. Er kan kein tro- ckenes Naß, keine helle Finſterniß, keine kalte Hitze, kein Viereck, ſo nur drey Sei- ten hat, machen. Weil dieſe Schrift auch fuͤr ſolche verfertiget wird, welche nicht ſtudiret haben, ſo darf ich dieſe Wahrheit aus den erſten und gewoͤhnli- chen Gruͤnden nicht herleiten, weil ich ſonſt denen, die ſich in der Metaphyſick nicht umgeſehen, unverſtaͤndlich ſeyn wuͤrde. Jch will indeſſen einen andern Beweiß herſetzen, welcher auch Ungelehr- ten wird begreiflich ſeyn. Erſter Vorbe- reitungs- Satz: GOtt kan keine wider- ſprechen- de Dinge machen. §. 14. Ein vollkommener Wille, welchen ei- ne unendliche Weisheit regieret, kan mit ſich Beweiß deſſelben.

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Zitationshilfe: Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbahrung antreffen. Bd. 1. Göttingen, 1741, S. 301[297]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen01_1741/333>, abgerufen am 24.04.2024.