Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbahrung antreffen. Bd. 1. Göttingen, 1741.

Bild:
<< vorherige Seite




§. 8.

Weil GOtt heilig ist, so hat er eineGOtt lie-
bet die gu-
ten und
hasset die
bösen
Hand-
lungen.

unendliche Neigung alles so vollkommen
und schön in der Welt zu machen, als
durch weise Mittel möglich ist. Es ist
daher unmöglich, daß sich diese Begier-
de nicht äussern solte in den zusammen-
hangenden Handlungen freyer Creatu-
ren. Vermöge seiner Heiligkeit wird
er also nur diejenigen freyen Handlun-
gen lieben, welche die Welt vollkomme-
ner und glücklicher machen, welche aber
Unvollkommenheiten in die Welt hinein-
bringen, die wird er nothwendig hassen
müssen, weil ihm eine unvollkommenere
Welt nicht so viel Vergnügen geben
kan, als eine Welt, welche in allen
Stücken mit den angenehmsten Voll-
kommenheiten ausgezieret ist. Da nun
GOtt die gröste Weißheit besitzt, so kan
er es auch an Mitteln nicht fehlen lassen, sei-
ne Absichten zu erhalten. Unter die
Mittel, wodurch diejenigen freyen Hand-
lungen befördert werden, welche die Voll-



kom-
noch den Seelen, noch andern Sachen,
welche man als einfache Dinge betrach-
tet, zu sagen, daß sie schön sind, sondern
man nennet sie, ein jedes nach seiner Art,
vollkommen.
Y 3




§. 8.

Weil GOtt heilig iſt, ſo hat er eineGOtt lie-
bet die gu-
ten und
haſſet die
boͤſen
Hand-
lungen.

unendliche Neigung alles ſo vollkommen
und ſchoͤn in der Welt zu machen, als
durch weiſe Mittel moͤglich iſt. Es iſt
daher unmoͤglich, daß ſich dieſe Begier-
de nicht aͤuſſern ſolte in den zuſammen-
hangenden Handlungen freyer Creatu-
ren. Vermoͤge ſeiner Heiligkeit wird
er alſo nur diejenigen freyen Handlun-
gen lieben, welche die Welt vollkomme-
ner und gluͤcklicher machen, welche aber
Unvollkommenheiten in die Welt hinein-
bringen, die wird er nothwendig haſſen
muͤſſen, weil ihm eine unvollkommenere
Welt nicht ſo viel Vergnuͤgen geben
kan, als eine Welt, welche in allen
Stuͤcken mit den angenehmſten Voll-
kommenheiten ausgezieret iſt. Da nun
GOtt die groͤſte Weißheit beſitzt, ſo kan
er es auch an Mitteln nicht fehlen laſſen, ſei-
ne Abſichten zu erhalten. Unter die
Mittel, wodurch diejenigen freyen Hand-
lungen befoͤrdert werden, welche die Voll-



kom-
noch den Seelen, noch andern Sachen,
welche man als einfache Dinge betrach-
tet, zu ſagen, daß ſie ſchoͤn ſind, ſondern
man nennet ſie, ein jedes nach ſeiner Art,
vollkommen.
Y 3
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0373" n="341[337]"/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 8.</head><lb/>
            <p>Weil GOtt heilig i&#x017F;t, &#x017F;o hat er eine<note place="right">GOtt lie-<lb/>
bet die gu-<lb/>
ten und<lb/>
ha&#x017F;&#x017F;et die<lb/>
bo&#x0364;&#x017F;en<lb/>
Hand-<lb/>
lungen.</note><lb/>
unendliche Neigung alles &#x017F;o vollkommen<lb/>
und &#x017F;cho&#x0364;n in der Welt zu machen, als<lb/>
durch wei&#x017F;e Mittel mo&#x0364;glich i&#x017F;t. Es i&#x017F;t<lb/>
daher unmo&#x0364;glich, daß &#x017F;ich die&#x017F;e Begier-<lb/>
de nicht a&#x0364;u&#x017F;&#x017F;ern &#x017F;olte in den zu&#x017F;ammen-<lb/>
hangenden Handlungen freyer Creatu-<lb/>
ren. Vermo&#x0364;ge &#x017F;einer Heiligkeit wird<lb/>
er al&#x017F;o nur diejenigen freyen Handlun-<lb/>
gen lieben, welche die Welt vollkomme-<lb/>
ner und glu&#x0364;cklicher machen, welche aber<lb/>
Unvollkommenheiten in die Welt hinein-<lb/>
bringen, die wird er nothwendig ha&#x017F;&#x017F;en<lb/>
mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en, weil ihm eine unvollkommenere<lb/>
Welt nicht &#x017F;o viel Vergnu&#x0364;gen geben<lb/>
kan, als eine Welt, welche in allen<lb/>
Stu&#x0364;cken mit den angenehm&#x017F;ten Voll-<lb/>
kommenheiten ausgezieret i&#x017F;t. Da nun<lb/>
GOtt die gro&#x0364;&#x017F;te Weißheit be&#x017F;itzt, &#x017F;o kan<lb/>
er es auch an Mitteln nicht fehlen la&#x017F;&#x017F;en, &#x017F;ei-<lb/>
ne Ab&#x017F;ichten zu erhalten. Unter die<lb/>
Mittel, wodurch diejenigen freyen Hand-<lb/>
lungen befo&#x0364;rdert werden, welche die Voll-<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">Y 3</fw><fw place="bottom" type="catch">kom-</fw><lb/><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/><note xml:id="a36" prev="#a35" place="foot" n="(*)">noch den Seelen, noch andern Sachen,<lb/>
welche man als einfache Dinge betrach-<lb/>
tet, zu &#x017F;agen, daß &#x017F;ie &#x017F;cho&#x0364;n &#x017F;ind, &#x017F;ondern<lb/>
man nennet &#x017F;ie, ein jedes nach &#x017F;einer Art,<lb/>
vollkommen.</note><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[341[337]/0373] §. 8. Weil GOtt heilig iſt, ſo hat er eine unendliche Neigung alles ſo vollkommen und ſchoͤn in der Welt zu machen, als durch weiſe Mittel moͤglich iſt. Es iſt daher unmoͤglich, daß ſich dieſe Begier- de nicht aͤuſſern ſolte in den zuſammen- hangenden Handlungen freyer Creatu- ren. Vermoͤge ſeiner Heiligkeit wird er alſo nur diejenigen freyen Handlun- gen lieben, welche die Welt vollkomme- ner und gluͤcklicher machen, welche aber Unvollkommenheiten in die Welt hinein- bringen, die wird er nothwendig haſſen muͤſſen, weil ihm eine unvollkommenere Welt nicht ſo viel Vergnuͤgen geben kan, als eine Welt, welche in allen Stuͤcken mit den angenehmſten Voll- kommenheiten ausgezieret iſt. Da nun GOtt die groͤſte Weißheit beſitzt, ſo kan er es auch an Mitteln nicht fehlen laſſen, ſei- ne Abſichten zu erhalten. Unter die Mittel, wodurch diejenigen freyen Hand- lungen befoͤrdert werden, welche die Voll- kom- (*) GOtt lie- bet die gu- ten und haſſet die boͤſen Hand- lungen. (*) noch den Seelen, noch andern Sachen, welche man als einfache Dinge betrach- tet, zu ſagen, daß ſie ſchoͤn ſind, ſondern man nennet ſie, ein jedes nach ſeiner Art, vollkommen. Y 3

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen01_1741
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen01_1741/373
Zitationshilfe: Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbahrung antreffen. Bd. 1. Göttingen, 1741, S. 341[337]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen01_1741/373>, abgerufen am 20.04.2024.