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Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbahrung antreffen. Bd. 1. Göttingen, 1741.

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kommenheiten der Welt vermehren, ge-
hören auch die Gesetze, welche die guten
und bösen Handlungen anzeigen, jene
befehlen, diese verbieten, und den Ver-
ehrern dieser Gesetze Belohnungen ver-
sprechen, den Verächtern aber Strafe
dreuen.

§. 9.
Die Ab-
sicht gött-
licher Ge-
setze.

Man begreiffe hieraus die Absicht al-
ler Gesetze, so der Schöpfer den freyen
Creaturen gegeben. Er suchet ihnen da-
durch keine Last aufzulegen, sondern nur
dasjenige vorzuschreiben, was die Welt
vollkommen und sie glücklich macht:
Für demjenigen aber zu warnen, was
der Welt und ihrer Wolfahrt nachthei-
lig ist. Man gehe alle göttliche Gesetze
durch und untersuche, ob man ein eintzi-
ges findet, bey welchem sich diese gütige
Absicht nicht zeiget. Warum verbietet
GOtt Geitz, Haß, Hochmuth, Todt-
schlag, Ehebruch, Diebstahl, Verleum-
dung? Sind dieses nicht Dinge, wel-
che die Ruhe und das Vergnügen der
menschlichen Gesellschaft stöhren? War-
um dringet er aber darauf, daß wir ihn
über alles und unsern Nechsten als uns
selbst lieben und daß wir den Verstand
bauen, den Willen bessern und den Leib
erhalten sollen? Es wird niemand leug-

nen





kommenheiten der Welt vermehren, ge-
hoͤren auch die Geſetze, welche die guten
und boͤſen Handlungen anzeigen, jene
befehlen, dieſe verbieten, und den Ver-
ehrern dieſer Geſetze Belohnungen ver-
ſprechen, den Veraͤchtern aber Strafe
dreuen.

§. 9.
Die Ab-
ſicht goͤtt-
licher Ge-
ſetze.

Man begreiffe hieraus die Abſicht al-
ler Geſetze, ſo der Schoͤpfer den freyen
Creaturen gegeben. Er ſuchet ihnen da-
durch keine Laſt aufzulegen, ſondern nur
dasjenige vorzuſchreiben, was die Welt
vollkommen und ſie gluͤcklich macht:
Fuͤr demjenigen aber zu warnen, was
der Welt und ihrer Wolfahrt nachthei-
lig iſt. Man gehe alle goͤttliche Geſetze
durch und unterſuche, ob man ein eintzi-
ges findet, bey welchem ſich dieſe guͤtige
Abſicht nicht zeiget. Warum verbietet
GOtt Geitz, Haß, Hochmuth, Todt-
ſchlag, Ehebruch, Diebſtahl, Verleum-
dung? Sind dieſes nicht Dinge, wel-
che die Ruhe und das Vergnuͤgen der
menſchlichen Geſellſchaft ſtoͤhren? War-
um dringet er aber darauf, daß wir ihn
uͤber alles und unſern Nechſten als uns
ſelbſt lieben und daß wir den Verſtand
bauen, den Willen beſſern und den Leib
erhalten ſollen? Es wird niemand leug-

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[342[338]/0374] kommenheiten der Welt vermehren, ge- hoͤren auch die Geſetze, welche die guten und boͤſen Handlungen anzeigen, jene befehlen, dieſe verbieten, und den Ver- ehrern dieſer Geſetze Belohnungen ver- ſprechen, den Veraͤchtern aber Strafe dreuen. §. 9. Man begreiffe hieraus die Abſicht al- ler Geſetze, ſo der Schoͤpfer den freyen Creaturen gegeben. Er ſuchet ihnen da- durch keine Laſt aufzulegen, ſondern nur dasjenige vorzuſchreiben, was die Welt vollkommen und ſie gluͤcklich macht: Fuͤr demjenigen aber zu warnen, was der Welt und ihrer Wolfahrt nachthei- lig iſt. Man gehe alle goͤttliche Geſetze durch und unterſuche, ob man ein eintzi- ges findet, bey welchem ſich dieſe guͤtige Abſicht nicht zeiget. Warum verbietet GOtt Geitz, Haß, Hochmuth, Todt- ſchlag, Ehebruch, Diebſtahl, Verleum- dung? Sind dieſes nicht Dinge, wel- che die Ruhe und das Vergnuͤgen der menſchlichen Geſellſchaft ſtoͤhren? War- um dringet er aber darauf, daß wir ihn uͤber alles und unſern Nechſten als uns ſelbſt lieben und daß wir den Verſtand bauen, den Willen beſſern und den Leib erhalten ſollen? Es wird niemand leug- nen

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Zitationshilfe: Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbahrung antreffen. Bd. 1. Göttingen, 1741, S. 342[338]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen01_1741/374>, abgerufen am 25.04.2024.