Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbahrung antreffen. Bd. 1. Göttingen, 1741.

Bild:
<< vorherige Seite





alle Winckel mit den angenehmsten Zier-
rathen angefüllet, und in welcher alle
freye Creaturen dahin streben, daß durch
ihre Handlungen keine Unordnung und
Unvollkommenheit verursacht, sondern
vielmehr Ordnung und Schönheit erhal-
ten und vermehret werde? Die Gerech-
tigkeit GOttes muß derowegen nothwen-
dig auf das genaueste über die Gesetze
halten. Kommen die freyen Geschöpfe
denselben nach, so ist es unmöglich, daß
GOtt nicht auch solte fortfahren zum
Besten der Welt und seiner Geschöpfe
zu würcken, und müssen daher selbige
nothwendig in einen GOtt ähnlichen d. i.
allerseeligsten Zustand gerathen, welcher
als die Belohnung für ihre Arbeit kan
angesehen werden.

§. 12.

Wie wird sich aber GOtt vermögeWie die
göttliche
Gerech-
tigkeit sich
gegen die
Bösen
verhalte.

seiner Gerechtigkeit verhalten müssen,
wenn die freyen Geschöpfe die heiligsten
Gesetze muthwillig übertreten, und sich
Begierden überlassen, welche nur auf
Unordnung und Unheil abzielen? Ein je-
der wird leicht begreiffen, daß man Gott
Weißheit und Güte udn folglich auch die
Gerechtigkeit absprechen müste, wenn man
glauben wolte, er könte dieses mit gleich-
gültigen Augen ansehen. Es ist daher

noth-
Y 5





alle Winckel mit den angenehmſten Zier-
rathen angefuͤllet, und in welcher alle
freye Creaturen dahin ſtreben, daß durch
ihre Handlungen keine Unordnung und
Unvollkommenheit verurſacht, ſondern
vielmehr Ordnung und Schoͤnheit erhal-
ten und vermehret werde? Die Gerech-
tigkeit GOttes muß derowegen nothwen-
dig auf das genaueſte uͤber die Geſetze
halten. Kommen die freyen Geſchoͤpfe
denſelben nach, ſo iſt es unmoͤglich, daß
GOtt nicht auch ſolte fortfahren zum
Beſten der Welt und ſeiner Geſchoͤpfe
zu wuͤrcken, und muͤſſen daher ſelbige
nothwendig in einen GOtt aͤhnlichen d. i.
allerſeeligſten Zuſtand gerathen, welcher
als die Belohnung fuͤr ihre Arbeit kan
angeſehen werden.

§. 12.

Wie wird ſich aber GOtt vermoͤgeWie die
goͤttliche
Gerech-
tigkeit ſich
gegen die
Boͤſen
verhalte.

ſeiner Gerechtigkeit verhalten muͤſſen,
wenn die freyen Geſchoͤpfe die heiligſten
Geſetze muthwillig uͤbertreten, und ſich
Begierden uͤberlaſſen, welche nur auf
Unordnung und Unheil abzielen? Ein je-
der wird leicht begreiffen, daß man Gott
Weißheit und Guͤte udn folglich auch die
Gerechtigkeit abſprechen muͤſte, wenn man
glauben wolte, er koͤnte dieſes mit gleich-
guͤltigen Augen anſehen. Es iſt daher

noth-
Y 5
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0377" n="345[341]"/><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
alle Winckel mit den angenehm&#x017F;ten Zier-<lb/>
rathen angefu&#x0364;llet, und in welcher alle<lb/>
freye Creaturen dahin &#x017F;treben, daß durch<lb/>
ihre Handlungen keine Unordnung und<lb/>
Unvollkommenheit verur&#x017F;acht, &#x017F;ondern<lb/>
vielmehr Ordnung und Scho&#x0364;nheit erhal-<lb/>
ten und vermehret werde? Die Gerech-<lb/>
tigkeit GOttes muß derowegen nothwen-<lb/>
dig auf das genaue&#x017F;te u&#x0364;ber die Ge&#x017F;etze<lb/>
halten. Kommen die freyen Ge&#x017F;cho&#x0364;pfe<lb/>
den&#x017F;elben nach, &#x017F;o i&#x017F;t es unmo&#x0364;glich, daß<lb/>
GOtt nicht auch &#x017F;olte fortfahren zum<lb/>
Be&#x017F;ten der Welt und &#x017F;einer Ge&#x017F;cho&#x0364;pfe<lb/>
zu wu&#x0364;rcken, und mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en daher &#x017F;elbige<lb/>
nothwendig in einen GOtt a&#x0364;hnlichen d. i.<lb/>
aller&#x017F;eelig&#x017F;ten Zu&#x017F;tand gerathen, welcher<lb/>
als die Belohnung fu&#x0364;r ihre Arbeit kan<lb/>
ange&#x017F;ehen werden.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 12.</head><lb/>
            <p>Wie wird &#x017F;ich aber GOtt vermo&#x0364;ge<note place="right">Wie die<lb/>
go&#x0364;ttliche<lb/>
Gerech-<lb/>
tigkeit &#x017F;ich<lb/>
gegen die<lb/>
Bo&#x0364;&#x017F;en<lb/>
verhalte.</note><lb/>
&#x017F;einer Gerechtigkeit verhalten mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en,<lb/>
wenn die freyen Ge&#x017F;cho&#x0364;pfe die heilig&#x017F;ten<lb/>
Ge&#x017F;etze muthwillig u&#x0364;bertreten, und &#x017F;ich<lb/>
Begierden u&#x0364;berla&#x017F;&#x017F;en, welche nur auf<lb/>
Unordnung und Unheil abzielen? Ein je-<lb/>
der wird leicht begreiffen, daß man Gott<lb/>
Weißheit und Gu&#x0364;te udn folglich auch die<lb/>
Gerechtigkeit ab&#x017F;prechen mu&#x0364;&#x017F;te, wenn man<lb/>
glauben wolte, er ko&#x0364;nte die&#x017F;es mit gleich-<lb/>
gu&#x0364;ltigen Augen an&#x017F;ehen. Es i&#x017F;t daher<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">Y 5</fw><fw place="bottom" type="catch">noth-</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[345[341]/0377] alle Winckel mit den angenehmſten Zier- rathen angefuͤllet, und in welcher alle freye Creaturen dahin ſtreben, daß durch ihre Handlungen keine Unordnung und Unvollkommenheit verurſacht, ſondern vielmehr Ordnung und Schoͤnheit erhal- ten und vermehret werde? Die Gerech- tigkeit GOttes muß derowegen nothwen- dig auf das genaueſte uͤber die Geſetze halten. Kommen die freyen Geſchoͤpfe denſelben nach, ſo iſt es unmoͤglich, daß GOtt nicht auch ſolte fortfahren zum Beſten der Welt und ſeiner Geſchoͤpfe zu wuͤrcken, und muͤſſen daher ſelbige nothwendig in einen GOtt aͤhnlichen d. i. allerſeeligſten Zuſtand gerathen, welcher als die Belohnung fuͤr ihre Arbeit kan angeſehen werden. §. 12. Wie wird ſich aber GOtt vermoͤge ſeiner Gerechtigkeit verhalten muͤſſen, wenn die freyen Geſchoͤpfe die heiligſten Geſetze muthwillig uͤbertreten, und ſich Begierden uͤberlaſſen, welche nur auf Unordnung und Unheil abzielen? Ein je- der wird leicht begreiffen, daß man Gott Weißheit und Guͤte udn folglich auch die Gerechtigkeit abſprechen muͤſte, wenn man glauben wolte, er koͤnte dieſes mit gleich- guͤltigen Augen anſehen. Es iſt daher noth- Wie die goͤttliche Gerech- tigkeit ſich gegen die Boͤſen verhalte. Y 5

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen01_1741
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen01_1741/377
Zitationshilfe: Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbahrung antreffen. Bd. 1. Göttingen, 1741, S. 345[341]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen01_1741/377>, abgerufen am 25.04.2024.