Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbahrung antreffen. Bd. 1. Göttingen, 1741.

Bild:
<< vorherige Seite
nächste Seite >>



setzt, daß sie nunmehr ehender in eine un-
ordentliche Bewegung konte gesetzt wer-
den, und zu neuen Proben des Unge-
horsams geneigter war. Denn dieses
bringet die Natur freyer Geschöpfe mit
sich, daß sie leichter in eine gewisse Be-
wegung gesetzt werden, wenn sie dersel-
ben einmal Raum gegeben, besonders
wenn sie durch die Sinne entstanden
und sehr starck gewesen.

Jst jemand erst einmal zu einer Sün-
de verleitet worden, so fällt er insgemein
das zweytemal leichter hinein. Da also
die ersten Menschen sich einmal von der
Sünde überwinden lassen, hatten sie die
Herrschaft über sich selbst verlohren, und
wurden unseelige Sclaven unordentlicher
Neigungen. Unordentliche Bewegun-
gen des Gemüths hindern den rechten
Gebrauch des Verstandes. Was ist
es demnach Wunder? wenn selbiger auch
bey dem ersten Menschen durch seinen
Fall verdunckelt wurde? Siehe Ephes.
Cap. 4. v. 18.

§. 15.
Folgen
der Sün-
de in dem
Leibe des
ersten
Men-
schen.

Unordentliche Neigungen setzen die
Seele in tausend Unruhe. Diese aber
ist dem Leibe ein Gift, und hindert des-
sen Würckungen, so zur Gesundheit nö-
thig sind, und machen daher denselben

hin-



ſetzt, daß ſie nunmehr ehender in eine un-
ordentliche Bewegung konte geſetzt wer-
den, und zu neuen Proben des Unge-
horſams geneigter war. Denn dieſes
bringet die Natur freyer Geſchoͤpfe mit
ſich, daß ſie leichter in eine gewiſſe Be-
wegung geſetzt werden, wenn ſie derſel-
ben einmal Raum gegeben, beſonders
wenn ſie durch die Sinne entſtanden
und ſehr ſtarck geweſen.

Jſt jemand erſt einmal zu einer Suͤn-
de verleitet worden, ſo faͤllt er insgemein
das zweytemal leichter hinein. Da alſo
die erſten Menſchen ſich einmal von der
Suͤnde uͤberwinden laſſen, hatten ſie die
Herrſchaft uͤber ſich ſelbſt verlohren, und
wurden unſeelige Sclaven unordentlicher
Neigungen. Unordentliche Bewegun-
gen des Gemuͤths hindern den rechten
Gebrauch des Verſtandes. Was iſt
es demnach Wunder? wenn ſelbiger auch
bey dem erſten Menſchen durch ſeinen
Fall verdunckelt wurde? Siehe Epheſ.
Cap. 4. v. 18.

§. 15.
Folgen
der Suͤn-
de in dem
Leibe des
erſten
Men-
ſchen.

Unordentliche Neigungen ſetzen die
Seele in tauſend Unruhe. Dieſe aber
iſt dem Leibe ein Gift, und hindert deſ-
ſen Wuͤrckungen, ſo zur Geſundheit noͤ-
thig ſind, und machen daher denſelben

hin-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0380" n="348[344]"/><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
&#x017F;etzt, daß &#x017F;ie nunmehr ehender in eine un-<lb/>
ordentliche Bewegung konte ge&#x017F;etzt wer-<lb/>
den, und zu neuen Proben des Unge-<lb/>
hor&#x017F;ams geneigter war. Denn die&#x017F;es<lb/>
bringet die Natur freyer Ge&#x017F;cho&#x0364;pfe mit<lb/>
&#x017F;ich, daß &#x017F;ie leichter in eine gewi&#x017F;&#x017F;e Be-<lb/>
wegung ge&#x017F;etzt werden, wenn &#x017F;ie der&#x017F;el-<lb/>
ben einmal Raum gegeben, be&#x017F;onders<lb/>
wenn &#x017F;ie durch die Sinne ent&#x017F;tanden<lb/>
und &#x017F;ehr &#x017F;tarck gewe&#x017F;en.</p><lb/>
            <p>J&#x017F;t jemand er&#x017F;t einmal zu einer Su&#x0364;n-<lb/>
de verleitet worden, &#x017F;o fa&#x0364;llt er insgemein<lb/>
das zweytemal leichter hinein. Da al&#x017F;o<lb/>
die er&#x017F;ten Men&#x017F;chen &#x017F;ich einmal von der<lb/>
Su&#x0364;nde u&#x0364;berwinden la&#x017F;&#x017F;en, hatten &#x017F;ie die<lb/>
Herr&#x017F;chaft u&#x0364;ber &#x017F;ich &#x017F;elb&#x017F;t verlohren, und<lb/>
wurden un&#x017F;eelige Sclaven unordentlicher<lb/>
Neigungen. Unordentliche Bewegun-<lb/>
gen des Gemu&#x0364;ths hindern den rechten<lb/>
Gebrauch des Ver&#x017F;tandes. Was i&#x017F;t<lb/>
es demnach Wunder? wenn &#x017F;elbiger auch<lb/>
bey dem er&#x017F;ten Men&#x017F;chen durch &#x017F;einen<lb/>
Fall verdunckelt wurde? Siehe Ephe&#x017F;.<lb/>
Cap. 4. v. 18.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 15.</head><lb/>
            <note place="left">Folgen<lb/>
der Su&#x0364;n-<lb/>
de in dem<lb/>
Leibe des<lb/>
er&#x017F;ten<lb/>
Men-<lb/>
&#x017F;chen.</note>
            <p>Unordentliche Neigungen &#x017F;etzen die<lb/>
Seele in tau&#x017F;end Unruhe. Die&#x017F;e aber<lb/>
i&#x017F;t dem Leibe ein Gift, und hindert de&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en Wu&#x0364;rckungen, &#x017F;o zur Ge&#x017F;undheit no&#x0364;-<lb/>
thig &#x017F;ind, und machen daher den&#x017F;elben<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">hin-</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[348[344]/0380] ſetzt, daß ſie nunmehr ehender in eine un- ordentliche Bewegung konte geſetzt wer- den, und zu neuen Proben des Unge- horſams geneigter war. Denn dieſes bringet die Natur freyer Geſchoͤpfe mit ſich, daß ſie leichter in eine gewiſſe Be- wegung geſetzt werden, wenn ſie derſel- ben einmal Raum gegeben, beſonders wenn ſie durch die Sinne entſtanden und ſehr ſtarck geweſen. Jſt jemand erſt einmal zu einer Suͤn- de verleitet worden, ſo faͤllt er insgemein das zweytemal leichter hinein. Da alſo die erſten Menſchen ſich einmal von der Suͤnde uͤberwinden laſſen, hatten ſie die Herrſchaft uͤber ſich ſelbſt verlohren, und wurden unſeelige Sclaven unordentlicher Neigungen. Unordentliche Bewegun- gen des Gemuͤths hindern den rechten Gebrauch des Verſtandes. Was iſt es demnach Wunder? wenn ſelbiger auch bey dem erſten Menſchen durch ſeinen Fall verdunckelt wurde? Siehe Epheſ. Cap. 4. v. 18. §. 15. Unordentliche Neigungen ſetzen die Seele in tauſend Unruhe. Dieſe aber iſt dem Leibe ein Gift, und hindert deſ- ſen Wuͤrckungen, ſo zur Geſundheit noͤ- thig ſind, und machen daher denſelben hin-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen01_1741
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen01_1741/380
Zitationshilfe: Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbahrung antreffen. Bd. 1. Göttingen, 1741, S. 348[344]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen01_1741/380>, abgerufen am 24.04.2024.